KVW Aktuell

Die Inflation ist ein Problem

Die Preissteigerungen und ihre Folgen
Werner Atz
KVW Geschäftsführer
Die Inflation hat kaum mehr gekannte Höhen erreicht. 6,8 Prozent wurden in der Stadt Bozen im vergangenen Februar gemessen, auch im restlichen Land ist die Rate hoch – und keine Besserung in Sicht. Grund sind die hohen Preise für Treibstoffe, Strom und Gas, Lebensmittel und Baumaterialien.
Was erst einmal nur eine Zahl ist, hat große Auswirkungen auf das Leben der Menschen und der Familien. Die hohe Inflation verringert die Kaufkraft der Löhne und greift auch die Ersparnisse an, welche wegen der Nullzinspolitik de facto stetig kleiner werden. Die Menschen leiden also doppelt unter der hohen Teuerungsrate, und je niedriger das Einkommen, desto gravierender die Auswirkungen.
Die Politik muss gegensteuern
Die Politik ist aufgefordert, Menschen, die ob der rapide steigenden Preise in Not geraten sind, finanziell zu unterstützen. Weiters ist es notwendig, die Kinderbetreuung auszubauen, um vor allem Eltern die Möglichkeit zu geben, berufstätig zu sein.
Die Preissteigerungen haben auch Auswirkungen auf das Sparverhalten, auf die Möglichkeit, sich einen Notgroschen zur Seite zu legen. Fast die Hälfte der Südtiroler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer glaubt nicht, dass sie im kommenden Jahr etwas ansparen kann, hat das Arbeitsförderungsinstitut AFI ermittelt. Teilzeit-Arbeitnehmer:innen sind hier besonders betroffen.
Die territorialen Kollektivverträge müssen schnellstens neu verhandelt werden und die Arbeitnehmer:innen ein höheres Gehalt, einen höheren Lohn erhalten, um mit den großen Preissteigerungen mithalten zu können. Wir müssen verhindern, dass die Inflations-Krise zu einer sozialen Krise wird!
TEXT: Werner Atz

KVW Aktuell

Ein Leben in Würde für alle

Mehr Emanzipation mit einem Grundeinkommen
Das Logo der 
Europäischen Bürgerinitiative „Bedingungsloses Grundeinkommen“ - FOTO: ebi-grundeinkommen.de.
Bei internationalen Treffen von KVW und KAB (Katholische Arbeiter-Bewegungen) wird seit Jahren auf die Notwendigkeit der Einführung eines Grundeinkommens hingewiesen – ohne Knüpfung an Bedingungen.
Maria Kußtatscher,
Landesvorsitzende der KVW Senioren
KAB, Gewerkschaften, Wirtschaftsfachleute und Universitäten arbeiten zusammen mit den Netzwerken der Europäischen Initiative zum Grundeinkommen. Die Ziele sind Existenzsicherung für alle, Verhinderung von Armut, Befreiung von Abhängigkeiten, in Würde leben können.
Die Einführung eines Grundeinkommens könnte eine Existenzgrundlage sein in Zeiten prekärer Jobs und brüchiger Karrieren. Es braucht neue soziale Netze, und es wäre genug für alle da. Die Finanzierbarkeit des Grundeinkommens wäre möglich durch gerechtere Steuern. Zur Zeit wird die Arbeit am höchsten besteuert.
Arbeit ist nicht nur Lohnarbeit
Wer meint, dass das Grundeinkommen eine Prämie fürs Faulenzen wäre, der soll vor allem an die vielen Frauen denken, die für die meiste Arbeit, die sie leisten, gar keine Vergütung bekommen und keine Altersabsicherung haben. Der Denkfehler besteht darin, dass die meisten Leute beim Thema Arbeit nur an die Lohnarbeit denken und nicht an die vielen nützlichen und notwendigen Tätigkeiten, wie etwa im Haushalt oder bei der Erziehung, Pflege und Betreuung.
Die Forderung nach einer Vollzeit-Berufstätigkeit für möglichst alle Erwerbsfähigen ist überholt. Auch das „Recht auf Arbeit“ ist nicht zu halten, jedoch das Recht auf Einkommen für alle, damit jede und jeder in Würde leben kann.
Wenn immer mehr Vollzeitbeschäftigte nicht so viel verdienen, dass sie in Würde leben oder gar eine Familie erhalten können, dann muss klar werden: Es braucht dringend ein radikales Umdenken und Veränderungen.
Ressourcen schonen
Die Lohnarbeit geht stark zurück durch die Automatisierung und Digitalisierung, und vor allem durch die künstliche Intelligenz. Es ist ökologisch nicht erstrebenswert, möglichst alle Arbeitsfähigen in Vollzeit und ein Leben lang in Arbeitsprozesse zu drängen. Es ist nicht verantwortbar, mehr zu produzieren als notwendig ist und mehr zu konsumieren. Das würde uns nicht guttun, und dadurch würde das Vergeuden von Ressourcen noch mehr gefördert werden. Papst Franziskus schreibt auf Seite 169 in seinem Buch „Wage zu träumen“: „Durch die Bereitstellung eines Grundeinkommens befreien und befähigen wir Menschen, in würdiger Weise für die Gemeinschaft zu arbeiten.“
Die Triade der Arbeit
Die KAB Deutschland spricht von der Triade der Arbeit: „Erwerbsarbeit – Familienarbeit – Arbeiten für die Gemeinschaft“. Für die berufliche Erwerbsarbeit wird laut Statistik nur ein Drittel der Zeit investiert. Viele Menschen arbeiten mit Freude für die Familie, in Sorge-Berufen und in freiwilligen Arbeiten für die Gemeinschaft.
Armut im Alter auffangen
Wir brauchen ein existenzsicherndes Grundeinkommen auch für das Alter, damit die Menschen nicht Angst haben müssen, wie sie mit ihrer Mindestrente leben können, besonders jetzt, wo vieles teurer wird. Das wäre auch die Emanzipation für viele Frauen und für Menschen mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit.
In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen 1948 wird das Recht aller auf ein Leben in Würde festgehalten. Das heißt: Nahrung, Wohnung, Bildung, Gesundheitsbetreuung, soziale Absicherung, gesellschaftliche Teilhabe.
Die Unterschriftenaktion der Europäischen Bürgerinitiative an die EU wird noch fortgesetzt:
www.ebi-grundeinkommen.de.
TEXT: Maria Kusstatscher