Thema
Philipp und Peter

Zwei Männer, ein Hof, ein Projekt und Südtiroler Beef

Rund um das Thema Südtiroler Fleisch ist die Redaktion auf das Netzwerk von Kaufmann Peter Foppa von der Firma Foppa sowie Bauer und Metzger Philipp Lobis vom Landmannhof am Ritten gestoßen. Aus einer wunderbaren Symbiose von Unternehmertum, Bauer, Produzent und der Nachfrage am Fleischmarkt hat daraus ein ganz eigenes Geschäftsfeld entwickelt.
Philipp Lobis und das Maremma-Rind - FOTO: effektiv Wolfgang Prast
Philipp Lobis im Kurzportrait
Jahrgang:
1987
Ihr Lebensmotto ist:
Nie den Mut verlieren, irgendwie geht es immer weiter.
Ihr Lieblingsort:
Mein Landmannhof
Ihr Beruf:
BEEF-Farmer und Metzger mit Leidenschaft
Ihr Lieblingsmensch:
Meine Partnerin Isabella
Ihr Lieblingslebensmittel:
Ein großes Stück Rindfleisch
Ihr Lieblingsgemüse:
Philipp schenkt uns sein schönstes Metzgerlachen und meint: Natürlich Rindfleisch
Ihre Lieblingsgewürz:
Pfeffer
Ihr Lieblingsessen:
Gulasch von der Rinderzunge
Peter Foppa im Kurzportrait
Peter Foppa - FOTO: Foppa
Jahrgang:
1979
Ihr Lebensmotto ist:
Immer weiter!
Ihr Lieblingsort:
In der Firma Foppa und auf dem Segelboot
Ihr Beruf:
Kaufmann mit Leidenschaft
Ihre Lieblingsmenschen:
Meine Frau Alexandra und meine drei Kinder
Ihr Lieblingslebensmittel:
Käse – und hier alle Käse
Ihr Lieblingsgemüse:
Spinat
Ihre Lieblingsgewürz:
Wacholderbeeren im Gin Tonic
Ihr Lieblingsessen:
Seppiolina-Burger
Philipp Lobis im Interview
Was war Ihr Schlüsselerlebnis, um Beef Farmer zu werden?
Die Begeisterung für Fleisch war immer schon vorhanden.
Bei Ihnen stehen weiße Riesen am Hof. Wie kann man das verstehen?
„Hier ist alles etwas größer außer deine Partnerin“ bekomme ich schon öfters zu hören. Aber das, was Sie meinen, sind unsere Chianina-Rinder. Sie haben ihren Ursprung in der Toskana und den Namen vom Chiana-Tal. Das Chianina-Rind ist die größte Rinderrasse der Welt. Die Schulterhöhe der Bullen kann bis zu 1,80 Meter betragen. Und das Gewicht von 1.400 bis 1.600 Kilogramm reichen. Weibliche Tiere sind etwas kleiner, wobei auch sie ein Gewicht von 1.000 Kilogramm erreichen. Die Rasse selbst ist allgemein sehr ruhig und gutmütig.
Wo haben Sie die Leidenschaft für Ihren Beruf geschenkt bekommen?
Die liegt bei uns in der Familie. Seit sieben Generationen arbeiten wir mit Fleisch und schlachten Tiere. Die Leidenschaft ist einfach angeboren.
Was war das schönste Erlebnis auf Ihrem Hof in jungen Jahren?
Den Hof haben wir 2009 erworben. Das war das schönste Erlebnis.
Wann sind Sie besonders glücklich im Beruf und Ihrer Tätigkeit?
Am besten geht es mir, wenn die Tiere gesund sind und ihr Futter genüsslich in aller Ruhe und mit etwas Musik genießen. Und wenn dann bei der Schlachtung die Fettabdeckung und die Qualität stimmen, geht es mir bestens.
Der Landmannhof am Ritten - FOTO: effektiv Wolfgang Prast
Philipps Traum, eine ganz besondere Rasse?
Meinen Traum habe ich mir mit den Chianina-Rindern erfüllt. Zudem ist mir besonders wichtig, dass die Rinder in Südtirol geboren und hier auch verarbeitet werden. Damit fördere ich die heimische Wirtschaft und die kleinen Kreisläufe.
Ihre Philosophie?
Kurze Transportwege, Regionalität, Nachhaltigkeit
Wie passen Metzger und Bauer zusammen?
Meine Begeisterung für warmes Fleisch hat sich erst ein paar Jahre nach der Abschlussprüfung zum Metzger entwickelt. Nachdem wir den Landmannhof erworben hatten, ist die Anzahl der Rinder am Hof von zwei auf heute über 130 Tieren gewachsen. Das Schöne daran ist einfach, dass man weiß, wie die Tiere aufwachsen, gehalten, geschlachtet und zerlegt werden. So kann ich den ganzen Kreislauf mitverfolgen und direkt mit beeinflussen.
Was zeichnet den Landmannhof als Hof aus?
Unsere Chianina-Rinder und das Maremma Beef. Zwei ganz besondere Tierrassen von edelster Qualität.
Sie schlachten und verkaufen an Peter Foppa von der Firma Foppa. Welche Vorteile ergeben sich dadurch für Sie?
Unser Fleisch kommt durch die Firma Foppa zu Kunden in ganz Südtirol. Zudem legt Peter Foppa besonderen Wert auf umweltfreundliche und effiziente Arbeitsweisen. Und dies passt wiederum wunderbar in meine Unternehmensphilosophie.
Philipp Lobis im Frischfleisch-Kühlraum - FOTO: effektiv Wolfgang Prast
Peter Foppa im Interview
Wie bewerten Sie als Unternehmer die Zusammenarbeit mit Philipp Lobis?
Positiv, weil auch der Blickwinkel auf das Tierwohl ein ganz anderer geworden ist.
Warum kaufen Sie bei Philipp Lobis Südtiroler Fleisch ein?
Weil ich weiß, wo es herkommt, und wir den Hof auch jederzeit besuchen können. Zudem macht Philipp von der Mast, über den Transport bis hin zum Schlachten und Zerlegen alles selbst. Also aus einer Hand.
Was zeichnet Philipp Lobis als Produzent aus? So, dass die Produkte für die Firma Foppa und deren Kunden interessant sind?
Wir wissen, wer hinter dem Fleisch steht. Zudem ist es eine Produktion der kurzen Wege. Es sind kürzeste Wege vom Bauernhof zum Schlachthof. Zweimal in der Woche holen wir das Fleisch selbst am Ritten ab. Nachhaltiger geht es fast nicht mehr.
Sehen Sie hier noch Entwicklungspotenzial für die nächste Zukunft?
In jedem Fall, wir sehen ein weiterhin wachsendes Interesse an Südtiroler Fleisch der kurzen Wege.
Herr Foppa, schaffen Sie es als Unternehmen, auch die sogenannten armen Teile der Tiere zu verkaufen?
Teilweise. Wir verkaufen den Burger-Mix sehr gut, den die Kunden selber nach Wunsch durch den Fleischwolf lassen. Aber natürlich gibt es auch hier noch Potenzial, aber das hängt auch viel von den Kunden selbst ab. Gerade die Verarbeitung der unedlen Teile braucht mehr Zeit und genau diese Zeit und das notwendige Küchenpersonal haben viele nicht. Und daher greifen sie vermehrt auf verarbeitete Teile zurück.
Warum harmoniert die Zusammenarbeit zwischen Ihrer Firma Foppa und dem Landmannhof bzw. Philipp Lobis?
Der Lieferant Philipp Lobis passt genau zu unserer nachhaltigen Firmenphilosophie, ist immer erreichbar und auch für besondere Kundenwünsche immer kurzfristig verfügbar. Wir können uns auf Philipp immer verlassen. Eventuelle Probleme können schnell und unkompliziert gelöst werden. Top-Qualität ist natürlich Voraussetzung!
Was ist hierbei für Sie als Top-Unternehmer besonders wichtig?
Stichwort „ehrliches Fleisch“.
Was verstehen Sie darunter?
Fleisch vom Landmannhof. Die Tiere können bei entspannender Musik im Stall wachsen und haben in erster Linie nur mit Philipp zu tun, der sich von der Mast bis zum Schlachthof immer um sie kümmert. Ich denke, das Tierwohl ist entscheidender Faktor, wenn es um „ehrliches Fleisch“ geht. Auch der Preis muss so gestaltet sein, dass der Züchter gut davon leben kann.
Wie bewerten Sie die Zukunft, in der Zusammenarbeit und im Netzwerk mit dem Landmannhof und Philipp Lobis?
Gut. Wir möchten auch vermehrt Kunden zum Landmannhof einladen, damit sie sich selber ein Bild von Philipp und seinen Rindern machen können.
Hat das Netzwerk aus Firma Foppa und Landmannhof noch weiteres Wachstumspotenzial?
Sicher, es geht immer weiter!

rs | rm

Thema
KM Daniel Niederkofler

Das Ahrntaler Kitz und der Koch

Daniel Niederkofler aus dem Ahrntal ist weitgereister, begeisterter Koch, Küchenmeister, mehrfach ausgezeichneter Haubenkoch von Gault&Millau, hat mit dem Annona Gourmet Restaurant für sehr viel Aufmerksamkeit weit über das Ahrntal hinaus gesorgt und absolviert die Ausbildung zum Diplomierten Diätkoch an der LHF Kaiserhof in Meran. Neben seiner Tätigkeit als Koch hat er gemeinsam mit seiner Frau und Köchin Marion Ausserhofer Niederkofler den Maurmairhof übernommen und widmet sich dort der Zucht von Ziegen und Kitzen sowie der Veredelung von Fleisch und Fleischnebenprodukten.
Daniel Niederkofler, als Bauer mit den Edelziegen - FOTO: Bioland Südtirol Außerhofer
Daniel Niederkofler im Kurzportrait
Jahrgang:
1992
Dein Lebensmotto ist:
Weiter
Dein Lieblingsort:
Der Herd auf der eigenen Hochalm
Dein Beruf:
Bauer mit großer Freude und Koch aus Leidenschaft
Dein Lieblingsmensch:
Meine Frau. Sie ist auch gelernte Köchin.
Dein Lieblingslebensmittel:
Ein wunderbares Stück Kitzfleisch. Einfach herrlich.
Dein Lieblingsgemüse:
Kartoffel, unglaublich vielfältig.
Dein Lieblingsgewürz:
Schwierig, bei jedem Produkt passt etwas anderes besser.
Dein Lieblingsgericht vom Kitz:
Schlegel vom Kitz mit Bauchspeck ummantelt und bei 140 Grad langsam in Holzkohle gegart.
Daniel Niederkofler im Interview
Die Szene kennt Daniel Niederkofler als Koch. Seit wann bis du auch Bauer?
2015 habe ich mit meiner Frau den Maurmairhof im Ahrntal gepachtet.
Du bist auch viel gereist. Was waren deine Auslandstationen als Koch?
Spanien, Portugal, England, Österreich und Neuseeland.
Was war dein schönstes Erlebnis als Koch im Ausland?
Es gab viele… Der Fischmarkt in Sagres war etwas ganz Besonders. Bis dahin wusste ich nicht wirklich, was frischer Fisch ist. Die Austern in Bluff. Die Gemüsemärkte in London. Faszinierende Erlebnisse.
Zweierlei vom Ahrntaler Kitz mit frischen Kräutern - FOTO: Daniela Kofler
Wie wurdest du Bauer?
Im Ausland und auch bei uns bin ich oft mit besonderen Lebensmitteln in Berührung gekommen. Also haben meine Frau und ich beschlossen, nicht nur Lebensmittel als Köche zu verarbeiten, sondern zu versuchen, diese auch als Bauern zu produzieren.
Was war dein Schlüsselerlebnis, um Kitze und Ziegen zu züchten?
Ziegen sind erstens besonders intelligente Tiere und zweitens passen sie perfekt in die alpine Landwirtschaft. Das Fleisch ist in meinen Augen eines der besten überhaupt und kann mit jedem anderen Fleisch mithalten. Die Ziegenmilch ist sehr gesund, der Käse schmackhaft und selbst aus dem Fleisch der Alttiere kann man ausgezeichnete Wurst herstellen. Außerdem sind Ziegen und Kitze die besten Futter-Verwerter in Bergregionen. Ich frage mich oft, wieso nicht mehr Bauern Ziegen haben.
Wie viele Ziegen und Kitze gibt es auf deinem Bauernhof?
50 Ziegen und übers Jahr ca. 100 Kitze.
Wann ist die Saison für Kitzfleisch?
Ab Ostern bis August, viele versuchen aber mittlerweile, das ganze Jahr Kitzfleisch anzubieten. Das freut mich als Bauer ganz besonders.
Was zeichnet Kitzfleisch als Fleisch besonders aus?
Der zarte und sehr milde, dezente, aber sehr feine Geschmack.
Wie bzw. wohin verkaufst du deine Kitze bzw. Jungziegen?
Mittlerweile sind viele Private auf den Geschmack gekommen. Und natürlich verkoche ich als leidenschaftlicher Koch selber viele. Zudem verkaufe ich in der Eigenschaft als Bauer sehr viele Kitze an Hotels und Restaurants im Ahrntal. Zu Beginn war der Verkauf ein wenig mühselig, jetzt ist die Nachfrage sehr hoch.
Kitze. Unterscheidet man hier auch diverse Rassen?
Ich habe nur Erfahrung mit Edelziegen-Rassen. Diese schmecken alle gleich gut.
Der Maurmairhof im Ahrntal
Warum ist Kitzfleisch so hell?
Kitze werden im Alter von zwei bis drei Monaten geschlachtet. Sie ernähren sich hauptsächlich von Milch, deshalb ist die Farbe des Fleisches sehr hell.
Was ist Qualität beim Kitzfleisch aus Sicht eines erfahrenen Küchenchefs?
Eine leichte Fettabdeckung ist wichtig. Dann wird Kitzfleisch richtig saftig beim langsamen Garen. Zu beachten ist, dass Kitzfleisch sich zum schnellen Grillen und Braten nicht perfekt eignet. Es wird dabei leicht zäh.
Wieviel Lebendgewicht weist ein Kitz im Idealfall bei der Schlachtung auf und wie hoch ist der ausgenommene Schlachtkörper (ohne Eingeweide, Fell und Kopf)?
15 bis 20 Kilogramm Lebendgewicht. Der ausgenommene Schlachtkörper sollte zwischen sieben und neun Kilogramm schwer sein. Das Gewicht des Schlachtkörpers hängt auch von der Vorliebe des jeweiligen Kochs ab. Einige bevorzugen nur sieben Kilogramm Schlachtgewicht, andere neun Kilogramm oder sogar mehr.
Kulinarische Ideen rund ums Kitzfleisch und die armen Teile
von KM Daniel Niederkofler
Kitzbeuscherl mit souffliertem Fastenknödel
Orzotto mit gebackener Kitzschmorpraline
Agnolotti gefüllt mit BBQ-Kitzbrust und Vogelmiere
Glasierte Kitzschulter mit gedünstetem Kraut und Bergkäsekartoffelrösti
Daniel, was ist dein Lieblingsgericht aus Kitzfleisch?
Die Rippchen vom Kitz.
Was kann man aus den Rippchen herstellen bzw. als Gericht anbieten?
BBQ-Rippchen einfach sehr langsam über vier bis fünf Stunden bei 120 Grad im Green Egg 4 gegart. Ein einzigartiger Fleischgenuss.
rs | rm