Aktuell
Die Herausforderung Gegenwart & Zukunft

Vielfalt fördern, Neues wagen und Identität lieben!

Impulsreferat von KM Patrick Jageregger, SKV-Präsident
Präsident KM Patrick Jageregger begeistert mit seinen Ausführungen die Ehrengäste, Mitglieder, Freunde und Partner des SKV.
Für die Welt, Europa, Südtirol, den Kochberuf, die Südtiroler Küche und den SKV hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Die Pandemie, die Krisen in der Welt und der Krieg in Europa haben einen Wertewandel angestoßen. Und der ist bei Weitem noch nicht abgeschlossen. In vielen Bereichen müssen wir deshalb vieles neu denken, entscheiden und vorantreiben.
Ein Wert der nach wie vor besteht und noch weiter an Bedeutung gewinnen wird, ist gutes und gesundes Essen. Entscheidend sind dabei vor allem die Herkunft der Lebensmittel und deren positiven Auswirkungen auf die Vitalität des Menschen. In diesem Bereich müssen wir gegenwärtig und in Zukunft weiterhin Trendsetter bleiben. Das ist aber nur dann möglich, wenn wir jeden Tag unseren Nachwuchs für den Kochberuf und den Tourismus begeistern und mit viel Liebe, Achtsamkeit, Wertschätzung und hoher Motivation begleiten. Enorm gefordert sind hier die Unternehmen, die Küchenchefs und Ausbilder:innen sowie die gastgewerblichen Schulen. Wir brauchen einen Schulterschluss aller Beteiligten. Denn die jungen Menschen, die Generationen Z und Alpha, haben andere Wertvorstellung als die 40-, 50- und 60-Jährigen.
Vielfalt fördern
Vielfalt ist das Gebot der Stunde. Die Vielfalt der Kulinarik hat uns stark gemacht. Wir dürfen nicht im Hier und Jetzt „der Glückseligkeit“ verbleiben. Vielfalt steht für die Köchinnen und Köche jeden Alters, für kleine Gasthöfe bis 5-Sterne-Hotels, unterschiedliche Gastro-Philosophien, die Vielfalt der Produkte, den Blick über den eigenen Tellerrand, die Vielfalt der Rezepturen, der Kochtechniken, der Aromen, der Lebens- und Ernährungsweisen und die Akzeptanz gegenüber Andersdenkenden. Vielfalt erfordert aber auch die Offenheit gegenüber den Einflüssen von außen und die Anerkennungen von Leistungen auch von Menschen/Mitarbeitern, die von außen nach Südtirol kommen. Erst die Vielfalt im Denken und Handeln eröffnet uns neue Chancen in der Gesamtentwicklung.
Neues wagen
Wenn Neues und Bewährtes aufeinandertreffen, führt das sehr oft zu Ängsten und Konflikten in Betrieben, Schulen, Familien und in der Gesellschaft allgemein. Und zudem müssen wir uns bewusst sein, dass der Wohlstand dazu führt, dass die Menschen „satt“ und „lustlos“ werden. Ich appelliere und ersuche alle, dass wir „Neues“ zulassen, dass wir „Neues“ wagen und auch fördern. Denn erst wenn wir Neues wagen, sind Innovationen, Entwicklungen und Trendsetting möglich. So können wir auch besser junge Menschen vom Kochberuf begeistern, die besonders gerne Neues wagen und kreativ sind.
Als Präsident gehe ich sehr gerne voraus. Ein Mensch allein ist aber machtlos. Wir brauchen einen Aufbruch in der gesamten Gastroszene. Wir brauchen die Unterstützung der gesamten Kochszene, der Südtiroler Gastronomie, Hotellerie, der Wirtschaft insgesamt und der Südtiroler Gesellschaft.
Identität lieben
Bei aller Offenheit fürs Neue dürfen wir unsere Identität nicht vergessen. Gerade wir Köchinnen und Köche müssen die Südtiroler Identität durch die heimischen Lebensmittel und Produkte, durch die Südtiroler Esskultur und die typischen überlieferten Gerichte fördern und vorantreiben. Selbstverständlich ist der offene Blick nach außen, der uneingeschränkte Blick über den eigenen Tellerrand und die Empfänglichkeit gegenüber dem Neuen enorm wichtig. Aber, die Identifikation mit der eigenen Ess- und Kochkultur, mit den eigenen Produkten, mit dem eigenen Gebiet ist der Schlüssel für den langfristigen Erfolg. Wir dürfen nicht zu einer Touristenküche ohne Herz, ohne Seele und ohne Identität verkommen.
Südtirol liegt an der Schnittstelle der österreichischen sowie bayrischen Küche und dem mediterranen Süden. Wir können die Erfolgsgeschichte der progressiven Südtiroler Küche gemeinsam weiterschreiben, indem wir zwar offen sind gegenüber den Entwicklungen starker Strömungen wie jener in Spanien oder der Nordic Cuisine. Aber ich betone noch einmal, dass wir uns zugleich rückbesinnen müssen auf die eigene Identität der Südtiroler Küche. Diese gilt es mit aller Kraft weiterzuentwickeln und voranzutreiben.
Und gerade deshalb müssen wir alle, die hier anwesenden Köchinnen und Köche, Gastronomen, gastgewerblichen Unternehmer, die Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft, dies zu einer Lebensaufgabe machen. Die vielen Auszeichnungen durch die internationalen Führer der letzten Jahre müssen für uns Auftrag sein, die eigene Identität, die eigene Küchenkultur der Südtiroler Küche am Teller sichtbar zu machen und das Geschmackserlebnis Südtirol im Gaumen spürbar und erlebbar zu machen. Damit leisten wir Köchinnen und Köche tagtäglich einen ungemein wertvollen Beitrag für die Südtiroler Identität.
Manifest der Südtiroler Küche. Leitplanken für die Zukunft
Um erfolgreich diesen Weg in Gegenwart und Zukunft umsetzen zu können, brauchen wir speziell für die praktische Ausbildung ein Manifest der Südtiroler Küche. Eine schriftliche Grundlage, ein Konzept, das den Südtiroler Köchinnen und Köchen eine klare Orientierung vermittelt. Denn gerade in einer Zeit des Umbruchs und angesichts des demographischen Wandels wäre ein Manifest der Südtiroler Küche ungemein wichtig – sei es für die Gastronomie, die Hotellerie, den Tourismus, die gastgewerblichen Schulen und die Südtiroler Gesellschaft. Das, was die Nordic Cuisine 2004 und Österreich/das Salzburgerland mit der Alpinen Küche 2020 erfolgreich auf den Weg gebracht haben, kann für Südtirol nur von Vorteil sein. Denn nach einer erfolgreichen Aufbauphase der Südtiroler Küche in den letzten drei Jahrzehnten geht es nun darum, die Leitplanken für die Zukunft zu setzen.
Referat von Präsident KM Patrick Jageregger, anlässlich der 51. Mitgliederversammlung des Südtiroler Köcheverbandes am 19.11.2022 in Bozen
rs | rm

Aktuell
Karl Volgger

Es war mir eine Herzenssache …

Liebe Mitglieder, geschätzte Südtiroler Köchinnen und Köche, liebe Freunde der Kochkunst, Förderer, Freunde und Partner, nach vielen, vielen Jahren an der Seite von Präsidenten a.D. Reinhard Steger als Vizepräsident bin ich auf der Septembersitzung des Landesvorstandes aus freien Stücken, wohl überlegt zurückgetreten. Es war an der Zeit, das Amt an eine neue Generation zu übergeben. Und mit KM Roland Schöpf wurde vom Landesvorstand eine sehr fähige Person für das Amt des Vizepräsidenten einstimmig gewählt. Für mich persönlich eine große Freude, dass hier nicht eine Lücke entstanden, sondern dass der SKV gestärkt und auf Zukunft ausgerichtet aus der Sitzung hervorgegangen ist.
Erneuerung. Weil notwendig
Die Erneuerung ist und war notwendig. Ich habe gemeinsam mit Reinhard Steger über viele Jahre in enger Abstimmung den Verband mitführen dürfen. Und es waren wunderschöne Momente, ich durfte viel lernen, wir konnten gemeinsam mit den Mitgliedern viel voranbringen und es war und ist mir immer ein Herzensanliegen, für den Kochberuf einiges zu bewegen.
Die Aufgaben waren sehr groß
Viele, viele Jahre im Bezirksausschuss, später Bezirksobmann, dann Vizepräsident und Vorsitzender der Finanzkommission. Ja, die Aufgaben und die Herausforderungen waren groß, oft sehr groß. Es war immer sehr spannend, höchst interessant und im Netzwerk waren und sind sehr viele Netzwerke möglich. Besonders in Erinnerung bleibt mir, wie es uns 1997 gelungen ist, Eckart Witzigmann für die Generalversammlung in das Waltherhaus nach Bozen zu holen. Ein einzigartiges Erlebnis, das in Folge viele, viele Türen geöffnet hat.
Danke
Mein Dank gebührt vielen, vielen Mitgliedern. Sie alle haben mir, haben uns über Jahrzehnte das Vertrauen geschenkt. Unvergessen sind hier die vielen Messeauftritte, wo wir zu Beginn mit bescheidensten Mitteln, aber mit vielen, vielen Weggefährten den Kochberuf erstmals dann auch auf der Messe Tiphotel und später Tipworld präsentiert haben. Danke, jeder und jedem Einzelnen, der mich und den Verband hier tatkräftig unterstützt hat. Ein ganz besonderer Dank geht an den engsten „Mitstreiter-Kreis“. Einen ganz besonderen Dank möchte ich hier an meine Frau Maria und meine Kinder richten. Sie haben mich über all die Jahre in meinem Schaffen großartig unterstützt und gefördert.
Warum gehe ich?
Es braucht einen neuen Ansatz, es braucht eine neue Führungsgeneration, es braucht neue Ideen. Und diese Entwicklung will ich damit fördern und unterstützen. Auf Wunsch von Präsident Patrick Jageregger werde ich noch bis zu den Neuwahlen die Funktion als Vorsitzender der Finanzkommission einnehmen. In weiterer Folge dann auch diese Funktion der jüngeren Generation übergeben.
Es war mir eine Herzenssache, es war mir eine große Freude, es war mir eine große Ehre und wenn ich gebraucht werde, werde ich weiterhin mithelfen und aktiv bleiben. Danke für diese so schöne und interessante Zeit.
Euer Karl Volgger