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Alessandro Bellingeri

Alessandro Bellingeri
Jahrgang?
1983
Herkunft?
Bonemerse, Gemeinde von Cremona
Vorlieben?
Reisen, stöbern, ständige Suche nach neuen Erlebnissen und Küchen mit Persönlichkeit und Eleganz.
Tätigkeit?
Küchenchef und Patron der Osteria Acquarol
Auszeichnung?
Michelin-Stern
Salmerino in cera d'api, sedano rapa e polipodio
Persönliche Stärken?
Frühzeitig das eigene Umfeld verlassen, um in das Königreich der großen Gastronomie einzutauchen.
Berufliche Stationen?
Massimo Spigaroli, Restaurant Antica Corte Pallavicina
Scuola Alberghiera Salsomagggior Terme
Stefano Mazzone, Venedig (ein Schüler von Gualtiero Marchesi)
Riccardo Camanini, Villa Fiodaliso
Enrico Crippa, Alba
Massimo Bottura, Modena
Stefano Mazzone, Capri
Martin Berasategui, Baskenland (Spanien)
Gilmozzis Molin, Fleimstal
Das Acquarol im historischen Zentrum von Eppan. Das Restaurant bietet Räumlichkeiten voller Gegensätze, einen Raum voller „Materialität“: ein ruhiger Ort mit ein paar Tischen ohne Tischdecken, ein rauer Holztisch vor der offenen Küche, gedämpftes Licht und sonst nichts. Küche und Keller werden gemeinsam mit den Gästen zu Protagonisten einer besonderen kulinarischen Reise.
Alessandro Bellingeri, Sie kommen in den Sterne-Club, ohne sich richtig anzumelden. Wie schafft man das?
Wir kümmern uns mit größter Sorgfalt um jeden Gast. Wir sind immer aufmerksam, mit allen. Manchmal ahnt man eher, dass der eine oder andere Gast ein Experte sein könnte, manchmal merkt man es einfach nicht. Aber das ist in Ordnung. Wenn Michelin entschieden hat, dass die Osteria Acquarol diese Anerkennung verdient, bedeutet das, dass wir wirklich gute Arbeit geleistet haben.
Welche Änderungen werden jetzt ins Auge gefasst?
Sicherlich ist der Stern ein neuer Ausgangspunkt, ein neuer Weg, um neu anzufangen. Und das nach wirklich schwierigen eineinhalb Jahren. Jetzt nimmt der Weg Gestalt an und der Stern verpflichtet uns noch mehr.
Wer ist „wir“ im Acquarol?
Ich, meine Frau Perla – sie stammt aus Mexico – und unser kleines Team. Alles großartige Menschen.
Wie kann man die Philosophie von Ihnen und Perla beschreiben?
Wir möchten das Acquarol als zeitgenössische Taverna und Osteria interpretieren. Mit einigen wenigen Gerichten, tollen Produkten und einer besonderen Aufmerksamkeit für den Gast. Das ist alles, was wir brauchen. Wir glauben, dass die Qualität im Kleinen liegt. Deshalb konzentrieren wir uns auf ein paar Gerichte. Wo die Produkte eine besondere Geschichte erzählen.
Wie kann das in wenigen Worten beschrieben werden?
Die „Nixtamalisierung“ ist die Königstechnik meiner Küche. Von Mexico nach Italien, hin und zurück ... Eine Reise durch den Geschmack.
Service, Weine und Spirituosen. Wer trägt hier die Verantwortung?
Meine Frau Perla Becerra Cardenás. Sie kümmert sich mit großer Ernsthaftigkeit und Präzision um den Gastraum, die Gäste und die Kellerraritäten. Und ja, Perla begleitet mich im Leben und bei meinen Reisen.
Warum sind Sie beide nun in Südtirol?
Uns hat es mit unserem ehemaligen Acquarol in Panchiá in Val di Fiemme wirklich sehr gut gefallen. Aber die Saisonsabhängigkeit war einfach zu stark und zu einschränkend. Im Frühjahr und Herbst einfach dramatisch. Hier in Eppan/Südtirol ist alles anders. Wir sind in der Ebene, wir sind in der direkten Nähe zur Stadt Bozen. Südtirol ist ein Gebiet mit unglaublichen Produzenten und Weingütern. Wir fühlen uns hier sehr wohl.
Was wünschen Sie sich aktuell?
Ich würde sehr gerne noch zwei junge Köch:innen als Partie Chefs in meinem Team einstellen. Bei Interesse, einfach mich kontaktieren unter 349 53 42 065.
Gibt es noch weiterführende Träume?
Ja, selbstverständlich. Der Traum in der Schublade ist die Eröffnung eines Aquarol auf der Piazza del Duomo in Cremona. Meiner Heimat.
rs | rm

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Sternekoch Stephan Zippl

Familienvater, Tischler, Biathlet, seit kurzem Sternekoch und ein Vertreter der neuen Generation von Sterneköchen. Stilvoll, zurückhaltend, Teamplayer und vorzüglicher Netzwerker. Und Küchenchef im Parkhotel Holzner und im Restaurant 1908: Das ist Stephan Zippl.
Sternekoch Stephan Zippl – FOTO: Hannes Niederkolfer
Was hat sich in deinem privaten Leben mit dem Stern verändert?
Mein Privatleben versuche ich vom Beruflichen so gut es geht zu trennen, obwohl sich natürlich doch öfters Ereignisse überschneiden. Unabhängig davon genieße ich jeden Moment mit meiner Familie. Auch persönliche Erfolge und gemeinsame Zeit schätze ich sehr und feiere sie auch gerne mit all meinen Lieben.
War der Grüne Stern als Zugabe eine besondere Bestätigung für dein kulinarisches Schaffen?
Der Grüne Stern hat mich sehr überrascht! Umso mehr haben wir uns darüber gefreut, beide Auszeichnungen am selben Abend entgegennehmen zu dürfen. Die Riesenarbeit, die dahintersteckt, um nahezu 100 Prozent Südtirol auf den Teller zu bringen, wurde anerkannt. Kleine Kreisläufe zu fördern und sich auf die saisonal vorhandenen Produkte einzulassen, ist und bleibt eine grandiose und zugleich stimmige Herausforderung.
Sechs lange Jahre der Vorarbeit hin zum Michelin-Stern. Denkt man hier auch mal ans Aufgeben? Fühlt man sich hier zwischendurch auch mal als missverstanden von den Testern?
Manchmal kommt man schon ins Grübeln, ja. Man braucht einige Jahre und viele Bühnen, die schlussendlich zum Ziel führen. Ständig im Gespräch zu bleiben, ist nicht immer ganz einfach, aber wir haben in diesen sechs Jahren ja viel Aufmerksamkeit von anderen Testern und Medien bekommen, bis auch Michelin unsere Leistung bestätigt hat. Ans Aufgeben habe ich nie gedacht, da mich der Beruf vollkommen erfüllt und sehr viel mehr dahintersteckt als Bewertungen und Auszeichnungen.
Welche Rolle spielen deine Frau und deine Familie in der Entwicklung der letzten Jahre?
Meine Frau und meine zwei Kinder haben mich immer unterstützt, auch wenn ich manchmal wenig Zeit für sie hatte. Mir wurde immer die Zeit zugestanden, die ich für die Entwicklung und Entfaltung im 1908 brauchte. Da meine Frau auch in einigen Sterne-Restaurants als Servicekraft tätig war, hat sie jedes Gericht mit großem Interesse verkostet, kritisch beäugt und ihre Gedanken geäußert. Vielen Dank dafür. Und meine Kinder sind meine größten Fans!
Die neue Tatar-Kreation von Stephan Zippl – FOTO: Hannes Niederkolfer
Wie schafft man es, über Jahre, die Motivation im Küchenteam immer und immer wieder zu steigern und weiterzuentwickeln?
Die Motivation in der Küche hängt zum größten Teil von der Führungskraft in der jeweiligen Abteilung ab. Durch den angenehmen, sozialen Umgang mit den Mitarbeitern, klare Kommunikation und gemeinsame Ziele kann man sehr viel zur Motivation und Harmonie im Küchenteam beitragen.
Küchenteam. Wie wichtig war und ist das Team für dich?
Das Küchenteam ist der Schlüssel zum Erfolg, jeder einzelne ist wichtig! Ich lege besonders viel Wert darauf, dass sich jeder bei der Arbeit wohlfühlt und dass auf Augenhöhe kommuniziert wird.
Wirst du auch weiterhin Lehrlinge ausbilden?
Zurzeit haben wir zwei ganz tolle Lehrlinge, die ihre Ausbildung bei uns absolvieren. Und auch in Zukunft werden wir im Parkhotel Holzner Lehrlinge ausbilden.
Deine kulinarische Philosophie für die weitere Zukunft?
Essen ist Genuss, für den man auch ein gewisses Verständnis haben muss. Saisonal-regionale Lebensmittel werden sich weiterhin bewähren. Ich werde auch in Zukunft natürliche Kombinationen und Texturen auf Tellern kombinieren, die eine Geschichte erzählen. Mir ist dieser emotionale Aspekt meiner Küche sehr wichtig.
Was sind die nächsten Ziele als Küchenchef im Parkhotel Holzner?
Die nächste Herausforderung wird es sein, auf den zweiten Stern hinzuarbeiten. Zugleich haben wir es uns als Mitglied des Klimaneutralitätsbündnisses „Turn to zero“ vorgenommen, noch mehr Maßnahmen in Sachen Nachhaltigkeit zu ergreifen, diese müssen jetzt strukturiert und schrittweise umgesetzt werden. Ich möchte noch mehr kleine Kreisläufe mit Kleinproduzenten in Südtirol fördern und die tollen Produkte, die wir zur Verfügung haben, klar kommunizieren.
Herr Holzner, welche Bedeutung haben der Michelin-Stern und der Grüne Stern für das Parkhotel Holzner?
Wolfgang Holzner: Wir freuen uns über jede Anerkennung und es ist jedes Mal ein Grund zur Freude, wenn gewürdigt wird, dass wir in unseren Tätigkeiten nach höchster Qualität streben. Natürlich hat der Michelin-Stern noch einmal eine ganz besondere Strahlkraft, das haben wir auch sofort gespürt durch die vielen Glückwünsche aus aller Welt zur Auszeichnung. Für das Parkhotel Holzner ist das selbstverständlich ein großer Gewinn, nicht nur weil es ein besonderes Qualitätsmerkmal für unsere bestehenden Gäste ist. Wir sprechen damit auch neue Zielgruppen an und nicht zuletzt ist der Stern auch für die Mitarbeitersuche sehr hilfreich. Mich persönlich hat besonders der Grüne Stern gefreut, da wir seit Jahren ein sehr umfassendes Nachhaltigkeits-Konzept verfolgen. Der Grüne Stern zeigt, dass wir diesbezüglich auf dem richtigen Weg sind.
Rückblickend. Haben sich die Ansprüche der Gäste an das Haus verändert?
Wolfgang Holzner: Das würde ich so nicht sagen. Ich denke, dass unsere Gäste schon immer einen sehr hohen Qualitätsanspruch hatten und diesen wollen wir natürlich weiterhin erfüllen, wenn nicht übertreffen. Natürlich hatten wir gleich nach der Auszeichnung sehr viele Kurzaufenthalte und für das Restaurant selbst mussten wir eine Warteliste einführen, um allen Anfragen gerecht zu werden. Wir freuen uns einfach und arbeiten gemeinsam fleißig weiter am Erfolg.
rs | rm