Aktuell
Covid-19

In Corona-Zeiten ist vieles anders

Wir ersuchen um Verständnis
Wir als Präsidium sahen uns gezwungen, eine Entscheidung zu treffen. Dahingehend bitten wir um Verständnis, wenn wir unter diesen Voraussetzungen (Winterbeginn, sehr eingeschränkte Sitzplatzverfügbarkeit, Green Pass und Anmeldepflicht) nur eine reduzierte Gruppe an Mitgliedern einladen durften. Wir mussten eine Entscheidung treffen: wer und wen. Wohl wissend, dass das immer ungerecht ist. Wir haben uns für die nach Mitgliedsjahren „ältesten“ Mitglieder entschieden, die wir zur Verleihung eingeladen haben. Allen anderen zu ehrenden Mitgliedern werden die Urkunden über die Bezirksobmänner und deren Stellvertreter an den jeweiligen Heimatorten überreicht. Die Entwicklung in den vergangenen Wochen hat uns in unserer Entscheidung bestätigt. Wir konnten kurz vor der Wintersaison, kurz vor der gefährlichsten Zeit kein Risiko eingehen. Ganz besonders nicht bei einem systemrelevanten Beruf wie dem der Köchin und des Kochs.

Pflanzenlust

Kochen mit Bäumen, Sträuchern undwilden Wiesenpflanzen

Einjähriges Berufkraut Erigeron annuus
Berufen zu Feinem
„Gänseblümchen!“, höre ich oft als spontanen Ausruf, wenn ich nach dem Namen der heute hier vorgestellten Pflanze frage. Eine gewisse Ähnlichkeit besteht ja wirklich. Die gänsefederweißen Blümchen stehen allerdings auf hohen, reich verzweigten Stielen und ducken sich nicht im Rasen, um den hungrigen Gänseschnäbeln oder dem Mäher zu entgehen. Gemeint ist das Einjährige Berufkraut, auch Feinstrahl (Erigeron annuus) genannt.
Unberufen wuchsstark
In Südtirol wächst das Einjährige Berufkraut (italienisch: Cespica annua) sehr häufig, oft direkt vor der Gasthaus-, Hütten- oder Küchentür sowie im Garten. Es wurde im 18. Jahrhundert in ganz Europa verbreitet, ursprünglich stammt es aus Nordamerika. Zunächst war es als Zierpflanze geschätzt, schließlich bekam es mehr und mehr den Ruf eines unbeliebten Unkrauts, heute gilt es teilweise gar als invasiver Neophyt. Das Kraut wird ein Gewinner des Klimawandels, es siedelt inzwischen in immer höheren Lagen und dringt vermehrt auch in Almwiesen ein. Jede Pflanze kann pro Saison mehrere Zehntausend Samen hervorbringen.
Ursprünglich ausländisch
Es ist also nicht heimisch, das Berufkraut. Aber können Sie sich eine Küche ohne Erdäpfel, Tomaten oder Basilikum vorstellen? Alles fremdländische Pflanzen, die wir heute ganz selbstverständlich als voll integriert ansehen. Auch die Kartoffeln haben sich erst ab 1700 verbreitet, wie das Berufkraut. Zudem kann das Berufkraut gut helfen, wenn es um den Anspruch einer ausgeprägt regionalen Küche geht, für die sämtliche Zutaten aus unmittelbarem Umkreis kommen sollen.
Kommt wie gerufen
Das wohl meistgebrauchte Gewürz unserer Küchen, der Pfeffer, würde bei einer strikten Auslegung der regionalen Küche nicht zur Verfügung stehen. Immerhin kommt er daher, wo der Pfeffer wächst, also vorwiegend aus dem Fernen Osten. Was fein, dass der Feinstrahl dafür schon hier ist. Denn – und jetzt kommt’s – es schmeckt kräftig würzig-scharf und ist damit zum Pfefferersatz berufen.
Strahlt Würze aus
Beim Szechuanpfeffer (Chinesischer Pfeffer, Anispfeffer) oder bei der Parakresse (Prickelknöpfchen, Husarenknöpfe, Sechuan-Buttons, Jambu) reizen charakteristische Inhaltsstoffe Gaumen und Zunge, so dass ein pfeffriger, betäubender Geschmackseindruck entsteht – ähnlich verhält es sich beim Einjährigen Berufkraut. Ein spezielles Gemisch aus ätherischen Ölen sorgt in den Knospen und Blütenköpfchen, verhaltener auch in den Blättern für die Würzkraft. Erstaunlich – aber wahr. Da macht das Berufkraut den Koch und die Köchin zum berufenen Meister!
Noch mehr Berufung
Sieht nicht ganz so hübsch aus, lässt sich aber ebenso verwenden: das Kanadische Berufkraut (Conyza canadensis), auch Katzenschweif oder Dürrwurz genannt. Am besten schmecken die winzigen, noch knospigen oder gerade eben aufgeblühten Köpfchen sowie junge Blätter.
Verfasst von
Karin Greiner
Diplom-Biologin
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