Kochen mit Bäumen, Sträuchern und wilden Wiesenpflanzen
Breitwegerich
Den haben Sie ganz bestimmt direkt vor Ihrer Küchentür! Der Breitwegerich wächst immer dort, wo viel gegangen wird. Wenn Sie auf ihn treten, macht ihm das kaum etwas aus - im Gegenteil, Betreten ist sogar erwünscht, denn dabei heftet der Wegerich einem seine klebrigen Samen an die Schuhsohlen. Und ohne betreten zu sein verbreitet man ihn entlang der Wege ins Umfeld. Optimal, denn das verheißt reiche Ernte.
Extrem zäh und doch ganz fein
Eine bis einen Meter lange Pfahlwurzel kann der Breitwegerich selbst in stark verdichteten Untergrund treiben. Seine gut handtellergroßen, von derben Rippen durchzogenen Blätter reihen sich zu einer Rosette. Daraus schieben sich von Frühsommer bis Spätherbst lange Blütenähren, oft länger als eine Handspanne. Sie sind dicht an dicht besetzt mit unscheinbaren Blüten, aus denen bald die Früchte entstehen. Und auf die haben wir es in der Küche vor allem abgesehen.
Gehaltvolle Körnchen
Gut, dass ganz viele Früchte beieinanderstehen, denn Breitwegerichfrüchte sind sehr klein. Die anfangs grünen, später grau- bis dunkelbraunen eiförmigen Kapseln sprengen ihre Deckel ab und entlassen schwarze Samen. Rebelt man die Früchte von den Stängeln, fallen sie schon heraus. Sie wirken wie kleine Tierchen, deshalb nennt man sie auch Floh-Samen. Flohsamen? Ja, die in moderner Küche vielfach eingesetzten Nahrungsergänzungsmittel stammen von nahe verwandten, fremdländischen Wegericharten. Was die können, leisten Wegerichfrüchte schon lange! Nämlich aufquellen, sobald sie mit Wasser in Berührung kommen. Sie stecken voller Polysaccharide, die ein Gel, einen Schleim bilden. Der gilt als besonders gut für Magen und Darm, weil er schneller das Sättigungsgefühl aktiviert, Giftstoffe bindet, die Verdauung reguliert.
Zu Pilzen und in Panaden
Hier geht es aber nicht um Heilkunde, sondern um Kochkunst - obwohl beides doch verbunden ist. Genuss in vollen Zügen können Breitwegerichfrüchte jedenfalls bestens vermitteln. Geschmacklich am besten sind die nicht völlig ausgereiften, noch etwas grünen Früchte. Die haben wie bei Wegerichen üblich ein pilzartiges Aroma, das sich durch kurzes Rösten gut intensivieren lässt. Passen deshalb perfekt in Pilzgerichte. Aber auch auf eine Kartoffel- oder Erbsensuppe oder in eine Gemüsepfanne.Ins Brot und aufs Brötchen
Mischen Sie doch mal Breitwegerichfrüchte in den Brotteig, bestreuen Sie Brötchen damit. Passt perfekt! Pusterer Breatl, Vinschger Paarlbrot oder ein deftiges Roggenbrot, bestrichen mit bester Almbutter und bestreut mit Breitwegerichfrüchten, da treffen legendäre Spezialitäten aus den Südtiroler Bergen zusammen. Oder doch lieber einen Aufstrich aus pürierten Karotten mit gerösteten Breitwegerichfrüchten zubereiten? Selbst altbackenes Brot können Sie aufwerten, indem Sie es reiben und mit Breitwegerichfrüchten zu einem außergewöhnlichen Paniermehl mischen.