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elBullifoundation wird Wirklichkeit

Der Protagonist der Küchenavantgarde und Erfinder der «Sphären und Perlen» eröffnet nach acht Jahren das elBulli neu. Dieses Mal jedoch nicht als Restaurant, sondern als Hort des Wissens und der kreativen Entwicklung.
Unter dem Namen der elBullifoundation stehen zwei «Räume» im Zentrum: Mit der LaBulligrafia entsteht ein Archiv-Museum, das auf dem kreativen Audit des elBullirestaurantes basiert und sich als laufendes Projekt weiterentwickeln soll. Das elBulli1846 ist Ausstellungs-Labor, in dem an Innovationseffizienz gearbeitet wird und dazu Ausstellungen als Arbeitsinstrument genutzt werden soll. Ein Restaurant per se wird es nicht geben – vorderhand jedenfalls nicht. Vielmehr dürfte es ein Kreativ-Labor sein, in dem das Paradigma und die Idee der Philosophischen Entwicklung und des Überdenkens der Küche von Ferran Adrià weitergelebt und weitergegeben wird.
Dieser «kulinarischen Kulturraum» für Ausbildung, Experimente, Forschung und Entwicklung dürfte zudem mit einem großen Netzwerk von Architekten, Designern, Künstlern etc. verknüpft werden. Das ALLES soll FÜR ALLE über die digitalen Netzwerke freigegeben werden. Mit diesem großen, umsichtigen und Welten überspannten Denken und Handeln, mit solch einem Ausbildungs-, Entwicklungs- und Netzwerkzentrum für Köche, dürfte Spanien die Hoheit der avantgardistischen Zukunft definitiv an sich reißen und langfristig an sich binden. Das «neue» elBulli ist Teil der elBullifoundation.

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Erfahrungsbericht von KM Andreas Köhne, WACS-Juror und SKV-Experte

Olympiade der Köche in Stuttgart 2020

Vom 14. bis 19. Februar 2020 fand die 25. IKA/Olympiade der Köche statt, und zwar erstmals in Stuttgart. Rund 2.000 Teilnehmer – 110 Mannschaften und 800 Einzelaussteller – aus 74 Ländern sorgten für eine magische, olympische Stimmung in den Stuttgarter Messehallen. Erstmals wurde hier parallel zu den Fachmessen Intergastra und Gelatissimo die IKA/Olympiade der Köche veranstaltet.
Die Olympiade setzte erneut kulinarische Trends
In insgesamt 21 Profiküchen incl. Küchen für die Gemeinschaftsverpflegung, die speziell für die IKA errichtet wurden, kochten die Teams an den vier Wettbewerbstagen rund 8.000 Menüs für die Besucher – und setzten damit kulinarische Trends. „Während bei der Kocholympiade vor vier Jahren sehr viel Sous-vide gegart wurde, führte der Trend bei der IKA 2020 wieder hin zum Garen mit offener Hitze“, sagt Jurypräsident Frank Widmann aus Deutschland. Kulinarisch hat der Trend bei der diesjährigen Kocholympiade weg von ausgefallenen und teuren Produkten geführt. „Die Teams haben es vielmehr geschafft, aus einfachen und regionalen Produkten aus ihrem Land einen einzigartigen und hervorragenden Geschmack herauszuholen.“
Erfahrungsgemäß zeigt ein Blick auf die Teller der Favoritenteams die zukünftigen Trends in der Branche auf. Zumindest gelten die Köche der Nationalmannschaften als Impulsgeber. Beim diesjährigen Wettbewerb waren Storytelling und Sharing wichtige Themen.
Deshalb gehörte die Food-Ausstellung mit Aspik überzogener kalter Küche der Vergangenheit an. Stattdessen wurde der „Chefs Table“ eingeführt. Damit sollten Wettbewerbsbedingungen geschaffen werden, die mehr der Realität der Köche entspricht. In dieser neuen Kategorie mussten die Nationalmannschaften sieben verschiedene Speisenfolgen für zwölf Personen mit Dips, kalten und heißen Platten sowie Petits Fours kredenzen. Alle Speisen präsentierte und erklärte der jeweilige Teamchef den Gästen am Tisch. In der zweiten Kategorie, dem „Restaurant of Nations“, sollten die Teilnehmer ein Drei-Gang-Menü für 110 Personen zubereiten und servieren. Auch das war den Köchen aus dem Restaurantalltag bekannt. Jurorenteams aus fünf bis sieben erfahrenen Kollegen bewertete die Kreationen. Insgesamt 67 Juroren unterstützten Jurypräsident Widmann bei der Beurteilung der Gerichte.
WACS-Juror auf A-Level
Der SKV-Experte, WACS-Juror und Kochfachlehrer an der LHF Kaiserhof, KM Andreas Köhne aus Schenna, nahm mit seiner nun mehr als 20jährigen internationaler Jury-Erfahrung als einziger Juror aus Südtirol an der Olympiade der Köche teil. Neben ihm gab es nur ein weiteres Jurymitglied aus Italien.
Ein kompetenter Juror muss am Puls der Zeit sein und die regionalen Spezialitäten der Teams kennen. In den USA isst und kocht man einfach anders als in Asien und es werden andere Lebensmittel eingesetzt. In Mexiko wird zum Beispiel ein schwarzer Pilz verwendet, der auf Mais wächst. Dieser wird getrocknet und gemahlen und dient in der mexikanischen Küche als typisches Gewürz für viele Gerichte.
Gemeinschaft und Gänsehautmomente
Für die emotionale Stimmung während der IKA/Olympiade der Köche sorgten nicht nur die Kochprofis in Weiß, sondern auch die zahlreichen Fans, die ihre Teams vor den Glasküchen anfeuerten und mit ihren Mannschaften mitfieberten. Von der Eröffnung der IKA am 14. Februar bis zur großen Siegerehrung am 19. Februar erzeugten sie mit Fahnen, Fangesängen und Furore Gänsehautmomente im Sekundentakt. Die IKA bot nicht nur Gelegenheit für Köche, sich im fairen Wettstreit mit Profis aus aller Welt zu messen, sondern auch die Gemeinschaft der weißen Zunft zu feiern. „Die IKA/Olympiade der Köche ist der perfekte Rahmen für die internationale Köchefamilie, um sich zusammenzufinden und um uns unserer gemeinsamen großen Leidenschaft zu widmen: dem Kochen“, sagt Richard Beck, Präsident des VKD. Auch diesmal war die Kocholympiade wieder ein sehr bewegendes Erlebnis für alle Teilnehmer, Besucher und Fans.
Kategorien und Wettbewerbe
Prämiert wurden Teams in den folgenden Kategorien:
Nationalmannschaften: Restaurant of Nations und Chef’s Table
Jugendnationalmannschaften: Restaurant of Nations und IKA Buffet
Community-Catering und Military-Teams: Restaurant of Community Catering
Regionalmannschaften: Culinary & Pastry Art
Norwegen sicherte sich den Olympiasieg in der Kategorie Nationalmannschaften, Schweden in der Kategorie Jugendnationalmannschaften und „The National Culinary Team Denmark“ in der Kategorie Community-Catering und Military-Teams. „Le Cercle des Chefs de Cuisine Lucerne“ holte sich den IKA-Cup in der Kategorie der Regionalmannschaften. Außerdem präsentierten sich Einzelaussteller und Live Carver.
KM Andreas Köhne
SKV-Redaktion