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Naturküche | Küchenroboter

Die dritte Ausgabe der Gastronomie-Fachtagung COOLinaria im Gustelier in Bozen beleuchtete Zukunftstrends vom nachhaltigen Fleischgenuss bis zur KI-gestützten Küche.
Von links: Michael Wolf (Goodbytz Hamburg), Manuela Pattis (HGV), KM Patrick Jageregger (SKV), Klemens Gold (Restaurant RAU*, Österreich), Marlene Halter (Schweiz), Bettina Schmid (Gustelier/HGV), Nicole Klaus (Berlin), Herbert Hintner (Sternekoch), Michael Ottenbacher (Hochschule Heilbronn) – FOTO: HGV
Die Veranstaltung COOLinaria, organisiert vom Gustelier – Atelier für Geschmackserfahrung des HGV in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Köcheverband - SKV bot erneut eine inspirierende Plattform für den fachlichen Austausch. Im Mittelpunkt der diesjährigen Ausgabe standen zukunftsweisende Konzepte rund um nachhaltige Kulinarik, digitale Innovationen in der Küche und alkoholfreie Trinkkultur.
In seinen Grußworten betonte HGV-Präsident Manfred Pinzger die wachsende Bedeutung von Regionalität, Nachhaltigkeit und gesunder Ernährung in der Gastronomie. Er verwies auch auf die Rolle des Gustelier als Impulsgeber für Innovation und Weiterbildung im Gastgewerbe.
Der österreichische Sternekoch Klemens Gold präsentierte im Rahmen der hervorragend besuchten Fachtagung sein Konzept der Naturebased Cuisine – eine Küchenphilosophie, die sich ganz an der Natur orientiert und diese auf kreative Weise auf den Teller bringt. Mit einem Beispielmenü aus seinem Restaurant Rau in Oberösterreich zeigte er praxisnah, wie sich sensorische, soziale und kulturelle Einflüsse in der Küche vereinen lassen. Mit einem Plädoyer für ganzheitlichen Fleischkonsum überzeugte die Züricher Köchin und Landwirtin Marlene Halter. Ihre „Nose-to-Tail“-Strategie, die Innereien und besondere Fleischzuschnitte integriert, wurde als zukunftsträchtiger Weg für nachhaltige Gastronomie vorgestellt – geschmacklich wie ökologisch. Prof. Michael Ottenbacher von der Hochschule Heilbronn erläuterte, wie die Gastronomie trotz steigender Kosten auch in Zukunft profitabel bleiben kann und gleichzeitig den Gast zufriedenstellt. Die Berlinerin Nicole Klauß, Autorin und Expertin für alkoholfreie Trinkkultur, zeigte schließlich auf, wie Gastronomiebetriebe auf Gäste eingehen können, die weniger oder keinen Alkohol trinken. Ihre Botschaft: „Alkoholfrei bedeutet nicht Verzicht, sondern Vielfalt.“
Wie KI und Automatisierung die Gastronomie verändern und in Zeiten des Fachkräftemangels unterstützen können, demonstrierte abschließend Küchenmeister Michael Wolf, der bei Goodbyts in Hamburg Rezepturen für Küchenroboter entwickelt, die selbstständig Zutaten zusammenführen, zubereiten, in Behälter füllen und schließlich auch die Pfannen spülen. Ergänzt wurde das Thema durch Innovationsexpertin Manuela Pattis vom HGV, die digitale Tools und ihre Anwendungsmöglichkeiten im Restaurant präsentierte.
Abgerundet wurde die Fachtagung COOLinaria mit feinen Mittagsgerichten von Jakob Zeller und Ethel Hoon vom neu eröffneten Restaurant „Pramol Alto“ in Eppan. Am Nachmittag vertieften die Teilnehmenden ihr Wissen in drei praxisorientierten Workshops mit Klemens Gold, Nicole Klauß und Marlene Halter.
Die Fachtagung COOLinaria 2025 hat erneut bewiesen, dass moderne Gastronomie nicht nur Genuss, sondern auch Verantwortung und ständige Innovation bedeutet.
Bettina Schmid
Leiterin Gustelier & Gastro

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So isst Euregio

Kulinarische Brücken über die Alpen

Ein kulinarisches Bekenntnis zu Tradition, Innovation und gelebter Gemeinschaft über regionale Grenzen hinweg. Bei der Gala in Bozen feierten talentierte Köchinnen und Köche nicht nur ihre außergewöhnlichen Gerichte, sondern auch die kulturellen Verbindungen, die durch die Liebe zur Gastronomie entstehen.
Die kulturelle Vielfalt der Region wurde groß gefeiert – FOTO: LPA Bernhard Aichner
Anfang Mai verwandelte sich der Eventspace H1 der Messe Bozen in eine Bühne regionaler Hochküche und grenzüberschreitender Kulinarik.
Die drei Präsidenten v.l.n.r. Stefano Goller vom Trentiner Köcheverband, KM Patrick Jageregger vom Südtiroler Köcheverband - SKV, KM Philipp Stohner vom Tiroler Köcheverband – FOTO: LPA Bernhard Aichner 

Die Gala zur Filmreihe „So is(s)t Euregio“ vereinte, was zusammengehört: die Küche von Tirol, Südtirol und dem Trentino. In einem Fest der Sinne präsentierten sich nicht nur typische Gerichte, sondern auch jene Menschen, die tagtäglich mit Leidenschaft, Kreativität und handwerklichem Können die kulinarische Identität ihrer Heimat bewahren und weiterentwickeln: die Köchinnen und Köche der Euregio.
Kulinarische Vielfalt im Filmformat
„So isst Euregio“ ist eine vom Südtiroler Köcheverband - SKV mitinitiierte Filmreihe, die in Zusammenarbeit mit den Kochverbänden Tirols und Trentinos entstand. Zwölf Episoden zeigen je ein Gericht, das nicht nur kulinarisch überzeugt, sondern auch kulturelle und regionale Besonderheiten erzählt. Die Köchinnen und Köche wurden filmisch begleitet, ihre Ideen, Techniken und Geschichten geben dem Projekt eine authentische Tiefe.
Diese Köchinnen und Köche prägten die Filmreihe
Matteo Delvai (Trentino): „Caronzièi“ – traditionelle Teigtaschen mit Kartoffel-Zwiebel-Füllung, fermentiertem Kohlwasser und Nussbutter.
Clemens Gesser (Osttirol): „Osttiroler Heimatküche Wasser und Weide“ – ein alpin geprägtes Gericht mit Fokus auf Weiderind und Bachforelle.
Tina Marcelli (Südtirol): „Pressknödel auf Brennsuppe mit Krautsalat“ – ein klassisches Gericht, neu interpretiert.
Stefano Goller (Trentino): „Lachsforelle im Carne-Salada-Mantel mit Trento-Doc-Suppe, Frühlingskräuterchlorophyll und Olivenpulver.“
Stephan Zippl (Südtirol): „Bärlauchgerste, Spargel, Bozner Sauce und Schüttelbrot“ – ein saisonales Frühlingsgericht mit Lokalkolorit.
Michael Ploner (Tirol): „Chicken Piri Piri“ – ein pikantes Hühnchengericht mit regionaler Note.
Luca Zotti (Trentino): „Pan Brioche mit Rindenmehl, Roastbeef vom Hirsch, Waldbeeren und Wildkräutern.“
Peter Fankhauser (Tirol): „Kohlrabi, Kaffee, Wasabi, Holunder“ – ein mutiger Balanceakt aus Textur und Aroma.
Andrea Irsara (Südtirol): „Rehrücken vom Holzkohlengrill mit wilden Kräutern, Zirbe und Selleriepüree.“
Madlen Hackl (Tirol): „Tiroler Kalbl – Nose to Tail“ – ein nachhaltiges Gericht mit Fokus auf das ganze Tier.
Roland Hanny (Südtirol): „Schworzplentener Riebler mit Apfel“ – ein einfaches, aber charakterstarkes Traditionsgericht.
Giulia Segna (Trentino): „Tortèl e Gropèl“ – gebratene Kartoffelscheiben mit typischem Nonstal-Wein.
Gipfeltreffen der Gastronomie
Die Gala zeigte eindrucksvoll, was passiert, wenn Können, Leidenschaft und Herkunft aufeinandertreffen. In Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste, darunter Landeshauptmann Arno Kompatscher, wurde gekocht, erzählt und vor allem genossen. Kompatscher erinnerte humorvoll an eigene Küchenabenteuer und hob hervor: „Essen ist ein Erlebnis, das Gemeinschaft schafft.“
Unvergesslicher Galaabend, geschaffen von leidenschaftlichen Köchinnen und Köchen, kreativen Eventplanern und inspirierenden Rednern – FOTO: LPA Bernhard Aichner
Auch Tirols ehemaliger Landeshauptmann Günther Platter sowie Landesrat Simone Marchiori aus dem Trentino unterstrichen die Rolle der Kulinarik als Brückenbauerin zwischen den Kulturen. Mit Witz und Charme schilderten auch sie ihre ersten, nicht immer erfolgreichen Kochversuche.
Die Köche im Mittelpunkt
Im Fokus standen jedoch die Köchinnen und Köche selbst. Die Präsidenten Patrick Jageregger, Philipp Stohner und Stefano Goller – stellvertretend für Südtirol, Tirol und Trentino – betonten die Bedeutung regionaler Produkte, fundierter Ausbildung und der Rolle als Inspiration für Nachwuchstalente. „Kochen ist cool“, so ihr einstimmiger Tenor. „Essen verbindet – über Generationen, Kulturen und Grenzen hinweg“ so SKV-Präsident Jageregger.
Lob, Leidenschaft und Lehrlinge
Lob gab es auch vom HGV: Präsident Manfred Pinzger hob hervor, dass durch gemeinsame Initiativen Synergien geschaffen werden. Kommunikationschef Nikolaus Stoll lobte den Südtiroler Köcheverband für seine öffentlichkeitswirksame Arbeit und betonte den positiven Einfluss auf das Berufsbild.
Ein besonderes Highlight war der Einsatz einiger Schülerinnen des Berufsbildungszentrums Emma Hellenstainer in Brixen. Sie präsentierten die Gerichte der Köchinnen und Köche mit beeindruckender Professionalität, Herzlichkeit und Stil.
Ein unvergesslicher Abend
Die Gala war mehr als ein kulinarisches Ereignis: Sie war ein Fest für die Sinne, ein Zeichen für regionale Identität und ein Appell an die nächste Generation von Köchinnen und Köchen. Ein großer Dank gilt allen Beteiligten, die mit Hingabe, Ideenreichtum und Teamgeist dieses Projekt möglich gemacht haben.
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