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Luis Seiwald
Von Tellerkunst, Bananenschalen, Salz und Leidenschaft
Der bekannte Künstler Luis Seiwald lebt und wirkt in seinem Heimatort Greit im Gsiesertal. Dort führt er auch sein eigenes ATELIER LUIS SEIWALD.
Luis Seiwald – FOTO: Luis Seiwald
Seiwald absolvierte seine Ausbildung an der Akademie der schönen Künste in Urbino und arbeitet seitdem in den Bereichen Malerei, Grafik, Keramik, Schmuck, Land-Art und Aktionskunst (zusammen mit Armin Mutschlechner bildet er das Künstlerduo „ARTbrothers Kraxentrouga“). Aus kulinarischer und gastronomischer Sicht ist der Künstler vor allem wegen seiner Tellerkunst höchst interessant. Im Web findet man Luis Seiwald unter seiwaldluis.com
Luis Seiwald im Kurzportrait
Jahrgang:
1969
Dein Lebensmotto ist:
Alles Energie
Dein Lieblingsort als Künstler:
Mein Künstleratelier in Pichl Gsies
Deine künstlerische Berufung lautet:
Vervollkommnung
Dein Lieblingsort in der Natur?
Orte der Kraft, an denen Kosmos und Erde zusammenschwingen.
Dein Lieblingsmaterial für die Teller und Geschirr?
Der besondere Lehm aus Pichl Gsies, den ich zu Ton veredle.
Warum faszinieren dich der Teller, das Tischgeschirr und die Tischkultur:
Von alten Kulturen findet man immer wieder Keramikgefäße; in ihnen wurden Lebensmittel gelagert und aus ihnen gegessen. Das Formen einer Schale aus dem Element Erde finde ich faszinierend. Alle Elemente werden einbezogen: Erde, Wasser, Feuer, Luft.
Dein Lieblingsmotiv bei der Verarbeitung des historischen Gsieser Lehms?
Der schwarze Bucchero-Teller
Die Bedeutung von Tellerformen aus künstlerischer Sicht:
Es gibt viele Formen, aber alle haben etwas Magisches, fassend Füllendes gemein.
Atelier Luis Seiwald – FOTO: Mara Seiwald
Luis Seiwald im Interview
Welche Bedeutung hat für den Künstler Luis Seiwald das eigene Atelier?
Das Atelier ist Ideenschmiede, Raum für Verwirklichung von Visionen, Rückzugsort und Platz für Malerei, Grafik, Bildhauerei, Keramik und vieles anderes.
Was ist die deine Lieblingsspeise, das Lieblingsgericht?
Wahrscheinlich die Gsieser Brennsuppe.
Du kochst auch persönlich sehr gerne. Was fasziniert dich mehr. Der moderne Induktionsherd oder ein historischer Holzherd?
Der Holzherd.
Welche Bedeutung hat der Herd für die Menschen?
Dem Herd ging das Feuer in der Höhle voraus. Das ist natürlich mehr als Hitzequelle, sondern bedeutet Heimat, Wärme und Zuhause.
Schmeckt ein Essen, ein Gericht auf einem besonderen Teller anders?
Das Auge isst natürlich mit …
Was fasziniert dich persönlich am gemeinsamen Essen in der Familie oder mit Freunden?
Das Essen wird zum Treffen, man hat mehr Zeit, tauscht sich aus und pflegt Beziehungen.
Was fasziniert dich an der Tischkultur?
Die Tischkultur gibt dem Essen den Rahmen, wertet es auf, kann aber auch selbst zu Kunst werden.Welche Bedeutung hat die Tischkultur aus künstlerischer und geschichtlicher Sicht?
Jede Kultur hat ihre Tischkultur und zeugt von deren Geschichte und deren Gebräuchen. Der gedeckte Tisch kann zum Highlight werden, Essen wird ein Ritual, ein Fest, eine Zeremonie.
Manche Künstler erhoben die Tischkultur und das Essen zu einer eigenständigen Kunstrichtung, denken wir beispielsweise an den Surrealisten Salvador Dalì.
Manche Künstler erhoben die Tischkultur und das Essen zu einer eigenständigen Kunstrichtung, denken wir beispielsweise an den Surrealisten Salvador Dalì.
Kalbszunge in der Kohle, Kreation: KM Daniel Niederkofler – FOTO: Gerd Eder
Edles Geschirr und edle Teller. Wie kann man ihre Wirkung beim Essen beschreiben?
Edles Geschirr muss man definieren. Ich kann natürlich auch aus dem Goldbecher trinken. Für mich ist ein edles Geschirr ein Objekt mit Ausstrahlung. Es muss etwas erzählen können, eine Geschichte haben.
Welches Grundmaterial verwendest du hierfür?
Einen Lehm der Periadriatischen Naht in Pichl Gsies.
Der Blick aus dem eigenen Atelier führt direkt zur historischen Fundstätte. Zufall oder ganz gezielt so entstanden?
Den Zufall gibt es nicht …
Wie alt ist bzw. aus welcher Zeitepoche stammt dieser Gsieser Ton?
Schwer zu sagen. Die Geologen sprechen vermutlich von mehreren hunderttausend Jahren… Aus ihm wurde in Gsies bereits in der Spätbronzezeit Keramik geformt.
Welcher Zeitaufwand entsteht, um aus dem Naturmaterial in weiterer Folge den formbaren Gsieser Ton zu gewinnen?
Das Tonstechen und Veredeln ziehen sich über mehrere Arbeitsschritte und längere Zeit hin. Nach drei Wochen kann ich den Ton als Grundmaterial verarbeiten und formen.
Welcher Zeitaufwand ist notwendig, um aus dem Gsieser Ton einen Teller oder eine andere Geschirrform zu formen und zu trocknen?
Das kommt auf die Art und Größe des Tellers an: Für einen schwarzen Bucchero-Teller brauche ich ja nach Größe mit dem Polieren der Oberfläche ca. drei Stunden.
Nach dem Trocknen erfolgt der „Brand“. Was passiert hier?
Beim ersten Brand, dem Schrühbrand bei 1.000 Grad, wird der Ton gehärtet und wird wegen des Eisenoxyds rot. Beim zweiten Brand, dem Buccherobrand, bereits von den Etruskern verwendet, wird der Teller in einem Kapselbrand schwarz. Eine eher komplizierte und knifflige Angelegenheit …
Ist jeder Teller, jedes Geschirr von Luis Seiwald ein individuelles Kunstwerk?
Ja. Jeder einzelne Teller!
Kann man individuelle Teller bei dir in Auftrag geben?
Ja, aber aus brandtechnischen Gründen nur gewisse Formen.
Gibt es hier auch verschiedene Farben, Formen und weitere Besonderheiten?
Ich glasiere nur in Weiß und wende den besagten Schwarzbrand an
Ist bei täglichem Einsatz zum Beispiel im Restaurant, im täglichen Einsatz etwas besonders zu beachten?
Die Teller sind spülmaschinenfest, sollten aber mit Sorgfalt und Liebe behandelt werden.Welche Gastbetriebe führen bereits Teller von dir im täglichen Restaurantgeschäft?
Es sind deren mehrere, unter anderem das Hotel Adler in Niederdorf oder Restaurant Graf in Pichl Gsies. Mehr jedoch sind viele Private auf den Geschmack gekommen.
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