Thema
Anton Dalvai
Ausbilder des Jahres 2022
KM Anton Dalvai ist Ausbilder des Jahres 2022 und sein „Berggasthof Dorfner“ ist Ausbildungsbetrieb des Jahres. Ein großer, ein großartiger Erfolg. Eine starke Botschaft, dass jeder bzw. jede dieses Ziel erreichen kann.
v.l.n.r. Vizepräsident KM Roland Schöpf, Ausbilder des Jahres 2022 KM Anton Dalvai mit SKV-Präsident KM Patrick Jageregger und Bildungslandesrat Philipp Achammer – FOTO: Südtiroler Köcheverband - SKV
Die Ausbildung von Kochlehrlingen ist heute in Südtirols Betrieben und bei Südtirols Küchenchefs keine Selbstverständlichkeit mehr. Und ja, es gibt viele Ausreden, es gibt viele Argumente, um nicht auszubilden. Überzeugend ist hier aber kein einziges. Wenn Anton Dalvai dieses Ziel, diese Auszeichnung auf über 1.000 m Meereshöhe in Gschnon erreicht, fernab von Zentren, inmitten der freien Natur, hoch oben am Berg, wo es zwar Rehe, Wildhasen, Füchse und vieles mehr gibt, aber ganz wenige Menschen, dann ist das für alle anderen auch umsetzbar. Denn Anton Dalvai muss zuerst mal junge Menschen dafür gewinnen, zu ihm hoch zu kommen. Als SKV freuen wir uns sehr, dass erstmals ein Berggasthof, erstmals ein Südtiroler Gasthaus, diese Auszeichnung erhalten hat. Und dazu hat die Redaktion mit KM Anton Dalvai folgendes Interview geführt:
Was bedeutet dir die Auszeichnung als Ausbilder und Ausbildungsbetrieb des Jahres?
Diese Auszeichnung hat mich auf persönlicher und betrieblicher Ebene sehr gefreut. Sie ist eine wunderbare Anerkennung für unseren Einsatz für die Ausbildung von jungen Menschen. Persönlich war ich auch sehr gerührt, es ist eine große Bestätigung für mich. Wie viele wissen, ist Ausbildung ohne Herzblut und ohne Herzlichkeit nicht möglich. Und deshalb bin ich schon sehr stolz, der Ausbilder des Jahres 2022 zu sein.
Manuel Abraham, aktuell Lehrling, kommt aus Montan und Laurin Selm hat die dreijährige Fachschule für Kochen absolviert und macht bei mir das Pflichtpraktikum. Er kommt ebenso aus Montan.
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Du bringst dich bereits seit vielen Jahren höchst engagiert in die Ausbildung von Lehrlingen ein. Was motiviert dich dabei?
Die größte Motivation ist, dass ich Tag für Tag das Potenzial der Jugend sehen und fördern darf. Das prägt. Und wer sagt, dass die Jungend nix draufhat, liegt in seiner Meinung 2022 weit ab von der Realität. Die Jugend von heute will nur, wie jeder andere Mensch auch, wertgeschätzt werden!
Viele Unternehmer und Küchenchefs klagen, dass sie keine Lehrlinge finden. Wie findest du in Gschnon, hoch oben am Berg, die Kochlehrlinge?
Bis jetzt hatte ich immer Glück, Lehrlinge zu finden. Und ich denke, dass das auch weiterhin so möglich sein wird. Ich habe mir aber angewöhnt, nicht auf Nationalität, Hautfarbe oder auch Sprache zu schauen. Wir denken, wir haben ein buntes und sehr positiv gemischtes Küchenteam. Wie heute im Fußball. Und freuen uns jeden Tag, dass diese Vielfalt unserer Küche im Berggasthof Dorfner sehr guttut und uns täglich sehr fordert. Auch die Lehrlinge selbst berichten sehr positiv darüber in der Schule. Und daraus resultiert das hohe Interesse bei anderen Jugendlichen, zu mir nach Gschnon zu kommen.
Wie wichtig ist für Lehrlinge die Wertschätzung und Begleitung in dieser so wichtigen Lebensphase von jungen Menschen?
Wertschätzung ist das A und O. Diese baut natürlich auf Gegenseitigkeit auf. Die Begleitung ist wichtig, allerdings ist es auch wichtig, dass von zu Hause aus, von den Eltern, die notwendige Unterstützung kommt. Das heißt, keine negativen Aussagen zu Arbeitszeiten und so weiter. Denn hier sind junge Menschen sehr sensibel.
Kochlehrling auszubilden ist eine Sache. Kochlehrlinge aber erfolgreich auszubilden, so dass diese eine hohe Fachkompetenz mitbringen und den Beruf proaktiv leben, ist nochmals ein wesentlich höherer Anspruch. Wie schaffst du das?
Grundsätzlich ist zu sagen, dass dies zu 90 Prozent vom Lehrling abhängt, wenn er will, geht vieles, Ja, fast alles! An mir als Ausbilder liegt es, das Feuer, die intrinsische Motivation zu entfachen. Ich versuche das immer wieder durchs „Tun-Lassen“. Fehler passieren mir und jedem von uns. Deshalb muss es auch bei unseren Lehrlingen möglich sein, Fehler zu machen. Auch ist es für mich wichtig, dass vor dem Gast immer ich die „Schuld“ trage, die Schuld annehme. Auch wenn ich gar nicht in der Küche war, ich trage die Verantwortung und ich stehe dem Kunden Rede und Antwort. Ich übernehme auch Reklamationen. Und in weiterer Folge, darf daraus kein Tadel in der Küche entstehen. Sondern gewünscht werden von mir Verbesserungen und Richtigstellungen. Auch ist es wichtig, jeden Lehrling als eigene Person, mit einem eigenen Namen zu sehen und anzusprechen. Jeder und jede hat seine Talente und diese gilt es zu wahrzunehmen, zu finden und zu fördern. Und Schwierigkeiten sind dazu da, sich und uns selbst zu verbessern.
Kochlehrlinge und familiäres Umfeld im Dorfner. Welche Bedeutung hat das für die jungen Menschen?
Unsere Mitarbeiter werden alle in der Familie eingebunden. Zwischendurch darf der eine oder andere Lehrling auch mal meiner Mutter im Garten helfen. Oder auch mal mit unseren Kindern spielen. Und das machen alle sehr gerne.
Wie viele Kochlehrlinge hast du derzeit im Betrieb?
Derzeit habe ich zwei Lehrlinge, die dieses Jahr die Abschlussprüfung absolviert haben. Ein weiterer Lehrling besucht die 3. Klasse und ein weiterer Jugendlicher absolviert bei mir die acht Monate Praktikum nach der dreijährigen Fachschule für Kochen. Für Sommer 2023 ist bereits der nächste Lehrling in Aussicht.
Wie heißen deine Lehrlinge und woher kommen sie?
Leit Jelali hat gerade die Abschlussprüfung absolviert und kommt aus Auer, geboren in Tunesien. Gabriel Vescoli hat ebenso gerade die Abschlussprüfung absolviert und kommt aus Salurn.Manuel Abraham, aktuell Lehrling, kommt aus Montan und Laurin Selm hat die dreijährige Fachschule für Kochen absolviert und macht bei mir das Pflichtpraktikum. Er kommt ebenso aus Montan.
Was ist dir persönlich bei der Begleitung und Ausbildung von jungen Menschen wichtig
Dass sie sich auch führen lassen. Sie müssen verstehen, dass ich für die Leitung zuständig bin. Dass ich gegenüber unseren Gästen in der Verantwortung stehe.
Wie beurteilst du die Zukunft von jungen Menschen im Kochberuf?
Der Kochberuf ist fordernd. Aber ich spüre, dass jeder Jugendliche gefordert werden will. Die Zukunft ist vielversprechend. Aber junge Menschen brauchen Mut. Um nach der Lehrzeit ins Ausland zu gehen. Oder hier Erfahrungen zu sammeln und dann zu wachsen. Ob es dann die Positionen in der Küche sind, die Übernahme des elterlichen Betriebs oder gar die Pacht eines Betriebes ist, all dies sind Möglichkeiten und Chancen, die sich aus einer guten Ausbildung und stetiger Weiterbildung ergeben.
Wie sieht nun die nächste Zukunft für dich und die Familie bezogen auf den Betrieb aus?
Wir werden den Betrieb, den wir erst vor drei Jahren in eine neue Richtung dirigiert haben, so weiterführen. Zufriedene Gäste sind wichtig, ein gutes Team ist aber das Allerwichtigste. Was neu wird, ist, dass wir auch die Ausbildung im Service für junge Menschen anstreben. Denn da sehen wir große Potenziale.rs | rm