KVW Aktuell

Meinungsvielfalt statt Einheitsbrei

Karl Brunner, geistlicher Assistent im KVW


Wir sind unterschiedlich! Das betonen wir gerne und gleichzeitig fällt es uns persönlich und als Gesellschaft zunehmend schwer, die Andersheit der Mitmenschen auszuhalten geschweige denn, diese positiv zu integrieren. Zugegeben: Das ist eine durchaus anspruchsvolle Herausforderung.
Die Wahlen im Herbst geben Hinweise darauf, die ein schon länger entstehendes Bild ergänzen: Es scheint so, als ob es eine offiziell akzeptiere Mehrheitsmeinung gäbe, die auch medial stark verbreitet wird. Allein scheint dieser Meinung mehr und mehr „die Mehrheit“ abhanden zu kommen. In den so genannten „sozialen Medien“ kommt es zu davon abweichenden Meinungsäußerungen, die aber in der allgemeinen gesellschaftlichen Auseinandersetzung teilweise überhaupt nicht wahrgenommen werden wollen.
Auch wenn einige dieser Inhalte vor allem in ihrer entwürdigen Form der Äußerung eine Zumutung darstellen: Es ist eine Gefahr für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt, wenn es zu derartigen Frontstellungen kommt. Da gibt es das Phänomen, dass eine Meinung „vorgekaut“ wird, der sich möglichst alle anpassen sollen. Die vermeintlichen Abweichler bilden in der Folge in sich geschlossene Gruppen, die nur noch unter sich kommunizieren und in ihrer einseitigen Wahrnehmung bestätigen. So entstehen Parallelwelten, die die Gesellschaft spalten.
Es gibt aber einen Ausweg: Zu den eigenen Überzeugungen offen stehen (dürfen) und das auch allen anderen zugestehen, um schließlich miteinander unter Wahrung der Würde aller Beteiligten ins Gespräch zu kommen! So kann Auseinandersetzung stattfinden und wer wirklich wahrgenommen wird, kann sich auch zugehörig fühlen, selbst wenn die eigene Meinung nicht von allen geteilt wird.
Text: Karl Brunner

KVW Aktuell

„Wenn wir trauern, ist es zu spät!“

Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen
V. l.: Helga Holzer Mutschlechner, Vorsitzende Heidrun Goller, Rosa Purdeller Obergasteiger, Margareth Fink. Foto: KVW
Seit vielen Jahren wird der 25. November als internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen begangen, doch die Gewalttaten an Frauen werden nicht weniger. Erschüttert von den vielen Morden, letzthin an sehr jungen Frauen auch hier in Südtirol, haben die KVW Frauen beschlossen, eine Sensibilisierungsaktion zur Gewalt - Prävention zu machen. Sie soll nicht nur zum Nachdenken und Reden einladen, sie soll auch darüber hinaus das notwendige Handeln aufzeigen. In allen sechs Bezirken haben Freiwillige durch eigens angefertigte Roll- Ups mit der Aufschrift „Internationaler Tag zur Beseitigung der Gewalt an Frauen“ aufmerksam gemacht. Verteilt wurden Papiertaschentücher in schwarzer Hülle mit der prägnanten Aufschrift „Wenn wir trauern, ist es zu spät!“
Es ist ein dringender Appell an die Gesellschaft sensibel für Hilfesuchende zu werden, Gewaltsituationen nicht mehr zur verharmlosen oder gar zu ignorieren. Aber der Appell richtet sich auch an die lokale Politik, an alle alten und neuen Landtagsabgeordneten, bekannte Gewaltpräventionsmaßnahmen zwingend und so schnell als möglich zu finanzieren und umzusetzen „Es muss endlich ein Ruck durch Gesellschaft und Politik gehen“, so Vorsitzende Heidrun Goller, „es kann nicht sein, dass wir in ständiger Angst um unsere Töchter, Enkeltöchter, Mütter, Freundinnen, Schwestern sind… und die Täter sind meist im familiären Umfeld zu suchen, einem Ort, der einem Sicherheit und Geborgenheit geben sollte.“
„Es kann nicht weiterhin so sein, dass das Gefährlichste für eine Frau ist, dem Mann ‚NEIN‘ zu sagen“, mahnt die Vize Vorsitzende der KVW Frauen Margareth Fink.
Kurzfristige Maßnahmen sind, wie bereits beim Frauenmarsch in diesem Jahr vehement gefordert, die Bereitstellung eines geeigneten Frauenhauses in Bozen, wo Betroffene Frauen und ihre Kinder Zuflucht und Schutz finden. Langfristig ist das Problem jedoch auch strukturell anzugehen. Der Gleichstellungsaktionsplan, der in mühevoller Arbeit von unterschiedlichsten Organisationen, viele davon ehrenamtlich, herausgearbeitet worden ist, muss mit diesem Haushalt finanziert und sofort umgesetzt werden. „Respektvolles Verhalten und das Einhalten berechtigter sozialer Regeln ist eine Erziehungs-und Bildungsangelegenheit. Kommen wir bitte endlich vom Reden ins Tun, schauen wir hin. Allein in diesem Jahr hat Italien 106 Femizide zu beklagen. Im Durchschnitt wird jeden dritten Tag ein Mädchen oder eine Frau von ihrem Partner oder EX-Partner kaltblütig ermordet. Das sind genau 106 zu viel.“ so die Vorsitzende Heidrun Goller.
In Schlanders waren auch verschiedene Frauenorganisationen anwesend
Links: In Brixen Brigitte Mantinger, Luise Kelderer und Ida Dorfmann.
Mitte: In Bruneck Rosa Obergasteiger Purdeller und Magdalena Harrasser.
Rechts: In Meran Martina Marth, Elfriede Poehl, Notburga Buchschwenter, Anneliese Angerer.