Bildung

Der Zukunft auf der Spur

Interne Weiterbildung mal anders
Claudia Hackhofer, Bildungsverantwortliche
Anlässlich der jährlichen Herbstklausur der KVW Bildung durften die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an einer besonderen Weiterbildung teilnehmen.
Mit dem Ende der Corona-Pandemie scheint sich das Pendel zwischen dem digitalen und dem Bildungsangebot in Präsenz wieder eingependelt zu haben. Eins scheint jedoch sicher: Virtual Reality und Mixed Reality, also eine Kombination aus virtueller und realer Welt werden einen fixen Platz im Methodenkoffer der Erwachsenen- und Weiterbildung bekommen und gemeinsam mit anderen digitalen Tools und Lernwelten die Bildungspraxis bereichern.
Während diese neuen Technologien sowohl von großen Firmen, als auch in der Medizin zu Fortbildungszwecken und zur Präzisierung von Arbeitsschritten bereits genutzt werden, steckt ihre Anwendung in der allgemeinen Erwachsenenbildung noch in den Kinderschuhen.

Martin Dobes, ehemaliger langjähriger Mitarbeiter von Microsoft Corporation führte das Bildungsteam im KVW in die Welt der VR Brillen ein.

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen durften die Brillen nicht nur selbst ausprobieren und sich in die virtuelle Welt versetzen lassen - Herr Dobes zeigte auch die weitreichenden Möglichkeiten auf, welche sich mit einer solchen Brille beim Lernen eröffnen. Im Vordergrund stand hier der Begriff „kognitives Lernen“. Dabei setzt sich das Gehirn des Lernenden durch Sehen, Denken, Erleben und Interaktion ganzheitlich mit Informationen auseinander und kann diese somit schneller aufnehmen und verinnerlichen. Ein Fortbildungstag für alle Sinne und mit tollem Ausblick auf die Zukunft.

Sonderthema

Alzheimer vorbeugen – Geht das?

Alzheimer ist noch nicht heilbar. Doch wir alle können etwas tun, um unser individuelles Risiko für eine Erkrankung zu verringern. Bis zu 40 Prozent der Alzheimer-Erkrankungen können durch gesundheitliche Vorsorge und einen aktiven und gesunden Lebensstil vermieden werden.
Foto: andrea piacquadio - pexels
Jeder vierte Bürger leidet im Alter an Demenz, eine Mehrzahl davon als Folge der Alzheimer-Krankheit. Allein in Südtirol sind knapp neuntausend Menschen betroffen. Alle vierundzwanzig Stunden kommen drei Neuerkrankte dazu. Jeden Tag. Erschreckende Zahlen…
Alter ist der grösste Risikofaktor
Leider lässt sich die Entstehung einer Alzheimer-Krankheit nicht komplett verhindern. Wahrscheinlich wird diese Neurodegeneration durch das ungünstige Zusammentreffen von multiplen Risikofaktoren begünstigt. Dabei gibt es gibt Risikofaktoren, die wir nicht beeinflussen können. Das größte Risiko, an einer Demenz zu erkranken, ist das eigene Alter. Mit steigendem Alter wächst das Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Die Alzheimer-Krankheit tritt erst nach dem 65. Lebensjahr gehäuft auf, Vererbung spielt hier keine entscheidende Rolle. Nur bei Krankheitsmanifestationen in jüngeren Jahren liegt die Vererblichkeit bedeutend höher. Solche Fälle sind aber sehr selten.
Kann man sich vor Demenz schützen?
Inzwischen ist es wissenschaftlich gut belegt, dass es zusätzliche Faktoren gibt, welche das Risiko zu erkranken steigern oder reduzieren, die wir sehr wohl beeinflussen können. Im günstigen Fall hilft dies, Alzheimer vorzubeugen und schützt vor vielen anderen Formen der Demenz. Es setzt sich heute mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass wir auch unser Gehirn schützen können. Eine namhafte wissenschaftliche Kommission kam nach Auswertung der aktuellen Studienlage zum Ergebnis, dass durch konsequente Maßnahmen das manifest werden einer Demenz in bis zu 40% der Fälle verhindert oder zeitlich verzögert werden kann und dass damit auch ein bereits begonnener kognitiver Abbau gebremst werden kann. Diese Nachricht gibt Hoffnung und ist zugleich Ansporn, alles erdenklich Mögliche zu versuchen, um das eigene Alzheimer-Risiko zu senken.
Weniger Demenzkranke als prognostiziert
Manch einer wird sagen, das sei alles längst bekannt. Allerdings wird die Datenlage, die das belegt, immer deutlicher. Gleichzeitig erleben wir, dass überall dort auf der Welt, wo ein hohes Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung besteht, wo gute Prävention betrieben und ein vernünftiger Lebensstil gepflegt werden, die Häufigkeit an Demenzerkrankungen in den letzten Jahren deutlich hinter den vormals prognostizierten Fallzahlen zurückbleibt und dass sich die Entwicklung erster Symptome einer Demenz allgemein immer weiter ins hohe Alter verschiebt.
Jeder kann seine Gehirngesundheit beeinflussen. Man kann in jedem Lebensalter selbst zur Senkung des eigenen Demenzrisikos beitragen. Dabei kann nicht früh genug damit begonnen werden, am besten vom Kindesalter an! Früh im Leben an das eigene Gehirn zu denken ist wichtig, denn Gehirngesundheit entscheidet sich in der ersten Lebenshälfte bis zum mittleren Lebensalter. Neurodegenerative Veränderungen im Gehirn finden aber jahrzehntelang statt, bevor eine Demenz klinisch manifest wird. So ist es bis ins hohe Lebensalter nie zu spät anzufangen, diese Faktoren zu berücksichtigen, denn das menschliche Gehirn hat bis ins hohe Alter die Fähigkeit, sich zu verändern. Das Wichtigste ist zu beginnen, irgendwo anzufangen und es sich zur Gewohnheit zu machen. Denn mit den richtigen Präventionsmaßnahmen lässt sich eine spätere Demenz abwenden oder zumindest hinauszögern. Ja, sogar bei bestehender Demenz kann ein Fortschreiten der Krankheit verlangsamt werden.
10 Handlungsfelder, um Alzheimer vorzubeugen

Nach dem derzeitigen Stand der Forschung zeigt sich der Nutzen der Sekundärprävention bei der Alzheimer-Krankheit bei 10 Risikobereichen:
Tabakkonsum: Rauchende haben ein um bis zu 60 Prozent höheres Demenzrisiko als Nicht-Rauchende, welches durch den Verzicht auf Tabak – auch in älteren Jahren – reduziert werden kann. Es ist nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören.

Luftverschmutzung: langfristig in Gebieten mit stark schadstoffbelasteter Luft zu leben, erhöht das Risiko für Alzheimer. Besonders besorgniserregend ist der Einfluss von Feinstaub.

Alkoholkonsum: zu viel Alkohol schädigt das Gehirn und korreliert stark mit Frühdemenz. Alkohol lässt Neuronen sterben und das Gehirn schrumpfen, Hirnleistungen werden langsam ausgelöscht. Dieses Risiko kann durch die Reduzierung bzw. den Verzicht auf Alkohol gesenkt werden.

Kopfverletzungen: erlittene Schädel-Hirn-Traumata, insbesondere die Kumulation mehrerer auch leichterer Gehirnerschütterungen bedeuten ein erhöhtes Demenzrisiko. Das Tragen eines Helmes etwa beim Fahrrad- und Skifahren kann vor leichten und schweren Kopfverletzungen schützen. Immer mehr Experten empfehlen sogar, beim Fußballspielen auf Kopfbälle zu verzichten.

Hörverlust: nachlassendes Hörvermögen wird oft nicht ernst genommen, ist aber ein wichtiger Alzheimer-Risikofaktor. Aktiver Hörschutz bzw. die frühzeitige Verwendung eines Hörgeräts zeigen eine protektive Wirkung gegen kognitiven Abbau.

Körperliche Bewegung: ausreichende Bewegung hält auch unser Gehirn gesund. Es wird durch körperliche Aktivitäten besser durchblutet, die Nervenzellen werden gestärkt und es können sich sogar neue Nervenzellfortsätze bilden. Mindestens 2,5 Stunden Bewegung pro Woche und 4800 Schritte pro Tag sind ideal, um das Risiko für Demenz zu reduzieren.

Schlaf: Schlafstörungen gehören zu den Faktoren, die Alzheimer fördern können, weil sich das Gehirn bei schlechter Schlafqualität nicht ausreichend selbst reinigt und sich nicht erholen kann. Bei anhaltenden Schlafschwierigkeiten sollte man sich fachlich beraten lassen. Das Risiko, an der Alzheimer-Krankheit zu erkranken, ist bei Menschen, die mehr als 7 Stunden pro Nacht schlafen, um bis zu 30% niedriger als bei Menschen, die weniger schlafen.

Geistige Fitness: intensive Bildung in jungen Jahren und lebenslang immer wieder Neues lernen – bis ins hohe Alter. Egal ob ein Musikinstrument, eine Sprache, ein Gesellschaftsspiel oder der Umgang mit dem Computer: Neues auszuprobieren hält das Gehirn auf Trab und beeinflusst die geistige Reserve positiv.

Soziale Isolation: Einsamkeit und Depressionen können das Risiko für die Entwicklung einer Demenzerkrankung nachweislich erhöhen und eine bestehende Demenz verschlechtern. Soziale Kontakte gelten inzwischen als ein anerkannter Schutzfaktor für Demenz, denn durch sie ist das Gehirn auf vielfache Weise gefordert. Der Austausch mit anderen fördert das Gehirn.

Kardiovaskuläre Risikofaktoren: mittlerweile ist nachgewiesen, dass einige Risikofaktoren wie hoher Blutdruck, hohe Cholesterinwerte, Diabetes und Übergewicht einer Alzheimer-Erkrankung offensichtlich Vorschub leisten. Wer Alzheimer vorbeugen möchte, sollte diese kardiovaskulären Risikofaktoren regelmäßig kontrollieren und korrigieren.
Text: Christian Wenter
Christian Wenter, Geriater
Er war bis Oktober 2023 Primar der Geriatrie am Krankenhaus Meran.