KVW Aktuell

Unser Vorstand stellt sich vor

Werner Steiner, unser Dirigent beim KVW
Werner Steiner bei einer Gebietstagung
Seit über 10 Jahren leitet Werner Steiner die Geschicke des KVW in seiner Funktion als ehrenamtlicher Vorsitzender. Unsere Reihe „Unser Vorstand stellt sich vor“ haben wir mit ihm ein Sommergespräch geführt und sowohl zurück als auch vorausgeblickt.
Seit über einem Jahrzehnt sind Sie nun Vorsitzender des größten Sozialverbandes Südtirols. Wie hat sich dieses Ehrenamt im Laufe der Jahre verändert. Was ist heute anders als zu Beginn der Tätigkeit?
Ich wurde im Jahre 2013 zum Landesvorsitzenden des KVW gewählt und kann feststellen, dass sich in unserem Bemühen für die Umsetzung der Werte der christlichen Soziallehre kaum etwas geändert hat. Wir, die Ehrenamtlichen sind nach wie vor fest davon überzeugt, dass diese wichtigen Grundsäulen, wie Solidarität, Subsidiarität und Gemeinwohl, das Fundament unseres Zusammenlebens darstellen. Was sich aber geändert hat, ist unser biologisches Alter. Wir Ehrenamtliche in den KVW-Gremien sind mittlerweile alle 10 Jahre älter geworden und es kommen kaum neue dazu. Es gibt zwar viele, die sich freiwillig engagieren, sich aber nicht kontinuierlich im Ehrenamt binden lassen wollen, nach dem Motto „Ich helfe gerne, wenn man mich braucht, aber auf einen regelmäßigen Einsatz möchte ich mich nicht einlassen“. Das stimmt mich persönlich nachdenklich, denn nur ein beständiger Einsatz im Ehrenamt bildet die Basis eines aufbauenden und zielgerichteten Arbeitens in unserem Verband.
Der KVW ist mittlerweile 75 Jahre alt. Braucht es den KVW noch? Für welche Werte steht der Verband?
Diese Frage beantworte ich mit einem klaren „Ja“. Ich habe keine Zweifel, dass es uns als KVW auch weiterhin noch braucht, denn die Ziele und Werte der Gründungsversammlung im Jahre 1948 sind heute, 75 Jahre später, immer noch hochaktuell. Ich bin überzeugt, wenn ich dieses Protokoll mit dem heutigen Datum versehen würde, es würde nicht bemerkt. Die Werte des KVW sind weiterhin Solidarität zu leben, Subsidiarität einzufordern und die Menschen für das Gemeinwohl zu sensibilisieren. Leider ist ein Trend in eine neoliberale Welt, in der persönliche Anliegen und Selbstverwirklichung auch auf Kosten anderer im Vordergrund stehen, im Zunehmen.
Warum sollte man sich auch weiterhin für die Menschen in einem Verband wie dem KVW engagieren? Hat das Ehrenamt nicht auch manchmal nervige Seiten?
Der Umgang mit Menschen wird immer auch eine Herausforderung sein. Ich denke, dass man als Ehrenamtlicher im KVW zunächst die Menschen mögen muss. Jede und jeder ist auf seine Art wertvoll und ich habe in den vergangenen Jahren innerhalb unseres Verbandes kaum „nervige“ Situationen erlebt. Manchmal werden persönliche Ansichten vertreten, die sich von der gängigen Praxis unterscheiden, die in den Augen des Vorbringenden notwendig und wichtig sind. Dabei kann es schon zu Spannungen kommen. Schwierig wird es für mich nur, wenn ich das Gefühl habe, dass persönliche Anliegen über den Anliegen des Verbandes stehen. Wenn etwa jemand die Hierarchie des Verbandes benutzt, um politischen Vorteil daraus zu schlagen. So wurde mir das Amt des Landesvorsitzenden schon öfters als Sprungbrett in die Politik nachgesagt.
Das Jahresthema dieses Jahr lautet „Miteinander in Bewegung, damit niemand zurückgelassen wird“. Was werden die Schwerpunkte für das nächste Jahr sein?
Unser Jahresthema hat heuer den Zusatz „damit niemand zurückgelassen wird“. Wir haben in unseren Gremien festgestellt, dass es eine immer größer werdende Kluft zwischen armen und reichen Menschen gibt. Wir haben Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen, die trotz regelmäßigem Einkommen nicht über die Runden kommen, wir haben zudem auch Menschen, die in der zunehmenden Digitalisierung zurückbleiben, da sie sich die erforderlichen Kenntnisse, aber auch erforderliche Geräte nicht leisten können, wir haben Menschen, die sich immer mehr aus dem sozialen Leben zurückziehen und in den sozialen Medien den Ausgleich suchen… Diese Aspekte wollen wir in unseren Ortsgruppen näher beleuchten und an Lösungen arbeiten.
Wie schwierig ist es das Ehrenamt mit dem Beruf und den familiären Verpflichtungen zu vereinen. Was machen Sie in Ihrer knapp bemessenen Freizeit und wo können Sie Ihre Batterien wieder aufladen?
Es stimmt, das Ehrenamt nimmt viel Zeit in Anspruch. In den letzten Jahren habe ich mich so organisiert, dass die untertags anstehenden Termine aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit durch andere Vorstandsmitglieder oder den Geschäftsführer, Herrn Werner Atz, erledigt werden. Viele Termine in den Ortsgruppen und Bezirken finden in den Abendstunden statt, und da ist es für mich einfacher, anwesend zu sein. Abschalten und Entspannen gelingt mir mit einer nicht ganz so umweltfreundlichen Tätigkeit: Ich bin ein leidenschaftlicher Autofahrer. Wenn ich am Steuer sitze, kann ich sehr gut entspannen und so ist das Wahrnehmen von vielen Terminen im Land immer auch gleichzeitig mit Entspannung verbunden.
Interview: Iris Pahl
KVW Vorstand bei seiner ersten Wahl 2013. Von links: Konrad Peer, Rosa Stecher Weißenegger, Werner Steiner, Helga Holzer Mutschlechner, Herbert Schatzer
Aktueller Vorstand. Von Links: Herbert Schatzer, Monika Gatterer, Werner Steiner, Margareth Fink, Heinrich Fliri
Zur Person:
Mein erster Berufswunsch – wie es für einen Jungen typisch ist, wollte ich Mechaniker werden. Mein Vater war LKW-Fahrer und ich durfte in den 60er Jahren mit ihm öfters mitfahren. Dieses Mitfahren ist mir wohl ins Blut übergegangen.
Mein Lebensmotto – ich würde es nicht als Motto bezeichnen, aber ich komme sehr gut mit dem Gedanken zurecht, dass wir als Menschen das Gemeinwohl aller Menschen im Auge behalten sollten. Die egozentrischen Ansätze des Neoliberalismus, wo Menschen ein vermeintlich glückliches Leben im Konsum führen sollten, schrecken mich ab.
In 10 Jahren – bin ich 73 und hoffentlich noch viel unterwegs.

KVW Aktuell

Gib Frauen-Altersarmut ein Gesicht

Foto: Arthur Yeti - unsplash
Löhne die nicht raufgehen, schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Ehen die scheitern und ein beitragsbezogenes Rentensystem- dies alles sind Gründe für Altersarmut. Diese nimmt zu und hat viele Gesichter. Und sie ist vor allem weiblich! Diese traurige Realität bewusst aufzuzeigen, hatten wir in unserer vorigen Kompassausgabe schon angekündigt.
Dass auch wir im reichen Südtirol arm dran sind, war uns bekannt. Einige Beispiel haben die KVW Frauen, im Netzwerk mit anderen Organisationen, aus ihren Begegnungen landauf landab gesammelt um auf die Problematik aufmerksam und politisch salonfähig zu machen. Dass wir dabei, aufgrund der Scham und Angst vor Vorurteilen, keine Frauen fanden, welche ihre Personalien veröffentlicht haben wollten, war schon anfangs der Aktion „Gib Frauen-Altersarmut ein Gesicht“ klar. Darum haben wir NUR reelle, tatsächliche Erwerbsbiographien abdrucken können. Die wahren Namen der Frauen sind der Redaktion bekannt.
So das Beispiel von Traudl, Jahrgang 52, die gemeinsam mit ihrem Mann 4 Kinder großgezogen hat und sobald diese aus dem Gröbsten heraus waren, viele Jahre lang ihre pflegebedürftigen Eltern und ihre Tante über Jahre gepflegt hat. Die 30 Jahre in prekären Arbeitsverhältnissen zeigen sich in einer Rente von 420,00 €. Ein Überleben ist nur die ihr zustehende Hinterbliebenenrente möglich.
Oder Marie, Jahrgang 1949, die 22 Jahre als Reinigungskraft 30 Stunden wöchentlich in einem Gemeindeamt beschäftigt war. Sie bezieht eine Rente in Höhe 513,00 €, durch eine Aufstockung auf Bedürftigkeit, bekommt sie jetzt 580,00 €.
Auch Hilde, selbes Alter wie Marie, kommt trotz 35 Jahren Beschäftigung in der Landwirtschaft nur auf knapp 500,00 € Rente. Auch wenn Hilde keine Miete bezahlen muss ist ein würdiges Auskommen mit solch einer geringen Rente bei gleichzeitig steigenden Lebenshaltungskosten schwierig.
Die KVW Frauen sehen die Problematik nach wir vor als primäres Anliegen und setzen sich dafür ein, dass Frauen nicht in die Altersarmut schlittern. Zum einen durch Aufklärung und Sensibilisierung in den Ortsgruppen, durch Informationsweitergabe und vor allem auf durch ein Aufzeigen des Risikos für Frauen im Alter plötzlich ohne finanzielle Absicherung dazustehen. Die Vereinbarkeit Familie und Beruf muss gefördert werden und die Ungleichbehandlung im Rentensystem zwischen Frauen und Männern muss aufgehoben werden. Die KVW Frauen bleiben am Thema dran und bitten um eure Unterstützung.