KVW Aktuell

Großeltern und Enkelkinder sind Schätze füreinander

Die Gestaltung des Altars in der Millander Pfarrkirche anlässlich des Oma und Opa Tags. Foto: Maria Kusstatscher
Die ersten und wichtigsten Bezugs-Personen der Kinder sind die Eltern. Dann folgen meist die Großeltern als geliebte Vertrauens-Personen. Viele Großeltern betreuen zeitweise ihre Enkelkinder. Sie schenken ihnen viel emotionale Zuwendung, Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Kinder fühlen sich von ihnen angenommen und verstanden. Sie können mit ihnen alles besprechen und viele Fragen stellen. Sie schätzen die Zuverlässigkeit und Unterstützung.
Großeltern können sich oft mehr Zeit nehmen zum Erzählen, Zeigen, Vorlesen, Beobachten und Probieren. Großeltern können aus ihrer Lebenserfahrung viele Werte vermitteln. Sie regen an, auch aus Fehlern zu lernen und Regeln einzuhalten. Junge Menschen möchten wissen, WIE ihre Vertrauenspersonen Ereignisse und Situationen beurteilen und was ihnen wertvoll ist. Wie gehen sie um mit schlimmen Ereignissen, mit Einschränkungen der Gesundheit, mit dem Tod von nahestehenden Menschen?
Spezielle Fähigkeiten älterer Menschen sind: Verantwortungsbewusstsein, sensible Mitmenschlichkeit, Sorge um den Schutz der Umwelt, gesunder Hausverstand, Arbeits- und Berufserfahrung, Freude an der Arbeit, Durchhaltevermögen, Verlässlichkeit, Urteilsfähigkeit, religiöse Rückbindung usw.
Umgekehrt sind Kinder wertvolle Lehrermeister für die ältere Generation. Die Fröhlichkeit und Echtheit wirken wohltuend auf Erwachsene. Die Neugier und das Interesse sind ansteckend für die Älteren. Im Rollenspiel der Kinder erleben Erwachsene die Nachahmung vieler Verhaltensweisen.
Junge helfen den Älteren z.B. bei der Bedienung der neuen Medien Smartphon und Computer. Sie zeigen das Suchen und Finden im Internet. Ältere bleiben mit den Kindern am Puls der Zeit.
Großeltern können den Jungen ein Vorbild geben im freiwilligen Einsatz für die Gemeinschaft: einspringen wo Hilfe und Unterstützung notwendig ist, Mitarbeit in der Pfarrei, auf Gemeindeebene und in Vereinen, Reflexion und aktive Mitarbeit für gerechte politische Entscheidungen. Die Freiwilligenarbeit ist ein Geschenk für die Gemeinschaft. Die Vorbild-Wirkung ist wertvoll: Reden ist Silber, zeigen ist Gold.
Der Mensch wird am DU zum ICH. Vertrauen und Selbstwertgefühl entwickelt das Kind, wenn es genügend positive Erfahrungen mit Bezugspersonen machen kann.
Papst Franziskus hat einen „Welttag der Großeltern“ angeregt, der in vielen Orten im Juli gefeiert wird. Der Wert der Großeltern soll bewusst hervorgehoben werden. Generationen-übergreifend voneinander Lernen sind Geschenke für Jung und Alt.
Text: Maria Kusstatscher

KVW Aktuell

Unser Vorstand stellt sich vor

Werner Steiner, unser Dirigent beim KVW
Werner Steiner bei einer Gebietstagung
Seit über 10 Jahren leitet Werner Steiner die Geschicke des KVW in seiner Funktion als ehrenamtlicher Vorsitzender. Unsere Reihe „Unser Vorstand stellt sich vor“ haben wir mit ihm ein Sommergespräch geführt und sowohl zurück als auch vorausgeblickt.
Seit über einem Jahrzehnt sind Sie nun Vorsitzender des größten Sozialverbandes Südtirols. Wie hat sich dieses Ehrenamt im Laufe der Jahre verändert. Was ist heute anders als zu Beginn der Tätigkeit?
Ich wurde im Jahre 2013 zum Landesvorsitzenden des KVW gewählt und kann feststellen, dass sich in unserem Bemühen für die Umsetzung der Werte der christlichen Soziallehre kaum etwas geändert hat. Wir, die Ehrenamtlichen sind nach wie vor fest davon überzeugt, dass diese wichtigen Grundsäulen, wie Solidarität, Subsidiarität und Gemeinwohl, das Fundament unseres Zusammenlebens darstellen. Was sich aber geändert hat, ist unser biologisches Alter. Wir Ehrenamtliche in den KVW-Gremien sind mittlerweile alle 10 Jahre älter geworden und es kommen kaum neue dazu. Es gibt zwar viele, die sich freiwillig engagieren, sich aber nicht kontinuierlich im Ehrenamt binden lassen wollen, nach dem Motto „Ich helfe gerne, wenn man mich braucht, aber auf einen regelmäßigen Einsatz möchte ich mich nicht einlassen“. Das stimmt mich persönlich nachdenklich, denn nur ein beständiger Einsatz im Ehrenamt bildet die Basis eines aufbauenden und zielgerichteten Arbeitens in unserem Verband.
Der KVW ist mittlerweile 75 Jahre alt. Braucht es den KVW noch? Für welche Werte steht der Verband?
Diese Frage beantworte ich mit einem klaren „Ja“. Ich habe keine Zweifel, dass es uns als KVW auch weiterhin noch braucht, denn die Ziele und Werte der Gründungsversammlung im Jahre 1948 sind heute, 75 Jahre später, immer noch hochaktuell. Ich bin überzeugt, wenn ich dieses Protokoll mit dem heutigen Datum versehen würde, es würde nicht bemerkt. Die Werte des KVW sind weiterhin Solidarität zu leben, Subsidiarität einzufordern und die Menschen für das Gemeinwohl zu sensibilisieren. Leider ist ein Trend in eine neoliberale Welt, in der persönliche Anliegen und Selbstverwirklichung auch auf Kosten anderer im Vordergrund stehen, im Zunehmen.
Warum sollte man sich auch weiterhin für die Menschen in einem Verband wie dem KVW engagieren? Hat das Ehrenamt nicht auch manchmal nervige Seiten?
Der Umgang mit Menschen wird immer auch eine Herausforderung sein. Ich denke, dass man als Ehrenamtlicher im KVW zunächst die Menschen mögen muss. Jede und jeder ist auf seine Art wertvoll und ich habe in den vergangenen Jahren innerhalb unseres Verbandes kaum „nervige“ Situationen erlebt. Manchmal werden persönliche Ansichten vertreten, die sich von der gängigen Praxis unterscheiden, die in den Augen des Vorbringenden notwendig und wichtig sind. Dabei kann es schon zu Spannungen kommen. Schwierig wird es für mich nur, wenn ich das Gefühl habe, dass persönliche Anliegen über den Anliegen des Verbandes stehen. Wenn etwa jemand die Hierarchie des Verbandes benutzt, um politischen Vorteil daraus zu schlagen. So wurde mir das Amt des Landesvorsitzenden schon öfters als Sprungbrett in die Politik nachgesagt.
Das Jahresthema dieses Jahr lautet „Miteinander in Bewegung, damit niemand zurückgelassen wird“. Was werden die Schwerpunkte für das nächste Jahr sein?
Unser Jahresthema hat heuer den Zusatz „damit niemand zurückgelassen wird“. Wir haben in unseren Gremien festgestellt, dass es eine immer größer werdende Kluft zwischen armen und reichen Menschen gibt. Wir haben Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen, die trotz regelmäßigem Einkommen nicht über die Runden kommen, wir haben zudem auch Menschen, die in der zunehmenden Digitalisierung zurückbleiben, da sie sich die erforderlichen Kenntnisse, aber auch erforderliche Geräte nicht leisten können, wir haben Menschen, die sich immer mehr aus dem sozialen Leben zurückziehen und in den sozialen Medien den Ausgleich suchen… Diese Aspekte wollen wir in unseren Ortsgruppen näher beleuchten und an Lösungen arbeiten.
Wie schwierig ist es das Ehrenamt mit dem Beruf und den familiären Verpflichtungen zu vereinen. Was machen Sie in Ihrer knapp bemessenen Freizeit und wo können Sie Ihre Batterien wieder aufladen?
Es stimmt, das Ehrenamt nimmt viel Zeit in Anspruch. In den letzten Jahren habe ich mich so organisiert, dass die untertags anstehenden Termine aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit durch andere Vorstandsmitglieder oder den Geschäftsführer, Herrn Werner Atz, erledigt werden. Viele Termine in den Ortsgruppen und Bezirken finden in den Abendstunden statt, und da ist es für mich einfacher, anwesend zu sein. Abschalten und Entspannen gelingt mir mit einer nicht ganz so umweltfreundlichen Tätigkeit: Ich bin ein leidenschaftlicher Autofahrer. Wenn ich am Steuer sitze, kann ich sehr gut entspannen und so ist das Wahrnehmen von vielen Terminen im Land immer auch gleichzeitig mit Entspannung verbunden.
Interview: Iris Pahl
KVW Vorstand bei seiner ersten Wahl 2013. Von links: Konrad Peer, Rosa Stecher Weißenegger, Werner Steiner, Helga Holzer Mutschlechner, Herbert Schatzer
Aktueller Vorstand. Von Links: Herbert Schatzer, Monika Gatterer, Werner Steiner, Margareth Fink, Heinrich Fliri
Zur Person:
Mein erster Berufswunsch – wie es für einen Jungen typisch ist, wollte ich Mechaniker werden. Mein Vater war LKW-Fahrer und ich durfte in den 60er Jahren mit ihm öfters mitfahren. Dieses Mitfahren ist mir wohl ins Blut übergegangen.
Mein Lebensmotto – ich würde es nicht als Motto bezeichnen, aber ich komme sehr gut mit dem Gedanken zurecht, dass wir als Menschen das Gemeinwohl aller Menschen im Auge behalten sollten. Die egozentrischen Ansätze des Neoliberalismus, wo Menschen ein vermeintlich glückliches Leben im Konsum führen sollten, schrecken mich ab.
In 10 Jahren – bin ich 73 und hoffentlich noch viel unterwegs.