KVW Aktuell

Höhere Gehälter sind ­notwendig!

Text: Werner Atz
Südtirol erlebt auf dem Arbeitsmarkt eine eigenartige Situation. Wir erleben die Gleichzeitigkeit von Arbeitskräftemangel und niedrigen Gehältern in bestimmten Bereichen.
Werner Atz, KVW Geschäftsführer




Schon seit Monaten klagt Südtirol über einen Arbeitskräftemangel selten gesehenen Ausmaßes.
Im Gesundheitswesen fehlt es schon seit Jahren an genügend Personal. Die Corona-Lockdowns haben viele Menschen aus der Gastwirtschaft in andere Branchen getrieben, wo sie jetzt oft bleiben. Wir tun uns schwer, Handwerker zu finden, uns fehlen Busfahrer und auch viele andere Branchen suchen händeringend nach guten Arbeitskräften.
Andererseits kommen viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit dem Gehalt immer weniger über die Runden. Die Inflation in einer Größenordnung von zehn Prozent und mehr verringert massiv die Kaufkraft der Südtirolerinnen und Südtiroler. Die Preise steigen, aber die Gehälter nicht. Lebensmittel, Treibstoff, Baumaterialien kosten gefühlt jeden Tag mehr. Wohnraum ist für immer weniger Menschen erschwinglich, und die Mieten sind hoch und höher.
Für viele Familien und Menschen wird es immer schwieriger mit dem Verdienten über die Runden zu kommen. Oft reichen in Familien zwei Gehälter nicht aus. Bis vor kurzem war „working poor“ (arm auch mit Erwerbsarbeit) ein Fremdwort in Südtirol. Jetzt müssen wir leider wahrnehmen, dass dieses Phänomen auch bei uns Einzug hält.
Eine Steigerung der Löhne ist wichtig und unumgänglich. Das Land muss das Geld für die öffentlich Bediensteten bereitstellen, und auch die Privatwirtschaft ist aufgerufen, die Gehälter anzupassen. Sie hat schließlich ein Interesse daran, dass ihre Mitarbeiter von ihrem Gehalt auch leben können.

KVW Aktuell

Unser Vorstand stellt sich vor

Herbert Schatzer und die KVW Service GmbH
Afi Rat
In dieser Ausgabe stellt sich Vorstandsmitglied Herbert Schatzer vor und erklärt den Leser:innen in einem sehr persönlichen Beitrag seine Aufgaben beim größten Sozialverband Südtirols.
Nach den Landesausschusswahlen des KVW wurde im April 2021 der Vorstand neu gewählt. Folgende Bereiche wurden mir im Vorstand zugewiesen: KVW-Service GmbH, die Vertretung in der Verbraucherzentrale und im Arbeitsförderungsinstitut. Außerdem wurde ich auch in das Patronatskomitee entsandt.
Die KVW Service GmbH ist eine Dienstleistungsgesellschaft des KVW. Sie ist das größte Steuerbeistandszentrum und mit 10 Filialen in ganz Südtirol vertreten. Büros gibt es in allen KVW-Bezirken sowie in Neumarkt, Mals, Lana und Toblach. Das Bestreben ist es ganz nah am Bürger zu sein.
Mit der Tätigkeit der Service war ich vertraut, da ich früher hineinschnuppern durfte. Mit großer Freude setzte ich mich daran, wohlwissend, dass ich ein ausgezeichnetes Team mit zirka 50 Mitarbeitern rund um Dr. Christian Bosin übernehmen durfte.
Meine Aufgabe ist es die Service im Vorstand zu vertreten. Natürlich führe ich als Verantwortlicher Gespräche über interne Angelegenheiten mit dem Prokuristen Dr. Bosin oder nach außen mit KVW-Verantwortlichen sowie Vertretern der Politik. Ferner gehört es zu meiner Aufgabe bei Fragen zusammen mit dem Team Antworten zu finden, bzw. Entscheidungsprozesse zu beschleunigen.
Eine nicht ganz leichte Aufgabe, aber mit dem Team gelingt es. Mein Ziel ist es, unseren Mitgliedern und Kunden, den besten Kundendienst anzubieten.
Folgende Bereiche bewältigt das Service Team tagtäglich: die Erstellung der Steuererklärungen (Mod. 730 und Redditi), die Ausführung der RED- ISEE und EEVE Erklärung, sowie die Abfassung des RW-Modells. Außerdem betreuen wir die Hausangestellten („badanti“), arbeiten Mietverträge aus und geben allgemeine Informationen und beraten in steuerlichen Angelegenheiten. Schwierigkeiten bereitet es, dass die Rahmenbedingungen auf Landes- bzw. auf Staatsebene öfters abgeändert werden.
Den KVW in der Verbraucherzentrale vertreten zu dürfen, ist für mich abwechslungsreich. Das Konsumverhalten der Menschen zu beobachten ist ein zentrales Anliegen unseres Verbandes.
Im Jahr 2022 und 2023 beschäftigt sich die Verbraucherzentrale hauptsächlich mit folgenden Sachbereichen:
1. Energieteuerung
Seit dem dritten Trimester 2021 haben die Preise für Strom und Gas eine starke Teuerung erfahren. Die Ausgaben für die Durchschnittsfamilie stiegen um über 90% (Tab. 1)
2. Aufgrund von Covid nicht ­genossene Leistungen
In der von der VZS angestrengten Pilot-Klage aufgrund von nicht genossenen Ski-Tickets konnte eine gütliche Einigung mit dem Anbieter erzielt werden. Die nicht ge-nutzten Tage der Abos oder Tageskarten aus den Vorsaisonen können in den laufenden zwei Saisonen genutzt werden.
3. Dieselskandal: Musterfeststellungsklage in Braunschweig
Die Musterfeststellungsklage ging im Februar 2022 in die erste Verhandlungsrunde. Das Gericht verfügte eine Behandlung nach italienischem Recht; ein Gutachter muss innerhalb Juni 2023 die rechtlichen Fragen klären.
Ich möchte einen kurzen Blick auf die Herausforderung zum Schutz der Verbraucher 2023 werfen.
1. Inflation, Treibstoff, Darlehen
Im laufenden Jahr reißt die Teuerungswelle nicht ab. Lebensmittel, Treibstoffe, Darlehensraten, vieles wird teurer. Die Verbraucherzentrale zeigt auf, wieviel Prozent eine Erhöhung sein könnte, und gibt Tipps, um unnötige Ausgaben zu vermeiden.
2. Neue EU-Vorgaben und Gesetze
Aus verschiedenen Richtlinien kommen neue EU-Vorgaben (z.B. in Bezug auf die Preisangaben bei Schlussverkäufen), die im Laufe des Jahres in die nationalen Nor-men übernommen werden sollten. Unter anderem soll der Schutz der Verbraucher auf Verfassungsebene verankert werden.
3. Class Action gegen Finanzdienstleister Nexi
In Mailand steht die erste Verhandlung in der Class Action gegen Nexi an. Es geht darum, dass Nexi die Kreditkarten und dazugehörigen Daten der Nutzer nicht ausreichend schützt. Nexi zahlt bei Missbrauch keinen Schadensersatz.
Zusätzlich zur Service GmbH und zur Verbraucherzentrale vertrete ich den KVW auch im AFI. Beim Arbeitsförderungsinstitut steht der Lohnabhängige, bzw. die arbeitenden Menschen im Mittelpunkt.
Im Jahr 2022 ging es für mich beim AFI vor allem um:
1. Öffentlicher Wohnbau
Der Arbeitstisch für den öffentlichen Wohnbau, dem ich angehöre, traf sich fünf Mal um den Landesgesetzentwurf zu durchleuchten. Entstanden ist ein elf Punkte umfassender Katalog. Leider wurde das Gesetz in aller Eile vom Landtag 2022 verabschiedet.
2. Soziale Mobilität in Südtirol
Es wurde eine Studie erstellt, welche die Frage beantworten sollte, wie schwer es in Südtirol ist, die soziale Leiter hochzuklettern. In anderen Ländern Europas ist dies leichter.
3. Arbeitsbedingungen in den Provinzen der Europaregion
Eine Studie über die Arbeitsbedingungen in der Europaregion wurde erstellt. Zum Beispiel ist bei belastenden Arbeiten ein klares Nord-Süd Gefälle feststellbar.
Der Ausblick für dieses Jahr ist nicht rosig. Die Pandemie, die Teuerungsrate, der Mangel an Fachkräften bereitet so manche Probleme. Die Schere zwischen arm und reich geht immer mehr auseinander. Ich werde mich in den unten angeführten Bereichen verstärkt einbringen.
- Mit großer Sorge blicke ich auf die kommenden Jahre, in Bezug auf die Lohnentwicklung. Das Leben wird teurer, die Löhne steigen nicht. Das lohnabhängige Einkommen genügt in vielen Fällen kaum zum Überleben.
- Zudem werde ich im AFI den privaten und sozialen Wohnungsmarkt genau verfolgen. In Zusammenarbeit mit allen Gewerkschaften werde ich mich einbringen um nötige Reformen anzudenken.
- Und nicht zuletzt ist mein Steckenpferd beim AFI der Wandel der Arbeitswelt. Die Veränderung der Arbeitswelt in den letzten Jahren und die Veränderung in den kommen- den Jahren ist eine spannende Geschichte. Eine Studie soll in diesem Bereich im Herbst Antworten geben.
Meine KVW-Sendungen bei Radio Grüne Welle mit Mitarbeitern und ehrenamtliche Mitgliedern des Verbandes bereiten mir viel Freude.
Meine schönste Tätigkeit im KVW ist es aber nach wie vor nahe an den Mitgliedern zu sein. Ich besuche KVW-Jahresversammlungen, halte sehr gerne Vorträge im ganzen Land.
All diese Aufgaben bewältige ich mit Spannung und Freude. Ich bin begeistert, dass die Arbeit nicht ausgeht.
Tab. 1
Kostenschätzungen der Aufsichtsbehörden für Energie
Kosten in Euro (Steuern inkl.) Vergleich
II/2021 II/2022 III/2022 II/2021 III/2022
Strom 563,22 € 1.301,93 € 1.087,79 € 524,57 € + 93,14 %
Gas 1.048,04 € 2.327,26 € 1.904,03 € 855,99 € +81,68 %
Kostenschätzungen der jeweiligen Trimester, jeweils für 12 Monate im Voraus
Herbert Schatzer gestaltet auch regelmäßig Beiträge bei Radio Grüne Welle