KVW Aktuell

Soziale Folgen der Pandemie

KVW Vinschgau trifft Bezirkspräsident
Foto: Josef Bernhart
Die Corona-Pandemie scheint vorüber. Aber die sozialen Folgen bleiben. So das Resümee von Bezirkspräsident Dieter Pinggera bei seinem Treffen am 16. Januar 2023 mit dem Bezirksausschuss des KVW Vinschgau. Dieser hatte den Bezirkspräsidenten zu einer persönlichen Aussprache eingeladen, um mit ihm über sozial- und gesellschafpolitische Themen zu sprechen, Fragen zu stellen und darauf eine Stellungnahme von lokalpolitischer Seite zu erhalten.
Dieter Pinggera ging in seinen Ausführungen auf alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens ein. Auf die Gesundheitsversorgung ebenso wie die Sozialdienste, die von den Bezirksgemeinschaften im Land geführt werden, bis hin zu den Themen Verkehr, Wohnen und wirtschaftliche Entwicklung. Einen Schwerpunkt seiner Ausführungen bildete die aktuelle Situation am Krankenhaus Schlanders. Dort sei es, so der Bezirkspräsident, letzthin in Bezug auf die Verfügbarkeit von Ärztinnen und Ärzten besser geworden, jedoch bestünde derzeit ein großer Bedarf an zusätzlichen Pflegekräften. Diese fehlen allerorts. Der Südtiroler Sanitätsbetrieb sei seit Jahren intensiv bemüht, Pflegerinnen und Pfleger auch aus anderen Regionen und Ländern, sogar aus anderen Kontinenten anzuwerben. Die Aufgabe ist schwierig, aber nicht hoffnungslos. Jedenfalls, so Dieter Pinggera müsse laufend vor allem mit potenziellen Arbeitskräften, die aus Südtirol stammen, sich aber aktuell noch im Ausland befinden, kommuniziert und Kontakt gehalten werden. Denn viele kämen über kurz oder lang gerne in unser Land zurück. Der KVW Vinschgau ist hier ebenso bemüht, zu unterstützen, durch Information über Arbeitsmöglichkeiten und -bedingungen, aber auch durch die Suche nach Unterkünften vor Ort.
Ein weiteres Thema waren die Sozialdienste, die laut Dieter Pinggera die Krise relativ gut überstanden hätten, vor allem organisatorisch. Dennoch seien auch hier die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müde und vor allem in der Hauspflege die Situation schwierig, da Menschen daheim gepflegt werden, die eigentlich in einer stationären Einrichtung betreut werden müssten. Zu stärken seien im Sozialbereich vor allem niederschwellige Angebote. Schließlich kam der Bezirkspräsident auf das leistbare Wohnen zu sprechen, die Mobilität und die zunehmend aussterbenden Ortszentren. Die Baukosten seien enorm gestiegen und auch in der Peripherie der Wohnungsmarkt begrenzt. Hier könnte die nachhaltige Mobilität, sprich eine attraktive Zuganbindung in die Zentren helfen, aber vor allem die Verzögerungen bei der Tunnelsanierung auf der Töll stehen diesem Ziel entgegen. Jedenfalls wird dort intensiv weitergearbeitet, um zumindest bis zum Schulbeginn im Herbst durchgängig fahren zu können. In den nächsten Jahrzehnten sind attraktive Bahnverbindungen bis hin zu einem 15-Minutentakt und mit einer starken Kapazitätserhöhung auf der Vinschger Bahnlinie bis nach Bozen geplant. Ein Ausblick, der Hoffnung macht, wenngleich die Zeitachse bei solchen Vorhaben erfahrungsgemäß mit einem großen Fragezeichen behaftet ist.
Text: Josef Bernhart

KVW Aktuell

Wir brechen das Schweigen

Foto: Georg Lembergh
Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen ist ein weitverbreitetes Verbrechen, über das kaum gesprochen wird. Es betrifft Schule, Kirche, Freizeit, Sport und die Familie. In dem 2022 bei Edition Raetia erschienenen Buch „Wir brechen das Schweigen“ von Veronika Oberbichler und Georg Lembergh haben Südtiroler Betroffene erstmals ihr eigenes Schweigen gebrochen: In einfühlsam geführten Gesprächen mit der Psychotherapeutin Veronika Oberbichler erzählen sie von ihren Erlebnissen, wie es zum Missbrauch kam und wie sie meist auf Unverständnis stießen, sobald sie sich jemanden anvertrauten. Aber sie berichten auch von ihrer Aufarbeitung und einem gelungenen Leben danach.
In Südtirol ist es immer noch ein Tabu, über sexuellen Missbrauch zu sprechen. Und zusätzlich ist das Wissen zum Thema (Was versteht man überhaupt unter sexuellem Missbrauch) sehr gering. Es herrscht zudem eine große Unbeholfenheit, mit dem Thema angemessen umzugehen: Wie als Angehöriger reagieren? Welche Anlaufstellen gibt es? Wie soll man vorgehen, um Betroffene zu unterstützen?
Der KVW organisiert auf Landesebene 6 Autorentreffen für unsere Ehrenamtlichen aus den Ortsgruppen, die das Thema dann in ihre Ortsgruppen tragen können und entscheiden, ob und wenn ja, wie sie es aufgreifen wollen. Moderiert werden die Abende von unserem geistlichen Assistenten Karl (Charly) Brunner, der zudem jeweils aus KVW-Perspektive und aus Perspektive der Christlichen Soziallehre ins Thema einführen wird. Des Weiteren wird es an den Abenden ein Gespräch mit der Autorin und Leseabschnitte aus dem Buch geben; es können im Anschluss Fragen gestellt werden.
Buchvorstellungen mit den Autoren gibt es demnächst in:
Meran OST WEST CLUB
9. März, 19.30 Uhr
Brixen Cusanus Akademie
17. März, 19.30 Uhr
Reihe Cusanus Dialog