Kommentar

Wird unser Trinkwasser knapp?

Wie und wo wir unser wertvollstes Gut einsparen können
Damit Wasser auch weiterhin so großzügig im Dorfbrunnen sprudeln kann, bedarf es einer Umkehr im Verbrauch mit 
diesem kostbaren Gut. - FOTO: Heimatpfelgeverband Südtirol
Wir sind bereits krisenerprobt: Coronakrise, Krieg in der Ukraine, Teuerungswelle, Affenpocken … Krisen wird es immer geben, auch wenn die meisten temporär sind. Eine Krise wird allerdings unser ganzes Leben begleiten: die Klimakrise.
Florin Florineth,
emeritierter Professor an der Universität für Bodenkultur Wien
Diese Krise wird unser Leben verändern: starke und plötzliche Wetterextreme, Unwetter, Hochwasser, Überschwemmungen, Murenabgänge, Stürme und extreme Trockenperioden. Der heurige März zum Beispiel war der wärmste und trockenste in Österreich seit 1762 (erste Wettermessungen).
Was wir weniger spüren, sind die durch die Erderwärmung geringer werdenden Schneemengen im Winter, die abschmelzenden Gletscher, große Schmelzwassermengen und in Trockenperioden geringe Wasserabflüsse oder ausgetrocknete Fließgewässer.
Durch weniger Schnee sind unsere Trinkwasserreserven bedroht. Wenn es im Winter in den Bergen regnet statt schneit, sickert das Wasser in durchlässige Böden ein und speist die Trinkwasserquellen zu einer Zeit, wo wir weniger Wasser verbrauchen. Wenn die Böden gefroren sind, rinnt das Niederschlagswasser darüber ab und ist als Quellwasser nicht mehr verfügbar. Im Sommer und im Herbst wird unser Trinkwasser knapp. Das spüren wir jetzt schon, und es wird schlimmer werden.
Wasser sparen, sparen und nochmals sparen!
Das ist mein dringender Ratschlag. In Österreich liegt der tägliche Wasserverbrauch pro Person und Tag bei 130 Litern. Das dürfte in Südtirol nicht viel anders sein. Bei rund 500.000 Personen bedeutet dies einen jährlichen Wasserverbrauch in Südtirol pro Tag von 65 Millionen Litern, das sind 65.000 Kubikmeter. Im Jahr sind dies rund 24 Millionen Kubikmeter Trinkwasser. Die Handels-, Gewerbe- und Industriebetriebe sind da noch nicht eingerechnet.
Wer verbraucht das Wasser?
Wo können wir Wasser sparen? Im Tourismus wird viel Wasser verbraucht, beispielsweise Schwimmbäder in Hotels und Wellnessanlagen. Ein einziges Schwimmbad von zehn Metern Länge, fünf Metern Breite und eineinhalb Metern Tiefe braucht bei der Einfüllung 75 Kubikmeter Trinkwasser. Die Beschneiungsanlagen brauchen nach meiner Kollegin von der Universität für Bodenkultur, Ulrike Pröbstl (2006), je nach Temperatur und Höhenlage 70 bis 120 Liter pro Quadratmeter bei einer Beschneiung im November und Dezember; im Jänner und Februar kann bei Nachbeschneiungen mit 35 bis 60 Litern pro Quadratmeter gerechnet werden. Eine Skipiste, zwei Kilometer lang und 60 Meter breit, verbraucht bei 120.000 Quadratmetern Fläche und zwei Beschneiungen rund 18 Millionen Liter Wasser, das sind 18.000 Kubikmeter. Am Karerpass haben Hotels vor ein paar Jahren wegen der Beschneiungsanlagen bereits Trinkwasserknappheit gespürt.
Möglichkeiten zur Einsparung
Auch Handels-, Industrie- und Gewerbebetriebe müssen Wasser sparen: Grundwasserreserven können nicht ewig verwendet werden, der Grundwasserspiegel sinkt jedes Jahr um einige Zentimeter.
Sparen müssen auch die privaten Haushalte: duschen statt baden, für WCs und Gärten Beregnungswasser verwenden, zeitig in der Früh Gärten bewässern und anderes mehr.
Das sind nur einige Beispiele für Wassereinsparung. Sie werden allerdings nicht ausreichen, wenn die Trinkwasserreserven noch knapper werden – und das ist vorhersehbar.
TEXT: Florin Florineth

KVW Aktuell

Das Comeback des ländlichen Raumes

Jahrestagung der Plattform Land zum Thema „Zukunft Land“
Das Leben und die Vorzüge vom Land werden wieder entdeckt, wie hier in Truden im Naturpark. - FOTO: Sibylle Finatzer
Nach schwierigen Jahren mit Abwanderung und strukturellen Nachteilen feiert der ländliche Raum ein Comeback. Gründe dafür sind Initiativen, die die Attraktivität der Peripherie gesteigert haben, und die Corona-Pandemie. Trotzdem steht der ländliche Raum vor großen Herausforderungen.
„Smarte“ Bergdörfer
Viele Jahre lang kannte die Bevölkerungsmigration nur eine Richtung: vom Land in die Stadt. Nun ist ein neuer Trend erkennbar – „und das nicht erst seit der Corona-Pandemie, wo die Menschen die Qualität des Landlebens wiederentdeckt haben“, eröffnete Plattform-Land-Präsident Andreas Schatzer die Jahrestagung. Es brauche weiterhin attraktive Arbeitsplätze, bezahlbaren Wohnraum, funktionierende Dienste und eine gute Erreichbarkeit in Form von schnellem Internet und einem ausgebauten öffentlichen Nahverkehr. Dank neuer Formen des Arbeitens, wie Homeoffice oder Coworking, und Breitbandinternet könnten einige Standortnachteile ausgeglichen werden. Einige Beispiele dafür präsentierte Thomas Egger, der Direktor der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete. Apps für Fahrgemeinschaften oder der 24-Stunden-Einkauf im Dorfladen steigern die Lebensqualität und überwinden Distanzen.
Infrastruktur und Freizeit
Trotz des positiven Blicks in die Zukunft seien die Herausforderungen groß, sagte Plattform-Land-Geschäftsführer Ulrich Höllrigl. Besonders die Berggebiete stünden unter zunehmendem Druck durch eine starke Nutzung des Raumes. Daher sei es nötig, eine Balance zwischen Nutzung und Erhalt zu finden. Die wohl größte Aufgabe sei aber der Klimawandel, unterstrich Manfred Miosga von der Universität Bayreuth: „Was wir dringend brauchen, ist eine tiefgehende Transformation hin zu einer nachhaltigen Entwicklung.“
Beispiel Hinterstoder

Eine beeindruckende Entwicklung hat Hinterstoder in Oberösterreich genommen. Vor 30 Jahren ist ein Entwicklungsprozess gestartet worden, um die Gemeinde attraktiver zu machen. So wurden etwa neue Strukturen gebaut, Plätze neu gestaltet und Grünraum geschaffen. Schwerpunkte waren die sanfte Mobilität und die touristische Entwicklung. 2018 sind die Bemühungen mit dem Europäischen Dorferneuerungspreis prämiert worden. Für eine gelungene Dorfentwicklung ist es wichtig, offen für Neues zu sein, Expertinnen und Experten von außerhalb zu holen, sich zu vernetzen und auf Qualität statt auf Mittelmaß zu setzen.
Interessen im ländlichen Raum
Verkehr und Klima, das Wohnen sowie die regionalen Produkte und Kreisläufe interessieren die Menschen im ländlichen Raum in Südtirol, haben EURAC und Plattform Land in einer Online-Befragung herausgefunden.
Mit dem Flächenverbrauch in Südtirol hat sich Hermann Atz vom Meinungsforschungsinstitut Apollis auseinandergesetzt. „Dabei stehen der Flächenverbrauch und die Bevölkerungsentwicklung nicht in direktem Zusammenhang. Daraus lässt sich schließen, dass auch Verkehrsinfrastrukturen, der Tourismus und das Gewerbe mitverantwortlich sind.“
Für Theresa Haid von Vitalpin stehe auch der Tourismus vor großen Herausforderungen. Beispiele sind die Nachhaltigkeit, der Verkehr oder der Fachkräftemangel.
Im Austausch
Spannend war die abschließende Diskussionsrunde. Landesrätin Maria Hochgruber merkte an, dass die Bürger:innen nicht nur mitgenommen werden, sondern auch mitdenken und mitgestalten wollen.
Für Christa Ladurner von der Allianz für Familie ist die Kinderbetreuung eine zentrale Herausforderung der nächsten Jahre. UVS-Präsident Heiner Oberrauch sagte, es brauche eine Entwicklung vom Mehr zum Besser.
Und was hält die Jugendlichen auf dem Land? Die Landschaft, die Dorfgemeinschaft, die Familie und Wohn- sowie Arbeitsmöglichkeiten seien wichtig, erinnerte Tobias Stecher vom Jugenddienst Obervinschgau.