KVW Aktuell

Mehr Netto vom Brutto? ...

Die Frage nach der Steuergerechtigkeit
Karl H. Brunner,
geistlicher Assistent im KVW
… heißt es immer wieder von Seiten der Unternehmer:innen. Durch die Inflation steigen die Preise deutlich an. Die Menschen brauchen mehr Geld, um über die Runden zu kommen. Es gibt nicht wenige Familien, die hart auf das Monatsende warten.
Wieso kommen solche Forderungen dann nicht vom KVW? Die Unternehmen im Land haben das berechtigte Interesse, dass die Kaufkraft hoch bleibt, damit die Menschen auch Geld ausgeben können. Das ist der Treibstoff unserer Wirtschaft. Gleichzeitig besteht ihr Interesse darin, dass sie selbst dafür nicht mehr bezahlen müssen. Daher soll auch das Bruttogehalt gleich und den Menschen trotzdem mehr in der Brieftasche bleiben. Mit welcher Zauberformel geht das? Durch die Verringerung der Steuern! Mit den Steuern aber – so zumindest die Theorie dahinter – sorgt der Staat für mehr Gerechtigkeit. Diejenigen, die (sich) mehr leisten können, tragen auch einen höheren Beitrag bei. Eigentlich ein sehr nachvollziehbares Vorgehen.
Immer wenn wir von „mehr Netto vom Brutto“ sprechen, brechen wir mit diesem Prinzip. Die kleinen Einkommen profitieren kaum davon, obwohl sie auch die kleine Entlastung dringend brauchen. Sie verlieren noch auf eine andere Weise: Die Steuern werden nämlich dafür verwendet, die Straßen, Krankenhäuser und Sozialeinrichtungen, Wasserleitungen, die öffentliche Verwaltung, die Pflege von alten Menschen, die Kindergärten, die Bildung in unseren Schulen und vieles mehr zu finanzieren. Wenn hier weniger Geld zur Verfügung steht, müssen die Familien selber mehr tragen – und das, obwohl sie kaum zurechtkommen.
Es ist allen bewusst, dass die Situation der Unternehmer:innen auch keine einfache ist. Dies sollte uns dazu bringen, über die Frage der Steuergerechtigkeit grundsätzlich nachzudenken. Eines aber ist klar: Mehr Netto vom Brutto ist kein geeignetes Mittel für Steuergerechtigkeit!
TEXT: Karl H. Brunner

KVW Aktuell

Die Frauen im KVW – seit 1948 aktiv

Mitgestalten – sich gegenseitig unterstützen – weiterentwickeln
V.l. Margareth Fink, Gertraud Telser, Agnes Nagler, Birgit Vorhauser, Marialuise Radl, Marisa Torggler, Ida Dorfmann, Michaela Zelger, Rosa Purdeller, Helga Mutschlechner; nicht im Bild: Gudrun Warger, Christine Gorfer
So lautet das Motto der KVW Frauen. Die Frauenorganisation wurde im Zuge der Gründung des Katholischen Verbandes der Werktätigen ins Leben gerufen.
Auf Bezirks- und Ortsebene setzen sich die Frauen im KVW für wichtige frauenspezifische Anliegen ein.
Dem Landesausschuss obliegt vor allem die Ausarbeitung und Durchführung eines Arbeitsprogrammes nach den Leitlinien des KVW, das den Aufgaben und Interessen der Frauen Rechnung trägt.
Soziale Absicherung
Von Anfang an setzten sich die KVW Frauen das Ziel, alle arbeitenden Frauen über das Sozialversicherungswesen zu informieren. Es gab Stellenvermittlungen für Hauspersonal. Praktische Kurse in allen Ortschaften Südtirols sollten den Frauen eine fehlende Ausbildung teilweise ersetzen. Durch die damalige noch sehr konservative Gesinnung war es den meisten Frauen nicht gestattet, nach ihrer Heirat weiterhin einen Beruf auszuüben. Angeboten wurden berufsbegleitenden Schulungen und Kursmöglichkeiten für Frauen.
Viele Frauen hatten keine reguläre Anstellung, sie wurden nur „schwarz“ beschäftigt. Sie kannten wohl ihre Pflichten, nicht aber ihre Rechte. Auch von Altersvorsorge war keine Rede. Die KVW Frauen waren im ganzen Land unterwegs, um Verbesserungen der Arbeitsbedingungen zu erreichen.
Öffentliche Unterstützung
Die Forderungen der KVW Frauen waren damals die Berufsausbildung für jede Frau und jeden Beruf, berufliche Wiedereingliederung, Teilzeitarbeit, Rente, Rechts- und Sozialberatung, angemessene Vertretung in allen Organisationen.
Seit den neunziger Jahren lag der Schwerpunkt auf Geburtengeld, Anerkennung von Pflegezeiten, Beihilfen zur freiwilligen Weiterversicherung. Im Regionalrat wurden die Verbesserungsvorschläge vorgebracht und fast zur Gänze im sogenannten Familienpaket aufgenommen.
Die Unterschriften-Aktion „Danke Mami“, welche die Anerkennung von zwei Jahren Erziehungsarbeit pro Kind für die Rente fordert, konnte dank der großen Unterstützung der KVW Frauen und Ortsgruppen gemeinsam durchgeführt werden.
Nein zu Gewalt an Frauen
Die Gleichstellung der Frau war ein zentrales Thema der KVW Frauen. Sie leisteten in Zusammenarbeit mit dem Frauenbüro und dem Beirat für Chancengleichheit auch Sensibilisierungsarbeit für die Themen „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, und unterstützen die „Allianz für einen freien Sonntag“ mit zahlreichen Projekten gegen die Sonntagsöffnungen.
Die Gewaltprävention war den Frauen im KVW schon immer ein besonderes Anliegen. Das Recht für Frauen und Mädchen auf ein Leben frei von Gewalt ist ein Menschenrecht. Die Realität sieht leider oft anders aus.
Frauen an die Macht
Die Frauen im KVW setzten sich auch dafür ein, dass sich Frauen auf allen Ebenen der Politik und in Führungspositionen engagieren sollen.
Im Jahr 1992 schlossen sich verantwortliche Frauen aus den deutschsprachigen Verbänden der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung KAB Deutschlands, Österreichs, der Schweiz und dem KVW Südtirol zu einem Frauennetzwerk zusammen. Alle zwei Jahre findet die Sommerakademie statt, bei der sich Frauen aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Tschechien und Südtirol zu einem Länderaustausch treffen und über frauenspezifische Themen diskutieren.
Heute schreiben wir das Jahr 2022, und Handlungsbedarf gibt es immer noch in vielen Bereichen. Am 22. Oktober 2022 findet die Landesversammlung der Frauen im KVW im Pastoralzentrum in Bozen mit Neuwahlen zum Landesausschuss zum Jahresthema „Familienarbeit: wertvoll – anerkannt – bezahlt?“ statt.
Unterstützen Sie die KVW Frauen in ihrer bereits über 70-jährigen Tätigkeit durch Ihre Kandidatur und leisten Sie dadurch einen wertvollen Beitrag!