KVW Aktuell

Es gibt keine Berufe nur für Männer

Im Zuge der Gleichstellung von Mann und Frau sollte es eigentlich keine geschlechtsspezifischen Berufe mehr geben. Frauen in sogenannten Männerberufen und Männer in Frauenberufen, alles sollte möglich sein. Doch Geschlechter-Klischees sind nach wie vor fest in den Köpfen verankert, wie Sara Perathoner, Karroseriemechanikerin, am eigenen Leib erfahren hat.
Sara Perathoner arbeitet seit 20 Jahren als Karosserietechnikerin in einem sogenannten typischen Männerberuf
Blondes Haar, blaue Augen und rosa Röckchen, so war ich, als ich in der Volksschule zum ersten Mal gesagt habe, dass ich Autos reparieren will.
Damals hat es wohl kaum jemand geglaubt, aber ich war mir sicher.
Zum einen, weil ich in der Werkstatt aufgewachsen bin, zum anderen, weil mein Vater mir immer den Bezug zu Autos vorgelebt hat.
Dies geschah nicht nur wenn ich Spaß hatte und mit ihm sportlich unterwegs war, sondern auch wenn er mich einfach Werkzeug in der Hand nehmen ließ und mir zeigte, wie das ging. Ich war fasziniert von diesen Händen, die immer ein bisschen schmutzig und verletzt waren.
Diese Hände vermittelten mir Sicherheit, weil sie für alles eine Lösung gefunden haben, und ich glaube, dass es genau das ist, was einen guten Handwerker und eine gute Handwerkerin ausmacht: immer eine Lösung zu finden. Sicherheit ist in meinem Beruf als Karosserietechnikerin wichtig, da alle Fahrzeuge und deren Zustand zur Sicherheit auf unseren Straßen beitragen.
Unser Berufsbild ist so vielfältig geworden, es bleibt jeden Tag spannend. Einerseits ist nie der exakt gleiche Schaden zu reparieren, andererseits ist die Technologie in kontinuierlicher Veränderung.
Die Leidenschaft für die schnellen Autos, deren elegante Linien und der Glanz der lackierten Flächen haben mich als Teenager dann dazu bewegt, diesen Beruf zu erlernen.
Als ich angefangen habe in der Werkstatt meines Vaters zu arbeiten, war es für manche Kunden und Lieferanten eigenartig, eine Frau zu sehen bzw. am Telefon zu hören. Dies hat sich bis heute kaum geändert, wenn ich Touristen in der Werkstatt begrüße, fragen sie oft nach dem Techniker.
Als Frau lege ich besonders viel Wert auf die Emotionen der Kundschaft, die eine große Rolle spielen, wenn man einen Schaden erlitten hat. Aufklären und behilflich sein, auch bei der Schadensabwicklung und bei der Erklärung der gemachten Reparaturen, ist essenziell.
Nach 20 Jahren in diesem Sektor hätte ich viele Anekdoten zu erzählen, von Kommentaren und blöden Sprüchen, aber auch von Trinkgeld und extra Anerkennung. Das deutet darauf hin, dass durch die Erziehung Stereotypen sehr tief in uns verwurzelt sind.
Ich bin deswegen der Meinung, dass alle Frauen, nicht nur diejenigen, die in besonderen Branchen tätig sind, einfach den Mut haben sollen, Frau zu sein. Dazu gehört, sich nicht ständig an den männlichen Kollegen zu messen, denn wir sind anders und wollen ja schließlich nicht Männer werden. Wir Frauen sind stets kritisch zu uns selbst und nehmen uns viel zu ernst, statt einfach nur Spaß zu haben. Wir Frauen sollten die ersten sein, die sich selbst akzeptieren, hinter uns aber auch hinter den anderen Frauen stehen und aus unserem Potential das Beste machen. Es gibt Männer, die uns genau für unsere Besonderheiten schätzen.
Als Karosserietechnikerin wünsche ich mir eine bunte Welt, wo jede und jeder den Mut und den Stolz hat, mit der eigenen Farbe zu glänzen.

Text: Sara Perathoner

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Geschichte des KVW

Buch über Waltraud Gebert Deeg vorgestellt
Im November hat der KVW zu einer Buchvorstellung eingeladen: Im Herbst ist eine Biografie über Waltraud Gebert Deeg unter dem Titel „Die Landesmutter“ im Raetia-Verlag erschienen.
Das Buch über Waltraud Gebert Deeg beschäftigt sich mit dem Leben und Wirken der ersten deutschsprachigen Mandatarin im Landtag. Sie war Landesrätin und war als „die Gebert Deeg“ im ganzen Land bekannt und wichtige Ansprechpartnerin für Anliegen im Sozial- und Gesundheitsbereich. Bei den Landtagwahlen 1968, 1973 und 1978 erhielt sie am zweitmeisten Stimmen, nach Landeshauptmann Silvius Magnago.
Bei der Gründung des Katholischen Verbands der Werktätigen (KVW), der Lebenshilfe, des Weißen Kreuzes, des Katholischen Familienverbands, des Vereins für Kinderspielplätze und Erholung sowie der Witwenorganisation und der Heimatfernenvereinigung im KVW war Gebert Deeg beteiligt.
Die zwei Autorinnen des Buches, Renate Mumelter und Siglinde Clementi und der Autor Karl Tragust, stellten das Buch allen Interessierten des KVW online vor. Verleger Thomas Kager vom Verlag Raetia moderierte die Buchvorstellung.
Das Buch nähert sich dem Leben der umtriebigen Frau, der ersten deutschsprachigen Landespolitikerin und Ehefrau und Mutter von drei Perspektiven: Die Journalistin Renate Mumelter befasst sich mit dem Lebensweg unter dem Titel „Der Landesrat mit der Perlenkette“. Im Beitrag der Historikerin Siglinde Clementi geht es um die Zeit zwischen 1945 und 1989. Unter „Vom Wahlrecht zur Chancengleichheit“ beschreibt sie die einschneidenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen, auch in Bezug auf Frauenrechte und Emanzipation. Der Beitrag von Karl Tragust befasst sich mit der Sozial- und Gesundheitspolitik, für die Waltraud Gebert Deeg als Landesrätin zuständig war.

Text: Ingeburg Gurndin