KVW Aktuell

Ein Tabu

Von einer heilsamen Unruhe
Karl Brunner,
geistlicher Assistent im KVW
Ein Tabu ist bekanntlich eine Thematik, die heikel ist, die man in einer Gemeinschaft am besten nicht antippt. Es ist der oft unausgesprochene Konsens, ein Thema auszusparen. Warum? Weil es weh tut und bestehende Ordnungen in Frage stellt. Rührt man an ein Tabu, kommt ordentlich Unruhe auf und man läuft Gefahr, von der Gemeinschaft zumindest deutlich zurechtgewiesen oder sogar ausgeschlossen zu werden. Tabus gibt es auch in Familien und manche davon stehen in einer Wechselwirkung mit der Gesellschaft. Ein solches Tabu ist der sexuelle Missbrauch. Es war und ist richtig, dass der Missbrauch in der Kirche gut aufgearbeitet und der Prävention große Aufmerksamkeit gewidmet wird. Das aber darf uns nicht davon ablenken, welch tiefes Leid so manche Frau und auch mancher Mann in ihren Familien oder anderswo erdulden musste. Ich kenne Personen, die von ihrem Vater, ihrem Onkel, ihren Brüdern, aber auch von anderen Personen – teils unter Mithilfe ihrer Mütter – über Jahre missbraucht wurden. Es ist unvorstellbar, welches Leid damit verbunden ist. Vielen Beteiligten – seien es Opfer, Täter*innen oder „Weg­schauer­*innen“ – fehlt auch lange danach noch der Mut, zu diesen Lebenswahrheiten zu stehen und sie anzusprechen. Der Deckmantel des Schweigens wird nicht selten zum Ausweg der Wahl. Es entsteht ein Tabu! Für die Opfer ist es sehr schwer daran zu kratzen, u.a. wegen Selbstzweifeln, Kraft- und Hoffnungslosigkeit. Sie brauchen dringend unser aller Mut, damit das Geschehene benannt, ausgesprochen und aufgearbeitet werden kann. Das aber ist wichtig für sie selbst, für alle Beteiligten und auch für uns als Gesellschaft: Denn nicht selten „vererbt“ sich Missbrauch. Wie schwer es auch fällt, manchmal braucht es die heilsame Unruhe des Tabubruchs!
TEXT: Karl Brunner

KVW Aktuell

Tag der Begegnung

Licht braucht der Mensch – vom Miteinander und Füreinander des täglichen Lebens
Nach einer langen Pause fand das erste Treffen der Witwenvertreterinnen in der Cusanus Akademie statt.
Letzthin trafen sich die Witwenvertreter*innen der KVW Ortsgruppen zu einer gemeinsamen Feier in der Cusanus Akademie. Nach einer längeren Zeit ohne Begegnung und Austausch lud die KVW Interessensgemeinschaft für Verwitwete und Alleinstehende zum Tag der Begegnung.
Begegnung ist wichtig. Die Vorsitzende der KVW Interessengemeinschaft für Verwitwete und Alleinstehende, Rosa Purdeller Obergasteiger, begrüßte die Anwesenden und freute sich, dass es möglich war, diesen Tag der Begegnung zu feiern. Sie begrüßte neben der Vorsitzenden der KVW Frauen, Helga Mutschlechner, den ehemaligen geistlichen Assistenten im KVW, Josef Stricker sowie den Referenten des Impulsreferates Prof. Gottfried Ugolini. Zudem konnte der gemischte Frauen- und Männerchor aus Mühlbach für die feierliche Gestaltung der heiligen Messfeier gewonnen werden. Die Vorsitzende verwies auf die Wichtigkeit der Begegnung und des Austausches, die zwischenmenschlichen Beziehungen gilt es nun ganz besonders zu pflegen. Daher kam auch die Idee des Tages der Begegnung.
Im Anschluss an die Begrüßung feierte Josef Stricker die heilige Messe, die vom gemischten Chor aus Mühlbach sehr würdevoll mitgestaltet wurde. „Unser Leben sei ein Fest …“ hieß es da, und hob die Gegenwart Jesu Christi in besonderer Weise hervor. Glaube, Hoffnung und Liebe sind die drei wesentlichen Elemente des christlichen Glaubens. „Jesu Ruf“, so Stricker, „ergeht täglich an uns und wir sind es letztendlich, die diesen Ruf einfach ignorieren oder aber auch aufnehmen und befolgen können“.
Licht für andere sein
Das Impulsreferat von Prof. Gottfried Ugolini befasste sich mit dem Thema eines respektvollen Umganges miteinander. „Licht braucht der Mensch“ so der Titel dieses beeindruckenden und tiefgründigen Referates. Dabei spielt die Dankbarkeit eine wesentliche Rolle, aber auch die Neugierde gilt es zu erwähnen, also das tägliche Bestreben dem Leben offen gegenüber zu stehen, sich nicht zurückzuziehen, sondern sich den Herausforderungen zu stellen. Auf die Perspektive, die wir auf das Leben haben, kommt es an. Wenn wir uns ständig bemitleiden und zu Jammerern werden, werden wir nicht nur uns selbst eine Last, sondern auch das Umfeld nimmt diese Haltung war und wird sich früher oder später abwenden. Wir laufen dann Gefahr „ungenießbar“ zu werden. Haben wir jedoch einen offenen Blick auf das Leben, sehen wir die Möglichkeiten und Chancen, die sich uns bieten, gehen wir auf die Menschen zu, so passt sich die Einstellung, die wir zum Leben haben, an, und auch das Umfeld wird positiv darauf reagieren. Zwei Kern­eigenschaften sind dabei hervorzuheben, der respektvolle Umgang miteinander und die Verantwortung füreinander. „Niemand existiert für sich allein, und es gibt immer wieder Situationen, in denen Jesu Wirken durch andere Menschen erfahrbar wird. Seien wir selbst auch Licht für andere Menschen, schenken wir Hoffnung und manchmal reicht dafür auch ein einfaches Lächeln“, so der Referent abschließend.
Blick nach vorne
In ihren Grußworten ging die Vorsitzende der Frauen im KVW, Helga Mutschlechner auf die wertvolle Mitarbeit in den KVW Ortsgruppen ein. Sie unterstrich dabei, die besondere Situation, in denen sich Witwen befinden können und wie wertvoll es dann ist, wenn die KVW Witwenvertreterinnen sich nicht scheuen Initiative zu ergreifen und unmittelbar vor Ort zu helfen.
Den Abschluss des Tages der Begegnung bildete das gemeinsame Mittagessen, bei dem über die Erfahrungen der letzten Zeit und über zukünftige Aktivitäten diskutiert wurde.