KVW Aktuell

Sozial ≠ sozial

Ein Plädoyer dafür, genauer hinzuschauen!
KARL H. BRUNNER
geistlicher Assistent im KVW
Der KVW ist ein Sozialverband. Es verwundert daher auch nicht, dass das Wort sozial in aller Munde ist. Dabei ist es verführerisch, hat viele Facetten und birgt auch einige Gefahren. Aber der Reihe nach: In den Gemeindestuben ist nach den Wahlen wieder Ruhe eingekehrt. Im Wahlkampf ist bemerkenswert, wie viele Menschen sich als sozial beschreiben. Das wiederum wird an den Stammtischen kritisch hinterfragt und es entsteht der Eindruck, dass vor den Wahlen alle sozial seien, danach ließe sich das nicht mehr so eindeutig feststellen.
Vielleicht liegt das daran, dass der Begriff sehr ungenau ist. Wer würde von sich schon behaupten, dass er oder sie nicht sozial sei. Neben dieser Unschärfe fällt auf, dass sozial mitunter auch zu einem Kampfbegriff verkommt. „Wir Soziale hier und dort die von der Wirtschaft“ – mit allem, was da an Wertung mitschwingt. Als ob eine solche Trennung sinnvoll sei. Eine Einstellung, die das Gemeinwohl im Blick hat, findet sich in allen Bereichen unserer Gesellschaft, genauso wie das „Ich zuerst“ – übrigens auch in den Reihen der Sozialverbände.
Am Schluss noch zu einer Schieflage: Einerseits gilt es als Ziel, alle Politikbereiche aus der Perspektive der Sozialpolitik zu betrachten – womit man diesen aber nicht immer gerecht wird und zur Unschärfe der Sozialpolitik beiträgt –, andererseits spricht man nicht zu unrecht von einem gut ausgebauten Sozialsystem in unserem Land, obwohl es gar einige Bereiche gibt, wo dringender sozialpolitischer Handlungsbedarf besteht, der vielfach nur Insidern bekannt ist.
Lange Rede, kurzer Sinn: Etwas weniger „immer und überall sozial“ und etwas mehr Finger in die Wunde und Licht auf unsere gesellschaftlich blinden Flecken!
TEXT: Karl H. Brunner

KVW Aktuell

37 neue Wohnungen in Gries

Wenn aus vier Mauern und einem Dach ein Zuhause wird
Die Coronazeit war für die Bewohner der Wohnbaugenossenschaft „Gries“ eine erste Bewährungsprobe. Sie haben die Zeit gemeinsam - und doch mit Abstand - und mit innovativen Ideen gut überstanden.
Kaum waren die Bagger aufgefahren, ging es wirklich sehr schnell. Grundsteinlegung im Spätsommer 2017, Firstfeier im Herbst 2018 und im Juli 2019 Schlüsselübergabe für die Wohnungen. Nur mit der Benutzungsgenehmigung hat die Gemeinde Bozen das Zeitbudget restlos ausgereizt und deshalb haben die 37 Wohneinheiten der Wohnbaugenossenschaft „Gries“ in den Grieser Auen über ein Jahr mit der Einweihungsfeier warten müssen.
Längst ist das von weitem aus sichtbare grüne Gebäude zu einer „landmark“ geworden. Seine geschwungenen Linien, eine mutige und erfrischende Architektur, bilden das Gebäude, das für die Familien dort zu einem Zuhause geworden ist.
Offizielle Einweihung
Am 10. Oktober fand endlich die offizielle Einweihung statt, ein großes Fest für alle. P. Otto Grillmeier OSB vom Kloster Muri-Gries nahm die feierliche Segnung vor. Danach begann der weltliche Teil der Einweihung als Frühschoppen mit Weißwurst, Brezen, Weißbier und Saft. Bei so einer großen Wohngemeinschaft gibt es natürlich viele Talente. Die Band eines Vorstandmitglieds sorgte für Musik. Ein Mitglied buk für alle Teilnehmer Strauben, ein süßer Höhepunkt, nicht nur für die Kinder.
Niemand der Eingeladenen wollte sich das entgehen lassen. Alle waren da, die vielen Mitglieder, Architekt Wolfgang Meraner, die Vertreter der Arche im KVW, Projektsteurer Dieter Schönafinger und viele Handwerker.
Das Fest war der Abschluss einer ereignisreichen und turbulenten Zeit für alle. Obfrau Ulrike Thalmann ließ einige Momente in ihrer Rede Revue passieren. „Für mich als Obfrau waren diese letzten Jahre nicht einfach. Doch gemeinsam mit dem Team der Arche im KVW, dem Vorstand der Wohnbaugenossenschaft und der Unterstützung meiner Familie kann ich sagen, dass wir ein großartiges Haus erbaut haben.“
Gemeinsam gut durch die Coronazeit
„Als Glückstreffer hat sich auch unsere Auswahl der beteiligten Unternehmen erwiesen. Die auftretenden Probleme haben wir gut in den Griff bekommen und lösen können. In dieser Bauzone haben alle Genossenschaften gleichzeitig den Grund zugewiesen bekommen. Unser gut austarierter Bauplan und die gute Zusammenarbeit mit allen beteiligten Gewerken und Bauplanern hat bewirkt, dass wir die ersten waren, die ihr Haus fertiggestellt hatten.“
Eine besonders herausfordernde Zeit war die Coronazeit, die alle Bewohner auf eine harte Probe gestellt hat. Obfrau Ulrike Thalmann: „In der Coronazeit waren unser Garten und die großartigen Balkone so wohltuend, dass die Schwierigkeiten leichter zu ertragen waren. Unsere hauseigene WhatsApp-Gruppe, die gegründet wurde um hausintern Hilfeleistungen auszutauschen oder anzubieten, war zu diesem Zeitpunkt Gold wert. Damit konnten wir hausintern Termine definieren, damit unsere Kinder abwechselnd in den Garten zum Spielen gehen konnten. Besonders hervorzuheben war die Initiative von Sabrina, die uns täglich animiert hat in Bewegung zu bleiben und im Garten vorgeturnt hatte, damit wir von den Balkonen aus mitmachen konnten.“
Gemeinschaft statt egoistischer Eigeninteressen
Für die Zukunft wünscht sich die Obfrau: „dass wir uns gegenseitig mit Respekt begegnen. Dass wir eine Gemeinschaft sind, in der egoistische Eigeninteressen keinen Platz finden. Ich wünsche uns für die Zukunft viel Glück, Gesundheit und dass wir unser Eigenheim lange genießen können.“