Thema

Nachhaltigkeit als Thema

Plattform Land will mit neuen Projekten regionale Kreisläufe stärken
Der Erhalt der Attraktivität des ländlichen Raumes ist das Ziel der Plattform Land, ein Zusammenschluss von Wirtschafts- und Sozialorganisationen in Südtirol. Auf der Herbst-Mitgliederversammlung wurde Bilanz über laufende Projekte gezogen und neue Projekte wurden vorgestellt. Der KVW ist Mitglied bei der Plattform Land.
Als Ideengeber und Unterstützer für die Politik und die Verantwortungsträger im ländlichen Raum, so sieht sich die Plattform Land. Und das spiegelt sich auch in den laufenden und neuen Projekten wider. Seit 2017 läuft ein Projekt zum Leerstandsmanagement. „In zwölf Gemeinden werden in Abstimmung mit der Landesverwaltung die Leerstände erhoben, weitere fünf Gemeinden sind an einer Erhebung interessiert“, freute sich der Präsident der Plattform Land, Andreas Schatzer. Ziel dieses Dienstes sei, den Gemeinden einen Überblick über die Leerstände zu geben. In einem zweiten Schritt sollen die leer stehenden Gebäude wieder genutzt werden. „Das trägt wesentlich zum Flächenschutz bei.“
Ebenfalls die Raumordnung betreffen Forderungen nach mehr Unterstützung bei Wiedergewinnungsarbeiten. „Unser Vorschlag ist, bei Abbruch und Wiederaufbau von Wohngebäuden 130 m² anstatt 110 m² zu fördern, um die Nutzung von Bestandsimmobilien attraktiver zu machen“, so Schatzer. Eventuell könnte die Wiedergewinnung auch durch Steuermaßnahmen unterstützt werden.
Mit guten Jobs gegen Abwanderung
Eine andere Maßnahme, das Projekt „Alpjobs“, stellt die Jugend im ländlichen Raum in den Mittelpunkt. „Mit Arbeitgebern und Arbeitnehmern wurden zukünftige Jobprofile für junge Menschen auf dem Land erarbeitet. Wir möchten, dass auf diese Weise passende Arbeitsplätze geschaffen werden und gleichzeitig die gefragte fachliche Qualifikation gegeben ist, damit die Menschen auf dem Land bleiben und nicht abwandern“, berichtete Schatzer.
In einem weiteren Projekt, „Land & Jugend“, können junge Menschen in einem Workshop-Camp Ideen für den Ländlichen Raum entwickeln. Anfang Dezember werden die besten Ideen prämiert.
Regionale Kreisläufe stärken
Im Zuge des Projektes „Lokale Kreisläufe der Wirtschaft“ werden in den Pilotgemeinden Glurns und Schlanders Möglichkeiten zur Stärkung regionaler Kreisläufe erhoben.
Neben diesen Projekten stellte auf der Herbst-Mitgliederversammlung der Geschäftsführer der Plattform Land, Ulrich Höllrigl, auch einige neue Projekte vor, wie „Flow-Förderung Land Orte Wirtschaft“. Mit Unterstützung der Handelskammer wurden zwei Gerichte aus lokalen Rohstoffen kreiert: der „Vinsch­ger Bua“, ein Bauerntoast aus Vinschger Rohstoffen, und das „Marillen-Madl“, eine Süßspeise aus Vinschger Marillenmarmelade, Butter und lokalem Getreide. Zu kaufen gibt es Bua und Madl demnächst in verschiedenen Geschäften in beiden Gemeinden.
Auf Wunsch der Mitglieder wird sich die Plattform Land in Zukunft stärker dem Unternehmertum im ländlichen Raum widmen. So sollen Kompetenzzentren angedacht und Start-ups unterstützt werden. „Ein Schwerpunkt wird neben der Flächensicherung durch das Leerstandsmanagement, die dezentrale Daseinsvorsorge, wie schnelles Internet oder funktionierende Basisdienste sein“, sagte Leo Tiefenthaler, der stellvertretende Präsident der Plattform Land. Auch mit dem Arbeitskräftemangel wird sich die Plattform Land beschäftigen. Die Förderung lokaler Kreisläufe und Maßnahmen zur Verlagerung von öffentlichen Dienstleistungen auf das Land sollen auch im nächsten Jahr Schwerpunkte bleiben.
Soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit
Ein besonderes Augenmerk wird die Plattform Land auf die Nachhaltigkeit legen, die sie als soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit verstanden wissen will. Die Nachhaltigkeit in all ihren Ausprägungen wird auch das Jahresthema 2020 sein.

Thema

Als Konsument nachhaltig agieren

Beim Einkaufen mit Herz und Verstand dabei sein. Wer das „Ich baue am Wir“ ernst nimmt, dem wird es auch ein Anliegen sein, möglichst nachhaltig einzukaufen. Der Konsum ist ein Steuerungsmittel, das jede und jeder von uns zur Verfügung hat. Ich entscheide, ob ich über Internet bestelle oder ein Geschäft im Ort aufsuche, ich entscheide, ob meine Einkäufe mit dem Spediteur vor meine Haustür gekarrt oder lokal produziert werden.
Werner Steiner,
KVW Landesvorsitzender
Mit dem diesjährigen Jahresthema „Ich baue am WIR“ will der KVW die Bedeutung des Miteinander unterstreichen. Dies zeigt sich in verschiedensten Bereichen: in der Zusammenarbeit der Ortsgruppen miteinander, in der Einbindung der anderen Vereine und Verbände in die Jahresplanung. Aber nicht nur die direkte zwischenmenschliche Komponente ist gemeint. Im weiteren Sinne können wir auch unser Einkaufsverhalten in dieses Jahresthema einbinden.
Zusammenhänge erkennen
Mit der zunehmenden Globalisierung ist eine weltweite Vernetzung in vielen Bereichen eingetreten. Schon das Wort selbst zeigt uns, dass es eine die ganze Welt betreffende Veränderung ist. Dadurch sind viele neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Andererseits ist es für die kleinen Betriebe schwer, mit den großen weltweit agierenden Betrieben zu konkurrieren. Diese Spannung wirkt sich auch auf uns als Konsumenten aus. Regionale Produkte sind oft teurer als Produkte, die in großen Mengen weltweit vertrieben werden. Wir sollten uns allerdings schon Gedanken machen in welche Richtung wir uns entwickeln wollen. Wollen wir weiterhin in unseren Geschäften vor Ort einkaufen oder verlagern wir alles auf große Einkaufsketten oder gar den Internethandel?
Ein weiterer Aspekt ist die durch die Globalisierung entstandene ungerechte Verteilung des Wohlstandes. Wir denken in diesem Zusammenhang oft an ferne Länder und kommen dann zum Ergebnis, dass wir da nicht viel verändern könnten. Wenn in den riesigen Baumwollanlagen in Indien ganze Familien um einen Hungerlohn arbeiten, wenn Kinder unter widrigsten Bedingungen zum Einkommen der Familie beitragen müssen, dann nehmen wir uns aus der Verantwortung in­- dem wir glauben, das nicht beeinflussen zu können. Ganz so einfach sollten wir es uns aber nicht machen. Durch unser Konsumverhalten unterstützen wir sehr wohl diese Wirtschaftsformen. Gerechte und faire Arbeitsbedingungen werden weltweit immer öfter zertifiziert und kontrolliert. Ein bewusster Einkauf dieser Produkte könnte die Lebensbedingungen vor Ort für viele Menschen verbessern. Aber nicht nur weit entfernte Länder kommen dafür in Frage. Bedenken wir doch auch die Arbeitsbedingungen in Süditalien: Erntehelfer, die 10 und 12 Stunden um wenige Euros pro Tag arbeiten müssen. Eine falsche Subventionspolitik und Lobbyismus großer Konzerne tragen dazu bei, dass solche moderne Sklaverei möglich wird. Und sogar in unserem eigenen Land Südtirol muss doch einiges im Argen liegen, wenn wir für die Unterbringung von Erntehelfern Mindeststandards vorschreiben müssen. Als christliche Gesellschaft sollte die Sorge um das Wohlergehen unserer Mitmenschen mehr im Mittelpunkt stehen als rein wirtschaftliches Denken.
Der zunehmenden Individualisierung, dem fortschreitenden Egoismus wollen wir mit unserem Jahresthema Einhalt gebieten. Wenn KVW Ortsgruppen im gemeinsamen Gespräch den Wert des Miteinander wieder in den Vordergrund stellen und durch die eine oder andere Aktion auch noch sichtbar machen, dann kann auch der Einkauf im Geschäft vor Ort eine solche Aktion sein. Wir begegnen uns, halten zum gemeinsamen Gespräch inne und erleben den Wert menschlicher Beziehungen.
Mit kleinen Schritten beginnen
Konkret bedeutet das für mich, dass wir bei uns selbst anfangen müssen. Ein autofreier Tag in der Woche geht sich für viele von uns aus. Beim Einkauf bevorzuge ich Produkte mit kurzen Wegen und achte auf möglichst wenig Verpackung. Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit können wir besonders auf den ausufernden Konsum achten. Der wahre Wert dieses Festes liegt in der Geburt Jesu und darauf sollten wir uns konzentrieren. Geschenke machen Freude und die Freude steht nicht in Proportion mit der Größe der Ausgaben. Sich Zeit schenken, füreinander da sein, das Familienleben miteinander genießen, das wünsche ich Ihnen im Sinne unseres „Ich baue am WIR“.
TEXT: Werner STeiner