KVW Aktuell

100-Jahr-Feier der IAO bei der UNO in Genf

Die IAO ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen
Als ArbeitnehmerInnendelegation in Genf mit dabei: v.l. Karl H. Brunner (KVW), Fátima Cunha de Almeida (Portugal, Kopräsidentin der Weltbewegung) und Toni Santamaria (Spanien, Koordinator der EBCA)


Vom 10. bis 21. Juni 2019 hat bei den Vereinten Nationen in Genf die Jubiläumskonferenz der IAO (Internationale Arbeitsorganisation) anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens stattgefunden. Das sind 100 Jahre Einsatz für soziale Gerechtigkeit, Menschen- und Arbeitsrechte, sowie gegen Menschenhandel und Sklaverei.

Angela Merkel, Emmanuel Macron, Staatspräsident Sergio Mattarella, UNO-Generalsekretär António Guterres, der König Letsie III. von Lesotho und viele andere mehr gaben sich ein Stelldichein in Genf, um diesen besonderen Anliegen ihre Wertschätzung auszudrücken. Neben der großen Bühne ging es in den Untergruppen um die wichtige Detailarbeit. Die IAO ist insofern eine besondere Organisation als in ihr nicht nur die Staaten das Sagen haben, hier gibt es neben ihnen noch zwei große Player: die ArbeitnehmervertreterInnen und die VertreterInnen der Unternehmen. Letztlich wurde mit der Abschlusserklärung vom 21. Juni, die sich der Beseitigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt widmet, ein mehrjähriges Ringen zu einem guten Ende gebracht. Noch am Mittwoch - zwei Tage vor der Abschluss­erklärung - musste bis weit in die Nacht hinein gearbeitet werden, damit ein Kompromiss zustande kommen konnte. Nach der großen Zustimmung erfolgt jetzt die Ratifizierung durch die einzelnen Staaten, und dann werden diese Texte in Gesetze gegossen, die sich ganz konkret auf die Arbeitswelt auswirken.
Für viele ist Arbeitsschutz nicht selbstverständlich

Für uns in Südtirol sind Gewerkschaften, ArbeitnehmerInnenrechte und der Arbeitsschutz Selbstverständlichkeiten geworden, die mitunter auch nicht mehr jene Wertschätzung erfahren, die ihnen eigentlich zustünde. „Nach diesen Tagen in Genf bin ich von zwei Situationen besonders berührt: Da war die enorme Solidarität unter Frauen aus aller Welt und sehr unterschiedlichen Kulturen - es waren nämlich aufgrund der Themenstellung der Belästigung viele Frauen als Vertreterinnen akkreditiert -, die ein beachtliches Ergebnis erzielt haben und dann ganz besonders die grauenhaften und oft unter Tränen vorgebrachten Berichte von Gewalt bis hin zu Mord an Menschen, die sich für Arbeitnehmerrechte einsetzen“, berichtet Karl H. Brunner am Ende der Tagung. In Genf wurde wieder ein Schritt gesetzt, der das Potential zur Verbesserung der Lebenssituation vieler Menschen in aller Welt in sich trägt. Es wird noch viele konkrete Schritte brauchen und wir als KVW haben die schöne Aufgabe in unserem kleinen Land einen Beitrag zur Umsetzung dieser großen Ziele zu leisten.
»Der Weltfriede kann auf die Dauer nur auf sozialer Gerechtigkeit aufgebaut werden. Nun bestehen aber Arbeitsbedingungen, die für eine große Anzahl von Menschen mit so viel Ungerechtigkeit, Elend und Entbehrungen verbunden sind, dass eine Unzufriedenheit entsteht, die den Weltfrieden und die Welteintracht gefährdet.«
Präambel der Verfassung der IAO von 1919
Text: Karl H. Brunner

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Soziales

Arbeit darf nicht krank machen

Auf der Homepage des Afi gibt es einen Test zum Messen von Stress
www.stressometer.it lautet die Internet-Adresse, um den Stresstest zu machen.
Stress ist eigentlich eine normale Reaktion des Körpers, die ihn leistungsfähiger macht. Gefährlich wird es dann, wenn es eine Dauerbelastung wird, wie zum Beispiel bei der täglichen Arbeit. Der Körper kann die ausgeschütteten Stresshormone nicht abbauen, das Immunsystem wird geschwächt.
Alle wissen, was Stress in der Arbeit bedeutet. Aber wer kennt schon sein Stresslevel im Vergleich zu anderen? Und ob es höchste Zeit ist, etwas dagegen zu tun? Um das herauszufinden, hat das AFI das „Stressometer“ entwickelt. „Dieser Online-Fragebogen für Arbeitnehmer und Selbstständige ist in wenigen Minuten ausgefüllt und misst den persönlichen Stresspegel in sechs Arbeitsbereichen anhand der Kennzahlen aus der europäischen Erhebung der Arbeitsbedingungen EWCS“, erklärt Afi-Präsident Dieter Mayr. In kurzen Erklärvideos gibt das Stressometer Tipps für einen besseren Umgang mit Arbeitsstress.
Negativen Stress erkennen

Der gute Stress belebt und spornt an, schlechter Stress hingegen schädigt auf Dauer Körper und Geist, kann zu Ausgebranntsein (Burnout) führen, hat Krankheit und Fehltage zur Folge und ist teuer für Allgemeinheit und Betriebe.
Um etwas gegen den Stress im Job zu unternehmen, ist es zunächst nützlich zu wissen, wo man selber steht. Dafür hat das Arbeitsförderungsinstitut Afi das Stressometer entwickelt. Natürlich gebe es eine ganze Menge an Stress-Tests, davon seien aber viele mehr oder weniger unverbindlich. „Wir vom Afi hingegen haben uns den Datenschatz aus der großen und umfassenden Erhebung der Arbeitsbedingungen in Südtirol und in Europa zunutze gemacht. Damit können wir das persönliche Stressniveau mit validen Kennzahlen ermitteln, das ist der Unterschied“, erklärt der Entwickler des Stressometers, Arbeitspsychologe Tobias Hölbling.
Fragen in sechs Bereichen

Das Stressometer richtet sich an Arbeitnehmer aber auch an Selbständige und fragt insgesamt sechs Stress- bzw. Arbeitsbereiche ab. Das geht von äußeren Stressfaktoren wie Lärm und Staub bis hin zu den emotionalen Belastungen am Arbeitsplatz. Nach dem Online-Ausfüllen des Fragebogens erscheint sowohl das jeweilige Bereichs- als auch das Gesamtergebnis in Kennzahlen nach dem Ampelsystem – Grün bedeutet „Unbedenklich“, Orange „Achtung“ und Rot „Höchste Zeit“. Das Gesamtergebnis steht dann im Vergleich zu den Durchschnittswerten des eigenen Berufsfeldes (z.B. Handwerk), der eigenen Region (Südtirol), des Staates und Europa. Was gegen kritische Stressbereiche unternommen werden kann, zeigt Bereich für Bereich ein kurzes Video.

Der Online-Test des Afi ist im Internet unter www.stressometer.it zu finden. Das Tool wurde vom Afi mit fachlicher und finanzieller Unterstützung des staatlichen Arbeitsunfallinstitutes INAIL entwickelt. Dazu Sebastian Wieser, Leiter des Fachbereichs Institutionelle Tätigkeiten im INAIL: „Wir sind Teil der Initiative, um die Arbeitnehmer und Selbstständigen über die Gefahren einer zu hohen Arbeitsbelastung aufzuklären. Zu viel Arbeitsbelastung führt erwiesenermaßen zu Fehlzeiten und Krankheitstagen – das wiederum kostet der Allgemeinheit unnötiges Geld. Vorbeugung senkt Kosten!“