Gesundheit

Die Apitherapie

Heilende Schätze aus dem Bienenstock
Obere Reihe: 
Gelée royale, Honig
untere Reihe: Apilarnil, Bienenpollen, Propolis - FOTO: Judith Jud Springeth
Mit Hilfe der Biene gewinnt man nicht nur den wertvollen Honig, sondern viele weitere Bienenprodukte mit heilender Wirkung. Apitherapie zählt zu den ältesten Naturheilmethoden. Darunter versteht man das Verwenden von Bienenprodukten zur Vorbeugung und Gesunderhaltung, zum Begleiten und Heilen von verschiedensten Beschwerden. Hier ein kurzer Blick in die Schatztruhe.
Schriftliche Belege bezeugen, dass in den verschiedenen Hochkulturen, bis in die heutige Zeit hinein, die Bienen mit ihren Produkten stets einen wichtigen Stellenwert einnahmen. Als einziges Süßungsmittel war Honig einst sehr begehrt. Honig, Propolis, Pollen aber auch Bienengift wurden zum Heilen verschiedenster Beschwerden angewandt. Bienenwachs war von großer Bedeutung für die Herstellung von Kerzen, aber nicht nur dort. Die erste Zahnfüllung bestand aus Bienenwachs. Die Imker hatten immer einen besonderen Stellenwert und waren mit besonderen Privilegien ausgestattet.
Langsames Vergessen einer Naturapotheke
Im Jahre 1747 begann man aus der Zuckerrübe Zucker herzustellen. Der Honig als Süßungsmittel wurde verdrängt. 1928 erfand Alexander Fleming das Penicillin. Die Medizin erfuhr einen enormen Aufschwung. Die Pharmaindustrie drängt sich immer mehr in den Vordergrund. Apitherapie und andere Naturheilverfahren geraten in Vergessenheit. Fand man früher beinahe auf jedem Hof ein Bienenhaus, steht dies heute vielfach leer.
All die vielen Pharmazeutika bringen jedoch auch nicht immer den erhofften Segen. Bedenken wir, welche Problematiken beispielsweise die immer häufiger auftretenden Antibiotikaresistenzen oder die langen Listen an Nebenwirkungen der einzelnen Medikamente mit sich bringen.
... und nun langsam das Wieder-Entdecken
Heute wird vermehrt wieder ein Weg zurück zur Natur gesucht. Gerade deshalb besinnt man sich wieder auf die Wichtigkeit der Bienen und auf deren Schätze. Man weiß um die Wirkungen der Bienenprodukte aus Erfahrung, sie sind aber nicht umfassend erforscht, sodass ihr Einsatz in der heutigen Medizin nicht leicht angenommen wird. Man ist dabei Bienenprodukte genauer zu erforschen und Studien zu deren Wirkungen werden unternommen. Dies ist aber sehr kostspielig.
Ein kleiner Blick in die Vielfalt der Bienenschatzkiste

Honig
Bienen sammeln Nektar von den Blüten (Blütenhonig) oder Honigtau (Waldhonig), reichern ihn mit körpereigenen Enzymen an, reduzieren den Wassergehalt, lagern den Honig in die Wabenzellen ein und verschließen die Zellen mit einem Wachsdeckel. Gesundheitsfördernde Wirkstoffe der verschiedenen nektarspendenden Pflanzen finden sich auch im Honig wieder. Jede Honigsorte unterscheidet sich in Konsistenz, Geschmack, Geruch und findet auch unterschiedliche therapeutische Anwendung. Honig enthält bis zu 175 bekannte, unterschiedliche Wirkstoffe, die für verschiedene Abläufe im Körper wichtig sind.

Wirkungen von Honig:
rascher und anhaltender Energiespender
wirkt antibakteriell und entzündungshemmend
regt die Darmperistaltik und Magensekretion an
stärkt den Herzmuskel und wirkt positiv auf die Durchblutung
unübertroffen in der Wundbehandlung.

Pollen
Pollen sind die männlichen Geschlechtszellen der Blüten. Die wenige Tausendstel Millimeter großen Keimzellen befinden sich im Staubbeutel der Blüte und dienen der Fortpflanzung. Die Bienen bepudern sich damit das Haarkleid bei der Suche nach Nektar. Der Blütenpollen wird mit Nektar und bieneneigenen Enzymen vermischt und im Pollenhöschen der Biene heim transportiert. Im Bienenstock wird der Pollen in die Wabenzellen eingelagert und enzymatisch aufgespalten (=Bienenbrot oder Perga). Wenn hingegen der Imker den Pollen als „Bienenpollen“ verkaufen will, so entnimmt er ihn bereits bevor die Bienen ihn in die Waben einlagern. Der Pollen ist Nahrung und einzige Eiweißbasis im Bienenstock. Bienenpollen enthält nahezu alle Wirkstoffe, die der Körper braucht um seine Zellen optimal zu versorgen.

Wirkungen von Pollen:
verbessert das Allgemeinbefinden
optimale Versorgung mit allen Nährstoffen
regelt die Verdauungstätigkeit
unterstützt bei Prostata und Wechselbeschwerden
verbessert die Blutbildung.

Propolis
Arbeitsbienen sammeln Harze und Balsame von harzspendenden Knospen und Baumrinden und mischen eigene Enzyme sowie Wachs dazu. Dieses Propolis zählt zu den wirksamsten, natürlichen Antibiotika, es weist keine Resistenzen im keimtötenden Einsatz auf und bei ihm sind keine Nebenwirkungen bekannt. Propolis besitzt antibakterielle, antivirale und fungizide Wirkungen. Es dient im Bienenstock als desinfizierender Teppich, bietet Schutz vor Infektionen, ist Baustoff für Ausbesserungsarbeiten und wirkt isolierend gegen Feuchtigkeit.

Wirkungen von Propolis:
gegen Erkältungskrankheiten
gegen Entzündungen jeglicher Art
gegen Aphten und Fieberbläschen
stärkt das Immunsystem
schmerzstillende Wirkung
konservierende Wirkung
unterstützt die Leber bei Schwermetallausleitung
antitumorale Wirkung.

Gelée royale
Gelée royale, auch Weiselfutter genannt, wird in der Futtersaft- und Oberkieferdrüse der jungen Arbeitsbienen vom 6. - 13. Lebenstag gebildet. Jede Bienenlarve wird die ersten drei Tage mit Gelée royale gefüttert. Die Larven der Arbeiterinnen und Drohnen erhalten ab dem 4. Tag Honig und Pollen. Die Königin wird ein Leben lang mit Gelée royale gefüttert.

Wirkungen von Gelée royale:
unterstützt bei Regeneration von Krankheit und Erschöpfungszuständen
unterstützt bei Wechselbeschwerden
stärkt die Körperabwehr
verbessert Gedächtnis und Konzentration
unterstützt die Bildung von neuen Zellen
Aufhellung der Stimmungslage
Anregung von sexuellen Funktionen.

Bienenwachs
Das Bienenwachs ist ein reines Bienenprodukt und wird von den Jungbienen vom 14. - 16. Lebenstag aus den jeweils vier linken und rechten Hinterleibsdrüsen ausgeschwitzt. Das Wachs wird mit Sekreten der Speicheldrüsen vermischt und zum Wabenbau sowie zum Verdeckeln der Wabenzellen benötigt. Die Waben dienen als Speisekammer für Honig und Pollen und sind Wiege für die Brut.

Verwendung von Bienenwachs:
für Cremen, Salben, Wachsauflagen, Lippenbalsam, Zäpfchen
Bienenwachs macht die Haut weich und elastisch, außerdem hat es eine entzündungshemmende, beruhigende Eigenschaft
die ganze Bienenwabe bei entzündlichen Schleimhäuten im Mund, Magen und Darm
Entdeckelungswachs mit Honig zur Desensibilisation bei Allergie.

Apilarnil
Apilarnil ist der gesamte Inhalt der Drohenzellen von sieben Tage alten Drohnenlarven. Es ist ein leicht verdauliches Nahrungsmittel und reich an männlichen Hormonen.

Wirkung von Apilarnil:
verleiht Vitalität und steigert die Körperenergie
wirkt appetitsteigernd und hat eine nährende Wirkung
anabolischer Stimulator - schneller Entwicklungsrhythmus
Stimulierung der sexuellen Energien, Spermatogenese, Erektion
stärkt das Immunsystem.

Bienengift
Bienengift wird ab dem 3. Lebenstag der Arbeiterbiene und Königin in der Giftblase produziert. Die Giftblase enthält 0,3 mg Bienengift. Wenn eine Biene sticht, bezahlt sie dies mit dem eigenen Leben. Bienengift wird geerntet, indem man die Bienen auf eine Glasplatte stechen läßt, durch die leichte Stromstöße geschickt werden. Zur Therapie lässt man auch die Biene direkt stechen - Microakupunktur. Aber Vorsicht bei Selbstmedikation wegen der hohen Allergiegefahr!

Wirkungen vom Bienengift:
unterstützt bei rheumatischen Beschwerden
gegen Bakterien und Viren (Warzen)
Narben verkleinernd
Desensibilisierung bei Bienengiftallergie
fördert den Aufbau roter Blutkörperchen
blutdrucksenkende und blutverdünnende Eigenschaften.

Bienenstockluft
Bei den Tätigkeiten im Bienenstock werden Ausdünstungen, Dämpfe und wohltuende Aromen frei. Hierbei handelt es sich um wasserdampfflüchtige Wirkstoffe der gesamten Bienenprodukte. Diese kann man am Bienenstock über einen Schlauch einatmen.

Wirkungen von Bienenstockluft:
unterstützt bei Bronchitis, Asthma
chronischen Kopfschmerzen
Allergien
Infektanfälligkeiten.


TEXT: Judith Jud Springeth

Thema

Es ist genug für alle da

Kamingespräch mit Sepp Kusstatscher
Sepp Kusstatscher (l.) und Karl H. Brunner
Sepp Kusstatscher, Präsident der Diözesankommission für Arbeit und soziale Gerechtigkeit, war Gast auf der Landesversammlung des KVW. Statt einem Referat gab es ein Gespräch mit Karl H. Brunner. Dafür hatte der KVW Vorstand einige Themen und Inputs vorbereitet.
Beim Kamingespräch konfrontierte Karl H. Brunner seinen Gesprächspartner Sepp Kusstatscher mit bekannten Floskeln, wie „Das Boot ist voll“ oder „Südtiroler zuerst“ oder „Die Kirche hat sich nicht einzumischen“.
Kusstatscher, Präsident der Diözesankommission für Arbeit und soziale Gerechtigkeit, konterte und argumentierte geschickt. Man merkte, dass er ein zutiefst sozial denkender (und fühlender) Mensch ist, er ist politisch, christlich orientiert, aber auch praktisch, belesen und gut informiert.
Kusstatscher warnte davor, dass sozial Schwache den Zorn auf jene abwälzen, denen es noch schlechter geht. „Es ist genug für alle da, auch weltweit gesehen, zu wenig ist aber stets für die Gier und den Geiz einiger weniger“. Weltweit geht die Schere zwischen Arm und Reich auseinander. Südtirol ist eine reiche Region und hat keinen Grund zum Jammern. Deshalb dürfe es uns auch nicht egal sein, was im Mittelmeer passiert, so Kusstatscher. Für das, was die Europäer über Jahrhunderte Afrika angetan haben, müssten wir ein schlechtes Gewissen haben.
Situation im Bahnhofspark
Es sei nicht zufällig, dass so viele negative Meldungen zu hören und zu lesen sind. Immer wieder ist von zunehmender Gewalt zu hören und dies mache Angst. Kusstatscher stellte auch die Frage, wer könnte Interesse daran haben, dass jemand Angst haben. Ängstliche Menschen sind viel leichter manipulierbar. Er regte an, darüber nachzudenken, wer hinter den Medien steckt und welche Interessen mit den Negativmeldungen verbunden sind.
In den 70er Jahren habe es mehr Kriminalität gegeben als heute. „Deshalb lasst euch nicht verängstigen von den ständigen negativen Nachrichten!“, forderte Kusstatscher.
Südtiroler zuerst?
Die Aussage, dass die Südtiroler fleißig sind, hart arbeiten und ihre Steuern bezahlen und deshalb bei den Leistungen einen Vorrang haben sollten, ließ Kusstatscher nicht gelten. Im Gegenteil, er sieht das äußert problematisch und glaubt, dass nur Solidarität eine Gesellschaft weiterbringe. Je gerechter verteilt werde, umso besser.
Man müsse über die sozialen Gesetze nachdenken, da brauche es eine radikale Veränderung. Mit dem Drehen an ein paar Stellschrauben sei es nicht getan. Südtirol hat die primäre Gesetzgebungskompetenz für Soziales. Die Zuständigkeiten und Fördermaßnahmen sind aber bei Staat, Region und Land unübersichtlich aufgeteilt. Es braucht dringend ein organisches Gesetz, um das Flickwerk zu überwinden und um alle sozialen Maßnahmen beim Land zusammenzuführen, zu vereinfachen und transparent zu verwalten.
Arme nicht bekämpfen
Wer arm ist, braucht Unterstützung. Es muss die Armut bekämpft werden, nicht die Armen. Durch die Steuern könnte mehr gesteuert werden. Reichtum und Spekulation müssen progressiv besteuert werden. Die Flat Tax (Einheitssteuer) ist verfassungswidrig. Der Staat braucht Geld, um Bildung, Gesundheit, Soziales, Infrastrukturen usw. zu finanzieren.
Politische Kirche
Als Bischof Ivo Muser mit einem Kriterienkatalog für die Wahlen an die Öffentlichkeit ging, wurde er von einigen Seiten dafür kritisiert. Für Kusstatscher darf und soll die Kirche politisch sein. Die Enzyklika „Laudato sì“ enthält eine klare ökologische und soziale Botschaft. Darin geht es vor allem auch um eine Änderung des Lebensstils.
Aber bei uns beschäftigt man sich lieber mit Themen wie der doppelten Staatsbürgerschaft, den Ortsnamen oder dem neuen Aufbewahrungsort für Ötzi. Das sind jedoch Nebenschauplätze. Damit wird oft von den wirklich wichtigen und brennenden Themen abgelenkt.
Warnung vor Privatisierung
Jeder trägt im Rahmen seiner Möglichkeiten für die Gemeinschaft bei. Das Gemeinwohl steht vor den Einzelinteressen. Kusstatscher warnte vor den Privatisierungen. Privare (lat.) heißt rauben, Privatum ist etwas, was der Gemeinschaft weggenommen wurde. Von den vier Elementen (Erde, Wasser, Luft und Feuer) wird bis auf die Luft immer mehr privatisiert. Man denke nur an das Wasser und die Energie. Dies ist das Gegenteil von Solidarität.
Ständiges Wachstum
Immer wieder hört man die Forderung, jeder müsse einer Lohnarbeit nachgehen und davon leben. Das bewirkt aber auch ständiges Wachstum, d.h. dass immer mehr produziert, konsumiert und wegegeworfen werden müsse.
Kusstatscher sprach sich für eine steuerfinanzierte Alterssicherung aus. Denn im momentanen Rentensystem stehen alle, die nicht einer Erwerbsarbeit nachgehen, schlecht da, wie zum Beispiel Hausfrauen, obwohl diese für die Gesellschaft Wertvollstes leisten. Die Finanzierbarkeit, z.B. über Steuern auf Finanztransaktionen, wäre nicht das Problem. Es braucht den politischen Willen.
TEXT: Ingeburg Gurndin