Gesundheit

Die faszinierende Welt der Bienen

Bienen zählen zu den drei wichtigsten Nutztieren
Biene mit Pollenhöschen - FOTO: Judith Jud Springeht
Seit rund 75 Millionen Jahren gibt es Bienen auf der Erde, dies bezeugen fossile Funde. Seit Beginn der Menschheit, vor ca. 100.000 Jahren, gingen die Menschen schon auf Jagd nach Bienenprodukten. Reiche Ernten, üppiges Wachstum und natürliche Artenvielfalt hängen stark von Bienen ab. Für Menschen und Tiere sichern sie die Lebensgrundlage.
Dieses kleine Insekt fasziniert uns nicht nur durch seine einzigartigen biologischen Leistungen wie z.B. die Art des Zusammenlebens und des Verständigungsvermögens, sondern auch durch die bunte Palette an wertvollen Bienenprodukten.
Ein Blick ins Innenleben des Bienenvolkes
Eine Biene kann alleine nicht überleben, sondern nur in der Gemeinschaft als ganzes Bienenvolk. In einem Bienenvolk finden wir nur eine Königin. Sie hat den größten Körperbau von den drei Bienenwesen. Durch einen Duftstoff (Pheromon) hält sie das ganze Volk zusammen. Die Königin fliegt zum Hochzeitsflug aus dem Bienenstock, wieder daheim beginnt sie mit der Eiablage. Es können bis zu 2.000 Eier am Tag sein!
Weiters sind bis zu 60.000 weibliche Arbeitsbienen in dem Bienenvolk. Sie haben den kleinsten Körperbau. Schließlich sind dort noch ungefähr 2.000 männliche Drohnen. Sie sind für die Begattung der Königin zuständig und werden im Spätsommer aus dem Stock vertrieben (Drohnenschlacht) oder man lässt sie einfach verhungern. Im Winter werden sie nicht gebraucht und würden den anderen nur Futter wegfressen. Alle drei Bienenwesen haben in ihrem Leben genau definierte Aufgaben. Nur die Königin und die Arbeitsbienen besitzen einen Stachel mit Giftblase, der zur Abwehr dient.
Warum heißt sie „Arbeitsbiene“?
Schlüpft eine Arbeitsbiene, wird sie die ersten drei Tage im Putzdienst tätig sein. Frei gewordene Zellen werden gesäubert und mit einem dünnen, desinfizierend wirkenden Film aus Propolis überzogen. Vom 4. bis zum 5. Lebenstag wird sie zur Ammenbiene. Sie füttert ältere Larven mit Bienenbrot (= Pollen in den Zellen gelagert und aufgeschlossen) und Honig. Inzwischen beginnt sich in ihrer Futtersaftdrüse Gelee royale zu bilden. Vom 6. bis zum 13. Tag versorgt sie damit die jüngsten Larven und die Königin. Ab dem 14. bis zu ihrem 16. Lebenstag ist sie als Baubiene nun für den Wabenbau und das Verdeckeln der Brut zuständig. Vom 17. bis zum 20. Lebenstag wird sie zur Wächterbiene am Stockeingang. Das ist auch die Zeit der Vorbereitung zur Trachtbiene. Futtersaft und Wachsdrüsen bilden sich zurück.
Ab dem 21. Tag endlich können wir sie in der freien Natur als Sammlerin von Wasser, Nektar, Pollen und Propolis sehen. Spurbienen suchen nach Futterquellen und teilen diese mittels eines Tanzes, dem Rund- oder Schwänzeltanz den Sammelbienen mit. Informationen über Ergiebigkeit der Tracht, Richtung und Entfernung der Nektarquelle werden ausgetauscht.
Nicht nur Honig …
Für 500 g Honig fliegt ein Bienenvolk ca. 60.000 km, das heißt 1 ½ mal um die Erde. Dabei produziert eine einzige Biene durchschnittlich in ihrem Leben einen Teelöffel voll Honig. An einem optimalen Tag bestäubt eine Sammelbiene bis zu 3.000 Blüten! Der Imker kann außer dem Honig auch noch weitere wertvolle, hochwertige und gesundheitsfördernde Bienenprodukte wie Bienenpollen, Bienenbrot, Propolis, Gelee royale Bienenwachs, Bienengift und Apilarnil ernten, eine wahre Bienenapotheke.
Unsere heutige Kulturlandschaft – ohne Bienen undenkbar
Die Pflanzen- und Tierwelt ist eng miteinander verbunden. Im Laufe der Evolutionsgeschichte (Koevolution) hat sich die Pflanzenwelt so entwickelt, dass sie durch verschiedene Tiere, Wasser und Luft Unterstützung bei der Bestäubung zu ihrer Vermehrung erhält.
Dabei nimmt die Biene eine besonders wichtige Rolle ein. Die Pflanze lockt die Bienen mit speziellen Düften, Formen und ihrem süßen Nektar an, den sie sammeln und zu Honig machen. Dabei bepudern sie sich regelrecht das Haarkleid mit Pollenstaub. So wird Pollenstaub beim Besuch der nächsten Blüte an deren Narbe abgegeben und eine Bestäubung findet statt. So hilft die Biene der Pflanze bei der Vermehrung.
Zwei besondere Merkmale zeichnen die Wichtigkeit der Biene aus. Die Bienen überwintern als Volk und können im Frühjahr, wenn die Blüte beginnt, schon mit vielen fleißigen Arbeiterinnen aufwarten. Noch wichtiger für eine effektive Bestäubung ist jedoch die Blütentreue. Nur die Biene besucht bei ihrem Sammelflug immer die selbe Spezies von Blüte. Das heißt sie wechselt nicht zu Blüten verschiedener Pflanzen.
Die Biene erfüllt 80 Prozent der Bestäubungstätigkeit für Obst, Gemüse und viele andere Pflanzenarten. Der wirtschaftliche Wert der Bestäubungsleistung geht in Milliardenhöhe, im Vergleich ist der Ertragswert des Honigs gering. Die Bienen sind äußerst wichtig für unser Ökosystem, deshalb sollten wir sie schützen und mehr schätzen.

TEXT: Judith Jud springeth

Gesundheit

Die Apitherapie

Heilende Schätze aus dem Bienenstock
Obere Reihe: 
Gelée royale, Honig
untere Reihe: Apilarnil, Bienenpollen, Propolis - FOTO: Judith Jud Springeth
Mit Hilfe der Biene gewinnt man nicht nur den wertvollen Honig, sondern viele weitere Bienenprodukte mit heilender Wirkung. Apitherapie zählt zu den ältesten Naturheilmethoden. Darunter versteht man das Verwenden von Bienenprodukten zur Vorbeugung und Gesunderhaltung, zum Begleiten und Heilen von verschiedensten Beschwerden. Hier ein kurzer Blick in die Schatztruhe.
Schriftliche Belege bezeugen, dass in den verschiedenen Hochkulturen, bis in die heutige Zeit hinein, die Bienen mit ihren Produkten stets einen wichtigen Stellenwert einnahmen. Als einziges Süßungsmittel war Honig einst sehr begehrt. Honig, Propolis, Pollen aber auch Bienengift wurden zum Heilen verschiedenster Beschwerden angewandt. Bienenwachs war von großer Bedeutung für die Herstellung von Kerzen, aber nicht nur dort. Die erste Zahnfüllung bestand aus Bienenwachs. Die Imker hatten immer einen besonderen Stellenwert und waren mit besonderen Privilegien ausgestattet.
Langsames Vergessen einer Naturapotheke
Im Jahre 1747 begann man aus der Zuckerrübe Zucker herzustellen. Der Honig als Süßungsmittel wurde verdrängt. 1928 erfand Alexander Fleming das Penicillin. Die Medizin erfuhr einen enormen Aufschwung. Die Pharmaindustrie drängt sich immer mehr in den Vordergrund. Apitherapie und andere Naturheilverfahren geraten in Vergessenheit. Fand man früher beinahe auf jedem Hof ein Bienenhaus, steht dies heute vielfach leer.
All die vielen Pharmazeutika bringen jedoch auch nicht immer den erhofften Segen. Bedenken wir, welche Problematiken beispielsweise die immer häufiger auftretenden Antibiotikaresistenzen oder die langen Listen an Nebenwirkungen der einzelnen Medikamente mit sich bringen.
... und nun langsam das Wieder-Entdecken
Heute wird vermehrt wieder ein Weg zurück zur Natur gesucht. Gerade deshalb besinnt man sich wieder auf die Wichtigkeit der Bienen und auf deren Schätze. Man weiß um die Wirkungen der Bienenprodukte aus Erfahrung, sie sind aber nicht umfassend erforscht, sodass ihr Einsatz in der heutigen Medizin nicht leicht angenommen wird. Man ist dabei Bienenprodukte genauer zu erforschen und Studien zu deren Wirkungen werden unternommen. Dies ist aber sehr kostspielig.
Ein kleiner Blick in die Vielfalt der Bienenschatzkiste

Honig
Bienen sammeln Nektar von den Blüten (Blütenhonig) oder Honigtau (Waldhonig), reichern ihn mit körpereigenen Enzymen an, reduzieren den Wassergehalt, lagern den Honig in die Wabenzellen ein und verschließen die Zellen mit einem Wachsdeckel. Gesundheitsfördernde Wirkstoffe der verschiedenen nektarspendenden Pflanzen finden sich auch im Honig wieder. Jede Honigsorte unterscheidet sich in Konsistenz, Geschmack, Geruch und findet auch unterschiedliche therapeutische Anwendung. Honig enthält bis zu 175 bekannte, unterschiedliche Wirkstoffe, die für verschiedene Abläufe im Körper wichtig sind.

Wirkungen von Honig:
rascher und anhaltender Energiespender
wirkt antibakteriell und entzündungshemmend
regt die Darmperistaltik und Magensekretion an
stärkt den Herzmuskel und wirkt positiv auf die Durchblutung
unübertroffen in der Wundbehandlung.

Pollen
Pollen sind die männlichen Geschlechtszellen der Blüten. Die wenige Tausendstel Millimeter großen Keimzellen befinden sich im Staubbeutel der Blüte und dienen der Fortpflanzung. Die Bienen bepudern sich damit das Haarkleid bei der Suche nach Nektar. Der Blütenpollen wird mit Nektar und bieneneigenen Enzymen vermischt und im Pollenhöschen der Biene heim transportiert. Im Bienenstock wird der Pollen in die Wabenzellen eingelagert und enzymatisch aufgespalten (=Bienenbrot oder Perga). Wenn hingegen der Imker den Pollen als „Bienenpollen“ verkaufen will, so entnimmt er ihn bereits bevor die Bienen ihn in die Waben einlagern. Der Pollen ist Nahrung und einzige Eiweißbasis im Bienenstock. Bienenpollen enthält nahezu alle Wirkstoffe, die der Körper braucht um seine Zellen optimal zu versorgen.

Wirkungen von Pollen:
verbessert das Allgemeinbefinden
optimale Versorgung mit allen Nährstoffen
regelt die Verdauungstätigkeit
unterstützt bei Prostata und Wechselbeschwerden
verbessert die Blutbildung.

Propolis
Arbeitsbienen sammeln Harze und Balsame von harzspendenden Knospen und Baumrinden und mischen eigene Enzyme sowie Wachs dazu. Dieses Propolis zählt zu den wirksamsten, natürlichen Antibiotika, es weist keine Resistenzen im keimtötenden Einsatz auf und bei ihm sind keine Nebenwirkungen bekannt. Propolis besitzt antibakterielle, antivirale und fungizide Wirkungen. Es dient im Bienenstock als desinfizierender Teppich, bietet Schutz vor Infektionen, ist Baustoff für Ausbesserungsarbeiten und wirkt isolierend gegen Feuchtigkeit.

Wirkungen von Propolis:
gegen Erkältungskrankheiten
gegen Entzündungen jeglicher Art
gegen Aphten und Fieberbläschen
stärkt das Immunsystem
schmerzstillende Wirkung
konservierende Wirkung
unterstützt die Leber bei Schwermetallausleitung
antitumorale Wirkung.

Gelée royale
Gelée royale, auch Weiselfutter genannt, wird in der Futtersaft- und Oberkieferdrüse der jungen Arbeitsbienen vom 6. - 13. Lebenstag gebildet. Jede Bienenlarve wird die ersten drei Tage mit Gelée royale gefüttert. Die Larven der Arbeiterinnen und Drohnen erhalten ab dem 4. Tag Honig und Pollen. Die Königin wird ein Leben lang mit Gelée royale gefüttert.

Wirkungen von Gelée royale:
unterstützt bei Regeneration von Krankheit und Erschöpfungszuständen
unterstützt bei Wechselbeschwerden
stärkt die Körperabwehr
verbessert Gedächtnis und Konzentration
unterstützt die Bildung von neuen Zellen
Aufhellung der Stimmungslage
Anregung von sexuellen Funktionen.

Bienenwachs
Das Bienenwachs ist ein reines Bienenprodukt und wird von den Jungbienen vom 14. - 16. Lebenstag aus den jeweils vier linken und rechten Hinterleibsdrüsen ausgeschwitzt. Das Wachs wird mit Sekreten der Speicheldrüsen vermischt und zum Wabenbau sowie zum Verdeckeln der Wabenzellen benötigt. Die Waben dienen als Speisekammer für Honig und Pollen und sind Wiege für die Brut.

Verwendung von Bienenwachs:
für Cremen, Salben, Wachsauflagen, Lippenbalsam, Zäpfchen
Bienenwachs macht die Haut weich und elastisch, außerdem hat es eine entzündungshemmende, beruhigende Eigenschaft
die ganze Bienenwabe bei entzündlichen Schleimhäuten im Mund, Magen und Darm
Entdeckelungswachs mit Honig zur Desensibilisation bei Allergie.

Apilarnil
Apilarnil ist der gesamte Inhalt der Drohenzellen von sieben Tage alten Drohnenlarven. Es ist ein leicht verdauliches Nahrungsmittel und reich an männlichen Hormonen.

Wirkung von Apilarnil:
verleiht Vitalität und steigert die Körperenergie
wirkt appetitsteigernd und hat eine nährende Wirkung
anabolischer Stimulator - schneller Entwicklungsrhythmus
Stimulierung der sexuellen Energien, Spermatogenese, Erektion
stärkt das Immunsystem.

Bienengift
Bienengift wird ab dem 3. Lebenstag der Arbeiterbiene und Königin in der Giftblase produziert. Die Giftblase enthält 0,3 mg Bienengift. Wenn eine Biene sticht, bezahlt sie dies mit dem eigenen Leben. Bienengift wird geerntet, indem man die Bienen auf eine Glasplatte stechen läßt, durch die leichte Stromstöße geschickt werden. Zur Therapie lässt man auch die Biene direkt stechen - Microakupunktur. Aber Vorsicht bei Selbstmedikation wegen der hohen Allergiegefahr!

Wirkungen vom Bienengift:
unterstützt bei rheumatischen Beschwerden
gegen Bakterien und Viren (Warzen)
Narben verkleinernd
Desensibilisierung bei Bienengiftallergie
fördert den Aufbau roter Blutkörperchen
blutdrucksenkende und blutverdünnende Eigenschaften.

Bienenstockluft
Bei den Tätigkeiten im Bienenstock werden Ausdünstungen, Dämpfe und wohltuende Aromen frei. Hierbei handelt es sich um wasserdampfflüchtige Wirkstoffe der gesamten Bienenprodukte. Diese kann man am Bienenstock über einen Schlauch einatmen.

Wirkungen von Bienenstockluft:
unterstützt bei Bronchitis, Asthma
chronischen Kopfschmerzen
Allergien
Infektanfälligkeiten.


TEXT: Judith Jud Springeth