Was ist Künstliche Intelligenz?
Stellen Sie sich vor, Sie bringen einem Kind bei, eine Katze zu erkennen. Sie zeigen ihm unzählige Bilder von Katzen in allen Formen und Farben. Nach einer Weile lernt das Kind, eine Katze selbstständig auf neuen Bildern zu erkennen. Ganz ähnlich funktioniert KI: Computerprogramme werden mit riesigen Mengen an Daten (zum Beispiel Texte, Bilder oder Töne) „trainiert“. Dadurch lernen sie, Muster zu erkennen, Aufgaben zu lösen und sogar eigene Inhalte zu erstellen. KI ist also keine Maschine mit eigenem Bewusstsein, sondern ein hochentwickeltes Werkzeug, das uns Menschen unterstützen kann.
Ein Helfer in vielen Lebenslagen
Die Möglichkeiten, die KI bietet, sind vielfältig und beeindruckend. Sie reichen von kleinen Alltagshilfen bis hin zu lebensverändernden Technologien.
Im Alltag können Programme wie ChatGPT auf Knopfdruck Texte schreiben oder E-Mails formulieren. Übersetzungs-Apps überwinden Sprachbarrieren in Echtzeit. Schon heute können wir der KI Aufgaben wie die Suche nach einer passenden Reise übergeben. Bald wird es wahrscheinlich möglich sein, die gesamte Reiseorganisation – von der Buchung von Zugtickets und Unterkünften bis hin zur Reservierung von Restaurants – einem persönlichen KI-Assistenten zu überlassen.
In der Medizin helfen KI-Systeme dabei, Krankheiten wie Krebs auf Röntgenbildern früher und genauer zu erkennen. Sie können riesige Datenmengen analysieren, um die personalisierte Behandlung von Patientinnen und Patienten zu verbessern – eine enorme Chance für unser Gesundheitswesen.
Große Möglichkeiten bietet KI auch in den Bereichen Landwirtschaft und Tourismus, zwei Eckpfeilern der Südtiroler Wirtschaft. So kann Künstliche Intelligenz dazu beitragen, den Einsatz von Wasser und Pflanzenschutzmitteln zu optimieren. Ein konkretes Beispiel ist das Start-up Naturamon, das mittels KI präzise Feldkarten erstellt, um den Anbau zu verbessern. Im Tourismus stellt das Start-up Mediatize mit seinem Produkt touristinfo.ai sicher, dass Gäste personalisierte Empfehlungen per KI erhalten und Hotspots nicht mehr so überrannt werden.
Aber Achtung!
Wie bei jeder neuen Technologie gibt es auch bei KI Risiken und offene Fragen, mit denen wir uns als Gesellschaft auseinandersetzen müssen.
Da wäre zum einen der Datenschutz: KI-Systeme benötigen viele Daten, um zu lernen. Wer hat Zugriff auf unsere persönlichen Informationen und wie werden sie geschützt? Hier sind klare Regeln entscheidend. Eine wichtige Entwicklung sind neuere KI-Lösungen, die direkt auf dem lokalen Computer oder einem firmeneigenen Server laufen können. Dadurch kann garantiert werden, dass sensible Daten das Unternehmen nicht verlassen. Start-ups wie Volt-IQ entwickeln solche lokalen KI-Lösungen, um Unternehmen zu unterstützen.
Eine Sorge in Bezug auf KI ist auch, dass sie Arbeitsplätze ersetzen könnte. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sich Berufe verändern werden. Einfache, sich wiederholende Tätigkeiten könnten automatisiert werden, während menschliche Fähigkeiten wie Kreativität, Empathie und kritisches Denken an Bedeutung gewinnen. Lebenslanges Lernen wird dadurch noch wichtiger.
Zu guter Letzt sind Falschinformationen und Betrug ein wichtiges Thema. Mit KI lassen sich täuschend echte Bilder, Videos („Deepfakes“) und sogar Stimmen erstellen. Das macht es schwieriger, zwischen Wahrheit und Fälschung zu unterscheiden und öffnet Betrügern neue Türen. Besonders ältere Menschen geraten ins Visier von Kriminellen, die diese Technik für Phishing-Angriffe oder den bekannten Enkeltrick in neuer Form nutzen. Stellen Sie sich vor, Sie erhalten einen Videoanruf über WhatsApp von Ihrem Enkelkind. Stimme und Gesicht sehen täuschend echt aus, doch in Wahrheit ist der Anruf gefälscht und eine KI fordert Sie auf, dringend Geld zu überweisen. Deshalb ist es umso wichtiger, bei Geldforderungen per Telefon, E-Mail oder Videoanruf grundsätzlich misstrauisch zu sein. Ein einfacher, aber wirksamer Schutz: Rufen Sie die Person immer unter der Ihnen bekannten Nummer selbst zurück, um sich zu vergewissern, dass die Anfrage echt ist.
Der Mensch bleibt im Mittelpunkt
Künstliche Intelligenz ist ein mächtiges Werkzeug, aber eben nur ein Werkzeug. Man kann sie gut mit einem Messer vergleichen: Es kann uns helfen, eine köstliche Mahlzeit zuzubereiten, aber es kann auch gefährlich sein und verletzen. Das Messer selbst ist weder gut noch schlecht. Entscheidend ist, wer es führt und wofür es eingesetzt wird. Genauso verhält es sich mit der KI. Sie kann berechnen, analysieren und erstellen, doch sie hat keine Werte, kein Gewissen und keine Empathie. Die Verantwortung und die Entscheidung, wie wir diese Technologie einsetzen, liegen allein bei uns Menschen. Es geht darum zu lernen, mit diesem Werkzeug sicher umzugehen, es zum Wohl der Gemeinschaft zu nutzen, den sozialen Zusammenhalt zu stärken und sicherzustellen, dass niemand zurückgelassen wird.
Anlaufstelle für Unternehmen
KI verantwortungsbewusst und sinnvoll einzusetzen, ist für Einzelpersonen wichtig, aber umso mehr für Unternehmen. Wer konkrete Schritte gehen möchte, um KI im eigenen Betrieb zu nutzen, findet in Südtirols Innovationsviertel, dem NOI Techpark in Bozen, die passende Tür: Der European Digital Innovation Hub – kurz EDIH NOI – ist die zentrale Anlaufstelle für kleine und mittlere Unternehmen rund um Digitalisierung und KI. Er bietet Orientierung und Erstberatung, Zugang zu Laboren, Trainings und Workshops, Hinweise zu Finanzierungsmöglichkeiten und Förderungen – und vernetzt mit Fachleuten vor Ort.
Zur Person
Patrick Ohnewein
leitet im NOI Techpark ein Team von Projektmanagern, das sich der Koordination europäischer Forschungs- und Entwicklungsprojekte in den Bereichen SMART Mobility, SMART Tourism, SMART Energy und SMART Food widmet. Dieses Team verfolgt eine Innovationsstrategie, die auf Open Data, offenen Standards und freier Open-Source-Software basiert.
TEXT: Patrick Ohnewein, NOI Techpark Südtirol/ Alto Adige