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Pilotprojekt Brixen

Von links Leonhard Resch (Arche), Bürgermeister Andreas Jungmann, Ländesrätin Ulli Mair, Landeshauptmann Arno Kompatscher, Landesrat Peter Brunner bei der Pressekonferenz in Brixen – FOTO: LPA/Fabio Brucculeri
Die Stiftung Wohnen Südtirol baut in Zusammenarbeit mit dem Land und der Gemeinde Brixen 30 Mietwohnungen, die vor allem jungen Menschen und Personen in systemrelevanten Berufen zu erschwinglichen Mieten zur Verfügung gestellt werden sollen. Die Gemeinde stellt dafür das geförderte Grundstück zur Verfügung, das Land gibt einen Verlustbeitrag. Das Gebäude in Holzbauweise wird nach höchsten ökologischen Standards geplant und gebaut.
Im Erdgeschoss befinden sich ein Gemeinschaftsraum, überdachte Fahrradabstellplätze und Carsharing-Parkplätze. In den drei Obergeschossen befinden sich Ein-, Zwei- und Dreizimmerwohnungen. Die Wohnungen werden teilmöbliert übergeben. Zu jeder Wohnung gehört ein Kellerabteil und ein Balkon.
Der Baubeginn für das Projekt in Brixen ist für Frühjahr 2026 geplant, die ersten Wohnungen werden im Winter 2026/2027 an die Mieter übergeben. Lisa Ploner, Projektleiterin der Arche im KVW, zeigt sich optimistisch: „Das Projekt in Brixen gilt als Pilotprojekt, das als Modell in anderen Gemeinden so oder ähnlich umgesetzt werden kann. Wir hoffen, mit der Stiftung „Wohnen Südtirol“ in absehbarer Zeit im ganzen Land Mietwohnungen zur Verfügung stellen zu können, um den Druck auf den Mietwohnungsmarkt in Südtirol zu reduzieren.“

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Vorarlberg geht voran

Gemeinnütziger Wohnbau im Ländle
Architekt Johannes Kaufmann aus Dornbirn
Wenn es um den gemeinnützigen Wohnbau geht, blickt man in Südtirol gerne nach Vorarlberg. Dort hat sich das Modell des gemeinnützigen Wohnbaus seit Jahren etabliert. Im Vordergrund steht, den Menschen günstigen Wohnraum mit guter Wohnqualität zu bieten. Wir haben mit dem renommierten Architekten Johannes Kaufmann aus Dornbirn gesprochen.
Gemeinsam mit der Vogewosi haben Sie die Konzept Wohnen 500 und Wohnen 550 entwickelt. Wie sind diese Konzepte entstanden?
Wohnen 500 ist 2016 entstanden – ursprünglich ein Versuch, dem erhöhten Wohnungsdruck aufgrund der Flüchtlingskrise entgegenzuwirken. Fokussiert auf Leistbarkeit, Schnelligkeit und Serialität ist ein Holzmodulsystem entstanden und wurde innerhalb weniger Wochen umgesetzt. Danach erkannte man, dass ein disziplinierter Zugang in der Planung, das Weglassen alles nicht wirklich notwendigen und die Serialität große Vorteile hat.
Warum eignet sich vor allem der Holzbau für den Bau von gemeinnützigen Mietwohnungen?
Das Land Vorarlberg und die VOGEWOSI, welche mehrheitlich in deren Besitz ist, bekennen sich stark zum ökologischen Bauen. Durch die hohe Expertise in Vorarlberg in Planung und Ausführung, und der einhergehenden Rationalisierung in der Holzbaubranche gibt es zwischen Massivbau und Holzbau keine nennenswerten Kostenunterschiede. Diese beiden Gründe und der gesellschaftlichen Forderung die Nachhaltigkeit betreffend führen zu diesen Holzbauten.
Gibt es bei der Errichtung von Mietwohnungen in Holz spezielle Anforderungen?
Unsere Erfahrungen zeigen, dass nach längeren Mietdauern in Holz gebauten Wohnungen in einem sehr guten Zustand sind. Es scheint, dass Mieter mit Holzoberflächen respektabler umgehen. Meist werden die Innenwände in Trockenbau erstellt, die Decken bleiben Naturholz in Sicht. Früher war der Schallschutz im Holzbau das schlechteste Glied in der Kette.
Durch neue Materialien wie Brettsperrholz und 30 Jahre Erfahrung sind wir im Holzbau heute auf einem sehr hohen Niveau und können alle Schallanforderungen einhalten. Viele Bewohner in Holzwohnbauten schätzen das Klima und die Behaglichkeit und haben ein gutes Wohngefühl.
Welche Tipps und Tricks können Sie uns mitgeben, damit auch in Südtirol gemeinnützige Mietwohnungen preiswert, schnell und ökologisch errichtet werden können?
Einfach machen! Im benachbarten Ausland ist der Holz-Wohnbau gängige Praxis. Man muss nichts selbst erfinden, es gibt in diesen Bereichen ausreichend Wissen. Vorurteile sind bei allen neuen Bauweisen immer da, man muss aber nicht unbedingt überall hinhören, Innovation und Mut gehören zum Fortschritt - die Bewohner werden das Raumklima und die Nachhaltigkeit schätzen.
Danke für das Gespräch!
INTERVIEW: Lisa Ploner, Arche im KVW