KVW Aktuell

Den Alternativlosen misstrauen

Freie, aber unabdingbare Entscheidung zwischen zwei Möglichkeiten – so definiert der Duden die Alternative. Wenn es keine zwei Möglichkeiten gibt, gibt es nur ein entweder-so-oder-gar-nicht. Ein Motto, das sich in der Politik großer Beliebtheit erfreut. So wurde denn auch „alternativlos“ zum Unwort des Jahres 2010 erklärt.

Josef StrickerJosef Stricker

Dass es keine Alternative gibt, ist ein Märchen, es gibt zu allem eine Alternative, nur der Tod ist alternativlos. Wer sich mit Alternativen nicht auseinandersetzen mag, verhält sich undemokratisch.
Der Ausgang des Referendums in Großbritannien, die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten, die Wahlerfolge der Rechtsparteien in beinahe allen Staaten der westlichen Welt sind Phänomene, die schwierig, um nicht zu sagen, unmöglich zu deuten sind. Vielleicht ist das einzig Gute an ihnen, dass wir genötigt werden neu nachzudenken und Vertrautes kritisch zu hinterfragen.
Warum wählen zahlreiche Bürger - darunter Arbeiter und Kleinverdiener - Parteien, die gegen ihre Interessen handeln?
Wie kommt es, dass viele, auch in Südtirol, verbal gegen Intoleranz, gegen Diskriminierung, gegen Rassismus sind, aber jede Menge Vorbehalte gegenüber Flüchtlingen haben?
Wie sinnvoll ist es, die soziale Zugehörigkeit zu einer Klasse primär über Einkommen zu definieren, statt auch über Bildungsgrad oder Standesbewusstsein nachzudenken?
Macht eine Gerechtigkeitsdebatte Sinn, bei der es ständig um Verteilungsfragen geht, nicht aber um gleiche Startchancen für alle?
Und hilft Arbeitslosen und prekär Beschäftigten eine Kritik an der Globalisierung weiter, die in der Abkehr von der EU die Lösung für fast alle Probleme sieht, anstatt über die Zukunft der Arbeit im Zeitalter digitalisierter Industrien nachzudenken?
Worin unterscheiden sich Populismus, Hetze gegen Andersdenkende, Denken in Feindbildern vom Faschismus?

TEXT: Josef Stricker

KVW Aktuell

Sorgenfrei leben und wohnen

Neue Informationsplattform „Wohnen im Alter“ vorgestellt
Die Alterung der Gesellschaft ist heute eine globale Realität, die Gesellschaft und Wirtschaft weitreichend verändern wird. Die Menschheit steht damit vor einer neuen Alterskultur, dessen Wünsche und Herausforderungen aktiv in Angriff genommen werden müssen. Im Rahmen der Herbstmesse wurde die neue Genossenschaft Wohnen im Alter vorgestellt, die Dienstleistungen für die Silver Society anbietet.

„Wohnen im Alter“ ist eine Plattform, zu der sich 14 Mitglieder zusammengeschlossen haben.„Wohnen im Alter“ ist eine Plattform, zu der sich 14 Mitglieder zusammengeschlossen haben.

Ältere Menschen haben in ihrem Leben schon so manche Lasten getragen. Benötigen sie heute Hilfe, sollten sie sich nicht noch mehr abmühen. Wünschenswert wäre es, wenn sie an einem Ort und kompetent jene Informationen finden, die sie brauchen. Ob für den Umbau ihrer Wohnung, die Organisation von Essen auf Rädern oder einen Kurs.
Leo Resch (r.) und Herbert Öhrig am Stand auf der Herbstmesse.Leo Resch (r.) und Herbert Öhrig am Stand auf der Herbstmesse.
Die Idee, Informationen über derart nützliche Angebote mit der Beratung zu bündeln, geht in Südtirol von der Genossenschaft „Wohnen im Alter“ aus. Die Genossenschaft wurde im Mai 2016 gegründet und hat inzwischen 14 Mitglieder, vom Landesrettungsverein Weißes Kreuz über Ethical Banking, den KVW bis hin zum Südtiroler Gemeindenverband. Seit November 2016 ist die Genossenschaft operativ tätig.
Allen Trägerorganisationen liegt der Erhalt eines individuellen und autonomen Lebensstils älterer Menschen besonders am Herzen. „Die Plattform und ihre Angebote werden ganz klar aus Sicht der Nutzer gestaltet“, sagt EURAC-Forscherin Sonja Vigl. Gemeint ist, dass Personen mit einem Pflegebedarf, deren Familien, Freunde, Nachbarn und Freiwillige sowie professionelle Pflegedienste miteinbezogen werden. Das EURAC-Institut für Public Management hat über ein Projekt mit dem Namen „FairCare“ die Grundlagen für die Plattform geschaffen, wobei diese neben Südtirol auch in Österreich, Holland, Ungarn und der Schweiz getestet wird.
Die 14 Mitglieder verfolgen ein gemeinsames Ziel: Das Leben und Wohnen im Alter noch selbständiger, attraktiver und aktiver zu gestalten. „Älter werden ist nicht länger mit Seniorendasein, Ruhestand und Immobilität gleichzustellen, sondern vielmehr verbunden mit aktiven gesellschaftlichen Aufgaben wie zum Beispiel ehrenamtliche Tätigkeiten, Weiterbildungen, kulturellen Veranstaltungen, Mitarbeit in Betrieben, Reisen und vieles mehr. Wir möchten der dritten Generation neue Dienstleistungen bieten, die das tägliche Leben erleichtern“, erklärte der Präsident von Wohnen im Alter, Otto von Dellemann. Das Angebot geht von der Beratung und Umsetzung von barrierefreien Wohnungen über Sicherheit und Alltagshilfen für Zuhause, Weiterbildungsangeboten und Transportdiensten bis hin zur Beratung von Finanzierungen und Rechtsbeistand. „Unser Ziel ist es, den Senioren die Erhaltung eines individuellen und privaten Lebensstils zu ermöglichen. Wenn hierfür eine bodenbündig eingebaute Dusche, automatisches Licht im Kleiderschrank, stundenweise Haushaltshilfen oder soziale Für- und Vorsorge notwendig ist, so werden wir den Interessierten die entsprechenden Kontakte vermitteln und Unterstützung anbieten“, so Dellemann.
Beratungsstelle Südtirol:
www.wohnen-im-alter.it
Forschungs-Projekt FairCare:
www.fair-care.eu