Sonderthema

Haushalt effizient führen

Text: Margarethe Pfattner
Mit der richtigen Strategie den eigenen Haushalt besser im Griff haben:
Wird der Haushalt richtig organisiert, kann Zeit und Aufwand gespart werden.
Wichtig dabei sind Planung, Ordnung und Routine der täglichen anfallenden Hausarbeit.


Zuerst muss eine gewisse Grundordnung hergestellt werden. Gehen Sie jedes Zimmer und jeden Schrank durch und schauen Sie nach, welche Dinge Sie wirklich brauchen und welche nicht.Zuerst muss eine gewisse Grundordnung hergestellt werden. Gehen Sie jedes Zimmer und jeden Schrank durch und schauen Sie nach, welche Dinge Sie wirklich brauchen und welche nicht.Margarethe PfattnerMargarethe Pfattner

Im 18. und 19. Jahrhundert war das Führen eines Haushaltes eine wichtige und auch wertgeschätzte Aufgabe und die Frauen wurden entsprechend dafür vorbereitet.
Mit der technischen Entwicklung gab es vermehrt die Meinung, dass sich die Hausarbeit von allein erledigen würde. Die Technik nimmt zwar viele Arbeitsschritte ab, will aber auch bedient werden. Insgesamt hat die Hausarbeit nicht abgenommen, sondern sich verlagert. Die Bedienung der Technik und die Freizeitangebote für Kinder haben zugenommen. Die Zeit, die man für das Kochen verwendet, hat sich reduziert, der Arbeitsaufwand für Wäschepflege hat insgesamt zugenommen.


Vielfältige Aufgaben


Viele Arbeiten übernimmt heute vorwiegend die Industrie, wie z. B. Konservierung von Obst und Gemüse und die Produktion von Halbfertig- oder Fertigprodukten. Gerne greifen viele Haushalte auf solche Produkte zurück, um Zeit für andere wichtige Dinge zu gewinnen.
In den vergangenen 20 bis 30 Jahren war eine hauswirtschaftliche Ausbildung sogar verpönt – es herrschte die landläufige Meinung, dass man alle Arbeiten zur Führung eines Haushaltes so quasi in die Wiege gelegt bekommt.
Nicht jede Familie kann es sich leisten, eine ausgebildete Person anzustellen, die den gesamten Haushalt zur eigenen Zufriedenheit führt und sieht deshalb immer mehr die Notwendigkeit, Haushaltsführung zu erlernen. Bildungsstätten wie z. B. die Fachschulen für Hauswirtschaft und Ernährung bieten in diesem Zusammenhang eine Reihe von Kursen an. Das Angebot reicht von der Aneignung von Grundkompetenzen bis zu spezifischen Themen.
Der Mangel an hauswirtschaftlichen Kompetenzen liegt sicher in der Tatsache, dass in den meisten Haushalten in Südtirol beide Partner berufstätig sind und die junge Generation erlernt die Kompetenzen kaum in der eigenen Familie. Zur Haushaltsführung zählt nicht nur kochen, waschen und putzen, sondern auch die Betreuung der Kinder und all jenes, was damit anfällt. Hausarbeit soll nicht als lästig empfunden werden, sondern als Beitrag zum Wohlbefinden in den eigenen vier Wänden. Wollen wir einen Haushalt effizient führen, so geht es in erster Linie darum, eine Struktur hineinzubringen.


Ordnung


Ordnung ist nach wie vor eine wichtige Voraussetzung, die Wohnung oder das Haus sauber zu halten; ein unordentlich geführter Haushalt erschwert die Effizienz ungemein.
Bleiben wir bei Ordnung schaffen: in erster Linie ist jedem Zimmer sein Zweck zuzuweisen, dann können wir das, was wir in dem jeweiligen Raum benötigen, übersichtlich in Schränken, Schubladen oder auch schönen Kisten unterbringen.
Ordnung soll man von klein auf lernen und dies bedeutet, dass die Kinder im eigenen Zimmer selbst für die Ordnung zuständig sind. Alle Schulsachen haben den fixen Platz, Spielzeug wird vor dem Schlafengehen in den entsprechenden Schubladen oder Behältern verstaut und die Schmutzwäsche findet ihren Weg in den dafür vorgesehenen Wäschekorb. Es ist leichter Ordnung zu halten, wenn alle in der Familie dabei mithelfen. Jeder muss sich mit dafür verantwortlich fühlen, dass zu Hause alles sauber und aufgeräumt ist. Seien Sie nicht zu kritisch, wenn anfangs die Arbeiten womöglich nicht Ihren Standards entsprechen. Vermeiden Sie, die Arbeiten wieder selbst zu übernehmen, sonst bleiben Sie bald wieder an Ihnen haften.
Bestimmte Handgriffe sollen einfach zur Gewohnheit werden, bevor gewohnheitsmäßig die Dinge dort liegenbleiben, wo sie grad in dem Moment hingelegt werden. Beispiel: Rechnungen besser sofort in einem entsprechenden Ordner ablegen, anstatt nur im Eingangsbereich oder in der Küche irgendwo zu stapeln. Es ist doch so, dass man die angehäuften Stapel zwischendurch immer misstrauisch beäugt, das Sortieren und Ablegen dann immer wieder hinausgeschoben wird. Ein weiteres Beispiel können Gläser usw. sein, die sich abends auf dem Wohnzimmertisch befinden. Vor dem Schlafengehen in die Küche gebracht und in der Spülmaschine verstaut, vermiesen sie nicht am nächsten Morgen gleich den ersten Blick in den Wohnraum – so ganz nach dem Motto, was du heute kannst besorgen, schiebe nicht auf morgen.


Hausarbeit vereinfachen


Eine Arbeit erfordert weniger Aufwand, wenn man die Arbeitsbedingungen sorgfältig vorbereitet. Es ist hilfreich, benötigte Gegenstände vorher bereitzustellen, damit man nicht jedes Mal denselben Weg zurückgehen muss, wenn man etwas vergessen hat.
Man kann sich die Arbeit auch dadurch erleichtern, dass man den benutzten Arbeitsbereich wieder sauber macht, sobald man mit etwas fertig ist. Unordnung vermehrt sich schnell. Geschirr lässt sich schwerer reinigen, wenn Speisereste angetrocknet sind. Je schneller wir aufräumen, desto leichter ist es. Frauen wird ja immer nachgesagt, dass sie mehrere Dinge parallel erledigen können. Nutzen wir diese Gabe, indem wir z. B. beim Kochen die Wartezeiten nutzen um abzuspülen oder mal eine Schublade in der Küche gründlicher zu reinigen.
Wenn Sie getrocknete Wäsche einsammeln, macht es Sinn, verschiedene Wäscheteile sofort zu legen und in die Schränke zu ordnen, anstatt die gesamte Wäsche auf einen Haufen zu stapeln – die Wäsche wird zusammengedrückt und alle Wäscheteile sind dann zu bügeln.
Ich persönlich bin kein Fan von Frühjahrsputz, da wir dann genau die Situation erleben, die wir vermeiden möchten: schreckliche Tage mit Schieben und Rücken, von oben nach unten, von hinten nach vorne abstauben, wischen, schrubben.


Einige Tipps, die nicht viel Zeit beanspruchen und die Hausarbeit stark erleichtern:
Als letzte Tätigkeit nach dem Abspülen in der Küche: Herd, Arbeitsfläche und Tisch abwischen.
Getragene Kleidung (die nicht gewaschen werden muss) auf Kleiderbügel hängen und nach dem Auslüften in den Schrank einräumen.
Bad: der letzte in der Familie, der die Dusche verwendet, zieht die Wände mit einem Abstreifer ab Waschbecken abends mit einem Mikrofasertuch auswischen und nachtrocknen.
Beim Verlassen der Wohnung evtl. angefallenen Müll und Altpapier auf dem Weg mitnehmen.
Wie oben schon angegeben, Wäsche soweit wie möglich nur legen und sofort verräumen – Voraussetzung ist dafür natürlich, dass die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde.
Gute Putzgeräte und Utensilien erleichtern die Arbeit. Je handlicher und gründlicher ein Gerät ist, umso schneller sind Sie auch mit der Hausarbeit fertig. Z. B. fensterlederartiges Tuch beim Reinigen im Bad – ein Nachtrocknen entfällt; feuchtes Tuch 2x falten, somit haben Sie 8 Flächen zu reinigen (= übungsbedürftig!); ein Staubwedel beflügelt das Abstauben, ein Fenstersauger ist sinnvoll, wenn Sie viele und große Fenster haben.
Im Küchenbereich bewirkt ein Entfetter (sgrassatore) beim Reinigen einer Abzughaube Wunder (Handschuhe dabei nicht vergessen!).
Reduzieren Sie herumstehende Staubfänger.
Dinge wieder an ihren Platz zurückbefördern, wenn sie nicht mehr gebraucht werden.


Wer plant, schafft mehr


Bei der Planung der Arbeiten muss man unbedingt flexibel bleiben, denn kleine und große Notfälle unterbrechen den Tagesablauf. Sie können eine Checkliste erstellen mit den Tätigkeiten, die täglich oder in regelmäßigen Abständen anfallen. Ein geschriebener Zettel hat auch noch einen positiven Nebeneffekt: alle Familienmitglieder sehen ihn und es wird ihnen bewusst, wie viel Arbeit ansteht und übernehmen, vielleicht auch aufgrund eines schlechten Gewissens, die eine oder andere Arbeit freiwillig.


Jeden Tag etwas machen


Machen Sie lieber jeden Tag ein bisschen, als alles an einem Tag und bleiben Sie dran. So erleichtern Sie sich auch den „großen Putz“ und viele Dinge entfallen dann einfach.
Wenn Sie eine Aufgabe angefangen haben, bringen Sie diese auch zu Ende, ehe Sie zur nächsten übergehen.
Beherzigen Sie einige der oben genannten Tipps, können Sie Ihr Leben auf Dauer erleichtern. Regeln müssen nicht immer negativ behaftet sein, sie strukturieren unser Leben und sorgen dafür, dass wir gut organisiert sind.




Sonderthema

Reparieren statt wegwerfen

Sich treffen und gemeinsam Abfall vermeiden:
Unmengen an Gegenständen werden in Europa weggeworfen. Zum Teil sind dies Dinge, an denen nicht viel kaputt ist und die nach einer einfachen Reparatur wieder verwendet werden könnten. Das Reparieren ist bei vielen Menschen aus der Mode gekommen und vielfach fehlt das Wissen dazu. Einige Menschen haben das handwerkliches Wissen, andere die defekten Gegenstände. Die Idee der Repair Cafés bringt beide Gruppen zum Werkeln zusammen - ganz ohne Geld. Ein Gespräch mit Florian Mayr, der dieses Projekt in Meran betreut.

Insgesamt gibt es nun 1.000 Repair Cafés, verteilt auf 29 Länder über alle Kontinente.
Foto: Laurin MayrInsgesamt gibt es nun 1.000 Repair Cafés, verteilt auf 29 Länder über alle Kontinente.
Foto: Laurin Mayr

Herr Mayr, was ist ein Repair Café?
Florian Mayr: Repair Cafés sind ehrenamtliche Treffen, bei denen die Teilnehmer alleine oder gemeinsam mit anderen ihre kaputten Dinge reparieren. An den Orten, an denen das Repair Café stattfindet, ist Werkzeug und Material für alle möglichen Reparaturen vorhanden. Zum Beispiel für Kleidung, Möbel, elektrische Geräte, Fahrräder, Spielzeug und vieles mehr. Vor Ort sind auch Reparaturexperten zugegen. Die Besucher nehmen defekte Gegenstände von zu Hause mit. Im Repair Café machen sie sich gemeinsam mit einem Fachmann oder einer Fachfrau an die Arbeit. Man kann dort immer eine Menge lernen. Wer nichts zu reparieren hat, nimmt sich eine Tasse Kaffee oder Tee. Oder hilft jemand anderem bei der Reparatur. Bei uns in Meran ist meistens ein Elektrotechniker (Radio, Handys, Toaster, …), ein Tischler (Stühle, Wiegelen, Regale …) eine Schneiderin und ein „Handydoktor“, ein Malermeister für Schimmel-, Farb- und Renovierungsberatungen und je nach Jahreszeit auch ein Fahrradmechaniker anwesend.


Von wem stammt die Idee?


Florian Mayr: Repair Café ist eine Initiative von Martine Postma. Seit 2007 setzt sie sich auf verschiedene Arten für Nachhaltigkeit auf lokaler Ebene ein. Das allererste Repair Café organisierte Martine im Oktober 2009 in Amsterdam. Es erwies sich als ein großer Erfolg. Für Martine was dies der Anlass, im Jahr 2010 die Stiftung „Stichting Repair Café“ ins Leben zu rufen. Diese niederländische Non-Profit-Organisation bietet lokalen Gruppen im In- und Ausland, die selbst ein eigenes Repair Café eröffnen wollen, seit 2011 professionelle Unterstützung an.


Sie sind der Koordinator des Repair Cafés in Meran. Was waren Ihre Beweggründe dazu?


Florian Mayr: Ich habe vor ca. fünf Jahren einen Artikel über das erste Repair Café in Amsterdam im Wochenmagazin „Spiegel“ gelesen und war von der Idee begeistert. Diese Thematik liegt mir sehr am Herzen. Damit bin ich dann an den Ost West Club in Meran herangetreten. Ich bin selbst Handwerker und unterrichte zusätzlich an der Berufsschule. Daher kenne ich viele Handwerker: Kollegen, die zum Teil selbstständig sind und zum Teil bereits in Pension. Sie waren sofort bereit ihre Dienstleistung für drei Stunden im Monat ehrenamtlich zur Verfügung zu stellen. Wichtig ist uns diese Vision unter die Leute zu bringen, dass wir mit jeder Reparatur zu einer nachhaltigen Gesellschaft beitragen können. Letztendlich ist eine Reparatur oftmal günstiger als ein Neukauf. Wir haben uns dann entschieden mit der „Stichting Repair Café“, einer geschützten Marke, zusammenzuarbeiten und uns von dort Unterstützung geholt. Vor knapp zwei Jahren konnten wir das Repair Café in Meran eröffnen, übrigens das erste in Italien.


Wie funktioniert ein Treffen?


Florian Mayr: Wir treffen uns jeden letzten Montag im Monat, von 19 bis 22 Uhr. Jeder kann jene kaputten Gegenstände mitbringen, die er selbst tragen kann. Es können auch mehrere Gegenstände sein, sie sollten aber nicht zu sperrig sein. Jeder kann vorbeikommen und es ist keine Anmeldung nötig. Ich teile dann die Besucher den einzelnen Reparaturtischen zu. Wichtig ist, dass der Inhaber des defekten Gegenstandes bei der Reparatur vom Anfang bis zum Schluss dabei ist und den Gegenstand nicht einfach nur abgibt. Zum einen kann der Besucher beim Experten zuschauen und lernen, wie die Reparatur geht und sie vielleicht das nächste Mal zuhause selbstständig ausführen, zum anderen muss der Kunde auch entscheiden wie weit er bei der Reparatur gehen möchte wenn zum Beispiel das Gerät geöffnet werden muss. Letztendlich steigt auch die Wertschätzung für den Experten. Wer möchte, kann aber nur den Experten über die Schulter schauen. Gerne kommen auch Leute vorbei um einfach nur mitzuhelfen. Das Repair Café ist auch ein geselliger Ort an dem man sich triftt und neue Leute kennenlernen kann.


Wer kommt zum Repair Café?


Florian Mayr: Vom Studenten und Lehrling bis zum Renter haben wir ein bunt gemischtes Publikum. Manchmal kommen auch Kinder mit ihren Eltern vorbei um ihr ferngesteuertes Auto oder die Puppe zu reparieren. Besonders nachgefragt sind bei uns Reparaturen bei Elektro­geräten oder Handys. Im Frühjahr kommen viele Besucher mit ihren Fahrrädern zum Reparieren. Durchschnittlich haben wir 20 Reparaturen am Abend.


Ist das Repair Café eine Konkurrenz für Handwerksbetriebe?


Florian Mayr: Uns geht es darum wieder das Interese am Reparieren zu wecken. Die Besucher erzählen, dass sie kaputte Gegenstände meistens sofort wegwerfen, da sie die Reparatur in der Regel zu teuer finden. Wir möchten zeigen, dass es zum Wegwerfen tatsächlich Alternativen gibt. Wir machen auch keine Hausbesuche um zum Beispiel die defekte Waschmaschine zu reparieren. Auch sind viele unserer Experten pensionierte Handwerker. Mittlerweile gibt es in vielen Gemeinden Südtirols Ansätze diese Idee weiterzutragen, oft unter einem anderen Namen. Auch in Eppan gibt es seit kurzem ein Repair Café.

Vorbeikommen und mitmachen, das ist die Devise beim Repair Café in Meran, Ost West Club, Passeirergasse 29
Grafik: Laura ZindacoVorbeikommen und mitmachen, das ist die Devise beim Repair Café in Meran, Ost West Club, Passeirergasse 29
Grafik: Laura Zindaco

Warum Reparieren?
Nicht jeder Defekt muss das Ende für einen Gegenstand bedeuten. Häufig kann eine Reparatur die Lebensdauer eines Gegenstandes verlängern und somit wird Abfall vermieden. Reparieren nützt nicht nur durch Abfallvermeidung sondern schont auch Ressourcen. Die Herstellung eines handlichen Laptops ist zum Beispiel mit einem Materialaufwand von 900 Kilo verbunden, der Materialaufwand für eine Reparatur geht oft gegen Null. Die Grundstoff- und Energiemenge, die für die Herstellung neuer Produkte erforderlich ist, wird somit gespart. Das gilt auch für die CO2-Emissionen. Denn bei der Herstellung neuer Produkte und beim Recycling von Gebrauchtgegenständen wird CO2 freigesetzt.
Die Repair Cafés haben 2015 weltweit ungefähr
200.000 Gegenstände repariert. Damit wurden schätzungsweise 200 000 Kilogramm an CO2-Ausstoß vermieden. Dies geht aus dem Jahresbericht von Repair Café International hervor.
Florian Mayr
Florian Mayr