Lebenslanges Lernen

Aktiv im Alter

Fit bleiben durch lebenslanges Lernen
Wer geistig rege ist, bleibt gesünder und ist in der Regel glücklicher. Der alte Spruch „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“stimmt nicht mehr. Das menschliche Gehirn ist so angelegt, dass es sich bis ins hohe Alter immer noch neues Wissen aneignen kann. Durch ständiges Training von Körper und Geist und durch die bewusste Pflege unserer Psyche können wir selbst viel dazu beitragen, dass es uns sehr lange gut geht. Das Bemühen und Wollen liegt aber weitgehend in der Selbstverantwortung jeder einzelnen Person.

Am meisten Freude macht Weiterbildung: ohne Prüfungen. Einfach dazu lernen, weil es Spaß macht!Am meisten Freude macht Weiterbildung: ohne Prüfungen. Einfach dazu lernen, weil es Spaß macht!Maria KußtatscherMaria Kußtatscher

Lernen bedeutet, Wissen, Können, Fähigkeiten und Fertigkeiten dazugewinnen.
Im Grunde lernen wir immer, ob uns dies bewusst ist oder nicht. Wenn wir neugierig sind und ständig suchen und fragen, dann bilden wir uns auch weiter. Wir können aber auch strukturiert lernen, indem wir gezielt unser Wissen erweitern und unser Können weiterentwickeln. Wenn wir Lernende bleiben, profitieren sowohl wir selber davon als auch unsere Umgebung.
Neueste Erkenntnisse
Heute wissen wir von der Hirnforschung, dass sich unser Gehirn während des ganzen Lebens physisch ständig verändert. Gelesenes, Gehörtes und neue Erlebnisse werden im Gehirn gespeichert und verändern es ständig. Es werden immer neue Vernetzungsstrukturen angelegt, bisherige Strukturen können laufend verstärkt werden. Wenn Emotionen dabei sind, geht alles leichter und besser. Lustbetonte Formen des Lernens sind effizienter und werden besser abgespeichert.
Wer rastet, der rostet
Unser Gehirn ist mit einem Muskel vergleichbar. Wenn ich diesen häufig benütze, nimmt er an Volumen und Stärke zu, wenn nicht, wird er schlaff. Das gilt auch für unser Gehirn. Deshalb ist es wichtig, möglichst lange geistig aktiv zu sein. Geistige Tätigkeiten sind die beste Vorbeugung gegen Demenz und Alzheimer.
Was ist Bildung?
Bildung ist viel mehr als das, was in der Schule gelernt wird. Das Wort Bildung kommt von Bildnis und bedeutet die Formung des Menschen, also mehr Menschsein und die Formung aller geistigen Fähigkeiten. Bildung ist sowohl als Prozess („sich bilden“) als auch als Zustand („gebildet sein“) zu sehen. Ganzheitliche Bildung steht für einen lebenslangen Entwicklungsprozess zur Erweiterung sowohl der geistigen und kulturellen als auch der lebenspraktischen und sozialen Kompetenzen. Bildung hilft, sich der Mitverantwortung bewusst zu werden und ethisch verantwortlich zu handeln.
Dritter Lebensabschnitt
Viele Menschen sehen den dritten Lebensabschnitt als Chance zur geistigen Ausweitung und Vertiefung und auch als Freiheit zur Selbstbestimmung. Ältere Menschen wollen das eigene Leben durchleuchten und zu sich selber finden. Sie wollen auch noch schlummernde Talente entdecken. Viele wollen endlich auch Dinge angehen, die sie im Laufe ihres Lebens nicht konnten oder durften.
Die Frage nach dem Sinn und Ziel des Lebens rückt bei älteren Menschen stärker in den Vordergrund. Sie sehnen sich mehr als junge Menschen nach einem Daseinshintergrund, nach einem Sinn-Horizont für ihr Leben. Sie hoffen auf ein glückliches Weiterleben nach dem Tod und suchen oft nach Orientierungshilfen durch Religion und Philosophie.
Neue Herausforderungen heute
Flüchtlinge
Es ist eine Tatsache, dass Millionen Menschen weltweit auf der Flucht sind vor Krieg, Hunger und Lebensbedrohung. Nicht durch Angst und Hass werden die Probleme gelöst. Wichtiger ist es, sich mit den Ursachen der Flucht und mit der katastrophalen Situation der Flüchtlinge zu beschäftigen. Dadurch können Vorurteile abgebaut und Solidarität aufgebaut werden.
Arbeitslose
Durch technische Errungenschaften, durch Industrialisierung und Automatisierung wurde die Produktivität gewaltig gesteigert. Dabei wurden viele Arbeitsplätze abgebaut. Maschinen und Computer nehmen uns viele bisherige Arbeiten ab. Firmen entlassen Mitarbeiter, weil die Maschine billiger ist. Dadurch nimmt die Zahl der Arbeitslosen weiterhin zu.
Es braucht neue kreative Ideen zur Lösung der wachsenden Armut. Durch die Einführung eines Grundeinkommens könnten viele Lebensängste von Menschen, die keine bezahlte Arbeit haben, weggenommen werden. Möglichkeiten für nützliche Arbeit gäbe es in der Gesellschaft genug. Familienarbeit und Freiwilligenarbeit in der Gesellschaft müssen als vollwertige Arbeit angesehen werden.
Neoliberalismus
Der freie und grenzenlose Markt begünstigt die Reichen und Starken und benachteiligt die Armen und Schwachen. Durch die Privatisierung von öffentlichen Diensten suchen Private immer mehr Gewinne, überlassen aber die Kosten der öffentlichen Hand. Dadurch kommt das Gemeinwohl unter die Räder. Die Solidarität müsste globalisiert werden.
Bildung als Antwort auf Krisen
Den Kopf in den Sand stecken oder resignieren, das löst keine Probleme. Die beste Waffe zur Überwindung von Krisen im Großen und im Kleinen ist Bildung. Das gilt nicht nur für junge Leute. Das gilt für alle.
Es gibt viele Möglichkeiten sich weiterzubilden
Neugierig bleiben und suchen, was mich interessiert.
Miteinander reden und Erfahrungen austauschen, voneinander lernen, einander beraten.
Lesen! Es gibt viele Angebote, z.B. in den örtlichen Bibliotheken.
Sendungen im Radio und im Fernsehen gezielt auswählen.
Auch die neuen digitalen Möglichkeiten nützen und sich auch im Internet informieren.
Reisen: neue Länder und Menschen kennenlernen; dies fördert die Achtung vor fremden Kulturen und das Verstehen von internationalen Zusammenhängen. Es motiviert auch zum Erlernen bzw. Auffrischen von Sprachen.
Museen besuchen und die kulturellen Schätze kennenlernen.
Sammeln und dokumentieren: altes Wissen, Dialekt-Wörter, Lebensgeschichten, Fotos ordnen und beschriften, Familien-Stammbaum erstellen u.v.a.
Vorträge, Kurse und Lehrgänge besuchen: im eigenen Ort, in Bildungshäusern oder an Hochschulen.
Gesundheitsvorsorge: Alternative Heil-Methoden und altes Wissen über Heilkräuter auffrischen.
Die Natur beobachten und mitgestalten: z.B. Anpflanzen von Gemüse, Kräutern, Blumen u.a.
Lernen von Kindern und Jugendlichen: nicht nur beim Computer, auch die Fröhlichkeit und Unbeschwertheit von Kindern und jungen Menschen kann uns Ältere bereichern.
Aus Fehlern lernen und die neu gemachten Erkenntnisse nützen.
Auch im Ehrenamt kann man Vieles lernen: gemeinsam planen, organisieren und durchführen. Es fördert die Kommunikationsfähigkeit und bereichert durch Anerkennung, Genugtuung und Dankbarkeit.
Bildung im KVW
Der KVW hat seit seinem Beginn viele Bildungsangebote organisiert. Auf Orts- und Bezirksebene wurden und werden Kurse organisiert, sei es für berufliche Weiterbildung und für Persönlichkeitsbildung, sei es zur Förderung von politischem Engagement und für religiöse Orientierung.
Lernen macht Freude und bereichert uns und andere.

TEXT: MARIA KUSSTATSCHER

Thema

Europa ist gemeinsame Zukunft

Die Erklärung des Rates der EKD zur Lage Europas
Vor einer existentiellen Gefährdung des Friedensprojekts Europas hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) gewarnt. Die Europäische Union stehe „am Scheideweg“, heißt es in einer Ende April einstimmig verabschiedeten Erklärung des Rates der EKD. Die Errungenschaften Europas würden durch Populisten, Extremisten und den schwindenden Rückhalt in den Mitgliedsstaaten grundlegend bedroht.

Gemeinsame Lösungen für die aktuellen Herausforderngen suchen, das ist der europäische Gedanke. Foto: Pixelio.de / D. SchützGemeinsame Lösungen für die aktuellen Herausforderngen suchen, das ist der europäische Gedanke. Foto: Pixelio.de / D. Schütz

Die Erde ist des Herrn (Psalm 24)

Die Einigung Europas mit der Überwindung historischer Feindschaften nach 1945 hat den beteiligten Staaten eine nie dagewesene Phase des Friedens und der Freundschaft, der wirtschaftlichen Stärke und Stabilität sowie des Aufbaus demokratischer und rechtsstaatlicher Strukturen gebracht.
Fünfundzwanzig Jahre nach der Überwindung von Diktatur und Spaltung in Europa steht die Europäische Union am Scheideweg. Die freiheitlichen, sozialen, ökonomischen und moralischen Errungenschaften des Friedensprojektes Europa werden von Populisten und Extremisten und dem schwindenden Rückhalt in den Mitgliedsstaaten existenziell bedroht. Auch das Wachsen sozialer Ungleichheiten, die Jugendarbeitslosigkeit und die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich schaffen Enttäuschungen und gefährden den Zusammenhalt in Europa.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) spricht sich in dieser Situation für ein gestärktes, solidarisches und weltoffenes Europa aus. Europa muss als Wertegemeinschaft deutlich erkennbar bleiben, seine sozialen Konturen schärfen und der Jugend eine Perspektive geben.
In der Präambel des Vertrags über die Europäische Union verpflichten sich die Staaten ausdrücklich auf die „Grundsätze der Freiheit, der Demokratie und der Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten und der Rechtsstaatlichkeit“, die sich „aus dem kulturellen, religiösen und humanistischen Erbe Europas“ entwickelt haben. Sie drücken ihren Wunsch aus, „die Solidarität zwischen ihren Völkern unter Achtung ihrer Geschichte, ihrer Kultur und ihrer Traditionen zu stärken“.
Diese Werte haben ihre Wurzel auch in der Tradition des christlichen Glaubens. Nur gemeinsam haben die Mitgliedsstaaten der EU in einer international vernetzten Welt eine Zukunft, in der diese Errungenschaften erhalten werden können. Europa ist unsere gemeinsame Zukunft.
Die EKD setzt auf die kulturellen, ethischen und sozialen Ressourcen Europas und seine ökonomische Kraft. Dem europäischen und dem christlichen Geist entspricht es, sich über Grenzen hinaus selbstbewusst zu öffnen. Als EKD engagieren wir uns deshalb für ein Europa der versöhnten Verschiedenheit, das sich seiner weltweiten Verantwortung stellt.
Die Solidarität mit Geflüchteten ist eine Konsequenz aus dem christlichen Glauben, der sich dem Auftrag verpflichtet weiß, für eine gerechte und barmherzige Gesellschaft einzutreten. Die EKD fordert die Mitgliedstaaten der EU auf, sich für die Einrichtung eines gemeinsamen europäischen Asylsystems mit einheitlich hohen Schutzstandards einzusetzen. Dazu gehört ein Verteilsystem für Flüchtlinge, das auch die Interessen der Asylsuchenden berücksichtigt.
Die europäische Antwort auf die Flüchtlingsfrage darf sich nicht darin erschöpfen, auf Abschreckung und möglichst niedrige Standards zu setzen.
Die getroffene Vereinbarung der EU mit der Türkei darf nicht zu einer Verlagerung ihrer eigenen Verantwortung führen. Schutzsuchenden muss es weiterhin möglich sein, ihre Asylgründe in einem EU-Staat überprüfen zu lassen. Sie an Drittstaaten zu verweisen, wenn menschenrechtliche Standards dort nicht garantiert werden können, lehnt die EKD ab.
Das anhaltende Leid und tausendfache Sterben Schutzsuchender auf dem Weg nach Europa machen zudem deutlich: Wir brauchen sichere und legale Wege für Schutzsuchende und Migranten in die Europäische Union. Opfer von Gewalt und Terror an Grenzzäunen mit Waffengewalt abzuwehren oder im Mittelmeer ertrinken zu lassen, beschädigt die Seele Europas.
Die Kirchen haben in den letzten Jahrzehnten einen wichtigen Beitrag zu Frieden und Gerechtigkeit geleistet. Der Rat ist der Überzeugung, dass es die Aufgabe und Verpflichtung aller Religionen ist, sich für ein friedliches und gerechtes Zusammenleben der Menschen einzusetzen. Die Evangelische Kirche in Deutschland ruft ihre Schwesterkirchen in Europa und alle Menschen, denen die europäischen Errungenschaften am Herzen liegen, dazu auf, gegen die Erosion des Vertrauens in die europäische Idee aufzustehen und um gemeinsame Lösungen für die aktuellen Herausforderungen zu streiten. Um das Vertrauen in die europäische Idee wiederzugewinnen, tritt die EKD für eine mutige Debatte um die Zukunft Europas ein. Europa braucht überzeugte Europäerinnen und Europäer!