KVW Aktuell

Interkultureller Dialog

Frauen stellen sich vor: Fatima aus Marokko
Die Frauen im KVW luden zu einer interkulturellen Begegnung, an der elf Frauen aus ihrem Alltag in der neuen Heimat Südtirol erzählten. Von den rund 46.500 in Südtirol ansässigen Ausländern sind 53,6 Prozent Frauen, also mehr als die Hälfte der ausländischen Wohnbevölkerung ist weiblich.

Fatima HaurmatallahFatima Haurmatallah

Fatima Hour­matallah ist in Marokko aufgewachsen und lebt nun in Mals. Sie wurde am 10. September 1977 als einzige Tochter von Rahma und Abdelcader Hourmatallah in Casablanca – Marokko geboren.
Mit drei Jahren besuchte sie den Kindergarten, mit sechs die Volksschule und mit elf für vier Jahre die Mittelschule. Sie besuchte danach die Oberschule für Rechtsprechung.
Mit 17 heiratete sie den um einige Jahre älteren Abdelkrim Ghazali und folgte ihm mit 18 nach Italien, wo dieser schon einige Zeit arbeitete. So kam Fatima in den Vinschgau, nach Mals.
Sie kehrt noch für ganz kurze Zeit nach Casablanca zurück um die Reifeprüfung abzulegen und kommt nach bestandener Prüfung wieder nach Mals.
Ihr Ehemann Abdelkrim holt nun seinen Sohn aus erster Ehe nach Mals, wo sich Fatima wie eine eigene Mutter um ihn kümmert, obwohl dieser nur zehn Jahre jünger ist als sie.
Im Jahre 2000 kommt der Sohn Mohamed in Schlanders zur Welt und es folgen im Jahr 2001 Sahra, 2005 Amira und 2008 Rhaien. Die Tochter Sahra ist von Anfang an nicht gesund, muss zeitweise künstlich beatmet und ernährt werden. Sie hat eine Behinderung von 90 Prozent und braucht sehr viel Pflege und Zuwendung.


Offenes Haus für alle


Trotzdem pflegt Fatima immer den Kontakt mit den Nachbaren und hat ein offenes Haus für alle. So hat sie regelmäßig Mitschüler ihrer Kinder und deren Eltern zu Besuch. Sie kocht gerne italienisch und auch südtirolerisch. Der Beruf als Hausfrau ist ihr sehr wichtig und gibt ihr die Möglichkeit einige Dinge auszuprobieren.
Bekannt ist sie in Mals und darüber hinaus für ihre Henna-Malereien, mit denen sie auf dem Wochenmarkt die Hände der Kunden bemalt.
Im Jahre 2005 kommt ihre Mutter nach Italien und zieht bei ihr ein. Inzwischen ist auch die Mutter sehr krank und braucht viel Betreuung.
Trotz allem ist Fatima eine lebensfrohe und gutherzige Frau, die Jedem mit Respekt und Liebe begegnet.

Text: Ingeburg Gurndin

KVW Aktuell

Ohne Hoffnung keine Zukunft

Angst ist ein schlechter Ratgeber



Josef StrickerJosef Stricker

„Das einzige, was wir zu fürchten haben, ist die Angst“. Der Satz stammt vom amerikanischen Präsidenten Franklin Roosevelt (1882 - 1945). Er soll ihn auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre gesagt haben. Die Angst ist auch in unserer Zeit allgegenwärtig. Man kann verstehen, dass Angst existiert, um sich greift. Die Ängste der kleinen Leute sind zum Teil berechtigt: die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, dem Leistungsdruck nicht standzuhalten, die Angst, sozial abzusteigen – das sind durchaus reale Ängste. Sie dürfen nicht kleingeredet werden. Gefährlich wird die Sache aber, wenn Rechtspopulisten Angst zur Grundlage ihrer Politik machen. Das Ergebnis: Für komplexe Problemlagen werden ganz simple Lösungen unter Anwendung des Freund-Feind-Schemas angeboten. Feind ist, wer aufgrund seiner Herkunft, seiner Religion nicht zu den Einheimischen, will heißen nicht zu „uns“ gehört. Das Eigene wird gegen das Fremde ausgespielt. Wir gegen die. Selbst auf dem weiten Feld des Sozialen argumentieren die Rechten mit Feindbildern.
Angst war in der Geschichte immer schon ein schlechter Ratgeber. Christen setzen auf Hoffnung, nicht auf Angst! Ohne Hoffnung wäre es, geschichtlich betrachtet, nie und nimmer möglich gewesen, humanitären, sozialen, wirtschaftlichen, aber auch politischen Fortschritt zu erzielen. Die Uno-Charta für Menschenrechte, die sozialen Sicherungssysteme der Neuzeit, die politische Entwicklung hin zu Demokratie und viele andere Errungenschaften wären ohne das Leitmotiv Hoffnung nie und nimmer zustande gekommen.
Hätten die ersten Christen keine Hoffnung gehabt, wäre das Christentum erst gar nicht entstanden. Die Hinrichtung Jesu hätte für die junge Bewegung das endgültige Aus bedeutet. Es hätte kein Ostern, kein Pfingsten, keine Urkirche gegeben. Weil Hoffnung stärker war als Angst, ist es anders gekommen.

Text: Josef Stricker