Entspannung

Urlaub für die Seele

Wirkliche Erholung kommt nicht von außen
Noch nie hatten die Menschen so viel Freizeit und wohl auch Urlaub. Noch nie hatten die Menschen in der Zeit, in der sie nicht arbeiten, so vielfältige Möglichkeiten alternativer Beschäftigung. Viele können sich mehrere Urlaube im Jahr leisten, einige lassen sich Wellnessurlaube zukommen; alles wunderbar. Wenn sich aber trotzt dieser Möglichkeiten und Angebote nur wenige wirklich erholen und entspannen können, haben wir doch ein Problem.

Nimm den inneren Menschen wahr! Darin liegt das äußere Leben und das innere Leben. (Heinrich Seuse, deutscher Mystiker, 1300 – 1366) - FOTO: Oliver Mohr / pixelio.deNimm den inneren Menschen wahr! Darin liegt das äußere Leben und das innere Leben. (Heinrich Seuse, deutscher Mystiker, 1300 – 1366) - FOTO: Oliver Mohr / pixelio.de

Es mag ein Paradox sein, dass unser Jahrhundert ein Jahrhundert des Wohlstandes, der Emanzipation und der fast unbeschränkten Möglichkeiten ist, und gleichzeitig auch das Jahrhundert der Depression.
Aus psychologischer Sicht müsste man sagen, dass das Problem des modernen Menschen darin besteht, dass er nicht mehr ruhen kann oder negativ ausgedrückt, dass er auch in der Freizeit und im Urlaub ein Getriebener oder eine Getriebene bleibt. Sich nicht mehr erholen zu können, bedrückt oder erdrückt den Menschen unserer Tage.
Immer mehr Menschen wissen, auch wenn das Wissen noch nicht genügt oder schon zu einem neuen Verhalten führt, dass es eine neue Kultur der Erholung, der Entspannung und des Urlaubs braucht.
Stille aushalten
Eine Schiene wirksamer Erholung ist, dass der Mensch lernt, Stille auszuhalten, Muße als nichts tun zu üben und jenen Aspekt seines Lebens wahrzunehmen, den wir Innerlichkeit oder vielleicht Seele nennen. Dabei glaube ich, dass wir nicht so sehr Urlaub für die Seele brauchen, sondern dass die Seele Urlaub von uns braucht. Von jenem Teil von uns, der immer etwas machen muss, immer schneller zu immer mehr Ergebnissen kommen will.
Wir müssen oder dürfen erkennen, dass die Zeit der Ruhe, der Muße, des Innehaltens nicht verlorene, sondern gewonnene Zeit ist. Im Abstand von der Leistung gewinnen wir jene unverzichtbare Ressource, die wir uns nicht erarbeiten, sondern nur schenken lassen können und die offensichtlich nur der ruhigen Seele beschert wird. Es ist ähnlich wie beim guten Schlaf: er stellt sich ein, wenn wir möglichst wenig Sorgen, Pläne und belastende Erinnerungen mit ins Bett nehmen. Wir wissen zwar nicht was alles passiert, wenn wir richtig gut schlafen, wir wissen nur wie wir uns am Morgen nach einem guten Schlaf fühlen. Denn wie guter Schlaf Teil guten Lebens ist, so lassen uns richtige Entspannung der Seele oder des inneren Menschen andere Wirkkräfte in uns erfahren.
Kultur des Nichts-Tun
Die richtige Erholung kann nicht von außen kommen: wir können sie uns nicht durch Reisen in ferne Länder oder durch Wellness erobern, sondern wir dürfen sie uns schenken lassen. Aus eigener Erfahrung und aus der Erfahrung in der Begleitung von Menschen kann ich für den alternativen Urlaub im Alltag oder für diesen besonderen Urlaub im Sommer Folgendes empfehlen.
Versuchen Sie doch einmal, sich Zeiten zu reservieren, für die Sie nichts planen und halten Sie aus, was dann geschehen mag: zunächst eine Stunde, dann einen halben Tag, dann den Sonntag, dann das Wochenende, dann vielleicht einmal mehrere Tage lang.
Auch gehen oder zielloses Wandern (d.h. eine oder mehrere Stunden zügig gehen, ohne ein Ziel anzustreben) hat diese Funktion. Sich an einem Ort, wo man einen schönen Ausblick hat, hinzusetzen und in die Landschaft zu schauen – mit einem weiten Blick – ohne etwas zu suchen, kann auch sehr entspannend sein.
Diese Kultur des Nichts-Tuns kannten unsere Ahnen, wir müssen sie uns wieder aneignen und werden erleben: Muße als einfaches Dasein – ­als Nichts-Tun eben – hat eine ungeheure Kraft der Erholung und der Erneuerung. Wir sollten sie nicht nur im Urlaub, sondern vor allem auch im Alltag und am Sonntag pflegen; dazu wäre der Sonntag oder der Sabbat ja eigentlich da.
Georg Reider
Leiter Zentrum Tau Eppan, Autor des Buchs „Laß die Seele für dich sorgen. Entlastend glauben, achtsam leben“ und Mitautor des Buchs „Vom Glück der Muße“

TEXT: Georg Reider

Entspannung

Viele Wege führen zur Entspannung

Ganz gelöst trotz Alltagsstress
Wer heute Hilfe sucht, um sich von Nervosität, körperlichen und seelischen Verspannungen zu befreien, steht vor einem beinahe unüberschaubaren Angebot an bekannten und neuen Entspannungsmethoden. Grundsätzlich aber gilt: Es gibt nicht die beste Technik sich zu entspannen, sondern vielmehr ist jeder von uns aufgefordert, das passende Verfahren für sich zu entdecken.

Paul Gelmini Kreutzhof, Praxis für Psychotherapie, Prävention, Persönlichkeitsentwicklung. Tätigkeitsfelder: Psychotherapie, Einzel- und Gruppensetting, Wirtschaftscoaching, Referent an verschiedenen Bildungshäusern. Paul Gelmini Kreutzhof, Praxis für Psychotherapie, Prävention, Persönlichkeitsentwicklung. Tätigkeitsfelder: Psychotherapie, Einzel- und Gruppensetting, Wirtschaftscoaching, Referent an verschiedenen Bildungshäusern.

Wenn uns ständig Probleme durch den Kopf gehen gelingt es uns nicht abzuschalten. Oder es beschäftigen uns äußere Ereignisse sehr und wir fühlen uns stark unter Druck gesetzt. Für unser Körpergefühl übersetzt bedeutet dies: „Ich spüre in mir eine starke Anspannung.“ Dies wäre an sich noch kein Problem, würden wir diese Spannung an anderer Stelle wieder abbauen. Ganz so wie das unsere steinzeitlichen Vorfahren taten, bei denen das hormonell bedingte Wechselspiel von Anspannung und Entspannung reibungslos funktionierte. Wenn sich blitzschnell bei lebensbedrohender Gefahr eine körperliche Hochanspannung aufbaute, wurde diese wieder abgebaut. Unsere Lebensumstände haben sich aber innerhalb des letzten Jahrhunderts drastisch verändert. Keiner von uns kann sich heute unmittelbar mehr im Kampf oder in der Flucht behaupten. Dies bedeutet: In für uns belastenden Lebenssituationen wie zum Beispiel Trennungen, Todesfälle, schwere Erkrankungen oder Schwierigkeiten bei der Bewältigung des Alltags wird das gleiche Alarmsystem in unserem Körper hochgefahren, allerdings mit dem Unterschied, dass wir uns nicht „austoben“ sondern unsere Gefühle wie Angst, Wut, Verzweiflung etc. in uns „hineinfressen“. Sind die Phasen der Anspannung lang anhaltend und ist eine Entspannung auf natürliche Weise nicht mehr möglich, so ist unser Organismus biochemisch gesehen in ständiger höchster Alarmbereitschaft. Dieser Dauerzustand, uns allen gut vertraut als chronischer Stress, macht krank. Daher gilt: Je entspannter wir uns fühlen, desto gesünder sind wir auch langfristig.
Die Entspannungsmethoden lassen sich etwas vereinfacht in sechs Hauptgruppen unterteilen:
Atemtraining, Muskelentspannung, Haltungsveränderung, Massage, Konzentration, gesunder Schlaf.
Bei vielen Entspannungsübungen werden verschiedene dieser Techniken gleichzeitig angewendet. Atemübungen aber gehören immer dazu. Denn das richtige Atmen ist die Grundlage jeder Entspannung.
Entspannung durch Atmen
Folgende Übungen können Sie im Alltag sitzend oder stehend wie am Schreibtisch oder in einer Warteschlange gut durchführen. 1.Übung - Das runde Bäuchlein: Legen Sie dazu beide Hände auf den Bauch und fühlen Sie, wie er sich im Atemrhythmus hebt und senkt. Bauchmuskulatur locker lassen. 2. Übung - Die Atemwelle: Stellen Sie sich vor, mit einer Welle am Strand zu atmen: einatmen, wenn die Welle kommt, ausatmen, wenn die Welle wieder abfließt. 3. Übung - Das Sechs-drei-sechs Atmen: Beim Einatmen langsam bis sechs zählen. Atem anhalten, bis drei zählen. Ausatmen dabei bis sechs zählen. Atem anhalten, bis drei zählen. Ausschlaggebend für die hohe Wirksamkeit dieser Übungen ist der Umstand, dass jede einzelne Körperzelle ausreichend mit energiereichem Sauerstoff versorgt wird, man fühlt sich frisch und leistungsfähig. Sauerstoffmangel macht müde, schlecht gelaunt und schließlich krank. Das erklärt auch warum Sport so schön entspannt: weil man bei körperlicher Anstrengung ganz automatischer tiefer atmet.
Bei der progressiven Muskelentspannung arbeitet man hingegen mit Kontrasten: Durch gezieltes und bewusstes An- und Entspannen verschiedener Muskelgruppen können fast alle Muskelspannungen abgebaut werden. Bei dieser Methode geht man davon aus, dass Muskelverspannungen meistens ein Zeichen von innerer Verkrampftheit sind.
Veränderungen bewusst üben
Aktiv seine Körperhaltung zu verändern, um sich zu entspannen tun wir oft unbewusst. Tiefergehende und länger anhaltende Entspannung erreichen Sie, wenn Sie diese Veränderungen bewusst üben und so lange wiederholen, bis sie der Körper verinnerlicht hat und eine entspannte Körperhaltung zur Ihrer Gewohnheit wird.
Massagen gehören zu den bekanntesten und wohl ältesten Entspannungsmethoden. Je nach Art und Stärke der Massagegriffe kann man Körperspannungen auflösen, Schmerzen lindern, einen Menschen beruhigen oder hellwach machen.
Zu den autosuggestiven Entspannungsverfahren zählen unter anderen das Autogene Training, Hypnose und Trancen, Fantasiereisen und Imaginationen, aber auch meditative Verfahren wie Achtsamkeitsmeditationen und Yoga. Bei allen Meditationsübungen spielt die Konzentration eine entscheidende Rolle.
Beachten Sie für einen gesunden Schlaf, dass Sie abends nur leichte Kost essen, täglich in etwa zur gleichen Zeit zu Bett gehen und sich davor mit etwas Positivem beschäftigen wie zum Beispiel ein paar Seiten Ihres Lieblingsbuchs lesen.

TEXT: Paul Gelmini Kreutzhof