Entspannung

Leichtigkeit erfordert aktives Gestalten

Es gibt Menschen, die glauben, Leichtigkeit sei eine Art Hängematte, in der sie sich ausruhen und darauf warten, dass sich alles wie von selbst erledigt. Das sind falsche Erwartungen, die zu Frustration führen und keine Ergebnisse bringen. Leichtigkeit ist eine Wahl und fordert von Ihnen eine Entscheidung. Sie entsteht, wenn Sie wahrnehmen, was gerade passiert und darauf achten, was Sie denken und wie Sie handeln. Damit erreichen Sie andere, bessere Ergebnisse und vor allem mehr Erfolg in Ihrem Tun.
Ohne Handeln keine Ergebnisse. Das gilt auch für den Weg des geringsten Widerstands. Auch hier müssen Sie etwas für Ihre Ziele tun – allerdings in anderer Geschwindigkeit und Art und Weise. Dabei hilft Ihnen die MUT-Formel mit ihren drei Schritten.
Die MUT-Formel: in 3 Schritten leichter ans Ziel
Schritt 1: M wie Meins
Überlegen Sie sich zunächst (und später immer wieder), was SIE wirklich wollen. Geben Sie Ihren Wünschen und Träumen dafür genug Zeit und Raum. Sammeln Sie alles, was Ihnen dazu einfällt, ohne die Machbarkeit zu bewerten. Wählen Sie anschließend eine Idee aus, die Sie umsetzen möchten. Betrachten Sie zudem den Zeitaufwand und die Kraft, die Sie dafür aufbringen müssen. Achten Sie bei Ihrer Entscheidung darauf, dass neben Ihrem Kopf („Das ist machbar“) auch Ihr Bauch zustimmt („Darauf habe ich total Lust“).
Formulieren Sie Ihr Ziel in einem einzigen Satz kurz und knackig so, als hätten Sie es bereits erreicht. Verwenden Sie dabei Wörter, die positive Gefühle in Ihnen auslösen.
Schritt 2: U wie Umsetzung
Stärken Sie Ihre Entschiedenheit – wann immer Sie spüren, dass die Dinge anders laufen, als Sie wollen. Schätzen Sie auf einer Skala von 0 bis 10 ein, wie hoch Ihre Bereitschaft ist. Ihr Wert liegt unter 7? Dann sollten Sie Ihr Vorhaben noch einmal grundsätzlich hinterfragen. Ihr Wert liegt zwischen 7 und 9? Was brauchen Sie, um einen Punkt nach oben zu kommen? Z. B. eine klarere Vorstellung von Ihrem Ziel oder die Ermutigung durch einen Ihnen nahe stehenden Menschen. Arbeiten Sie sich Punkt für Punkt nach oben, bis Sie die 10 erreicht haben! Notieren Sie sich zudem mindestens zehn Vorteile, die Sie und andere davon haben werden, wenn Sie Ihr Ziel umsetzen.
Schritt 3: T wie Tun
Befassen Sie sich jeden Tag mit Ihrem Vorhaben – auch wenn es manchmal nur eine Viertelstunde ist. Je öfter Sie sich damit beschäftigen, desto stärker wird Ihre Verbundenheit damit und Sie erleben, wie sich etwas bewegt. Lassen Sie sich von Ihrem Ziel anziehen. Statt vom Kopf her zu planen, stellen Sie sich täglich das Ergebnis vor, das Sie erreichen wollen und fragen Sie: „Welcher Schritt ist heute dran?“. Was immer auftaucht: machen Sie es!
Integrieren Sie die Schritte der MUT-Formel in Ihren Alltag, bis Sie Ihnen zur Gewohnheit geworden sind. Schon bald erleben Sie, wie viel leichter Sie auf Ihrem persönlichen Weg des geringsten Widerstands vorankommen.
Checkliste zur Zwischenbilanz
Zur Mitte eines Jahres ist ein guter Zeitpunkt, die eigenen Vorhaben zu überprüfen und die Weichen für den nächsten Abschnitt so zu stellen, dass die eigenen Wünsche und Träume einen frischen Schub erhalten.
Mit den folgenden Fragen reflektieren Sie Ihre bisherigen Schritte und richten sich auf das zweite Halbjahr oder die nächsten Monate aus.
1. Welche Vorhaben hatte ich mir zu Beginn des Jahres vorgenommen? Notieren Sie sich zu jedem Punkt, zu welchem Grad – auf einer Skala von 0 bis 10 – Sie dieses Vorhaben bereits umgesetzt haben.
2. Bei welchen meiner Vorhaben bin ich nicht so weit gekommen wie ich es mir gewünscht habe? Notieren Sie sich jeweils die Gründe dafür.
3. Was würde mir helfen, hier weiterzukommen?
4. Was möchte ich in meinem Umfeld in den nächsten 6 bis 12 Monate verändern? Konzentrieren Sie sich auf einen Bereich, der Ihnen am wichtigsten ist.
5. Welche konkreten Vorhaben aus den Punkten 1 oder 4 möchte ich auf jeden Fall bis zum Jahresende umsetzen? Unter welcher Überschrift könnte ich diese Vorhaben bündeln?
6. Drei konkrete Schritte, mit denen ich diese Vorhaben voranbringen kann:
Nehmen Sie sich die Punkte 4 bis 6 einmal in der Woche vor. Sie richten sich damit immer wieder aus und gehen konkrete Schritte in die gewünschte Richtung.
©2013 Ulrike Bergmann
Zur Person

Ulrike Bergmann, Die Mutmacherin, begleitet und bestärkt Menschen, die eine berufliche Veränderung anstreben. Informationen zu ihren Angeboten und ihrem Buch „Mit Leichtigkeit zum Ziel. Mutig dem eigenen Weg folgen“ finden Sie auf ihrer Website: die-mutmacherin.de

TEXT: Ulrike Bergmann

Entspannung

Urlaub für die Seele

Wirkliche Erholung kommt nicht von außen
Noch nie hatten die Menschen so viel Freizeit und wohl auch Urlaub. Noch nie hatten die Menschen in der Zeit, in der sie nicht arbeiten, so vielfältige Möglichkeiten alternativer Beschäftigung. Viele können sich mehrere Urlaube im Jahr leisten, einige lassen sich Wellnessurlaube zukommen; alles wunderbar. Wenn sich aber trotzt dieser Möglichkeiten und Angebote nur wenige wirklich erholen und entspannen können, haben wir doch ein Problem.

Nimm den inneren Menschen wahr! Darin liegt das äußere Leben und das innere Leben. (Heinrich Seuse, deutscher Mystiker, 1300 – 1366) - FOTO: Oliver Mohr / pixelio.deNimm den inneren Menschen wahr! Darin liegt das äußere Leben und das innere Leben. (Heinrich Seuse, deutscher Mystiker, 1300 – 1366) - FOTO: Oliver Mohr / pixelio.de

Es mag ein Paradox sein, dass unser Jahrhundert ein Jahrhundert des Wohlstandes, der Emanzipation und der fast unbeschränkten Möglichkeiten ist, und gleichzeitig auch das Jahrhundert der Depression.
Aus psychologischer Sicht müsste man sagen, dass das Problem des modernen Menschen darin besteht, dass er nicht mehr ruhen kann oder negativ ausgedrückt, dass er auch in der Freizeit und im Urlaub ein Getriebener oder eine Getriebene bleibt. Sich nicht mehr erholen zu können, bedrückt oder erdrückt den Menschen unserer Tage.
Immer mehr Menschen wissen, auch wenn das Wissen noch nicht genügt oder schon zu einem neuen Verhalten führt, dass es eine neue Kultur der Erholung, der Entspannung und des Urlaubs braucht.
Stille aushalten
Eine Schiene wirksamer Erholung ist, dass der Mensch lernt, Stille auszuhalten, Muße als nichts tun zu üben und jenen Aspekt seines Lebens wahrzunehmen, den wir Innerlichkeit oder vielleicht Seele nennen. Dabei glaube ich, dass wir nicht so sehr Urlaub für die Seele brauchen, sondern dass die Seele Urlaub von uns braucht. Von jenem Teil von uns, der immer etwas machen muss, immer schneller zu immer mehr Ergebnissen kommen will.
Wir müssen oder dürfen erkennen, dass die Zeit der Ruhe, der Muße, des Innehaltens nicht verlorene, sondern gewonnene Zeit ist. Im Abstand von der Leistung gewinnen wir jene unverzichtbare Ressource, die wir uns nicht erarbeiten, sondern nur schenken lassen können und die offensichtlich nur der ruhigen Seele beschert wird. Es ist ähnlich wie beim guten Schlaf: er stellt sich ein, wenn wir möglichst wenig Sorgen, Pläne und belastende Erinnerungen mit ins Bett nehmen. Wir wissen zwar nicht was alles passiert, wenn wir richtig gut schlafen, wir wissen nur wie wir uns am Morgen nach einem guten Schlaf fühlen. Denn wie guter Schlaf Teil guten Lebens ist, so lassen uns richtige Entspannung der Seele oder des inneren Menschen andere Wirkkräfte in uns erfahren.
Kultur des Nichts-Tun
Die richtige Erholung kann nicht von außen kommen: wir können sie uns nicht durch Reisen in ferne Länder oder durch Wellness erobern, sondern wir dürfen sie uns schenken lassen. Aus eigener Erfahrung und aus der Erfahrung in der Begleitung von Menschen kann ich für den alternativen Urlaub im Alltag oder für diesen besonderen Urlaub im Sommer Folgendes empfehlen.
Versuchen Sie doch einmal, sich Zeiten zu reservieren, für die Sie nichts planen und halten Sie aus, was dann geschehen mag: zunächst eine Stunde, dann einen halben Tag, dann den Sonntag, dann das Wochenende, dann vielleicht einmal mehrere Tage lang.
Auch gehen oder zielloses Wandern (d.h. eine oder mehrere Stunden zügig gehen, ohne ein Ziel anzustreben) hat diese Funktion. Sich an einem Ort, wo man einen schönen Ausblick hat, hinzusetzen und in die Landschaft zu schauen – mit einem weiten Blick – ohne etwas zu suchen, kann auch sehr entspannend sein.
Diese Kultur des Nichts-Tuns kannten unsere Ahnen, wir müssen sie uns wieder aneignen und werden erleben: Muße als einfaches Dasein – ­als Nichts-Tun eben – hat eine ungeheure Kraft der Erholung und der Erneuerung. Wir sollten sie nicht nur im Urlaub, sondern vor allem auch im Alltag und am Sonntag pflegen; dazu wäre der Sonntag oder der Sabbat ja eigentlich da.
Georg Reider
Leiter Zentrum Tau Eppan, Autor des Buchs „Laß die Seele für dich sorgen. Entlastend glauben, achtsam leben“ und Mitautor des Buchs „Vom Glück der Muße“

TEXT: Georg Reider