KVW Aktuell

Action Learning

Steigerung der kollektiven Intelligenz und Zukunftsfähigkeit
Erstmals in Südtirol organisiert die KVW Bildung in Kooperation mit dem Terra Institute den international anerkannten Zertifikatslehrgang „Action Learning Facilitator“. Hauptreferentin des Lehrganges ist Christine Abbott, u.a. Mitglied im Direktorenteam des Institutes for Leadership and Management in London.

Frau Abott, was müssen wir uns unter „Action Learning“ vorstellen?
Abbott: Der Begriff „Action Learning“ wurde erstmals in den 70er Jahren von Reg Revans, dem Gründungsvater des Action Learnings, verwendet. Revans erkannte u.a., dass theoretisches Wissen allein für den Lernprozess nicht ausreicht, genauso wichtig ist ein systematisches Hinterfragen. Vor allem glaubte Revans an die Kraft der Gruppe. Action Learning basiert auf folgender Idee: eine kleine Gruppe von Personen trifft sich regelmäßig, um persönliche, berufliche und organisatorische Probleme anzugehen, über die die einzelnen Mitglieder Bescheid wissen und bei denen sie die Möglichkeit haben, etwas zu verändern. Durch ihre Versuche, die Dinge zu ändern lernen sie etwas über sich selbst, die Organisation und die Gemeinschaft.
Was unterscheidet Action Learning von herkömmlichen Problembewältigungsstrategien?
Abbott: Problemlösungsstrategien sind ein wichtiges Werkzeug für Führungskräfte und Manager. Sie sind besonders hilfreich bei „einfachen Problemen“, bei denen nur wenig Abstimmung notwendig ist.
Action Learning hingegen kommt bei „verzwickten Problemen“ zum Einsatz, die hochgradig komplex sind und nach einer gemeinsamen Lösung verlangen, die allein durch theoretisches Wissen nicht gefunden werden kann. Eine weitere Unterscheidung ist das starke Gewicht, das auf das Lernen gelegt wird: beim Action Learning geht es darum, an einem konkreten Problem zu arbeiten und daraus zu lernen, sowohl auf der persönlichen, als auch auf der Gruppen- und der Organisationsebene.
Was ist der Nutzen von Action Learning?
Abbott: Einzelpersonen und Organisationen profitieren vom Action Learning. Die teilnehmenden MitarbeiterInnen erhalten z.B. die Möglichkeit einer intensiven Reflexion zu einem Thema, das sie persönlich betrifft. Sie schärfen ihr Urteilsvermögen und erkennen neue Zusammenhänge. Dabei erleben sie gleichzeitig die Unterstützung und die Herausforderung im Team. Organisationen gewinnen durch Action Learning neue Sichtweisen auf bestehende Probleme, was oft den Durchbruch bei deren Lösung bringt. Gleichzeitig profitieren sie von MitarbeiterInnen, die Verantwortung für ihre Handlungen und deren Auswirkungen übernehmen und positiv mit Veränderungen umgehen können.
Was macht ein Action Learning Facilitator?
Abbott: Er übernimmt drei Rollen: zunächst schafft er die Rahmenbedingungen für den Action-Learning-Prozess. Dann arbeitet er mit der Action-Learning-Gruppe. Er erklärt den Prozess des Action Learning und hilft der Gruppe, diesen nach und nach eigenständig zu durchlaufen. In der dritten Rolle ist er Organisationsentwickler: er hilft der Organisation, aus den Veränderungen in der Gruppe zu lernen.
An wen richtet sich die Ausbildung der KVW Bildung und wie ist sie aufgebaut?
Abbott: Die Ausbildung ist in drei Teile gegliedert, die sich an den drei genannten Rollen orientieren. Zunächst lernen die Teilnehmenden, die Rahmenbedingungen für den Action-Learning-Prozess zu schaffen, anschließend werden sie auf den Prozess der Gruppen-Moderation vorbereitet und abschließend werden sie mit ihrer Rolle als Organisationsentwickler vertraut gemacht. TeilnehmerInnen dieser Ausbildung kommen aus verschiedensten Bereichen: angesprochen sind Personalmanager und Organisationsentwickler ebenso wie Personen, die in Produktentwicklung, Gemeindeentwicklung oder in der Weiterbildung beschäftigt sind.
Zur Person
Christine Abbott, u.a. Mitglied im Direktorenteam des Institutes for Leadership and Management, der weltweit größten Weiterbildungsplattform für Führungskräfte, mit Sitz in London.
Christine Abbott ist Autorin verschiedener Bücher und Artikel zu Action Learning.
KVW Bildung Bozen
Action Learning
Kostenloser Informationsabend:
Zeit:
Di. 15.9.2015 um 18 Uhr
Ort:
Bozen, Hotel Sheraton, Buozzi-Straße 35
Ref.:
Evelyn Oberleiter
Hinweis:
Anmeldung erforderlich!
Informationen und Anmeldung:
KVW Bildung Bozen,
Pfarrplatz 31, 39100 Bozen
Tel. 0471 978 057, bildung.bozen@kvw.org

KVW Aktuell

Treffen mit Papst Franziskus

Privataudienz für ACLI und KVW
Die ACLI feierten im Mai ihr 70-jähriges Bestehen, dabei wurden sie unter anderem von Papst Franziskus zu einer Privataudienz empfangen. Mit dabei waren auch Vertreter des KVW aus Südtirol.

Papst Franziskus mit ACLI-Präsident Gianni Bottalico. - FOTO: ACLIPapst Franziskus mit ACLI-Präsident Gianni Bottalico. - FOTO: ACLIIn seiner Rede forderte der Papst die ACLI auf, Motor einer „neuen Allianz gegen die Armut“ zu sein und dazu beitragen, Vorschläge für die Garantie menschenwürdiger Arbeit zu machen. - FOTO: ACLIIn seiner Rede forderte der Papst die ACLI auf, Motor einer „neuen Allianz gegen die Armut“ zu sein und dazu beitragen, Vorschläge für die Garantie menschenwürdiger Arbeit zu machen. - FOTO: ACLI

In seiner Rede hat Papst Franziskus die Missstände in der globalen Arbeitswelt angekreidet. Vor allem die junge Generation leide unter einer zunehmenden Prekarisierung der Arbeit, unter Schwarzarbeit sowie krimineller Ausbeutung, sagte der Papst im Vatikan. Allzu oft seien in der Arbeitswelt Mechanismen der Unterdrückung am Werk, so Papst Franziskus: „Unterdrückung von Menschen durch andere Menschen, durch neue Sklavenhalterorganisationen, die die Ärmsten unterdrücken – vor allem viele Frauen und Kinder müssen eine Wirtschaft ertragen, die zu unwürdiger Arbeit nötigt und dem Schöpfen in Schönheit und Harmonie widerspricht. Wir müssen uns darum kümmern, dass Arbeit nicht Mittel der Entfremdung, sondern der Hoffnung und des Lebens ist.“
Solche Probleme seien in der globalen Welt nicht neu, allerdings habe ihre Tragweite und die Geschwindigkeit, mit der Ungleichheiten produziert würden, zugenommen, merkte Papst Franziskus an. Und er setzte dem entgegen: „Das dürfen wir nicht erlauben! Wir müssen faire Alternativen anbieten, die tatsächlich praktikabel sind.“
Franziskus rief den Verband dazu auf, die Beschäftigung junger Leute nicht nur in Italien zu fördern und sie professionell zu begleiten, sondern auch im Ausland: „Heute gehen viele junge Leute weg, um eine Arbeit zu suchen, die zu ihrem Studium passt oder um neue professionelle Erfahrungen zu sammeln. Ich ermutige euch dazu, sie aufzunehmen, sie auf ihrem Weg zu unterstützen und ihnen eure Hilfe bei der Jobsuche anzubieten.“ Schließlich sei es noch gar nicht so lange her, dass viele Italiener auf Arbeitssuche ins Ausland gegangen seien, erinnerte der Papst, dessen eigene italienische Vorfahren nach Südamerika ausgewandert waren.