KVW Aktuell

Informationsausgleich und Renten

Josef StrickerJosef Stricker

Das Verfassungsgericht hat am 30. April mit einem Urteil für Aufregung in Regierungskreisen gesorgt. Italiens oberstes Gericht hat eine Bestimmung aus dem Jahre 2011 außer Kraft gesetzt. Damals hatte die Regierung Monti in einem Hauruck-Verfahren den Inflationsausgleich für alle Pensionen über 1405 Euro monatlich für die Jahre 2012 und 2013 auf Eis gelegt. Dieser Gesetzesartikel ist nun gekippt worden.
In der Regierung ist die Aufregung groß. Die Kosten für die „Wiedergutmachung“ betragen laut Finanzministerium 18 Milliarden Euro. Geld, das in der Staatskassa nicht vorhanden ist. Noch ist nichts endgültig entschieden. Nach allem, was bisher durchgesickert ist, bastelt die Regierung an einer Minimallösung: Der Inflationsausgleich soll teilweise und abgestuft auf Pensionen zwischen 1405 und 3200 Euro monatlich ausbezahlt werden. Für höhere Renten soll es keinen Ausgleich geben.
Das oberste Gericht begründet seine Entscheidung mit dem Hinweis, dass die Erhaltung des Lebensstandards ein in der Verfassung verankertes Recht sei. Die Begründung leuchtet ein, wenn es um die Erhaltung der Kaufkraft eher niederer Renten geht. Die müssen in der Tat vor Aushöhlung durch Preissteigerungen geschützt werden.
Anders ist die Ausgangslage bei Beziehern von hohen bis extrem hohen Renten. Ihre Anzahl ist gar nicht so klein. Da mutet der Hinweis des Gerichtes auf die Erhaltung des Lebensstandards schon recht eigenartig an. Um welchen Lebensstandard handelt es sich da wohl? Was sollen Arbeitnehmer mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 1200 Euro dabei denken? Wo bleibt für ihre Löhne die Erhaltung der Kaufkraft?
Wie bei Einkommen aus Arbeit geht es auch bei den Renten um soziale Ausgewogenheit. Wenn der Staat von den Bürgern Opfer verlangt, muss er sich an den Grundprinzipien soziale Gerechtigkeit und Bedürftigkeit orien­tieren.

TEXT: Josef Stricker

KVW Aktuell

Action Learning

Steigerung der kollektiven Intelligenz und Zukunftsfähigkeit
Erstmals in Südtirol organisiert die KVW Bildung in Kooperation mit dem Terra Institute den international anerkannten Zertifikatslehrgang „Action Learning Facilitator“. Hauptreferentin des Lehrganges ist Christine Abbott, u.a. Mitglied im Direktorenteam des Institutes for Leadership and Management in London.

Frau Abott, was müssen wir uns unter „Action Learning“ vorstellen?
Abbott: Der Begriff „Action Learning“ wurde erstmals in den 70er Jahren von Reg Revans, dem Gründungsvater des Action Learnings, verwendet. Revans erkannte u.a., dass theoretisches Wissen allein für den Lernprozess nicht ausreicht, genauso wichtig ist ein systematisches Hinterfragen. Vor allem glaubte Revans an die Kraft der Gruppe. Action Learning basiert auf folgender Idee: eine kleine Gruppe von Personen trifft sich regelmäßig, um persönliche, berufliche und organisatorische Probleme anzugehen, über die die einzelnen Mitglieder Bescheid wissen und bei denen sie die Möglichkeit haben, etwas zu verändern. Durch ihre Versuche, die Dinge zu ändern lernen sie etwas über sich selbst, die Organisation und die Gemeinschaft.
Was unterscheidet Action Learning von herkömmlichen Problembewältigungsstrategien?
Abbott: Problemlösungsstrategien sind ein wichtiges Werkzeug für Führungskräfte und Manager. Sie sind besonders hilfreich bei „einfachen Problemen“, bei denen nur wenig Abstimmung notwendig ist.
Action Learning hingegen kommt bei „verzwickten Problemen“ zum Einsatz, die hochgradig komplex sind und nach einer gemeinsamen Lösung verlangen, die allein durch theoretisches Wissen nicht gefunden werden kann. Eine weitere Unterscheidung ist das starke Gewicht, das auf das Lernen gelegt wird: beim Action Learning geht es darum, an einem konkreten Problem zu arbeiten und daraus zu lernen, sowohl auf der persönlichen, als auch auf der Gruppen- und der Organisationsebene.
Was ist der Nutzen von Action Learning?
Abbott: Einzelpersonen und Organisationen profitieren vom Action Learning. Die teilnehmenden MitarbeiterInnen erhalten z.B. die Möglichkeit einer intensiven Reflexion zu einem Thema, das sie persönlich betrifft. Sie schärfen ihr Urteilsvermögen und erkennen neue Zusammenhänge. Dabei erleben sie gleichzeitig die Unterstützung und die Herausforderung im Team. Organisationen gewinnen durch Action Learning neue Sichtweisen auf bestehende Probleme, was oft den Durchbruch bei deren Lösung bringt. Gleichzeitig profitieren sie von MitarbeiterInnen, die Verantwortung für ihre Handlungen und deren Auswirkungen übernehmen und positiv mit Veränderungen umgehen können.
Was macht ein Action Learning Facilitator?
Abbott: Er übernimmt drei Rollen: zunächst schafft er die Rahmenbedingungen für den Action-Learning-Prozess. Dann arbeitet er mit der Action-Learning-Gruppe. Er erklärt den Prozess des Action Learning und hilft der Gruppe, diesen nach und nach eigenständig zu durchlaufen. In der dritten Rolle ist er Organisationsentwickler: er hilft der Organisation, aus den Veränderungen in der Gruppe zu lernen.
An wen richtet sich die Ausbildung der KVW Bildung und wie ist sie aufgebaut?
Abbott: Die Ausbildung ist in drei Teile gegliedert, die sich an den drei genannten Rollen orientieren. Zunächst lernen die Teilnehmenden, die Rahmenbedingungen für den Action-Learning-Prozess zu schaffen, anschließend werden sie auf den Prozess der Gruppen-Moderation vorbereitet und abschließend werden sie mit ihrer Rolle als Organisationsentwickler vertraut gemacht. TeilnehmerInnen dieser Ausbildung kommen aus verschiedensten Bereichen: angesprochen sind Personalmanager und Organisationsentwickler ebenso wie Personen, die in Produktentwicklung, Gemeindeentwicklung oder in der Weiterbildung beschäftigt sind.
Zur Person
Christine Abbott, u.a. Mitglied im Direktorenteam des Institutes for Leadership and Management, der weltweit größten Weiterbildungsplattform für Führungskräfte, mit Sitz in London.
Christine Abbott ist Autorin verschiedener Bücher und Artikel zu Action Learning.
KVW Bildung Bozen
Action Learning
Kostenloser Informationsabend:
Zeit:
Di. 15.9.2015 um 18 Uhr
Ort:
Bozen, Hotel Sheraton, Buozzi-Straße 35
Ref.:
Evelyn Oberleiter
Hinweis:
Anmeldung erforderlich!
Informationen und Anmeldung:
KVW Bildung Bozen,
Pfarrplatz 31, 39100 Bozen
Tel. 0471 978 057, bildung.bozen@kvw.org