Sparen und bewusstes Einkaufen

Clever Haushalten -

Machen Sie mehr aus Ihrem Geld!
Derzeit vergeht kaum ein Tag, an dem nicht vom Sparen die Rede ist. Saftige Sparpakete werden geschnürt, der Rotstift feiert Hochsaison. Nicht nur bei den öffentlichen Haushalten, auch die privaten müssen zuschauen wie sie mehr aus ihrem Geld machen. Steigende Energiepreise, zunehmende Ausgaben beim Einkauf und bei öffentlichen Dienstleistungen, für Gesundheit und Altersvorsorge belasten die Konsumenten. Kein Wunder also, dass jetzt bei vielen VerbraucherInnen angesichts der eigenen wirtschaftlichen Lage ein individuelles „Konsummanagement“ gefragt ist.

Scharf nachrechnen: Ein Haushaltsbuch bietet eine Übersicht, wo bei der monatlichen Ausgabenflut mögliche Einsparpotentiale stecken.
Foto: Thorben Wengert / pixelio.de Scharf nachrechnen: Ein Haushaltsbuch bietet eine Übersicht, wo bei der monatlichen Ausgabenflut mögliche Einsparpotentiale stecken.
Foto: Thorben Wengert / pixelio.de

Wer erfolgreich wirtschaften will, sollte einen Überblick über Einnahmen und Ausgaben haben. Die persönliche Finanzübersicht hilft, mit dem vorhandenen Geld besser aus zu kommen. Wer sein Konto nicht überziehen muss, spart Geld, wer am Monatsende sogar ein Plus auf seinem Konto verzeichnen kann, hat damit schon die Grundlage für eine größere Anschaffung oder für Rücklagen gebildet.
Es scheint verführerisch: Fehlt am Monatsende Geld auf dem Konto, erlauben uns Kreditkarte und Überziehungskredit auch weiterhin zu konsumieren. An diese bequeme, aber teure „Geldmaschine“ haben wir uns schon gewöhnt. Und wer möchte sich mit dem lästigen Thema Einnahmen und Ausgaben beschäftigen? Und so sorgt Ihre persönliche Buchhaltung jeden Monat für Ordnung in Ihrer Kasse.
Haushaltsbuch

Als Anregung stelle ich Ihnen das von der Verbraucherzentrale Südtirol entwickelte Online-Haushaltsbuch vor (siehe www.verbraucherzentrale.it oder www.haushalten.verbraucherzentrale.it). Im Prinzip ist es egal, ob Sie Ihre monatliche Übersicht auf Papier oder per Computer führen, es reicht sogar eine formlose Übersicht. Mit Online-Instrumenten geht es aber erheblich leichter von der Hand. Entscheidend ist die Vollständigkeit und die eigene Ehrlichkeit mit der Sie das Instrument nutzen.
Das Online-Haushaltsbuch hilft den Familien – gerade in schwierigen Zeiten wie der jetzigen – dabei, sich mit wenigen Mausklicks die Kontrolle über die Ausgaben und Einnahmen zu verschaffen.
Zusätzlich kann man im Blog des Haushaltsbuches mit anderen NutzerInnen die gesammelten Erfahrungen teilen: da liest sich unter anderem, wie man beim Kontokorrent oder beim Telefonanschluss sparen kann, oder auch wie man vieles selber machen und dabei Geld sparen kann, und warum verdünntes Shampoo nicht nur der Geldbörse, sondern auch der Kopfhaut gut tut.
Das Führen des Haushaltsbuchs ist jedoch nur der erste Schritt. Wichtig ist eine selbstkritische Auswertung. Dabei sollten Sie auf folgende Punkte achten:
- Sind die Ausgaben regelmäßig größer als Ihre Einnahmen, bauen Sie eventuell vorhandenes Guthaben ab oder verschulden sich. Hier sollten Sie Sparmaßnahmen ergreifen und gegensteuern.
- Die Zahlen bei Krediten und Sparen geben Ihnen Hinweise über Ihr Finanzgebaren: Sparen Sie eine Rücklage für Anschaffungen an oder zahlen Sie bereits getätigte Anschaffungen ab?
- Die Übersicht zeigt Ihnen aber auch Ihre möglichen Reserven – egal ob zum Sparen oder für einen Kredit.
Das Haushaltsbuch – zumindest einige Monate konsequent geführt – bietet Ihnen natürlich eine Übersicht, wo bei der monatlichen Ausgabenflut mögliche Einsparpotentiale stecken: Wer weiß schon, wie viel Geld er im Jahr für sein Auto ausgibt? Und wer kommt dann nicht auf die Idee, über seine Mobilität im Allgemeinen oder die KFZ-Versicherung im Einzelnen nachzudenken?
Allgemeine Tipps
Unabhängig von einer konkreten Finanzübersicht sollten Sie einige Punkte bei Ihrem persönlichen Konsum beachten:
- Überlegen Sie vor einem Kauf zunächst, ob Sie die Sache wirklich brauchen. Die Wohnungen vieler Menschen sind angefüllt mit Sachen, die übereilt und unüberlegt gekauft wurden und anschließend praktisch nur herumliegen.
- Überlegen Sie dann, welche Funktionen die Sache erfüllen soll. Nicht alle angebotenen Funktionen brauchen Sie wirklich. Lassen Sie nicht die Werbung oder den Händler entscheiden was Sie brauchen, sondern entscheiden Sie das selbst. Tiefstpreisanbieter sind häufig teurer als die Konkurrenz.
- Machen Sie sich über die Qualitätsanforderungen an das Produkt oder die Dienstleistung Gedanken. Es ist ein Unterschied, ob die Langlebigkeit des Produktes für Ihren konkreten Verwendungszweck von Bedeutung ist oder nicht. Informieren Sie sich bei unabhängigen Einrichtungen (beispielsweise über Testzeitschriften, die Sie auch in Bib­liotheken finden).
- Fragen Sie Ihren Händler nach einem örtlichen Wartungs- und Reparaturservice. Insbesondere bei technischen Geräten ist dies von Bedeutung und wirkt sich auf die Folgekosten aus.
- Preisvergleiche sollten sowohl verschiedene Produkte als auch unterschiedliche Anbieter umfassen. Ein scheinbar niedrigerer Preis kann in Wirklichkeit der höhere sein, wenn alle Folgekosten (Gebühren, Langlebigkeit, Verbrauchskosten etc.) einbezogen werden.
- Online-Preisdatenbanken helfen ein Gespür für den Preis zu bekommen und beim Verhandeln.
- Überlegen Sie, ob Sie sich den Kauf wirklich leisten können und wollen. Fragen Sie sich vorher, ob Ihnen der Kauf ein überzogenes Konto oder ein Darlehen wert ist. Schlafen Sie eine Nacht darüber, dann schaut es oft anders aus.
- Verhandeln Sie mit den Anbietern über den Preis von Waren und Dienstleistungen. Verweisen Sie auf Angebote der Konkurrenz.
- Misstrauen Sie ungewöhnlich günstigen Angeboten, wenn diese nicht plausibel begründet werden.
- Lassen Sie sich nicht unter Zeitdruck setzen. Ein seriöser Verkäufer wird Ihnen auch bei einem günstigen Angebot die Möglichkeit geben, in Ruhe Ihre Kaufentscheidung zu überdenken.
- Scharf nachrechnen heißt die Devise! Wie viele Darlehensnehmer haben sich schon gefragt, ob der Zinssatz ihres Kredits innerhalb der vom Gesetz vorgesehen Wuchergrenze liegt? Viele hätten sicher auch gerne die Rendite ihres Zusatzrentenfonds mit jener der Abfertigung oder von Schatzscheinen verglichen. Oder die Rendite der Lebensversicherung überprüft. Oder wollten gerne einen Vorsorgeplan erstellen, aber Ihnen fehlten die Hilfsmittel. Die VZS bietet auf ihrer Homepage www.verbraucherzentrale.it acht Online-Rechner, die Abhilfe für diese und andere rechnerische Engpässe schaffen.
Ökolologisch clever!
- Bevorzugen Sie langlebige Produkte wie z.B. aufladbare Batterien (Akkus), aber auch qualitativ hochwertige, zeitlose Möbel, Kleidungsstücke und Elektrogeräte.
- Achten Sie darauf, ob Produkte leicht und kostengünstig repariert werden können.
- Achten Sie beim Kauf eines Produktes auf den Energieverbrauch während des Gebrauchs: Hilfestellung gibt z.B. bei Haushaltsgeräten die Energieeffizienzklassen.
- Geben Sie gut erhaltene, nicht mehr gebrauchte Güter an Initiativen weiter, die die Produkte wieder in Umlauf bringen (siehe z.B. den Gebrauchtmarkt unter www.provinz.bz.it/trend oder das V-Market)
- Bevorzugen sie beim Einkauf unverpackte oder verpackungsarme Waren und achten Sie auf ökologisch vorteilhafte Verpackung wie die Mehrwegflasche.
- Verzichten Sie auf Dosen und Einwegflaschen.
- Achten Sie auf die Herkunft der Lebensmittel und Getränke. Wer Produkte aus der Region kauft, macht (meistens) lange Transportwege überflüssig.
- Verwenden Sie Stofftaschen, Körbe oder Rucksäcke für Ihren Einkauf oder greifen Sie gegebenenfalls zum leeren Karton, um Ihre Einkäufe zu transportieren.
- Vermeiden Sie Wegwerfartikel und greifen Sie zu Nachfüllpackungen (siehe auch www.fair.verbraucherzentrale.it).
- Trennen Sie Wertstoffe wie Glas, Papier, Metalle und Kunststoffe vom Restmüll. Das trägt zur Erhaltung von Rohstoffen bei, nebenbei halten sich die Müllgebühren in Grenzen.
- Leihen Sie sich Geräte für Haushalt und Garten, die Sie selten benötigen aus. Entsprechende Angebote bieten z. B. Heimwerkermärkte.




Text: Walther Andreaus
Zur Person
Walther Andreaus, ist zunächst Gewerkschaftssekretär. Seit 20 Jahren ist er Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS). Herausgeber des Buchs „Turbokonsum ade – 5.000 Euro im Jahr sparen“, welches bei der VZS bezogen werden kann.

Sparen und bewusstes Einkaufen

Einkaufen –

Ein Schlüssel zu einem erfüllten Leben?
Für den antiken Menschen bedeutete - Lebensglück - und - gutes Leben - dasselbe. Aristoteles erkannte vor über 2000 Jahren, dass der Mensch vor allem glücklich sein will und definierte den Wunsch nach Glück als eigentliche Triebfeder des Menschen.
Aristoteles erkannte, dass die Ausrichtung auf ein gutes Leben das zentrale Ziel jeglichen menschlichen Handelns sei. „Gutes Leben“ ist demnach ein alter Begriff, der gegenwärtig eine Renaissance erlebt. Je globaler und schneller, je technischer und abstrakter unser modernes Leben wird, umso mehr wächst das Bedürfnis von uns Menschen, unser eigenes Leben gut und sinnvoll zu gestalten.
Was macht glücklich?

Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sich unsere Gedanken scheinbar permanent um die Beantwortung folgender Fragen drehen: „Was macht mich als Mensch zu einem glücklichen Menschen und mein Leben zu einem guten und erfüllten Leben?“ Und siehe da: um leichter Antworten auf diese Fragen zu finden, hat die Industrie und Wirtschaft ihrerseits den Konsum und die Konsumgüter erfunden und der Mensch seinerseits das „Einkaufen“ als seine liebste Freizeitbeschäftigung für sich entdeckt.
Kann man Glück „kaufen“?

Auf diesem Hintergrund ist es allzu verständlich, dass ich mich manchmal gar nicht dem Eindruck erwehren kann, dass jede freie Minute möglichst schnell mit dem Blättern in Einkaufskatalogen und Modejournalen, mit dem Stöbern auf Internet Einkaufs-Plattformen oder mit „shoppen“ in realen Einkaufstempeln verbracht werden muss. Längst wird nicht mehr gekauft was notwendig ist oder für das alltägliche Leben gebraucht wird, sondern was „gefällt“ und was „man haben muss“. Denn schließlich lockt ja die Werbung mit all den unwiderstehlichen Angeboten und „Heilsversprechen“, wie unser Leben besser, gesünder, glücklicher, lebenswerter und zufriedener werden kann“. Aber Achtung: man sollte sein persönliches Glück nicht am falschen Platz suchen. Materielle Güter haben sich erfahrungsgemäß als verhältnismäßig schlechte beziehungsweise als sehr kurzlebige Zufriedenheitslieferanten erwiesen. Warum? Weil wir, ich würde fast sagen alle einem einzigen Kardinalsfehler beim Shoppen aufsitzen: nämlich, grundsätzlich der Vorstellung, dass ich glücklicher, zufriedener, schöner, attraktiver, ausgeglichener etc. sein werde, wenn ich dieses oder jenes Produkt erst einmal besitze.
Hält Shoppen was es verspricht?

Bei solchen emotionalen Vorhersagen kann man sich jedoch sehr irren, da wir zumeist die Stärke unserer Emotionen beim Eintreten bestimmter Anschaffungen überschätzen und wir im Laufe der Zeit unbewusst immer öfters einkaufen müssen, um die gleich angenehmen Gefühle der Zufriedenheit zu spüren. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass „Dauershoppen“ nicht wirklich gelingend zum Verbessern der eigenen Lebensqualität beiträgt. Im Gegenteil: es raubt mir meine wertvolle Lebenszeit und entfernt mich eher vom Ziel ein ausgewogenes Leben zu führen.
Was gibt dem Leben Sinn?

Die emotionale Erkenntnis, dass sich ein sinnvolles Leben nicht einfach per Katalog bestellen oder in den Regalen der Kaufhäuser finden lässt, ist für mich ein Akt geistiger Mündigkeit. Deshalb hängt der Erfolg eines guten Lebens eher davon ab, was der Einzelne sich für Ziele setzt und welche Schlussfolgerungen er aus diesen Erfahrungen zieht und wie er diese bewertet. Ob jemand sein Leben als sinnvoll empfindet, hängt zunächst einmal weniger davon ab, wie viel materielle Güter angeschafft werden, als vielmehr, ob ich Menschen in meiner Nähe habe, die ich mag und die wiederum mich mögen. Und weiters, von der Offenheit mit der ich den wechselnden Situationen meines Lebens gegenüber trete. Das heißt, schaue ich mies und schlecht gelaunt in den Tag hinein und muss dadurch unmittelbar Ersatzhandlungen setzen, vielleicht schon gleich die nächste Shoppingtour planen oder halte ich das unangenehme Befinden ein bisschen aus, in dem ich zu mir selbst sage: es könnte ja auch etwas Vorteilhaftes dran sein, dass mein Leben momentan so läuft.
Ganz entscheidend wird sein: stets die innere Bereitschaft zu besitzen, abseits von einem Konsumerleben überhaupt Sinn in Leben finden zu wollen. Aber wo? Ausschließlich bei sich selbst. Gerne würde ich dieser Suche nach Sinn, dieser gewissen Sinn-Leere, eine Sinn-Lehre gegenüberstellen. Daher nimmt Lebensgestaltung, so wie ich sie verstehe, den ganzen Menschen in den Blick, mit allem was das Leben positiv und bedeutungsvoll macht. Eine Art „Glücksformel“ könnte da lauten: „Wenn ich sage, was ich meine und nicht wenn ich habe, was ich kaufe und wenn ich tue, was ich sage, wenn ich darüber hinaus mein Versagen, meine Unzulänglichkeiten so wenig wie möglich auf andere schiebe oder durch etwas anderes „erkaufen“ möchte, dann bin ich bei mir und bei anderen und mitten im Leben, sprich mitten in meiner Sinnerfahrung“.

Text: Paul Gelmini Kreutzhof


Zur Person
Paul Gelmini Kreutzhof, Praxis für Psychotherapie, Prävention, Persönlichkeitsentwicklung. Tätigkeitsfelder: Psychotherapie, Einzel- und Gruppensetting, Wirtschaftscoaching, Referent an verschiedenen Bildungshäusern.