KVW Aktuell

Treffen mit Volksanwältin

Volksanwältin Gabriele Morandell hat bei einem Treffen mit dem KVW Landesvorsitzenden Werner Steiner über ihre Arbeit, die Sprechstunden in den Orten und die behandelten Beschwerden und Fälle berichtet.

v.l. Volksanwältin Gabriele Morandell, Werner Steiner, Werner Atz und Josef Strickerv.l. Volksanwältin Gabriele Morandell, Werner Steiner, Werner Atz und Josef Stricker

Im Jahr 2014 hat die Südtiroler Volksanwaltschaft für 900 Beschwerde- Fälle angelegt. Außerdem wurden 2600 Beratungen durchgeführt und telefonische Fragen beantwortet. Gabriele Morandell berichtete von der Arbeit der Volksanwaltschaft, die von ihr und den weiteren vier Mitarbeiterinnen gemacht wird. Werner Steiner und Gabriele Morandell vereinbarten, dass der KVW seinen Ortsgruppen die Möglichkeit anbietet, einen Informationsvortrag mit der Volksanwältin zu organisieren. „Den Menschen soll der Dienst der Volksanwaltschaft bekannt gemacht werden, sie sollen wissen, wohin sie sich bei Fehlern der öffentlichen Verwaltung wenden können“, erklärte Werner Steiner. Gabriele Morandell berichtete, dass es bei der finanziellen Sozialhilfe immer öfter zu einem Ausschluss kommt. Grund seien meistens Falscherklärungen, die Betroffenen können dann bis zu drei Jahre von allen Leistungen ausgeschlossen werden, was für sie oft sehr bitter sei. Ebenso könne es zu einem Ausschluss kommen, wenn sich jemand nicht genügend um eine Arbeit bemühe. „Vor allem bei Alleinerziehenden führt dies manchmal zu unguten Situationen“, erzählte Morandell. „Für eine Mutter können die Zeiten für den Weg zur Arbeit oder die Arbeitszeiten an sich schnell ein Problem werden“. Der KVW Landesvorsitzende und die Volksanwältin waren sich einig, dass es nicht gut sei, dass hier die Möglichkeit eines Rekurses gestrichen wurde.

KVW Aktuell

Fremdenfeindlichkeit

Gastfreundschaft ist ein uralter Brauch


Josef StrickerJosef Stricker

Gruppenegoismus und Fremdenhass sind eine universelle Erscheinung. Geschichtlich treten sie auf in Form von Raub- und Eroberungszügen, Vertreibung und Exil, Sklavenhandel und Verschleppung, Kolonialisierung und Gefangenschaft. Manches deutet darauf hin, dass Gruppenegoismus und Fremdenhass älter sind als alle uns bekannten Gesellschaftsformen. Im Übrigen ist das Thema für die Vernunft schwer zugänglich.
Schon immer war ein erheblicher Teil der Menschheit in Bewegung, auf der Wanderung oder auf der Flucht aus den verschiedensten Gründen. Um die negativen Erscheinungen von Wanderungsbewegungen einigermaßen einzudämmen, um ein Minimum an Austausch und Verkehr zu ermöglichen, haben altertümliche Gesellschaften die Rituale der Gastfreundschaft erfunden.
Asyl ist ein uralter Brauch sakralen Ursprungs. Die Griechen kannten ihn, die Juden sowieso. Im Alten Testament nimmt Gastfreundschaft eine zentrale Rolle ein. Im Mittelalter beispielsweise durften Flüchtige und Schuldner, die sich in eine Kirche gerettet hatten, nur mit Genehmigung des Bischofs der weltlichen Behörde ausgeliefert werden. In unserer Zeit wird Asylrecht häufig mit Fragen der Einwanderung vermischt. Eine Verquickung, die fatale Folgen haben kann. Und noch ein Hinweis: Die Unterscheidung zwischen politisch Verfolgten und Wirtschaftsflüchtlingen ist nicht immer leicht zu treffen.
Warum Fremdenfeindlichkeit so etwas wie eine anthropologische Konstante ist, dafür liefert Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, eine originelle Erklärung. Er schreibt: „Wird der oder das Fremde nicht um so bedrohlicher erfahren, weil wir nicht erkannt haben, dass der Fremde auch in uns selber ist? Ist er nicht sozusagen die verborgene Seite unserer Identität?“ Freud lehrt uns, die Fremdheit in uns selber aufzuspüren. Das sei, meint er, die einzige Art, sie draußen nicht zu verfolgen.

Text: Josef Stricker