Bauen, Energie, Sanieren

Wohnen für das ganze Leben

Das barrierereduzierte Haus
Barrierefreie Ein- und Ausgänge, schwellenlose Türen und praktisch geschnittene Räume sorgen für mehr Selbstständigkeit in jedem Alter. Deshalb sollten sie Ihre Wohnung oder Ihr Haus schon jetzt so gestalten, dass Sie möglichst lange und selbstständig darin wohnen können.
Konkrete Tipps für ein barrierereduziertes Haus
Stellplätze und Wege
Damit bei einem Fahrzeug ein bequemes Ein- und Aussteigen möglich ist, wird bei Garagen und Stellplätzen eine Breite von 3,50 m benötigt.
Für Person mit Gehwagen oder Rollstuhl ist eine Rampe mit höchstens
fünf Prozent Steigung notwendig.
Eingangsbereich und Wohnungszugang
Der Weg zum Haus ist breit, gut beleuchtet, stufenlos ausgeführt und leicht befahrbar.
Die Haustüre hat eine lichte Durchgangsbreite von 90 cm bis
100 cm, auf Schwellen ist zu verzichten.
Der Hauseingang ist überdacht. Eine Sitzgelegenheit ist vorhanden.
Schmutzfangmatten oder Gitterroste sind bodenbündig eingelassen.
Überwindung von Treppen und Stufen
Das Stufenprofil von Treppen ist geschlossen und die rutschfesten Kanten sind kontrastreich ausgeführt. Sie ist breit genug um später einen Treppen- oder Plattformlift nachrüsten zu können. Auch kann ein Aufzugsschacht vorgesehen werden, der zwischenzeitlich als Abstellraum o.ä. genutzt wird.
Beidseitig der Treppe ist ein griffiger durchlaufender Handlauf angebracht.
Bedienelemente und Hilfssysteme
Die lichte Durchgangsbreite von Innentüren beträgt 80 cm bis 90 cm.
Die Türgriffe befinden sich in einer Höhe von 85 bis 110 cm.
Bedienelemente wie Steckdosen und Schalter sind mindestens 50 cm von den Raumecken entfernt.
Diese Maße sind sinngemäß auch für Klingeln, Aufzugstasten, Briefkästen etc. zu beachten.
Umbau des Bades
Ab einer Raumgröße von ca. 5 qm ist bei Bedarf eine rollstuhlgerechte Ausführung möglich.
Die Türe geht nach außen auf bzw. ist als Schiebetüre ausgeführt. Sie ist für den Notfall von außen endriegelbar.
WC und Bidet sind auf einer Sitzhöhe von ca. 46 bis 48 cm montiert.
Die Waschbeckenhöhe beträgt 80 cm bis 85 cm und das Waschbecken ist unterfahrbar.
Der Spiegel ist in Augenhöhe (Sitzhöhe) angebracht, gut beleuchtet und eventuell kippbar.
Eine bodenebene Dusche, Grundfläche 120 cm x 120 cm, ist einer Badewanne vorzuziehen.
Für die spätere Montage von Stütz- und Haltegriffen im WC und Duschbereich sind die Wände tragfähig ausgeführt. Trockenbauwände sind auszumauern oder zu verstärken.
Balkone, Loggien und Terrassen
Der Zugang zu Balkon, Loggia und Terrasse ist schwellenlos ausgeführt, z.B. durch Schiebetüren, die in bodenbündig eingelassen Schienen laufen.
Anpassung Raumgeometrie
Der Flur ist breit genug um mindestens vor den Türen einen Rollstuhl wenden zu können.
Im Schlafzimmer hat eine Bettseite einen Abstand zur Wand oder Schrank von ca. 120 cm und am Fußende von ca. 90 cm. Vom Bett aus kann ein Licht eingeschaltet werden.

Bei diesen Tipps handelt es sich nur um eine grobe Zusammenfassung der kritischen Punkte im häuslichen Umfeld.

TEXT: Herbert Öhring

Beratung durch Experten/Sachverständigen

Die meisten der oben genannten Maßnahmen können Sie schon jetzt vorbereiten, ohne dass sie sichtbar sind oder gar störend wirken.
Darüber hinaus können Sie - sollte es notwendig sein - schnell auf neue Situationen reagieren.
Für eine konkrete Beratung steht Ihnen in der Arche im KVW die „Wohnberatung für Senioren“ mit Rat und Tat gerne zur Verfügung.
Der Ansprechpartner für Sie ist:
Herbert Öhring, Arche KVWHerbert Öhring, Arche KVW
Herbert Öhrig, Tel. 0471 061 311
E-Mail: herbert.oehrig@kvw.org
www.kvw.org/arche

Bauen, Energie, Sanieren

Bitte Ruhe!

Schallschutz im Wohnungsbau
Das Bedürfnis nach Ruhe in den eigenen vier Wänden ist heute ausgeprägter denn je. Dies nicht zuletzt aufgrund der Tatsache dass wir von früh morgens bis spät abends einer Vielzahl an Geräuschen ausgesetzt sind. Aus diesem Grund nimmt der Schallschutz im Wohnungsbau einen ganz besonderen Stellenwert ein.

Nie war das Bedürfnis nach Ruhe in den eigenen vier Wänden so ausgeprägt wie heute. Foto: Bernd Wachtmeister / pixelio.deNie war das Bedürfnis nach Ruhe in den eigenen vier Wänden so ausgeprägt wie heute. Foto: Bernd Wachtmeister / pixelio.de

Das Bedürfnis nach Ruhe ist groß. Dies zeigt das starke Interesse der Bevölkerung am Thema Schallschutz. Nie war das Bedürfnis nach Ruhe in den eigenen vier Wänden so ausgeprägt wie zum momentanen Zeitpunkt. Dies ist unter anderem darauf zurück zu führen, dass wir den ganzen Tag zahlreichen Geräuschen und darunter natürlich auch störendem Lärm ausgesetzt sind.

Lärmempfinden der Menschen ist unterschiedlich

In Zeiten, wo wir zur Ruhe kommen wollen und dies sind gewöhnlich die eigenen vier Wände, sind Geräusche natürlich störend. Das Empfinden von Lärm ist bei jedem Menschen anders ausgeprägt. Dies erklärt, wieso sich bei derselben Geräuschkulisse einige Menschen belästigt fühlen und andere wiederum nicht. Auch die Geräusche der Umgebung haben Einfluss auf die Wahrnehmung eines Geräusches. In einer ruhigen Umgebung kann oftmals bereits ein leises Geräusch, wie z.B. das Flüstern in einer Kirche, als störend empfunden werden. Ist hingegen ein gewisser Grundgeräuschpegel vorhanden, so kann sein, dass dasselbe Geräusch gar nicht mehr wahrgenommen wird.

Wie werden Geräusche gemessen

Um ein Geräusch messen und beurteilen zu können wird die Empfindlichkeit des menschlichen Gehörs technisch nachsimuliert. Hohe und tiefe Töne werden unterschiedlich wahrgenommen. Die frequenzabhängige Empfindlichkeit des menschlichen Gehörs wird technisch nachgebildet (A-Bewertung). Physikalisch gesehen ist der Schall, der an unser Ohr gelangt nur eine Schwingung der Luftmolekühle, die zu kleinen Druckschwankungen führen.
Um sich ein Bild über die unterschiedlichen Schallschutzpegel zu machen nun anbei einige Bespiele:
Eine Kreissäge verursacht bis zu ca. 100 dB (A)
Das Brummen eines Kühlschranks liegt im Bereich von ca. 40 dB (A)
Eine Uhr tickt in einer Lautstärke von ca. 20 dB (A)
Flüstern liegt zwischen 25 bis 30 dB (A)

Als Faustformel gilt: ein Unterschied von 10 dB wird als doppelt bzw. halbe Lautstärke wahrgenommen.

Lärm in den eigenen vier Wänden

In einem Gebäude fallen vier Lärmquellen störend auf:
der Außenlärm (über Außenwand und Fenster)
der Trittschall (über Böden)
der Raumschall (über Wände)
der Geräteschall (Sanitär, Kühlschrank, ….)
Bei diesen Lärmquellen muss unterschieden werden, ob sie von außen kommen oder ob der Lärm innerhalb des Gebäudes verursacht wird.
Bester Schutz gegen Außenlärm ist ein geeigneter Standplatz

Der beste Schutz gegen Außenlärm besteht bei einem neu zu errichtendem Gebäude in der Wahl eines geeigneten Standplatzes.
Die Südtiroler Gemeinden mussten innerhalb Ende 2014 eine akustische Klassifizierung des Gemeindegebietes (kurz G.A.K.) erarbeiten lassen. Dabei wird das gesamte Gemeindegebiet in unterschiedliche Lärmzonen mit entsprechenden Lärmgrenzwerten eingeteilt und farblich dargestellt. Wer also kurz vor der Wahl des Bauplatzes steht, sollte sich vorab in der jeweiligen Gemeinde informieren.
Die Grenzwerte für die einzelnen Bauteile und die Begrenzungen der internen Schallquellen werden je nach Gebäude-Typ durch das Ministerialdekret aus dem Jahre 1997 geregelt und müssen von den ausführenden Firmen eingehalten werden.
Aufgrund der Tatsache, dass die Grenzwerte, welche das Ministerialdekret vorsieht, zum Teil nicht besonders streng sind und eine Vielzahl an Personen trotz der Einhaltung der derselbigen mit dem Schallschutz nicht zufrieden sind, wurde im Jahre 2010 eine technische Norm verabschiedet. Mit dieser Norm wurde eine neue akustische Klassifizierung der Gebäude eingeführt. Diese Norm kann auf freiwilliger Basis angewandt werden. Wer also bei seinem Gebäude strengere Grenzwerte vorsehen möchte als sie das Ministerialdekret vorsieht, sollte dies unbedingt in den Verträgen mit den Handwerkern, Technikern und der Baufirma schriftlich verankern.

Praktische Tipps zur Verbesserung des Schallschutzes

Um den Schallschutz noch weiter zu verbessern sollten die nachstehenden Punkte beachtet werden:
Bei einer Gebäudesanierung sollten die Schalleigenschaften der zu verwendeten Wärmdämmstoffe mit berücksichtigt werden. Generell gilt: Dämmstoffe mit Fasern verbessern den Schallschutz. Einige Dämmstoffe können den Schallschutz der Wände sogar verschlechtern.
Durch gut schließende Fenster und Türen kann der Außenlärm erst gar nicht ins Rauminnere eindringen. Nicht zu vergessen sind auch die Rollokästen. Auch diese haben großen Einfluss auf den Schallschutz.• Eine entsprechende Luftdichtheit der gesamten Gebäudehülle trägt generell zur Minimierung der Außenlärmbelästigung bei.
Der Trittschall wird am besten über akustisch entkoppelte Schichten im Unterboden (Kombination von schweren-harten und weichen-leichten Schichten) gedämpft. In der Holzdecke ist darüber hinaus Gewicht in Form von schwerer Masse ein wichtiger Punkt zur Schallbekämpfung.
Der Geräteschall wird durch gute Dämmung der Geräte (achten Sie auf das EU-Label mit Geräuschangabe) reduziert. Eine Lösung kann auch sein, das „laute“ Gerät in einen anderen Raum (Speise, Hobbyraum, ...) zu stellen.
Der Sanitärschall wird durch Entkoppelung der Rohre oder Geräte reduziert.
Generell gilt, dass die Raumeinteilungen gezielt geplant werden sollte: keine Schlafbereiche neben lauten Räumen positionieren. Eventuell auch Pläne der Nachbarwohnungen begutachten.
Wände mit Sanitärinstallationen sollten nicht unmittelbar neben dem Schlafbereichen positioniert werden.
Auch der Aufzug sollte möglichst weit von Ruheräumen entfernt sein.
Zwischen Wand und Estrich, sowie unterhalb der Wände sollte stets ein Dämmstreifen eingebracht werden, um eine Schallübertragung zu vermeiden.
Die Wohnungstrennwände sollten immer zweischalig ausgeführt werden. Als Hohlraumdämmung zwischen den Wänden bieten sich z.B. faserige Dämmstoffe an. Außerdem gehören in die Wohnungstrennwände keine Abflüsse, Kamine oder sonstige Installationen.


TEXT: Christine Romen, Energieforum Südtirol
Grenzwerte für Wohngebäude
Bauteil Schallschutz
Außenwand / Fassade ≥ 40 dB
Innenwände ≥ 50 dB
Trittschall ≤ 63 dB
Anlagen kontinuierlich/diskont. ≤ 35 dB
Akustik-Klassifizierung laut UNI-Tabelle
Klasse Außenwand / Fassade Vertikale und horizontale Elemente zwischen Immobilieneinheiten Trittschall Anlagen
kontinuierlich
Anlagen
diskontinuierlich
I (beste) ≥43 db ≥56 db ≤53 db ≤25 db ≤30 db
II ≥40 db ≥53 db ≤58 db ≤28 db ≤33 db
III ≥37 db ≥50 db ≤63 db ≤32 db ≤37 db
IV
(schlechteste)
≥32 db ≥45 db ≤68 db ≤37 db ≤42 db