KVW Aktuell

Bausparen ist da! Und nun?

Seit Langem wurde es angekündigt. Nun soll es endlich soweit sein. Das Bausparen ist da und es scheint, dass alle Probleme im Wohnbau gelöst sind! Was ist von dem als vorbildlich eingestuften Bausparmodell aus Deutschland und Österreich geblieben? Diese Frage stellt sich die KVW Jugend.
Das Thema Wohnen beschäftigt über 40 Prozent der befragten Jugendlichen im KVW. Nur leider ist es unbezahlbar geworden. Die Mietpreise steigen weiterhin unaufhörlich, sodass für viele junge Menschen unter 35 Jahren nur der Ausweg bleibt: Zuhause wohnen im Hotel Mama. Das Wohnen auf „Kosten der Eltern“ wird für viele jungen Menschen zur Realität, mit den Folgen der eigenen Abhängigkeit und Unselbständigkeit.
Eigenkapital ist notwendig
Spricht man mit Wohnbauexperten wird schnell klar, dass es nur mit gesundem Eigenkapitalfundament möglich ist, ein Eigenheim zu bauen. Für junge Menschen ist es heute äußerst unsicher ob sie überhaupt Arbeit finden. Die verschiedenen Formen der prekären Anstellung erlaufen keine Planung, auch ist das Anfangsgehalt eher moderat.
Der Mietmarkt selbst arbeitet in die entgegengesetzte Richtung und ist laufend überhitzt. Manche Südtiroler behaupten der Grund sei unter anderem die Mietförderung. Denn die Vermieter beginnen die Förderungen in den Mietpreis einzurechnen. Kalkuliert wird, was Südtiroler zusätzlich zur Förderung bereit sind an Miete auszugeben. Die Mietbeihilfe selbst wird in Zeiten der knapper werdenden Mittel immer seltener ausbezahlt. Neuerdings kommt es auch vor, dass die GIS auf die Mietpreise abgewälzt wird. Dass dies junge Leute doppelt trifft, wird nur allzu selten angesprochen. Es ist nämlich schmerzhafte Realität, dass Jugendliche, die von zu Hause ausziehen, wenn überhaupt, dann nur die Hälfte der vorgesehenen Mietförderung in Anspruch nehmen können. Der Vermieter nimmt auf diese Realität natürlich keine Rücksicht.
Beispiel 1:
Ein junges Paar im Alter von 20 Jahren will ein Eigenheim erwerben. Mit den beiden durchschnittlichen Gehältern, minus der Spesen für Miete erspraren sie sich bei einem bescheidenen Lebensstil 250 Euro im Monat. Dies ergibt eine Summe von maximal 30.000 Euro in zehn Jahren, gesetzt den Fall, dass beide zehn Jahre lang voll verdienen und es keine Unterbrechungen (z.B. wegen Kinder) gibt.
Beispiel 2:
Bei 30.000 Euro Eigenkapital und einem zusätzlichen Landesbeitrag für eine Dreizimmer-Wohnung wird eine durchschnittliche Bank eine finanzierbare Kreditlaufzeit von 30 Jahren verlangen, mit Bürgschaft von den Eltern der jungen Erwachsenen. Kinder kann sich das Paar schlichtweg nicht leisten, denn das würde nicht nur neue Kosten, sondern auch einen Verdienstausfall bedeuten und der Kredit würde unfinanzierbar. In diesem Szenario ist das kinderlose Paar Weihnachten 2065 im Alter von 55 Jahre schuldenfrei. Das sind schöne Aussichten!
Die Frage, die sich nun stellt: Kann in diesen Fällen das Bausparen Abhilfe schaffen?
Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse beginnt man sich zu fragen, ob und wie es für junge Menschen möglich ist, sich ein Eigenheim zu ersparen? „Zum Teil ja, aber nur, weil man weniger Zinsen bezahlt“ stellt Olav Lutz, KVW Vorstandsmitglied und Vorsitzender der KVW Jugend fest. „Seit einigen Jahren nun setze ich mich persönlich für ein leistbares Wohnen ein und beim Südtiroler Bausparmodell ist mir einiges aufgefallen. Es gibt leider auch eine Kehrseite, die weiterhin zu bedenken ist. Nämlich bleiben zum einen die Mietpreise weiterhin hoch und das Kapital, welches eigentlich für die zusätzliche Pensionsvorsorge geplant wäre, wird für die Wohnung hergenommen, sprich man muss sich entscheiden.“
Olav Lutz meint: „Es muss eine machbare Alternative für junge Menschen geben! Wir haben uns Gedanken dazu gemacht“ und präsentiert im selben Atemzug die Lösung der KVW Jugend, die eine Änderung im Wohnbaugesetz vorsieht.
Lösung für junge Menschen
Den hohen Mieten kann mit einem Modell der Mietranglisten für geförderte Wohnungen begegnet werden. Bei der Vermietung einer geförderten Wohnung sollte es in den Gemeinden Ranglisten für junge Leute geben. Besagte Wohnungen müssen derzeit schon zu 75 Prozent des Landesmietzinses vermietet werden. Leider gibt es immer noch die versteckte Praxis, dass viele „schwarz“ einen Betrag draufzahlen müssen. Gibt es Ranglisten, ist der Vermieter gezwungen den Mieter aus der Rangliste zu nehmen und die Erpressung des Vermieters mit „Handgeld“ hätte damit ausgedient. Es ist heute so schwierig für Jugendliche an die Rente zu denken. Es wäre wichtig, dass die Jugendlichen einen gewissen Prozentsatz in einen Pensionsfonds einzahlen müssen, damit sie dann nach acht Jahren die Chance haben zum günstigen Eigenheimdarlehen zu kommen, so Lutz über das Modell.
Diese Maßnahme könnte mit einer Gesetzesänderung umgesetzt werden. Diese würde dem Land nichts kosten und könnte ganz akut und zeitgemäß einem Jugendproblem entgegensteuern und zeitgleich den ohnehin angespannten Mietmarkt in Entspannungslage versetzen. KVW Jugend fordert hiermit eine faire Chance auch für den Mietmarkt in Südtirol.

Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser!


Ingeburg GurndinIngeburg Gurndin

Am Sonntag, 8. März, begehen die Pfarreien der Diözese zusammen mit dem Patronat KVW-ACLI den Tag der Solidarität. In dieser Ausgabe geht der italienische Generalvikar Michele Tomasi auf das heurige Thema des Tages der Solidarität „Die Erde ist für alle da“ ein. Im Jahre 395 nach Christi Geburt hat der heilige Ambrosius, Bischof in Mailand, diesen Ausdruck getätigt. Es mag überraschen, dass er noch immer aktuell ist, uns noch immer zum Nachdenken anregt und wir ihn noch immer als treffend empfinden.

Die Solidarität und die Arbeit des Patronats KVW-ACLI werden an diesem Tag im Mittelpunkt stehen. Das Patronat versucht, die Nöte der Bürgerinnen und Bürger zu erkennen, ihre Anliegen zu hören und dafür Lösungen zu suchen. Die Solidarität, die die Patronate KVW-ACLI leben, ist also strukturell organisiert, sie ist für alle Menschen da, die Arbeit dort erfolgt effizient und professionell.
Im Patronat KVW-ACLI wurden im Jahr 2014 über 70.000 Aktenvorgänge gezählt. In Italien wenden sich jährlich über sechs Millionen Menschen an eines der 2.749 Patronate. Im vergangenen Herbst haben sich die Patronate in Italien gegen einschneidende Kürzungen gewehrt. Kürzungen bei den Patronaten bedeuten Beschneidungen der Rechte der Bürgerinnen und Bürger. Das Patronat ist für alle Bürgerinnen und Bürgern sowie alle in- und ausländischen Werktätigen da. Der oberste Grundsatz des Patronats ist die Vertretung der Interessen jedes einzelnen.
Die Patronate sind ein positives Beispiel für organisierte und gut funktionierende Solidarität.

Ingeburg Gurndin