KVW Aktuell

Gemeinderatswahlen 2015

Hingehen und mitmachen
Am Sonntag, 10. Mai 2015 finden in Südtirol und dem Trentino die Gemeinderatswahlen statt. In den meisten Gemeinden werden die Bürgermeister und Gemeinderäte neu gewählt.

Werner SteinerWerner Steiner

Die Gemeinde steht uns sehr nahe. In der Gemeindepolitik dabei sein heißt mitreden, mitentscheiden was in meinem Dorf oder meiner Stadt in den nächsten Jahren geschehen wird. Nirgendwo habe ich einen direkteren Zugang zur Politik. Hingehen – und gut überlegt seine Stimme abgeben. Je höher die Wahlbeteiligung umso klarer unser Signal: Wir sind Gemeinde – lassen wir uns diese Chance nicht entgehen. Jede Stimme zählt. Auch wenn es auf Anhieb nicht so erscheinen mag, es könnte auch von meiner Stimme abhängen, wer in den nächsten fünf Jahren unsere Gemeinde regiert. Nehmen wir unsere Verantwortung zur Wahl ernst und kümmern uns aktiv darum, wer uns in Zukunft vertreten wird. Schauen wir uns in unseren Gemeinden um: vieles betrifft uns unmittelbar. Alles hat mit Politik zu tun. Wir wollen nicht, dass andere über uns bestimmen – so sind wir als KVW gefordert, unseren Teil beizutragen und das soziale Gewissen auch in der Gemeindepolitik wachzuhalten. Der soziale Einsatz wird uns in den nächsten Jahren stark fordern – bereiten wir uns vor und bringen wir unsere Meinung ein.
Das Gemeinwohl im Mittelpunkt

Die Politiker haben in den vergangenen Monaten immer wieder für Aufsehen gesorgt und machen es uns Wählern nicht gerade leicht. Eine zunehmende Politikverdrossenheit ist spürbar und verständlich. Sollte sich ein Politiker doch in erster Linie vom Gemeinwohl leiten lassen und seine Entscheidungen im Sinne seiner Wähler treffen, erfahren wir im täglichen Leben aber eine ganz andere Grundhaltung. Die Wählerinnen und Wähler wollen da nicht mehr mitmachen und ziehen sich zusehends zurück. Dabei werden aber gerade sie die großen Verlierer sein. Wenn wir aber etwas verändern wollen, müssen wir dabei sein und auf jeden Fall wählen gehen. Je mehr Menschen ihre Stimme abgeben, desto geringer müsste doch der Anteil derer werden, die nur nach Eigeninteresse und um das Beste für sich privat herauszuholen in die Politik kommen. Wenn das kein guter Grund ist!
Hingehen und Stimme abgeben

Aber auch auf der Kandidatenseite ist es nicht gerade einfach, es wird immer schwerer geeignete Kandidatinnen und Kandidaten zu finden, die sich für die Politik begeistern lassen. Im Gemeinderat dabei sein heiß,t über viele wichtige Positionen bei sozialen, wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen informiert zu sein.
Besonders wichtig ist es mir nochmals darauf hinzuweisen, dass Politik nach der Wahl nicht aufhört. Allzu oft erlebe ich, dass Stimme abgeben und dann einfach nicht mehr daran denken für viele selbstverständlich ist. Wenn wir auch nach den Wahlen mit den Politikern im Gespräch bleiben, werden wesentliche Grundsteine der Demokratie gelegt. Demokratie ist nicht einfach, doch es lohnt sich, wenn das Gemeinwohl unser Ziel ist.

TEXT: Werner Steiner, KVW Landesvorsitzender

KVW Aktuell

Für die Attraktivität des ländlichen Raums

Der Streit um die Kosten der Sanität hat auch eine gesellschaftspolitische Komponente.

Josef StrickerJosef Stricker

In der bisherigen Debatte um Reform und Finanzierbarkeit des Südtiroler Gesundheitswesens ist ein Gesichtspunkt so gut wie nicht beachtet worden, nämlich der: Wie können ländliche Gebiete als eigenständige Wirtschafts- und Lebensräume erhalten und in ihrer Attraktivität gestärkt werden? Es handelt sich um ein wichtiges gesellschaftspolitisches Ziel, das nicht aus dem Auge gelassen werden darf. Einsparungsmöglichkeiten in der Sanität und eventuelle Umorganisierung der Dienste sind nur eine Hälfte des Problems, die gesellschaftspolitische Dimension mit all ihren Facetten die andere Hälfte.
Im Rahmen der „Marienberger Klausurgespräche“ im Jahre 2004 habe ich in einem Vortrag die These aufgestellt: Die Auseinandersetzung mit Rom um den Schutz der deutschen und ladinischen Volksgruppe in der Nachkriegszeit hatte für die weitere Entwicklung des Landes ein damals zwar nicht direkt beabsichtigtes aber äußerst positives Nebenprodukt zur Folge, nämlich: Südtirol ist die Landflucht erspart geblieben. Berg- und Talgemeinden wurden nach und nach mit technischen, wirtschaftlichen und sozialen Infrastrukturen ausgestattet. Der ländliche Raum in seiner Gesamtheit wurde gestärkt mit dem Ziel, qualifizierte Arbeitskräfte und junge Familien von der Abwanderung abzuhalten. Diese Politik hat sich im nachhinein nicht nur als erfolgreich sondern auch als weitblickend herausgestellt. Jetzt sollte man nicht den Fehler begehen, den ländlichen Raum Stück für Stück „abzurüsten“ ohne die gesellschaftspolitischen Folgen mitzudenken.
Auf der Kippe steht weit mehr als eventuell die Schließung dieser oder jener Abteilung in einigen Krankenhäusern. Es geht auch darum, die Attraktivität der Landgebiete samt ihren natürlichen Ressourcen, ihrem menschlichen und ökologischen Potenzial zu erhalten. Ein Ziel, das ruhig etwas kosten darf.

TEXT: Josef Stricker