KVW Aktuell

Patronate in Gefahr

Lassen wir uns unsere Rechte nicht nehmen!


Werner AtzWerner Atz

Im Entwurf zum italienischen Stabilitätsgesetz 2015 ist eine starke Kürzung der Patronatsfinanzierung vorgesehen. Patronate sind seit jeher Anlaufstellen für Bürgerinnen und Bürgern in allen Belangen der sozialen Vor- und Fürsorge. Sie sind die Brücke zwischen den vielen Anliegen und Fragen von uns Bürgern zu den Sozialversicherungseinrichtungen und anderen Ämtern. Die Gesetze und Bestimmungen in der Vor- und Fürsorge sind eine sehr komplexe Materie. Sie setzen ein fundiertes Fachwissen voraus, um die Möglichkeiten für die Bürgerinnen und Bürger zu nutzen oder um das Anrecht auf bestimme Förderungen oder den Erhalte der Rente zu sichern. Dank der Hilfe der Patronate konnte in der Vergangenheit vielen Menschen zu ihrem Recht in Vor- und Fürsorgeangelegenheiten verholfen werden. Eben diese Brücke soll nun geschwächt bzw. zerstört werden. Dies könnte zur Folge haben, dass es dieen kostenlosen Dienst nicht mehr gibt und die Bürgerinnen und Bürger somit nicht mehr zu ihrem Recht kommen.
Mit Hilfe von Fachkräften können derzeit in Südtirol in acht Büros des Patronats KVW-ACLI Anträge auf staatlicher, regionaler und Landesebene gestellt werden. Mit der starken Kürzung der Patronatsfinanzierung können die kostenlosen Dienste und all die bestehenden Anlaufstellen des Patronats nicht mehr garantiert werden! Das heißt für den Bürger, dass er für die bisher kostenlosen Anträge entweder bezahlen oder die Anträge selbständig online bei den zuständigen Körperschaften einreichen muss. Zweiteres setzt für die antragstellende Person Computerkenntnisse, Internetzugang, Computer und Drucker voraus. Neben diesen gefragten technischen Fertigkeiten werden für die Antragstellenden auch noch rechtliche Fachkenntnisse vorausgesetzt.
Für diese Arbeiten braucht es als Brücken die Patronate – lassen wir uns diese Brücken nicht nehmen.

TEXT: Werner Atz

KVW Aktuell

Arbeitsfeld Tourismus

Podiumsdiskussion im KVW Bezirk Pustertal
Der KVW Bezirk Pustertal hat auf einem Vortrags- und Diskussionsabend den Tourismus in Hinblick auf Wertschöpfung, Problemfelder und Perspektiven durchleuchtet. Zahlreiche KVW Verantwortliche, Vertreter der Gemeinden, der Landespolitik, der Gewerkschaften und Akteure im Tourismus konnte der KVW Bezirksvorsitzende Karl Heinz Brunner als Gäste begrüßen. Als Sozialverband habe der KVW – so Brunner in seiner Einführung – das Gemeinwohl im Blick, versuche er zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen und die Schwächeren zu schützen.

Um Wertschöpfung, Problemfelder und Perspektiven im Tourismus ging es auf einer Podiumsdiskussion des KVW Bezirks Pustertal.Um Wertschöpfung, Problemfelder und Perspektiven im Tourismus ging es auf einer Podiumsdiskussion des KVW Bezirks Pustertal.

Professor Oswin Maurer, Programmdirektor des Studiengangs Tourismus & Eventmanagement Bruneck, bestätigte in seinem Kurzreferat die Bedeutung des Tourismus als Wirtschaftsfaktor. Kennzeichnend ist, dass die Beschäftigten vorwiegend weiblich sind (sechs Frauen auf vier Männer), ein beträchtlicher Anteil aus dem Ausland kommt, dass sie flexibel sind, und dass sie immer älter werden. Bei den Löhnen zählt der Tourismus nicht zu den Hochlohnbranchen. Die Motivation der Arbeitnehmer erfolgt also nicht mehr durch monetäre Anreize, ein angenehmes Arbeitsklima wird als wichtiger empfunden.
Schwierige Rahmenbedingungen

Dieter Steger, Fraktionssprecher der SVP im Landtag, der für den verhinderten Landeshauptmann Arno Kompatscher eingesprungen ist, nannte in seinem Referat als Kennzeichen des Tourismus im Pustertal die hohe Wertschöpfung, die vielen Familienbetriebe mit einer hohen Qualität und einem besonderen Flair. Die Rahmenbedingungen sind aber – so Steger – auch für den Tourismus durch die Wirtschaftskrise schwieriger geworden. Man müsse nun verstärkt neue Gäste mit unterschiedlichen Angeboten ansprechen z.B. durch Events, durch eine Verbesserung der Infrastrukturen wie das Zusammenlegen von Schigebieten oder der Ausbau von Fahrradwegen, durch Kulturangebote, durch eine gezielte Bewerbung der Dolomiten, durch den Erhalt der Landschaft und der das Land prägenden Architektur, durch die Förderung der lokalen Kreisläufe, durch Bedacht auf Nachhaltigkeit und durch flexibles Eingehen auf die Wünsche des Gastes. Wichtig für den Tourismus ist ferner die gute Ausbildung der Mitarbeiter.
Von den Gästen am Podium unterstrich der HGV Bezirksobmann Thomas Walch das Bemühen des Verbandes um ein zufriedenes Miteinander von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Als besonderes Hemmnis für die Betriebe empfinde er die Arbeitssicherheitskurse in der derzeitigen Form.
Gut ausgebildetes Personal
Anton Josef Kosta, Geschäftsführer der Raiffeisenkasse Bruneck, betonte die Bedeutung des Tourismus für den Wohlstand im Tal. Die Risikobereitschaft der Tourismusunternehmen ist groß und ihre Verschuldung war bisher kein Problem. Bei guter und innovativer Führung des Betriebes war die Entschuldung im Allgemeinen in dreizehn Jahren möglich. Als Folge der Wirtschaftskrise macht sich aber auch in dieser Brache eine Reduzierung der Verschuldung bemerkbar. Wilma Huber, Vertreterin der Gewerkschaft
SGB CISL, fordert die Tourismusbetriebe auf, um in Zukunft ein gut ausgebildetes Personal zu haben, gerade den Praktikanten ein gutes und für beide Seiten zufriedenstellendes Lernfeld zu bieten. Damit Missverständnisse grundsätzlich vermieden werden, sollten klare Absprachen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer über die Zusammensetzung der Bruttogehälter erfolgen. Auch sollten die Tarife den hohen Lebenshaltungskosten in unserer Provinz angepasst werden. Frau Da Col aus Slowenien, die einige Zeit im Gastgewerbe gearbeitet hat, lobte die Möglichkeiten im Tourismusbereich zum Sprachenerwerb und zum Sparen der Entlohnung. Sie wünscht sich aber für die im Gastgewerbe tätigen Migranten mehr Achtung und mehr Dialogbereitschaft von Seiten der Arbeitgeber.
Der Mensch hinter der Arbeit
Werner Atz, KVW Geschäftsführer, wünschte sich für „ein starkes Miteinander für ein soziales Südtirol“, - so das heurige Jahresthema des KVW. Hinter dem Wort Arbeit soll der Mensch, hinter dem Wort Kapital die Wahrung der Schöpfung und hinter dem Wort Strategie die Solidarität gesehen werden.
Die Förderung von Innovation, die Motivation von Praktikanten und Arbeitnehmern, die Entwicklung von gemeinsamen Zukunftsstrategien im Tourismus und ein neues Miteinander in allen Bereichen wurde vom Publikum als wichtige Voraussetzung für einen erfolgreiches Arbeitsfeld Tourismus gesehen.