KVW Aktuell

Zeichen der Zeit verstehen

„Zur Erfüllung ihres Auftrages obliegt der Kirche allezeit die Pflicht, nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten“ (Zweites Vatikanisches Konzil - Konstitution ‚Kirche in der Welt von heute‘ Nummer 4).

Josef StrickerJosef Stricker

Die Zeichen der Zeit erkennen bedeutet einen Perspektivenwechsel in der Kirche. Nicht nur die Schrift und die Tradition sind die Quellen der Offenbarung Gottes sondern auch die „Zeichen der Zeit“. In ihnen begegnet uns in der Geschichte der Geist Gottes und konfrontiert uns mit dem, was Gott mit der Welt und den Menschen vorhat. Diese Zeichen sind keineswegs eindeutig. Sie dürfen nicht verwechselt werden mit dem Zeitgeist. Es gibt Zeichen, die unbedingt aufgegriffen werden müssen und andere, die abzulehnen sind, weil sie dem widersprechen, was Gott will. Es kommt also auf die Unterscheidung der Geister an. Um die Bewältigung dieser Aufgabe kommt die Kirche nicht herum. Die Kirche hat in und mit der Welt von heute zu leben, wenn sie das Evangelium glaubwürdig und in zeitgemäßer Form verkünden will.
Immer wieder gilt es hinzuhören auf die Geschichten aus der Vergangenheit, wie sie in der gesamten Bibel und in der kirchlichen Tradition Gottes Handeln in der Geschichte deutlich werden lassen. Bei den „Zeichen der Zeit“ aber geht es um das Ernstnehmen dieser unserer Zeit und ihrer Geschichten. Mit dem Hinweis auf die „Zeichen der Zeit“ macht sich das Konzil stark für eine völlig neue Sichtweise. Die Kirche wendet sich der Welt zu und fragt nach dem Wirken Gottes in dieser, in unserer Zeit. Gott lässt seine Heilsabsichten in den „Zeichen der Zeit“ erkennen, im Bemühen um Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Im Aufspüren der Zeichen seiner Zeit vor zweitausend Jahren war Jesus ein Meister. Was er begonnen hat, setzt sich fort in der Geschichte der Menschheit bis zu deren Ende.

TEXT: Josef Stricker

KVW Aktuell

Die großen Fragen des Lebens

KVW Senioren machen sich auf die Suche nach Sinn und Spiritualität
Freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der 130 Seniorenklubs im ganzen Land sind auf Einladung der KVW Senioren zu einer Tagung nach Bozen gekommen. Es ging darum, wie man sich zusammen mit älteren Menschen mit den großen Fragen des Lebens beschäftigen kann. Referent Luis Gurndin ging auf die Themen Sinn des Lebens, die Sinnsuche und Spiritualität ein und machte Mut, sich damit auseinanderzusetzen.

V.l. Referent Luis Gurndin, Landesrätin Martha Stocker, Bischof Ivo Muser, Landesvorsitzender Werner Steiner und Landesrätin Waltraud Deeg. V.l. Referent Luis Gurndin, Landesrätin Martha Stocker, Bischof Ivo Muser, Landesvorsitzender Werner Steiner und Landesrätin Waltraud Deeg.

Die Tagung der KVW Senioren beschäftigte sich mit dem Thema „Sehnsucht nach Sinn und Spiritualität“. Bischof Ivo Muser formulierte in seinen Grußworten drei Wünsche ans älter Werden: dankbar und versöhnt zurückschauen, nicht alles verklären und denken, dass es früher besser war und die Glaubensüberzeugung, dass wir als Christen das wirklich Große noch vor uns haben. Bischof Muser stellte fest, dass die ganz großen Fragen des Lebens religiöse Frage sind. Diesen Fragen dürfe man nicht ausweichen, sondern sie zulassen. Die Seniorenklubleiterinnen und –leiter, die aus dem ganzen Land nach Bozen zur Tagung gekommen waren, erhielten Anregungen, wie sie sich in der Arbeit mit den Senioren den großen Fragen den Lebens stellen können.
Fragen des Lebens im Glauben
Luis Gurndin, Pastoraltheologe und Professor an der Theologischen Hochschule, setzte sich in seinem Referat mit der Bedeutung der drei Wörter Sehnsucht, Sinn und Spiritualität auseinander. Gerade ältere Menschen beschäftigt oft die Frage nach dem Sinn des Lebens und was wird nach dem Tod sein. Wer in christlichem Glauben erzogen worden ist und sich um ein Leben aus diesem Glauben bemüht hat, wird die Antwort auf die Fragen nach Sinn und Spiritualität mit seinem Glauben in Verbindung bringen.
Das Wort Spiritualität kommt vom lateinischen spiritus (Geist) und baut auf den Glauben an Jesus Christus. Für Gurndin wird am Verhalten eines Menschen deutlich, welch Geistes Kind er ist. Die christliche Spiritualität lässt Gott Gott sein, damit der Mensch Mensch sein kann. Er kann also versöhnt leben, ohne nach Perfektion zu verlangen. Es braucht Demut, Humor und Gelassenheit, um jeden Abend zufrieden auf den Tag zurückblicken zu können oder sich nicht für die Kinder und Enkel und deren Leben verantwortlich zu fühlen. Ältere Menschen können und sollen ein gutes Beispiel sein, ihr Glaubensleben soll stimmig sein. „Hier sehe ich drei Handlungsbereiche, die ich euch besonders ans Herz legen möchte“, sagte Gurndin. Das erste ist die Beziehung Schwiegermutter und Schwiegertochter, das zweite ist das Erben und drittens das Zeugnis des Wortes. „Die Großelterngeneration hat die große Chance und Aufgabe, über den Glauben zu reden, besonders in Lebenskrisen“, so Gurndin. Dies ist ein wertvolles Beispiel für christliches Handeln.
Wertvoller Dienst am Nächsten
Maria Kußtatscher, die Vorsitzende der KVW Senioren, konnte neben Bischof Ivo Muser und Professor Luis Gurndin, auch den KVW Landesvorsitzenden Werner Steiner und die Landesrätinnen Waltraud Deeg und Martha Stocker als Ehrengäste begrüßen. Sie drei fanden lobende Worte für die freiwillige Arbeit der Leiterinnen und Leiter in den 130 Seniorenklubs in Südtirol. In Kleinarbeit werde ein wertvoller Dienst am Menschen erbracht, es gebe ein „verbindendes humanes Netz“.
Praktische Anregungen für die Seniorenklubs gab es im zweiten Teil der Tagung. Maria Kußtatscher, Rosa Stecher, Hildegard Dorfmann, Lisa Mauroner und Julius Ossanna gaben Tipps und Anregungen für die Seniorenklubleiterinnen und -leiter.

TEXT: Ingeburg Gurndin