KVW Aktuell

Kammer für Sonntagsöffnung

Wieder ein Schritt zurück
Im November 2011 wurde durch das Dekret „Salva Italia“ die vollständige Liberalisierung der Öffnungszeiten im Einzelhandel beschlossen. Nun hat die Regierung in Rom den Vorschlag gemacht, dass Geschäfte nur mehr an sechs Tagen im Jahr geschlossen halten müssen. Die Abgeordnetenkammer hat dem zugestimmt, die Abstimmung im Senat steht noch aus.
Im September 2014 wurde in der Abgeordnetenkammer in Rom beschlossen, dass Geschäfte nur mehr an sechs Tagen im Jahr geschlossen halten müssen. Bisher sah die Regelung zwölf Tage vor. In der Kammer wurde diese weitere Liberalisierung mit großer Mehrheit angenommen. Herbert Denicolò von der Südtiroler Allianz für den arbeitsfreien Sonntag hat in einem Schreiben an SVP Obmann und Landeshauptmann sein Unverständnis geäußert, dass die Parlamentarier der SVP bei dieser Abstimmung nicht anwesend waren. Sie haben damit die Möglichkeit des sich Äußerns gegen eine weitere Ausweitung der Sonntagsöffnungen nicht genutzt.

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Zeichen der Zeit verstehen

„Zur Erfüllung ihres Auftrages obliegt der Kirche allezeit die Pflicht, nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten“ (Zweites Vatikanisches Konzil - Konstitution ‚Kirche in der Welt von heute‘ Nummer 4).

Josef StrickerJosef Stricker

Die Zeichen der Zeit erkennen bedeutet einen Perspektivenwechsel in der Kirche. Nicht nur die Schrift und die Tradition sind die Quellen der Offenbarung Gottes sondern auch die „Zeichen der Zeit“. In ihnen begegnet uns in der Geschichte der Geist Gottes und konfrontiert uns mit dem, was Gott mit der Welt und den Menschen vorhat. Diese Zeichen sind keineswegs eindeutig. Sie dürfen nicht verwechselt werden mit dem Zeitgeist. Es gibt Zeichen, die unbedingt aufgegriffen werden müssen und andere, die abzulehnen sind, weil sie dem widersprechen, was Gott will. Es kommt also auf die Unterscheidung der Geister an. Um die Bewältigung dieser Aufgabe kommt die Kirche nicht herum. Die Kirche hat in und mit der Welt von heute zu leben, wenn sie das Evangelium glaubwürdig und in zeitgemäßer Form verkünden will.
Immer wieder gilt es hinzuhören auf die Geschichten aus der Vergangenheit, wie sie in der gesamten Bibel und in der kirchlichen Tradition Gottes Handeln in der Geschichte deutlich werden lassen. Bei den „Zeichen der Zeit“ aber geht es um das Ernstnehmen dieser unserer Zeit und ihrer Geschichten. Mit dem Hinweis auf die „Zeichen der Zeit“ macht sich das Konzil stark für eine völlig neue Sichtweise. Die Kirche wendet sich der Welt zu und fragt nach dem Wirken Gottes in dieser, in unserer Zeit. Gott lässt seine Heilsabsichten in den „Zeichen der Zeit“ erkennen, im Bemühen um Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Im Aufspüren der Zeichen seiner Zeit vor zweitausend Jahren war Jesus ein Meister. Was er begonnen hat, setzt sich fort in der Geschichte der Menschheit bis zu deren Ende.

TEXT: Josef Stricker