KVW Aktuell

Das Alter hat viele Gesichter

Potenziale des Alters nutzen
Es gibt sie nicht „die Alten“ und „die Jungen“. Jedenfalls nicht in der pauschalen Gegenüberstellung, wie sie verwendet wird.

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Bei Licht betrachtet haben Alte und Junge Gemeinsamkeiten, zum Beispiel jene, dass innerhalb der eigenen Gruppe Ausgangslagen und Interessen sehr unterschiedlich sind. Das Alter umfasst in etwa eine Spanne von 60 bis 90, immer häufiger auch bis 100, also eine Spanne von mehreren Jahrzehnten. Die öffentliche Meinung ist in Bezug auf das Alter stark von Vorurteilen geprägt. Man kann die Vorurteile schon an verwendeten Begriffen ablesen. Da wird gesagt, die Gesellschaft „überaltert“, oder die Alten seien ein Kostenfaktor.
Solche und ähnliche Aussagen beruhen auf der irrigen Vorstellung, die Alten würden nur nehmen, aber nichts geben, Kreativität und Eigengestaltung des Lebens würden nur für die Jüngeren zutreffen. Nichts ist falscher als solche und ähnliche Behauptungen.
Sicher ist, die Altersstruktur der Gesellschaft ändert sich. Der Anteil der alten Menschen nimmt zu. Politische Felder wie die Pflege werden zentraler, weil immer mehr Menschen auf Pflege und Betreuung angewiesen sein werden. Ein weiteres Problem hängt mit dem Generationenvertrag zusammen, mit der Frage wie das Einkommen zwischen dem beruflich aktiven Teil der Bevölkerung und dem, der im Ruhestand ist, aufgeteilt wird. Auch auf diesem gewiss heiklen Gebiet sollte man sich hüten, Märchen zu verbreiten, sondern den Tatsachen ins Auge sehen. Die Rentner von heute haben den Lebensstandard mitaufgebaut, den ihre Enkel jetzt genießen. Besitz, Spareinlagen werden am Ende eines Rentnerlebens ja nicht mit ins Grab genommen. Sie bleiben zurück und gehen als Erbe an die Jungen. An solchen Beispielen kann man erkennen, wie verletzend, ja menschenverachtend Äußerungen wie beispielsweise jene sind, die Alten leben auf Kosten der Jungen.
Der demografische Wandel ist kein Schreckgespenst. Es geht um würdiges Altern und um die Frage, wie gutes Leben aussieht. Es steckt viel Potenzial im Alter, wenn es gelingt, die sich daraus ergebenden Chancen zu nutzen. Senioren sind wichtig für die Pflege von Beziehungen und Kontakten. Nutznießer sind in erster Linie die eigenen Angehörigen, Kinder und Enkelkinder, aber auch - nicht zu vergessen – Einrichtungen, die heute unter dem Oberbegriff Freiwilligentätigkeit zusammengefasst werden. Die Potenziale des Alters für Wirtschaft und Gesellschaft können nur genutzt werden, wenn wir unsere Bilder vom Altern und vom Alter überdenken.

TEXT: Josef Stricker

KVW Aktuell

Ausschreibungen überdenken

Nicht der Preis darf entscheidend sein

Werner AtzWerner Atz

Öffentliche Ausschreibungen sind eine komplizierte Materie. Besonders bei Diensten, welche den Bereich des Sozialen, der Bildung oder der Gesundheit betreffen. Hier sind Dienstleistungen nicht einfach nur ein „einfacher“ Dienst, sondern sie sind sehr oft Hilfe an und für Menschen. Gerade diese Bereiche dürfen nicht der Ökonomisierung und den Gesetzen des Geldes geopfert werden. Dass diese Ausschreibungen - sofern rechtlich überhaupt erforderlich - sehr sorgfältig vorbereitet und umgesetzt werden müssen, versteht sich von selbst.
Leider mussten wir aber feststellen, dass Dienste schlussendlich aufgrund des Preises vergeben wurden. Bei der Vergabe von sozialen Dienstleistungen müssen vor allem die Qualität und die Professionalität hoch bewertet werden. Der Preis darf und sollte nur einen kleinen Teil der Begründung für die Zuweisung des Dienstes ausmachen.
Besonders bei den Ausschreibung von Diensten, welche von Betroffenenorganisationen im Sozialbereich seit vielen Jahren zur Zufriedenheit Vieler durchgeführt werden, ist äußerste Vorsicht geboten. Es soll und muss geprüft werden, ob solche Dienstleistungen überhaupt ausgeschrieben werden müssen oder nicht. Sollte es hier die rechtliche Möglichkeit geben, diese Dienste direkt zu vergeben, wäre dies die beste Lösung.
Wenn jedoch ausgeschrieben werden muss, soll die Ausschreibung der Kontinuität der Dienste und der lokalen Verankerung Rechnung tragen.
Lokal gewachsene Strukturen im Sozialbereich müssen bewahrt und unterstützt werden. Sie stehen für den ehrenamtlichen Einsatz vieler Menschen in Südtirol. Nicht alles, was finanziell „billiger“ ist, ist auch besser für die Betroffenen. Deshalb sollten die Dienste, die über Jahre hinweg von Betroffenenorganisationen gut geführt wurden, auch bei diesen Organisationen bleiben.
Dies im Sinne der Gesellschaft und der Menschen.

TEXT: Werner Atz