KVW Aktuell

Sommerakademie der Frauen

Strategien gegen Armut und Arbeitslosigkeit
Vom 15. Juni bis zum 20. Juni trafen sich 40 Frauen des internationalen Frauennetzwerks im Bildungshaus „Lichtenburg“ in Nals, um eine Woche lang über wichtige Probleme in Europa zu diskutieren und mögliche Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Neben Vertreterinnen der KAB Deutschland, Österreich und der Schweiz nahmen auch die Landesvorsitzende der Frauen im KVW, Helga Mutschlechner Holzer und fünf weitere Vertreterinnen der Frauen im KVW an der 7. „Sommerakademie“ des internationalen Frauennetzwerkes teil.

Die Politik erneut auf das Thema Armut, Arbeits-losigkeit aufmerksam machen: Das lag den Teilnehmer-innen der Sommer-akademie am Herzen. Gemeinsam erarbeiteten sie mögliche LösungsvorschlägeDie Politik erneut auf das Thema Armut, Arbeits-losigkeit aufmerksam machen: Das lag den Teilnehmer-innen der Sommer-akademie am Herzen. Gemeinsam erarbeiteten sie mögliche Lösungsvorschläge

Das Thema der diesjährigen Seminarwoche lautete „soziales Europa vor dem Aus – Strategien gegen Arbeitslosigkeit und Armut“. Auf der Grundlage verschiedener Vorträge zweier Referentinnen aus Österreich und Deutschland wurde über verschiedene Ansichten und Fakten in Europa diskutiert, und in anschließenden Arbeitsgruppen über mögliche Theorien und Lösungsvorschläge gesprochen. Als Einstieg in die komplexe Thematik arbeiteten die Teilnehmerinnen an der Erstellung einzelner Länderdossiers. Hierbei wurden geografische, politische und wirtschaftliche Merkmale ausgewählter EU-Länder genauer beleuchtet, und mögliche Brennpunkte und Entwicklungsstrategien intensiv diskutiert. Die darauffolgenden Tage waren geprägt von der Präsentation der eigenen Erfahrungswerte im jeweiligen Land, den Tätigkeitsberichten der jeweiligen Teilnehmerländer und der Entwicklung möglicher Lösungsstrategien. Die Teilnehmerinnen führten viele gemeinsame Gespräche, tauschten untereinander zahlreiche Erfahrungswerte aus und erzählten von eigenen Maßnahmen und Projekten, welche die Zunahme der Arbeitslosigkeit und Armut im direkten Umfeld eindämmen sollten. Dabei entstanden viele neue Konzeptideen und es wurde intensiv nach Möglichkeiten gesucht, die Umsetzung einiger Projekte auch in Zukunft weiter voranzutreiben und diese auch zu ermöglichen.
Im abschließenden „Landartprojekt“ wurden aus den Materialien Stein, Holz und Stoff verschiedene Stationen errichtet, welche sowohl die definierten Schwachpunkte Europas verdeutlichen sollten, aber auch die Forderungen und mögliche Lösungswege noch einmal aufzeigten. Die diskutierten Fragestellungen, Ideen und Forderungen, welche im Laufe der Woche erarbeitet wurden, wurden in Bildern und in kurzen Berichten schriftlich festgehalten. Als nächsten Schritt werden diese im Rahmen einer für die Sommerakademie verfassten Zeitschrift der Öffentlichkeit präsentiert.
Den Frauen im KVW ist es besonders wichtig, die Wirtschaftstreibenden und die Politik erneut auf das Thema Armut, Arbeitslosigkeit und besonders Jugendarbeitslosigkeit in Südtirol aufmerksam zu machen. Sie fordern ein rasches Erarbeiten von neuen Strategien und eine zeitnahe Umsetzung. Dabei ist ihnen der Weiterbestand der Förderung von Bildungseinrichtungen außerhalb der Schulen ein großes Anliegen. Neben der Eindämmung von Armut und Arbeitslosigkeit bleibt auch die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ noch immer ein wichtiges Thema, für deren Verwirklichung sich die Frauen im KVW weiterhin verstärkt einsetzen werden.

TEXT: Evi Atzwanger

KVW Aktuell

Das Alter hat viele Gesichter

Potenziale des Alters nutzen
Es gibt sie nicht „die Alten“ und „die Jungen“. Jedenfalls nicht in der pauschalen Gegenüberstellung, wie sie verwendet wird.

FOTO: K_B_by_Lupo_pixelio.deFOTO: K_B_by_Lupo_pixelio.de

Bei Licht betrachtet haben Alte und Junge Gemeinsamkeiten, zum Beispiel jene, dass innerhalb der eigenen Gruppe Ausgangslagen und Interessen sehr unterschiedlich sind. Das Alter umfasst in etwa eine Spanne von 60 bis 90, immer häufiger auch bis 100, also eine Spanne von mehreren Jahrzehnten. Die öffentliche Meinung ist in Bezug auf das Alter stark von Vorurteilen geprägt. Man kann die Vorurteile schon an verwendeten Begriffen ablesen. Da wird gesagt, die Gesellschaft „überaltert“, oder die Alten seien ein Kostenfaktor.
Solche und ähnliche Aussagen beruhen auf der irrigen Vorstellung, die Alten würden nur nehmen, aber nichts geben, Kreativität und Eigengestaltung des Lebens würden nur für die Jüngeren zutreffen. Nichts ist falscher als solche und ähnliche Behauptungen.
Sicher ist, die Altersstruktur der Gesellschaft ändert sich. Der Anteil der alten Menschen nimmt zu. Politische Felder wie die Pflege werden zentraler, weil immer mehr Menschen auf Pflege und Betreuung angewiesen sein werden. Ein weiteres Problem hängt mit dem Generationenvertrag zusammen, mit der Frage wie das Einkommen zwischen dem beruflich aktiven Teil der Bevölkerung und dem, der im Ruhestand ist, aufgeteilt wird. Auch auf diesem gewiss heiklen Gebiet sollte man sich hüten, Märchen zu verbreiten, sondern den Tatsachen ins Auge sehen. Die Rentner von heute haben den Lebensstandard mitaufgebaut, den ihre Enkel jetzt genießen. Besitz, Spareinlagen werden am Ende eines Rentnerlebens ja nicht mit ins Grab genommen. Sie bleiben zurück und gehen als Erbe an die Jungen. An solchen Beispielen kann man erkennen, wie verletzend, ja menschenverachtend Äußerungen wie beispielsweise jene sind, die Alten leben auf Kosten der Jungen.
Der demografische Wandel ist kein Schreckgespenst. Es geht um würdiges Altern und um die Frage, wie gutes Leben aussieht. Es steckt viel Potenzial im Alter, wenn es gelingt, die sich daraus ergebenden Chancen zu nutzen. Senioren sind wichtig für die Pflege von Beziehungen und Kontakten. Nutznießer sind in erster Linie die eigenen Angehörigen, Kinder und Enkelkinder, aber auch - nicht zu vergessen – Einrichtungen, die heute unter dem Oberbegriff Freiwilligentätigkeit zusammengefasst werden. Die Potenziale des Alters für Wirtschaft und Gesellschaft können nur genutzt werden, wenn wir unsere Bilder vom Altern und vom Alter überdenken.

TEXT: Josef Stricker