KVW Aktuell

Wirtschaftliche Bedeutung des Sozialbereichs

Josef StrickerJosef Stricker

Finanzkrise und neoliberale Ideologie haben das soziale Klima in Europa kälter werden lassen. Privater Reichtum steht der Finanznot öffentlicher Kassen gegenüber. Soziale Organisationen geraten zunehmend unter „Generalverdacht“. Sie werden gezwungen, sich stärker zu legitimieren und Methoden aus der Profitwirtschaft zu übernehmen. Folge davon ist eine starke Orientierung an den Kosten zu Lasten jener an inhaltlichen Zielen. Dies verursacht einen erheblichen problematischen Engpass. Während der Bedarf an Leistungen im Sozialbereich bedingt durch wachsende Ungleichheit in modernen Gesellschaften steigt, sind die Finanzflüsse gleichbleibend bzw. rückläufig
Der Sozialbereich hat neben dem rein menschlichen auch eine hohe ökonomische Bedeutung. Ein Gesichtspunkt, der in der öffentlichen Debatte meist übersehen wird. Die wirtschaftliche Bedeutung des Sozialen Sektors ist in zwei Richtungen unter die Lupe zu nehmen. Sozialwirtschaft ist erstens ein wichtiger Beschäftigungsmotor. Dies beweist das starke Beschäftigungswachstum in dieser Sparte. Die fachliche Qualität des Personals kann sich sehen lassen, auch dank der Professionalisierung auf allen Ebenen des hauptamtlichen Einsatzes in den hinter uns liegenden Jahren.
Der Sozialbereich insgesamt bietet zweitens den Rahmen für Freiwilligenarbeit. Unzählige Stunden an unbezahlter Arbeit werden abgeleistet. Damit wird nicht nur ein wesentlicher Beitrag für die Gesellschaft insgesamt erbracht, sondern es werden auch soziale Dienste angeboten, die sonst nicht finanzierbar wären. Die Erkenntnis aus dem bisher Gesagten: Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Krisen sind Investitionen in den Sozialbereich gesamtgesellschaftlich sinnvoll. Gleichzeitig sind sie ein wirksames Instrument gegen den herrschenden Trend, alles Heil in einer weiteren einseitigen Ökonomisierung zu suchen.

TEXT: Josef Stricker

KVW Aktuell

Sommerakademie der Frauen

Strategien gegen Armut und Arbeitslosigkeit
Vom 15. Juni bis zum 20. Juni trafen sich 40 Frauen des internationalen Frauennetzwerks im Bildungshaus „Lichtenburg“ in Nals, um eine Woche lang über wichtige Probleme in Europa zu diskutieren und mögliche Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Neben Vertreterinnen der KAB Deutschland, Österreich und der Schweiz nahmen auch die Landesvorsitzende der Frauen im KVW, Helga Mutschlechner Holzer und fünf weitere Vertreterinnen der Frauen im KVW an der 7. „Sommerakademie“ des internationalen Frauennetzwerkes teil.

Die Politik erneut auf das Thema Armut, Arbeits-losigkeit aufmerksam machen: Das lag den Teilnehmer-innen der Sommer-akademie am Herzen. Gemeinsam erarbeiteten sie mögliche LösungsvorschlägeDie Politik erneut auf das Thema Armut, Arbeits-losigkeit aufmerksam machen: Das lag den Teilnehmer-innen der Sommer-akademie am Herzen. Gemeinsam erarbeiteten sie mögliche Lösungsvorschläge

Das Thema der diesjährigen Seminarwoche lautete „soziales Europa vor dem Aus – Strategien gegen Arbeitslosigkeit und Armut“. Auf der Grundlage verschiedener Vorträge zweier Referentinnen aus Österreich und Deutschland wurde über verschiedene Ansichten und Fakten in Europa diskutiert, und in anschließenden Arbeitsgruppen über mögliche Theorien und Lösungsvorschläge gesprochen. Als Einstieg in die komplexe Thematik arbeiteten die Teilnehmerinnen an der Erstellung einzelner Länderdossiers. Hierbei wurden geografische, politische und wirtschaftliche Merkmale ausgewählter EU-Länder genauer beleuchtet, und mögliche Brennpunkte und Entwicklungsstrategien intensiv diskutiert. Die darauffolgenden Tage waren geprägt von der Präsentation der eigenen Erfahrungswerte im jeweiligen Land, den Tätigkeitsberichten der jeweiligen Teilnehmerländer und der Entwicklung möglicher Lösungsstrategien. Die Teilnehmerinnen führten viele gemeinsame Gespräche, tauschten untereinander zahlreiche Erfahrungswerte aus und erzählten von eigenen Maßnahmen und Projekten, welche die Zunahme der Arbeitslosigkeit und Armut im direkten Umfeld eindämmen sollten. Dabei entstanden viele neue Konzeptideen und es wurde intensiv nach Möglichkeiten gesucht, die Umsetzung einiger Projekte auch in Zukunft weiter voranzutreiben und diese auch zu ermöglichen.
Im abschließenden „Landartprojekt“ wurden aus den Materialien Stein, Holz und Stoff verschiedene Stationen errichtet, welche sowohl die definierten Schwachpunkte Europas verdeutlichen sollten, aber auch die Forderungen und mögliche Lösungswege noch einmal aufzeigten. Die diskutierten Fragestellungen, Ideen und Forderungen, welche im Laufe der Woche erarbeitet wurden, wurden in Bildern und in kurzen Berichten schriftlich festgehalten. Als nächsten Schritt werden diese im Rahmen einer für die Sommerakademie verfassten Zeitschrift der Öffentlichkeit präsentiert.
Den Frauen im KVW ist es besonders wichtig, die Wirtschaftstreibenden und die Politik erneut auf das Thema Armut, Arbeitslosigkeit und besonders Jugendarbeitslosigkeit in Südtirol aufmerksam zu machen. Sie fordern ein rasches Erarbeiten von neuen Strategien und eine zeitnahe Umsetzung. Dabei ist ihnen der Weiterbestand der Förderung von Bildungseinrichtungen außerhalb der Schulen ein großes Anliegen. Neben der Eindämmung von Armut und Arbeitslosigkeit bleibt auch die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ noch immer ein wichtiges Thema, für deren Verwirklichung sich die Frauen im KVW weiterhin verstärkt einsetzen werden.

TEXT: Evi Atzwanger