Thema

Sozialverbände im 21. Jahrhundert

Sozialromantik von gestern oderZukunftshoffnung?
Soziale Lehren und politische Programme wachsen stets von unten. Ihre wahren Autoren sind die leidenden Menschen. Vom erlittenen Leiden zum politischen oder kirchlichen Text braucht es dann Nach-Denker: also Leute, die sich mit einem einfühlsamen Herzen und Verstand reflektierend über das beugen, was sie in der Tuchfühlung mit den Leidenden und Bedrängten erfahren haben. Ziel des Nachdenkens ist es, in politischer Anstrengung Abhilfe zu schaffen.

SEHEN:“Die Menschheit steht vor der größten Herausforderung seit Generationen: Der Lebensraum, die Biosphäre, scheint schwer gestört; der Zusammenbruch des ökologischen Systems ist im Gang. Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir nicht mehr lange weitermachen können!“

Am Beginn des21. Jahrhunderts ist noch nicht eindeutig klar, ob wir einer Generation von Menschen angehören, die nur zufällig eine Jahrtausendwende erlebt hat, oder ob dieses „Millennium“ zugleich eine Zeitenwende darstellt, vergleichbar mit dem Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Die Zukunftsforschungzählt eine Reihe von Menschheitskrisen auf. Ossip Flechtheim, ein Begründer der Futurologie, nennt in seinen Publikationen sieben existentielle Herausforderungen: Rüstungswettlauf und Krieg, Bevölkerungsexplosion und Hunger, Bedrohung und Zerstörung der Umwelt, Wirtschaftskrise und Überplanung, Demokratiedefizit und Repression, Kulturkrise, Krise der Familie und Identitätsverlust des Individuums. Der deutsche Autor Henrik Müler beschreibt die „Ära eines großen Wandels“ als eine, die geprägt sei von drei großen Trends, die sich wechselseitig verstärken und überlagern:
Die Globalisierung gefährdet die politische Stabilität, weil in nicht-demokratischen Staaten die Bürger/innen mehr Mitspracherecht fordern und in hochentwickelten westlichen Ländern die zunehmend ungleiche Verteilung der Einkommen, Vermögen und Chancen das Vertrauen ins freiheitliche politische System unterminiert.
Der demografische Wandel mit sinkenden Geburtenraten bei steigender Lebenserwartung führt dazu, dass die Alterung der Gesellschaft in großen Teilen der Welt rasch voranschreitet.
Die Klimakrise spitzt sich zu. Der rasche Anstieg des Ressourcenverbrauchs und der Emissionen droht alle bisherigen Prognosen über den Klimawandel zu übertreffen.
Gemeinsam ist all diesen Beschreibungen, dass die Menschheit vor der größten Herausforderung seit Generationen steht.
Ist Sozialisation durch Sozialverbände notwendig?
Nun ist der KVW ja nicht nur ein Sozialverband, sondern trägt das „Katholisch“ im Namen. Der Wiener Pastoraltheologe Prof. Zulehner sieht die Zukunft des Menschen durch drei Defizite besonders bedroht:
Mangel an Gerechtigkeit,
Mangel an Gemeinschaft und
Mangel an Sinn. Hier sieht Gjecaj die spannendsten Herausforderungen für einen Sozialverband wie den KVW, der über seine Zukunft nachdenkt. Denn in einer ganzheitlichen Sicht, die das Menschenbild und die Religion einschließe, könnten hinter diesen Bedrohungen neue „Lebenszeichen“ sichtbar werden, die Überlebens-Träume für ein menschenwürdiges Leben hegen. Es lässt sich erahnen, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft entwickeln muss, will sie (noch) Zukunft haben. Sozialverbände, die also nicht einfach „herkömmliche Sozialisation“ leisten, sondern mit ihren Mitgliedern auf „Spurensuche“ in die Zukunft gehen.

URTEILEN: “Vom erlittenen Leiden zum politischen oder kirchlichen Text braucht es Nach-Denker: Also Leute, die nach-denken, die sich reflektierend über das beugen, was sie in Tuchfühlung mit denLeidenden und Bedrängten erfahren haben. Ziel des Nachdenkens ist es, in politischer Anstrengung Abhilfe zu schaffen.“
Soziallehren wachsen von unten
In dem Buch „Christen in der Arbeitswelt“ hat Professor Zulehner einige Zusammenhänge so genau getroffen, dass sie uns eine neue Dimension eröffnen und uns von einer - scheinbaren oder tatsächlichen - „Sozialromantik“ zu einer „Zukunftshoffnung“ führen können. Soziale Lehren undpolitische Programme wachsen stets von unten. Ihre wahren Autoren sind die leidenden Menschen. Vom erlittenen Leiden zum politischen oder kirchlichen Text braucht es dann Nach-Denker: also Leute, die sich mit einem einfühlsamen Herzen und Verstand reflektierend über das beugen, was sie in der Tuchfühlung mit den Leidenden und Bedrängten erfahren haben. Ziel des Nachdenkens ist es, in politischer Anstrengung Abhilfe zu schaffen. Diese Pflicht zum Eintauchen in das alltägliche Leiden der Betroffenen haben alle, die Programme formulieren, kirchliche oder politische. Lateinamerikanische Befreiungstheologen sprechen von „Immersion“, vom Eintauchen in die Lebensverhältnisse der Anderen. Anders erreichen Programme keine Wirkung. Nur so verstehen wir die historische Wirkkraft von Karl Marx, Ferdinand Lasalle, Viktor Adler ... Karl Freiherr von Vogelsang, Joseph Scheicher, Leopold Kunschak ... oder später der Arbeiterpriester Frankreichs oder der Befreiungstheologen rund um den Erdball. Alle haben sie als wahre Humanisten aus den Leiden des Proletariats, heute des Prekariats, also der Ärmsten der Armen, gelernt.
Lebens-Erwartung
Quer zur Vielfalt organisierter Religion herrscht heute eine europaweite Grundstimmung, welche die Pädagogin und Soziologin Marianne Gronemeyer mit dem Bild „Leben als letzte Gelegenheit“ eingefangen hat. Es ist jene Lebensgestalt, welche in der knappen Zeit von neunzig Jahren optimales undleidfreies Glück ernötigen will: in der Liebe, in der Arbeit und im Amüsement. Es ist - in theologische Bilder übersetzt - der Versuch, den Himmel (der über einem verschlossen zu sein scheint) auf Erden zu erreichen. Oder - in Abwandlung von Karl Marx: Aus der Vertröstung auf das Jenseits wurde eine Vertröstung auf das Diesseits. Das erste Merkmal eines solchen Lebens ist, dass es immer schneller wird. Solches Leben wird aber zunehmend anstrengend, anfordernd, ja überfordernd:
wir arbeiten und zu Tode (Diana Fassel), wir amüsieren uns zu Tode (Neil Postman) und die Liebe stirbt immer öfter an Überforderung (Jürg Willi)
Es wundert nicht, dass solches Leben geprägt ist von der untergründigen Angst, letztlich es nicht zu schaffen, mit seiner Jagd nach dem Glück.

HANDELN: “... viele Gewerkschafter/innen aus den Reformländern Mittel- und Osteuropas beschreiben den Weg seit 2004 als „Kolumbus-Fehler“. Sie meinen damit, Christoph Kolumbus habe einen Seeweg nach Indien gesucht, sei aber in Amerika gelandet. Die Reformländer wollten nach Europa - und seien ebenfalls in Amerika gelandet.“
Spurensuche nach Lebensmustern
Mit der weltweiten Wirtschaftskrise seit 2008/09 sind grundsätzliche Überlegungen in den Hintergrund getreten und „Überlebensstrategien“ für viele Regierung die derzeitige Praxis. Wenn wir als Gesellschaft bei all den angesprochenen Entwicklungen und Bedrohungen nicht im „Wilden Westen“landen wollen, wo einst die Gesetzlosigkeit und die Waffengewalt regierten, wird uns die Denkaufgabe, in welche Richtung wir uns eigentlich entwickeln wollen, nicht erspart bleiben. Besonders müssen wir bei einem solchen Wechsel des Denkmusters nach den Benachteiligten und Armen fragen. Und grundsätzlicher, ob ein Markt ohne Ethik funktionieren kann. Wird der fundamentale Zweck von Wirtschaft, nämlich die Versorgung mit Gütern, zum alleinigen Sinn von Wirtschaft gedeutet? Wettbewerb wird zum Wert an sich, der andere humane, ökologische, soziale und demokratische Werte verdrängt. Es kommt zu einer führungslosen Herrschaft des fundamentalen Zwecks der Wirtschaft, der sich keinem Ziel zu verantworten hat.Ökonomische Kategorien treten an die Stelle von Ethik, schreibt der deutsche Theologe Franz Segbers.
Ökosoziale Marktwirtschaft
Mit der Jahrtausendwende finden wir uns an einer Bruchstelle zwischen den brüchig gewordenen Säulen von Familie und Staat und einer globalen Marktwirtschaft, die ihre Sesshaftigkeit aufgegeben hat und sich ohne Zögern dorthin begibt, wo sie den meisten Profit erwartet. Umso notwendiger erscheint die Forderung: „Marktwirtschaft bedarf sozialer und ökologischer Rahmenbedingungen, damit sie dem Leben dient und auf Dauer erfolgreich ist.“ (Ökumenisches Sozialwort).
Josef Riegler ist ein weit über Österreich hinausstrahlender Visionär, der mit dem Konzept der „Ökosozialen Marktwirtschaft“ eine Richtung vorschlägt, die sich zielsicher zwischen jene Konzepte stellt, welche offensichtlich im 20. Jahrhundert gescheitert sind. Der Markt kennt nur Angebot und Nachfrage. Wenn man ihn nicht zähmt, kommen Menschen und ganze Gesellschaften unter die Räder. Den Markt zu bändigen ist also eine ganz wesentliche Forderung der Ökosozialen Marktwirtschaft.
Das Scheitern des anderen Extrems, wo die von kommunistischen Parteizentralen gesteuerte Planwirtschaft den Markt ersetzen wollte, ist so eindeutig, dass es außerhalb Nordkoreas kaum noch erklärt werden muss. Doch auchhier ist das Menschenbild angesprochen, weil ja Freiheit und Menschenrechte bzw. deren Verlust ein wesentliches Bewertungskriterium aller politischen Konzepte sein müssen. Neben der Zähmung des Marktes durch soziale und ökologische Rahmenbedingungen, wird mit der Ökosozialen Marktwirtschaft auch immer die Balance angesprochen. Im Grundsatzprogramm der Christgewerkschafter/innen Österreichs heißt es: „Das Ziel der Ökosozialen Marktwirtschaft liegt in der Balance zwischen einer leistungsfreundlichen Wirtschaft, sozialer Solidarität und Schutz der Umwelt.“ Neben diesen beiden Hauptmerkmalen, Zähmung des Marktes und Balance, wird aber im Kern unser Menschen- und Weltbild angesprochen. Daher ist die „Ökosoziale Marktwirtschaft“ nicht nur ein ernstzunehmendes Zukunftsmodell, sondern ein „Lebensmuster“ wo bisherige Gewohnheiten aufgebrochen werden müssen, damit wir von einer „Zivilisation des Raubbaus“ zu einer „Zivilisation der Nachhaltigkeit“ kommen. Weil es schlicht um unser Überleben geht! Die Bekämpfung des Elends in der Weit ist kein Almosen, sondern ein humanitärer Imperativ. So verstandene Entwicklungspolitik umfasst den Abbau der weltpolitischenund weltwirtschaftlichen Entwicklungshemmnisse ebenso wie den Aufbau einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zur Lösung globaler Herausforderungen. Die Ökosoziale Marktwirtschaft will die Welt in eine neue Balance bringen. So kann sie sich als das effektivste heute mögliche Friedens- und Wirtschaftsförderungsprogramm für die kommenden Jahrzehnte erweisen.
Überlasst die Zukunft nicht dem Zufall!
Diesen Satz hat Papst Johannes Paul ll in Wien den Vertreter/innen der Kath. Arbeiter/innenjugend (KAJ) und Arbeitnehmer/innenbewegung (KAB) zugerufen. Es ist kein Zufall, dass gerade jene Verbände, die sich um die Umsetzung der Orientierungen und Werte der Christlichen Soziallehre bemühen, besonders gefordert sind. Denn entgegen aller Prognosen, dass sich die Arbeitswelt überlebt hätte, zeigt sich, dass Arbeit nach wie vor - und wohl auch in Zukunft - ein Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe ist. Dabei ist „GUTE ARBEIT“ ein Gegenentwurf zur erlebten Realität vieler Menschen. Mindestens ein Drittel unserer wachen Zeit verbringen wir in der Arbeit. An unseren Arbeitsplätzen wird die Weit gestaltet, werden Ressourcen verbraucht, Produkte erzeugt, Dienste geleistet. Dort entscheiden sich Glück und Unglück, Gerechtigkeit und Ausbeutung, Sinnhaftigkeit und Frustration. Der Christlichen Soziallehre geht es auch um das Leben vor dem Tod. Der Gott der Bibel interessiert sich für unsere Arbeit. Das tägliche Brot, um das wir bitten, ist wichtig. Es ist aber auch wichtig, unter welchen Umständen es verdient wird. GUTE ARBEIT ist mehr. Mehr als bloß Wirtschaftlichkeit, mehr als ein reiner Kostenfaktor. GUTE ARBEIT garantiert die Würde des Menschen, sorgt für gerechtesEinkommen, trägt Verantwortung für die Umwelt.
Sozialverbände im Allgemeinen - und der KVW in Südtirol im Besonderen - haben eine starke Verwurzelung in der Vergangenheit. Aber diese starken Wurzeln sind auch notwendig, um in einer Welt, die für viele Menschen sehr unübersichtlich gewordenist zu bestehen und diesen Menschen - ihren Mitgliedern und der ganzen Gesellschaft - Orientierung anzubieten. ln Rom hat Papst Franziskus mit seinem Schreiben „Evangelii Gaudium“ viele Hoffnungen geweckt. Er verurteilt scharf die scheinbar „absolute Autonomie der Märkte und der Finanzspekulation“ und erinnert uns daran, dass „die verantwortliche Wahrnehmung der Bürgerpflicht eine Tugend ist und die Teilnahme am politischen Leben eine moralische Verpflichtung bedeutet.“ Der Katholische Verband der Werktätigen (KVW) steht auf einem soliden Wertefundament und stellt nicht nur fürdie Menschen in Südtirol, mit all dem vielfältigen Engagement und doch aus einer starken Wurzel Kraft schöpfend, eine Zukunftshoffnung dar!
Andreas GjegajAndreas Gjegaj
Andreas Gjegaj sprach auf der Landesversammlung zur Zukunft der Sozialverbände.

ZUSAMMENFASSUNG DER REDE
von Andreas Gjecaj bei der KVW Landesversammlung

Kommentar

Finanzierung der Gemeinden

Zwischen Sparen und kreativer Geldbeschaffung
Die Finanzlage der Südtiroler Gemeinden konnte bisher als recht gut bezeichnet werden. Mit dem seit drei Jahren anhaltenden Abwärtstrend an verfügbaren Geldmitteln sucht man jedoch auch in den Gemeindestuben nach neuen Möglichkeiten und Formen der Finanzierung.

Andreas Schatzer, Präsident des GemeindenverbandesAndreas Schatzer, Präsident des Gemeindenverbandes

Ausschlaggebend für diese Entwicklung sind die seit einigen Jahren anhaltenden ungünstigen wirtschaftlichen Bedingungen in Italien sowie die zwar bereits eingeleiteten, jedoch noch unwirksamen Reformen, sodass auch mittlerweile bei uns ungewohnt hohe Arbeitslosigkeit herrscht und wir mit Insolvenzen und Konkursenin jeder Branche zu kämpfen haben.
Daher sind auch die Gemeindeverwaltungen gefordert, neue Wege zu suchen. Unsere Pläne und Leitziele richten sich nach wie vor an den Bedürfnissen unserer Bevölkerung. Diese wünscht sich einen angenehmen und bezahlbaren Wohnort, Unterstützung in der alltäglichen Vereinbarkeit von Beruf, Schule und Familie und ein gesichertes soziales Netzwerk. Das bedeutet, Gewerbe- und Wohnflächen zu erschließen, Straßen und öffentliche Gebäude instand zu halten und soziale Betreuung zu garantieren.
Keine Pro-Kopf-Quote mehr
Eine unserer wichtigsten Finanzierungsquellen war bis zum Jahr 2011 die Zuweisung des Landes, sie erfolgte mittels einer Pro-Kopf-Quote. Seit 2012 gilt ein neues Finanzierungsmodell mit Schwerpunkt Aufgabenorientierung. Dabei werden die Finanzmittel nach aufgabenorientierten, demografischen, regionalen sowie topografischen Kriterien vergeben, sodass es zu einer Umverteilung der Mittel zwischen den Gemeinden gekommen ist. Derzeit wird dieses Modell weiterentwickelt, um zu prüfen, ob auch ballungsraumspezifische und zentralörtliche Aufgaben stärker berücksichtigt werden müssen.
Neuer Weg: GIS
Neue Wege werden auch in eigenen Einnahmen, wie etwa in der Gemeindeimmobiliensteuer, kurz GIS, gesucht. Die Gemeinden waren deshalb sehr erfreut, als es hieß, in Südtirol wird die GIS selbst geregelt und verwaltet. Dass heuer aber dann von den geschätzten 180 Millionen Euro Steuereinnahmen wieder gut 140 Millionen Euro vom Land abgezogen werden, um den Staatshaushalt zu sanieren, war dann schon sehr enttäuschend. Mit der neuen Steuer wären einige Gemeinden schon imstande gewesen, sich selbst zu finanzieren und so auf eine Landeszuweisung zu verzichten. Enormes Finanzierungspotential sehen die Gemeindeverwalter/innen dann auch im Energiesektor. Dabei wünschen wir uns, dass die Einnahmen aus der Wasserkraft wirklich im Lande, das heißt auch bei den Gemeinden, verbleiben.
Einsparungsmöglichkeiten nutzen
Auch das Sparen in sich birgt so manche Finanzreserve. Schon im alten Rom war Cicero der Meinung: „Die Menschen verstehen nicht, welch große Einnahmequelle in der Sparsamkeit liegt.“ So ist Sparen bereits seit Jahren in unseren Gemeinden groß geschrieben. Konkret denkt man hier an eine Erweiterung in der Zusammenarbeit in Form von Zusammenlegungen von Diensten mit Nachbargemeinden, an Einsparmöglichkeiten im Energieverbrauch und an den Abbau der nicht mehr überschaubaren Bürokratie. Positive Erfahrungen wurden da schon gemacht: gemeinsame Dienste wurden von der Bevölkerung gut angenommen und die Qualität der Dienste konnte zusätzlich verbessert werden. Es hat sich jedenfalls gezeigt, dass unter einem gemeinsamen Dach auch effizienter und kostengünstiger gearbeitet werden kann. Dazu bieten sich noch viele neue Möglichkeiten, die auszuloten und zu nutzen sind. Wir sollenhier nicht den Fehler machen und Neues vorschnell als bloßen bürokratischen Aufwand verurteilen. Gemeinsam erbrachte Dienste sind Chancen zu mehr Qualität und zu weniger Kosten.
Ehrenamt und Freiwilligenarbeit stärken
Schließlich nehmen auch die Freiwilligenarbeit und das Ehrenamt beim Thema Finanzen eine bedeutende Rolle ein. Nicht auszumalen, wenn die hohe Ehrenamtlichkeit in unseren Gemeinden wegfiele und sämtliche Dienste entgeltet werden müssten. Wertschätzung und Hilfestellung ist das Mindeste, das den vielen Freiwilligen zusteht, denn Ehrenamtlichkeit ist und bleibt bestes Beispiel dafür, dass Bürgerinnen und Bürger selbstlos Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen und dass Werte wie Mitmenschlichkeit und Solidarität auch heute noch gelten.
Die Gemeinden Südtirols werden trotz wenig werdender Finanzmittel ihre Aufgaben auch in Zukunft verantwortungsvoll und im Sinne unserer Bürger wahrnehmen und somit auch weiterhin ein Beispiel für gut funktionierende öffentliche Verwaltung in Südtirol sein.

TEXT: Andreas Schatzer