KVW Aktuell

Start der Diözesansynode

Heimat im Glauben: mitreden– mitbauen
Vielen Menschen in unserem Land liegen der Glaube an Jesus Christus und der tätige Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden am Herzen. Dennoch befindet sich die kirchliche Landschaft in Südtirol unübersehbar im Umbruch. Um diesen Wandel zu gestalten und durch gemeinsam getragene Entscheidungen zu prägen hat Diözesanbischof Ivo Muser am 30. November 2013 die zweite Synodeder Diözese Bozen-Brixen eröffnet.

Als beratendes Organ für den Bischof hat die Synode den Auftrag, Weichen für die Zukunft der Kirche in unserem Land zu stellen. Der synodale Prozess soll die ganze Ortskirche einbinden und die Einheit untereinander und mit Gott festigen. Der Geist Gottes leitet und erneuert seine Kirche unablässig und von diesem Vertrauen auf die neuschöpfende Kraft des Geistes wird die Synode getragen sein, gemäß dem Motto: „Auf dein Wort hin … mit Freude und Hoffnung“.
In der Synode geht es um die Menschen im unseren Land. Die Anliegen und Bedürfnisse der Bevölkerung sollen deshalb von Anfang an im Mittelpunkt stehen. Aus diesem Grund beginnt die Synode mit einer Befragung der Bevölkerung, aus welcher die Themen der Synode hervorgehen werden. Dies geschieht in zwölf offenen Veranstaltungen, die bis Februar 2014 im ganzen Land stattfinden werden. Unter der Fragestellung „Heimat im Glauben: mitreden – mitbauen“ begegnen sich in diesen Veranstaltungen alle Interessierten der jeweiligen Bezirke, um sich Gedanken zu machen über die Lage und Zukunft des christlichen Glaubens in Südtirol und um im gegenseitigen Austausch Ideen und Projekte zu schmieden. Die Veranstaltungen dauern jeweils von 9 bis 17 Uhr und sind nach der Methode „Open Space“ organisiert.
Jedes Anliegen und jede Meinung haben hier Platz und finden ihren Weg in die Synodenversammlung. Die Resultate der Veranstaltungen werden in Protokollform den Synodalen weitergeleitet, welche auf dieser Grundlage in der zweiten Sessionder Synode am 4. und 5. April 2014 die Themen der Synode festlegen werden.
Damit dieser Auftakt der Synode gelingt und damit wirklich die Anliegen von uns allen am Anfang dieses gemeinsamen Weges stehen, ist jede und jeder von uns gefordert und gefragt: nicht nur Gläubige, sondern alle Menschen,die ihren Beitrag leisten möchten, sind herzlich eingeladen mitzureden und an der Kirche mitzubauen.
Um einen möglichst reibungslosen Ablauf der Veranstaltungen zu garantieren, bittet das Sekretariat der Diözesansynode um Voranmeldungen. Diese können über synode@bz-bx.net, per Post an die Diözesansynode, Domplatz 2, 39100 Bozen oder vormittags per Telefon (0471 306 288), per sms: 338 66 96 406 erfolgen.
Vertreter/innen des KVW in der Synode:
Werner Steiner
Maria Mayr Kußtascher
Anneliese Weiss Angerer
Offene Veranstaltungen„Heimat im Glauben: mitreden – mitbauen“:
11. Jänner 2014: Brixen
(Cusanus Akademie / deutsch- und italienischsprachig), Bozen (Rainerum / deutschsprachig)
18. Jänner 2014: Meran
(Landesberufsschule „Luis Zuegg“ / deutschsprachig), Bozen (Rainerum / italienischsprachig)
25. Jänner 2014: Sterzing
(Schulsprengel Sterzing I / deutsch- und italienischsprachig), Schlanders (Kulturhaus Karl Schönherr / deutsch- und italienischsprachig)
1. Februar 2014: Bruneck
(Michael-Pacher-Haus / deutsch- und italienischsprachig), Auer (Fachoberschule für Landwirtschaft / deutschsprachig)
8. Februar 2014: Meran
(Landesberufsschule „Luis Zuegg“ / italienischsprachig), Salurn (Noldin-Haus / italienischsprachig)

KVW Aktuell

Erwerbsbiografien werden bunter

Podiumsdiskussion zur Arbeit, ihren Chancen und Entwicklungen
Bei der vom KVW organisierten Podiumsdiskussion ging es darum die Veränderungen in der Arbeitswelt aufzuzeigen und die Entwicklungen als eine Chance zu sehen.

V.l. Judith Bertagnolli, Josef Negri, Tila Mair und Helga Pedrotti.V.l. Judith Bertagnolli, Josef Negri, Tila Mair und Helga Pedrotti.Josef StrickerJosef Stricker

Die am meisten gespürte und besprochene Veränderung in der Arbeitswelt ist die steigende Arbeitslosigkeit. Dies ist seit etwa zwei Jahren in Südtirol Thema, nachdem es vorher 40 Jahre ständiges Wachstum und fast Vollbeschäftigung gegeben hat. „Wir haben viele Änderungen gar nicht wahrgenommen, weil es uns so gut ging und wir verwöhnt waren“, analysierte Tila Mair vom SGB die Veränderungen in der Arbeitswelt. Selbstkritisch stellte sie fest, dass die Gewerkschaften ebenso wenig vorbereitet waren wie die Politik.
Eintönige Arbeiten fallen weg
Josef Stricker, geistlicher Assistent des KVW, appellierte daran, die Änderungen nicht an sich negativ zu sehen. Es gebe verschiedene Ursachen für die Arbeitslosigkeit, wobei in der medialen Diskussion eine differenzierte Betrachtung oft zu kurz komme. So sie die Produktivität der Wirtschaft dank der Technologie in den vergangenen Jahren stets gestiegen. „Es braucht aber weniger Arbeitskräfte und vor allem niedere, einfache, eintönige Arbeiten sind weggefallen, was ja an sich nicht negativ zu sehen ist“, stellte Stricker klar.
Der Direktor des Unternehmerverbands, Josef Negri, berichtete, dass das produzierende Gewerbe neue Arbeitsplätze geschaffen habe. Qualifizierte Arbeitnehmer haben nach wie vor gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Südtirol stehe auch bei den Zahlen zur Jugendarbeitslosigkeit im Vergleich recht gut da. Ähnliches lasse sich auch von Ländern sagen, in denen es die Lehre als Ausbildungsweg für die Jugend gibt. Deshalb sieht Negri in der Aufwertung der praktischen Berufe ein Mittel, um die Veränderungen in der Arbeitswelt positiv zu meistern.
Einig waren sich die Podiumsteilnehmer darin, dass es ein Arbeitsleben in einem Betrieb, von der Jugendbis zur Pensionierung, nur mehr selten geben wird. Umbrüche und Veränderungen werden zu den Erwerbsbiografien der heute jungen Menschen gehören. Deshalb wird das lebenslange Lernen noch wichtiger, Umschulungen werden an der Tagesordnung sein.
Berufliche Neuorientierungen
Helga Pedrotti ist eine dieser Menschen, die in ihrer Erwerbsbiografie viele Brüche haben. Sie hat in Berlin gearbeitet, hat verschiedene Ausbildungen absolviert, war in Argentinien Tango-Lehrerin, ist nach Südtirol zurückgekehrt und war hauptamtlich bei den ArbeitnehmerInnen und ist jetzt Direktorin eines Altenheimes. In ihrem Leben hat es viele berufliche Neuorientierungen gegeben und auch die Zeiten ohne Erwerbsarbeit dazwischen sieht sie positiv. „Es waren immer Zeiten der Vorbereitung; so wie sich Samen im Winter aufs Keimen vorbereiten, sieht man danach klarer, was in einem steckt“, meinte sie rückblickend. Durchaus kritisch sieht sie die alleinige Konzentration auf die Erwerbsarbeit. Denn dann wird das arbeitslos Sein zum Problem, da man sich seinen Wert einzig aus der Arbeit zieht. Es gibt andere Dinge im Leben, die Erfüllung bedeuten. Jeder und jede, der/die sich einbringt, bekommt etwas zurück. Um diese Veränderungen anzunehmen und gut zu meistern, braucht es Mut, die Lust am Arbeiten, am Gestalten und am etwas Weiterbringen.
Chance Mehrsprachigkeit
Josef Negri sieht für die jungen Menschen, die – so wie in Südtirol – mehrsprachig aufwachsen und eine gute Ausbildung genießen, gute Chancen in Europa. Diese positiven Nachrichten brauche es, da wir weniger unter einer Wirtschaftskrise sondern mehr unter einer Vertrauenskrise leiden.
Für Josef Stricker ist das Wirtschaftsmodell vom „immer mehr, immer größer, immer schneller“ in Krise geraten. Die Übernutzung der menschlichen, ökologischen und finanziellen Ressourcen mache uns zu schaffen. „Es ist die Frage zu stellen, welches Wachstum wir brauchen“, so Stricker. Und hier tun sich neue Perspektiven auf. Die Technologie stoßt dort an ihre Grenzen, wo es den Menschen braucht, zum Beispiel in der Bildung und in der Pflege. „Bereiche, in denen es um die Pflege menschlicher Beziehungen geht, bergen große Potentiale“, zeigte sich Stricker überzeugt.

Text: Ingeburg Gurndin