KVW Aktuell

Klausurtagung des Verbandes

Die Menschheit hängt am Schutz der Schwächeren

Auf Einladung des Landesvorsitzenden Werner Steiner traf sich der im Frühjahr neu gewählte Landesausschuss zur Klausurtagung im Hotel Masatsch in Kaltern um gemeinsam Werte und Leitsätze des KVW zu diskutieren. Kennenlernen, Austausch und Gemeinschaft bilden – das waren die Ziele, die sich der Landesausschuss für dieses Treffen gesetzt hatte.
Die am Vormittag gehaltenen Referate von Josef Stricker und den Vorstandsmitgliedern zur christlichen Sozialpolitik und zu den KVW Leitsätzen regten eine konstruktive Diskussion und Auseinandersetzung in den nachmittags durchgeführten Arbeitsgruppen an.
Werner Steiner betonte die Bedeutung des Leitbildes, das als Grundlage für die Arbeit und Bewegung des Verbandes dient. Das Leitbild schafft Identifikation und ist Orientierung im täglichen Handeln sowohl für ehrenamtliche als auch hauptamtliche MitarbeiterInnen im KVW. Die in den vier Arbeitsgruppen gesammelten Ideen und Anregungen sind Grundlage für die zukünftige Weiterentwicklung des Verbandes.
Josef Stricker unterstrich nochmals die Wichtigkeit des KVW als Sozialverband. Als Christen haben wir die Aufgabe, uns für gesellschaftspolitische Fragen einzusetzen. Dies geschieht in zweifacher Weise: indem aufs Gemeinwohl geachtet wird und auf die Schwachen in der Gesellschaft, die Schutz brauchen. Einer der markantesten Unterschiede zwischen der Tierwelt und den Menschen besteht darin, dass bei den Tieren sich der Starke durchsetzt und der Schwache eingeht. Bei den Menschen sollte es umgekehrt sein. Das Menschsein hängt am Schutz des Schwachen.
Diese Stimme für sozial Schwache, Benachteiligte, Ausgegrenzte, aber auch gegen allgemeine Missstände erheben erfordert Mut und Zivilcourage. Zivilcourage bedeutet im Verband nicht, keine Ängste zu haben. Zivilcourage bedeutet, sich mit den Ängsten auseinanderzusetzen, trotzdem zu handeln und sich aktiv einzubringen sowohl auf Orts- als auch auf Landesebene. Der KVW will nicht wegschauen, wenn Schwächeren Unrecht geschieht.
Unsere Leitsätze:
Wir treten für eine solidarische Gesellschaft ein.
Wir greifen die aktuellen Nöte der Menschen auf und bieten Hilfen an.
Wir initiieren und unterstützen sozialpolitische Aktionen.
Durch Weiterbildung fördern wir Eigenständigkeit und Qualifikation von Menschen.
Durch professionelle Dienstleistungen bieten wir Beratung und Unterstützung an
Wir schaffen Orte sozialer Begegnung.

KVW Aktuell

Genug für alle – ein biblisches Grundprinzip

Josef StrickerJosef Stricker

Die Erzählung vom Manna – erzählt im Buch Exodus 16 - ist eine Geschichte über das „Genug für alle“. Die Wüste ist ein gefährlicher Ort. Das aus der Sklaverei in Ägypten befreite Volk bekommt die Tücken der Wüste zu spüren. Zwei Gefahren gilt es abzuwenden. Hunger macht sich breit, das Volkbeginnt zu murren: „Wären wir doch in Ägypten geblieben, wo wir bei den Fleischtöpfen saßen und Brot in Fülle zu essen hatten“. Die Suche nach einem Sündenbock beginnt. Ihr habt uns in die Wüste geführt, wirft das Volk Mose und Aron vor. In Bedrängnis suchen die Menschen nach jemandem,der schuld ist. Das ist die erste Gefahr. Die andere Gefahr, sobald das Volk im gelobten Land angekommen sein wird, greift die Gottvergessenheit um sich, wie das immer in Zeiten von Reichtum und Wohlstand geschieht.
Gibt es beide Gefahren nicht auch bei uns? Gerade wenn wir an die Einstellung vieler Mitbürger bei der Aufnahme von Flüchtlingen und Zuwanderern denken, erleben wir sie doch. Auf der einen Seite die Sündenböcke, die Fremden, die an allem schuld sind. Auf der anderen Seite die Selbstverständlichkeit, mit der die Güter der Welt in Anspruch genommen werden, als hätten wir sie alle selbst geschaffen.

Gott will, dass das Volk beiden Gefahren widersteht. Zeigen will er es dadurch, dass er Neues schafft. Manna hat es noch nie gegeben. Die Erzählung vom Manna, dem Himmelsbrot in der Wüste, beinhaltet eine klare Botschaft: Jeder bekommt genug, alle werden satt. Es gibt für jeden soviel, wie er braucht, um satt zu werden, aber niemals mehr. Die Geschichte des Manna lehrt uns auch die Weisheit des Genug.

Am sechsten Tag liegt plötzlich die doppelte Menge am Boden. Was bedeutet das? Allgemeine Ratlosigkeit macht sich breit. Wir wissen, es geht um die Einführung des Sabbat. Es ist die doppelte Menge, weil am siebten Tag auch der Himmel ruht.

Text: Josef Stricker