Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Ingeburg GurndinIngeburg Gurndin

Zeitbanken sind genau das, was das Wort schon sagt: wie bei einer Bank wird ein Konto geführt, auf dem Zeit gutgeschrieben oder abgebucht wird. 15 solcher Zeitbanken gibt es in Südtirol. Sie funktionieren durch Ehrenamtliche, die die Organisation der Bank übernehmen und Angebote und Nachfragen sammeln und versuchen, zusammenzubringen.
Dem ganzen liegt die Haltung einzelner zugrunde, etwas in die Gemeinschaft einzubringen und daraus auch etwas entgegenzunehmen. Neben der Solidarität ist also auch ein Selbstzweck dabei: ich gebe Zeit und ich bekomme Zeit.

Ich kann aber auch Zeit fürs Alter ansparen. Und dies ist ein interessanter Aspekt, der in einigen Ländern schon praktiziert wird, bei uns in Südtirol jedoch noch nicht. Solange ich agil bin und gerne etwas tue, biete ich meine Talente und Fähigkeiten über die Zeitbank an. Diese Zeit wird mir gutgeschrieben und im Alter oder wenn ich aus anderen Gründen mal auf Hilfe angewiesen bin, kann ich davon profitieren und sie in Anspruch nehmen.

Und noch ein Aspekt ist bei der Zeitbank interessant. Die Tauschgeschäfte funktionieren ganz ohne Geld. Gutgeschrieben wird nur die Zeit, also Viertelstunden oder Stunden. Zeit ist wertbeständig, es gibt keine Inflation. Eine Stunde heute ist auch in fünf Jahren noch genau gleich viel wert.

Ingeburg Gurndin

KVW Soziales
Für viele ist die Lehre der richtige Weg

Gute Noten für duale Ausbildung

Zwei von drei Lehrlingen sagen, auf dem Weg zu ihrem Wunschberuf zu sein. Trotzdem dachte fast jede/r Dritte daran, seine/ihre Lehre abzubrechen. Dies sind einige der Ergebnisse, die eine Befragung vonüber 400 Jugendlichen ergab. Über die Berufsschulen haben die KVW Jugend und die ASGB Jugend 18 Fragen an Berufsschüler/innen gestellt, die den dualen Ausbildungsweg gewählt haben. Sie machen eine Lehre und besuchen gleichzeitig die Berufsschule.

Die KVW Jugend hat zusammen mit der ASGB-Jugend 1000 Fragebögen mit 18 Fragen verteilt. Zurückgekommen sind 428 Stück. Diese wurden nun ausgewertet und die Ergebnisse vorgestellt. Dagmar Trafoier von der KVW Jugend erklärt, dass die Ergebnisse durchaus positiv sind.
Zufrieden mit Lehre
80 Prozent der Jugendlichen sind mit ihrer Ausbildung im Betrieb und in der Schule zufrieden. 68 Prozent absolvieren genau jene Lehre, die sie sich gewünscht haben. Einige Ergebnisse der Umfrage geben aber auch darüber Aufschluss, wo Handlungsbedarf bestehe. So dachte fast jeder Dritte darübernach, seine Ausbildung abzubrechen. „Hier sind die Gründe für den möglichen Abbruch genauer anzusehen und auch zu überlegen, was passiert, falls sie tatsächlich die Lehre hinschmeißen“, erklären Dagmar Trafoier und Alexander Wurzer.
Wunschberuf gefunden
Doch auch ein Drittel der Jugendlichen hat keinen Ausbildungsplatz im Wunschberuf gefunden. Und nur sechs Prozent der Befragten haben sich von der Berufsberatung bei ihrer Berufsentscheidung helfen lassen. KVW Jugend und ASGB-Jugend fordern eine Aufwertung der Berufsberatung, damit die jungen Menschen bei so wichtigen und weitreichenden Entscheidungen genügend Unterstützung und professionelle Beratung bekommen. Überrascht hat auch die Aussage von 57 Prozent der Befragten, die angeben, regelmäßig Überstunden zu machen. Dies trifft auf die minderjährigen Lehrlinge ebenso zu wie auf dieVolljährigen.
Ungewisse Zukunft
Die ungewissen Zukunftsaussichten belasten auch die Lehrlinge. So weiß fast jeder Zweite nicht, ober er nach Beendigung der Lehre vom Betrieb übernommen werde. Nicht so zufrieden sind die Lehrlinge auch mit der Anerkennung ihres Berufes. Mehr als die Hälfte von ihnen stuft das Ansehen ihres Berufes nur als mittelmäßig ein, nur knapp jeder Fünfte beantwortete diese Frage mit hoch. Wobei über 80 Prozent der Befragten angeben, dass ihnen die gesellschaftliche Anerkennung ihres Berufes bzw. ihrer Ausbildungswahl wichtig und sehr wichtig sei.
In Südtirol sind 4022 Jugendliche mit einemLehrvertrag beschäftigt, davon sind 1.524 minderjährig und 2.499 18 Jahre und älter. 62 Prozent der Lehrlinge sind männlich, 38 Prozent weiblich.
Ausbildungssektoren
Landwirtschaft 3 Prozent
Gastgewerbe 21 Prozent
Handel 15 Prozent
Industrie 6 Prozent
Handwerk 55 Prozent

Text: Ingeburg Gurndin